32/7/24 Philonius zu seiner Vogelfreiheit

Aus Trigardon
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Liebe Brüder, Schwestern, Freunde und Vernünftige des Reiches Trigardon,

die jüngsten Ereignisse fordern von der Intelligenz unseres Landes erhöhte Wachsamkeit. Ein jeder, der in der Geschichte Trigardons bewandert ist, sollte die Alarmglocken läuten hören.

Unserem geliebten Trigardon, dem blühendsten Reich der Mittellande, droht der Rückfall ins Verderben, in eine Zeit, die wir längst hinter uns glaubten. Wir laufen Gefahr, dass die selbstsüchtigen Ränkespiele von Möchtegern-Hochfürsten das Land wieder in jenes Chaos stürzen, aus dem wir es mit der neuen Ordnung einst geholt haben.

Neben Ansprüchen des vermutlich untoten Ador II. sind nun über Nacht mit einem raffinierten Plan neue Protagonisten auf die Bühne der Machtpolitik getreten und wir – das einfache Volk, wir Männer und Frauen ohne schimmernde Rüstungen - drohen wieder nahezu schutzlos zwischen den Fronten blutrünstiger Ritter zerrieben zu werden.

Wovon ich spreche? Ihr habt es vermutlich noch nicht bemerkt, doch es wird Zeit, dass auch Ihr wisst, was hinter den Kulissen des Reiches in aller Heimlichkeit vollzogen worden ist!

Fast unbemerkt ist im Rahmen des Festes der Freundschaft die Epoche der Stabilität, durch einen hochverräterischeren Staatsstreich einst vertrauenswürdiger trigardonischer Adeliger zu Grabe getragen worden.

Diese Feinde unserer Ordnung haben ihre Machtergreifung von langer Hand vorbereitet, haben vorher mit übelster Propaganda versucht, die Stimmen der Vernunft mundtot zu machen. Sie wussten, dass der Dunkelwald, Hort der Vielfalt, Garant der Ausgewogenheit, den Plan der Putschisten niemals mittragen würde. Also haben sie keine Möglichkeit ausgelassen, uns zu diskreditieren, um unsere stets unbequemen, weil mahnenden Worte abzuwerten und so Bedenken zu zerstreuen.

Mitnichten habe ich jemals vor dem Hohen Rat eingeräumt, Schwarzmagie praktiziert zu haben! Wer dies behauptet, kann nicht richtig hingehört haben oder wollte meine Worte falsch verstehen. In stets schonungsloser Offenheit habe ich auf Nachfrage eines Vertreters der selbsternannten Reichskirche freimütig eingeräumt, dass die Riasinaten in frühen Zeiten Trigardons, da die Bedrohung durch die Schwarzmagier von Anrea allgegenwärtig war, mit Billigung der Obrigkeit, also sogar im Einklang mit den heute geltenden Regeln des Corpus Iuris Trigardonis, zu Forschungszwecken magische Experimente durchgeführt haben, die heute, nach den Maßstäben des von uns nach Erkenntnissen unserer Forschung initiierten Arkanen Kommissariats, auch von uns inzwischen als „Schwarzmagisch“ deklariert würden.

Ich erinnere hier noch einmal daran, dass der Passus, der im noch jungen, aber bewährten Corpus Iuris Trigardonis Schwarzmagie erstmals rechtmäßig und richtig unter Strafe stellt, auf mein Betreiben und dem der Riasinaten und des Dunkewaldes, ins Gesetz des Reiches aufgenommen wurde. Hätte ich dies initiiert, wenn ich mir damit mein eigenes Grab geschaufelt hätte?

Ich darf zudem daran erinnern, dass ich dem magischen Weg schon vor Jahren abgeschworen habe! Aber hätte ich wirklich meine einzigen Waffen aus der Hand gelegt, wenn ich geglaubt hätte, mich irgendwann verteidigen zu müssen?

Ich weise ferner noch einmal darauf hin, dass auch die Einrichtung eines Arkanen Kommissariats zur Verfolgung und Eindämmung von Schwarzmagie, auf mein Betreiben und das der Riasinaten hin zustande gekommen ist.

Folglich auf Basis einer infamen Tatsachenverdrehung haben die Feinde unserer Ordnung nun zum Fest der Freundschaft einen Schauprozess gegen mich inszeniert - unter jeglicher Missachtung der üblichen Gepflogenheiten: So wenig, wie ich über ein Urteil informiert wurde, wurde ich über eine Anklage in Kenntnis gesetzt, noch über einen Prozesstermin und -Ort, noch wurde ich eingeladen, um mich verteidigen zu können.

Zu sehr hat man wohl befürchtet, meine Darstellung jener denkwürdigen Hohen Ratssitzung, hätte das Urteil der Tribune zu meinen Gunsten ausfallen lassen und so den Plan des Staatsstreiches durchkreuzen können!

Unterschlagen hat man zudem, das nach dem Corpus Iuris heute ggf. als Straftaten anzusehende Handlungen, die vor Verabschiedung des Corpus Iuris verübt worden sind, heute nicht einmal mehr eingeklagt werden können - so wie es für meinen Fall gegolten hätte, liegt doch der Zeitpunkt der widerrechtlich angeklagten angeblichen Straftat, weit vor Verabschiedung des Corpus Iuris. Diese Regelung ist auch eindeutig einleitend im Corpus Iuris vom Hohen Rat festgeschrieben worden. Was also sind diese selbsternannten Fürsten für Ankläger, die nicht einmal die Gesetze ihres Landes kennen oder diese bewusst zu ihren Gunsten mit Füßen treten und verschweigen?

Und selbst wenn diese angehenden Despoten angeben würden, über diese Regelung nichts gewusst zu haben, so hätten sie sich trotzdem strafbar gemacht, steht doch auch im Corpus Iuris, dass jeder Trigardonier über die Gesetze Bescheid zu haben wisse und Unwissenheit nicht vor Strafe schütze!

Das gegen mich in einem Nacht und Nebel-Prozess, unter Ausschluss von mir als Angeklagtem erzwungene Urteil, nach einer zudem widerrechtlich erhobenen Anklage, ist folglich null und nichtig. Ich bin unschuldig!

Arme Tribune, deren Glauben an Recht und Gesetz so hinterhältig missbraucht wurde! Wie schmerzhaft muss es gewesen sein, als ihr zu spät den wahren Plan hinter dem Vordergründigen erkannt habt. So kann ich gut verstehen, dass Ihr, meine Freunde und einstigen Weggefährten, Erzkanzler und Tribun Phosphoros und Arkankommissar und Tribun Per Friedhelm Baum, Eure Ämter niedergelegt und das Land verlassen habt, das Land, wo Freunde nun wieder gegen Freunde aufgehetzt werden. Kein Wort der Anerkennung Eurer Lebensleistung, kein Wort des Dankes bekamt Ihr zum Abschied! Das kränkt, Phosphoros. Das betrübt, Per. Ich fühle mit Euch und grolle Euch nicht. Hingegen schämt Euch, Emendon und Marsiane. Schämt Euch in Grund und Boden! Wie sehr haben wir uns in Euch getäuscht!

Die Erzkanzlei Trigardons, die Verwaltung des Landes, liegt nun brach und das zu einer Zeit, da die Äpfel an den Bäumen reifen und der Weizen auf den Feldern sprießt. In einer Zeit, in der wir bald alle Kräfte für die Ernte bräuchten, drohen uns ein selbsterklärtes Hochfürstenpaar, Marsiane und Emendon, in den Krieg mit einem anderen selbsterklärten Hochfürsten, Ador dem II., zu stürzen. Und wer das Glück hat, diesen Krieg zu überleben, den wird schon die anschließende Hungersnot dahinraffen – denn wer soll die Früchte noch rechtzeitig vor dem Winter ernten können? So wird es bald sicherlich keinen starken Mann mehr geben, der den Putschisten Widerstand bieten kann. Welch mörderischer Plan! Wahrlich hochfürstlich, ganz in bester Tradition eines Wastan oder Caroman!

Flutländer, die ihr wisst, was Hunger ist, Arbonier, die ihr schon so oft Euer Blut für das kurze Vergnügen hochfürstlicher Eintagsfliegen lassen musstet, Oostporter und Yddländer, die Ihr nicht Euer Blut für die Gelüste fremder Herren vergießen solltet – seid vernünftig und lasst Euch nicht von den selbsterhöhten Herren zur Schlachtbank führen.

Bewohner der Mark Zweyglande, Riasinaten und Dunkelwälder, Altberger und Vadisch-Denubier, zerstreut, wo Ihr seid, Euch berufe ich in Eure Grafschaften zurück, zur Verteidigung der Heimat.

Ich kläre Euch hiermit über Eure Rechte auf, Geknechtete: Niemand muss den Befehlen Emendons und Marsianes Folge leisten, denn mit dem heutigen Tage sei verkündet, dass ich, Philonius Phadrack anh Ria, Markgraf der Zweyglande, Graf vom Dunkelwald, Mitglied des Hohen Rates und Erzadministrator der Erzkanzlei, das selbsternannte Hochfürstenpaar

1.)des Hochverrats am Reiche, durch einen Staatsstreich unter Missachtung des Corpus Iiuris und des Hohen Rates sowie der Inszenierung eines Schauprozesses gegen jedes geltende Recht, sowie 2.)der mittelbaren, heimtückischen Ermordung eines unbequemen zwergischen Diplomaten beim Fest der Freundschaft

zur skrupellosen Durchsetzung ihrer Ziele vor dem Tribunal in der Zusammensetzung nach dem gültigen und unveränderten Corpus Iuris anklage.

Wer die beiden Beschuldigten ergreift, möge sie bis zur Verhandlung rechtmäßig festhalten und wem ob seines rechtmäßigen Ungehorsams gegenüber den Putschisten Unrecht droht, dem sei hiermit Zuflucht und Anerkennung im Dunkewald und in Altberg garantiert.

Überdies erklären wir Riasinaten nach Rücktritt Per Friedhelm Baums zum Vertreter der Zauberkundigen im Hohen Rat und im Tribunal gemäß unserer im Corpus Iuris Trigardonis verankerten Rechte unseren ehrenwerten Bruder Terz.

Kraft meiner Amtsgewalt als Administrator der Erzkanzlei, werde ich in Kürze die Vertreter des Hohen Rats zur Sitzung in das freimagische Kloster der Riasina einberufen, um gemeinsam als die einzigen, rechtmäßig laut Corpus Iuris Trigardonis Befugten, über den Nachfolger des verdienten Erzkanzlers Phosphoros in rechtmäßiger Weise zu befinden.

Über weitere Schritte werden wir zu gegebener Zeit informieren.

PAR.