Asarya anh Yaranas: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 17. August 2018, 19:39 Uhr

Charakterinfos
Asarya anh Yaranas
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Charaktername {{{Charaktername}}}
Kurzprofil Flutländische Stammeskriegerin
Rasse Mensch
Herkunft Flutland
Stand Cirkater
Beruf Kriegerin
Geburtstag {{{Geburtstag}}}
Regelsystem Dragonsys II
Gespielt seit 2004


Asarya anh Yaranas, Cirkater im Schwert der Sieben

Eine flutländische Kriegerin, die ausgezogen war, den von Orks verschuldeten Tod ihres Bruders zu rächen und sich geschworen hat, gegen jegliche finsteren und nicht mit dem RiaCommon zu vereinbarenden Kreaturen auszuziehen und sie zu vernichten.

Auf ihrer Suche nach Recht und Ordnung fand sie Trogan anh Crul, den ersten Kriegsherr der Flutlande und Cirkater. Gemeinsam mit einer tapferen Gruppe zog sie aus, um den Wwestport zu befrieden. Dabei kämpfte sie Seite an Seite mit ihren flutländischen Brüdern und Schwestern gegen jegliches Unheil was sich ihnen in den Weg stellte, sei es Untote, Dämonen, Orks oder jegliche andere niedere Kreatur, die es nicht wert war, einen Atemzug länger auf dieser Welt zu verbleiben.

Die Kriege und Kämpfe waren zahlreich, aber Asarya anh Yaranas fand ihre Stärke im Glauben an die Vollkommenheit des RiaCommon – im Glauben an die Sieben.

Tiefe Narben an ihrem Hals, die ihr durch eine finstere Gestalt zugefügt wurden, trägt sie mit Stolz und Würde, damit jeder sehe, wie tapfer sich flutländische Krieger im Kampf behaupten.


32 nC (14 Jahre/2007): Die Erben

Und auch Trogan wurde auf ihren Kampfesmut und ihren Glauben aufmerksam. Gemeinsam mit Mara anh Yoscha wurde sie zu seiner Erbin, um zu lernen, im Namen der Sieben zu denken und zu handeln.


33 nC (15 Jahre/2008): Schatten über Durgan

Als der Herbststurm seinen Weg ins nördliche Flutland fand lag die Ystyarson Durgan bereits im Sterben. Der Wahn ergriff sie mehr und mehr und bald waren ihre Worte nicht mehr als wilde Flüche und Schatten von Erinnerungen aus längst vergangener Zeit. Der erste Schnee fiel bei ihrem letzten Atemzug. Und mit ihm kam der Fluch.

Keine Tochter, kein Sohn der Ystyarson war vor den Göttern berufen für den Fortbestand der Sippe zu sorgen. So sollten es nur sieben Tage sein, die der Sippe blieben um eines der Kinder der Ystyarson in den Bund der Ehe zu geben und so das Schicksal zu retten. Doch der Fluch tat sein Wirken – wer brachte diesen Schatten?

Vor einigen Monden kamen zwei Geschwister zur Sippe, Wanderer wie es schien, aus dem Dunkelwald, und suchten hier Obhut. Zwar war die Ystyarson skeptisch, doch Krahl, ihr ältester Sohn bürgte für sie. Denn er hatte ein Auge auf die junge Frau geworfen, deren Bruder sich ihr offenbar willenlos untergeordnet hatte und auf ihre Anweisung hin allerlei Aufgaben rund um das Sippenhaus übernahm. Ihr Name war Arachne.

Phadihr, der einzige noch lebende Gatte der alten Ystyarson fühlte sich übergangen, denn er war noch von hellem Geist und witterte Unheil, doch tat Krahl das als wirres Gerede ab. Kurzum wurden Arachne und ihr Bruder Halfgard in die Sippe aufgenommen.

Nach bereits sieben Tagen verunglückte Halfgard jedoch bei einer Sauenjagd. Er sollte nicht der einzige Stammeskrieger der Sippe Durgan sein, der in diesem Winter in die Hallen RiaDugoras einkehrte.

Die Sippe schickte nach einem Arkankommissar um die seltsamen Tode zu untersuchen. Sein geschickter Verstand brachte ihn in seinen Ermittlungen sehr weit und er schickte nach Verstärkung um das Unheil aufzuhalten. Doch seine Mühe war vergebens.

Als Asarya, Trogan und Mara eintrafen, war der Arkankommissar bereits ermordet worden. Die Sippe Durgan stand fast vollständig hinter Krahl, der für Arachnes Reize sehr empfänglich war. Phadyhr, der einzig noch lebender Gatte der alten Ystyarson und Phadrus anh Durgan, der einzig noch lebende Sohn und Cwyda aus der Sippe Durgan wollten sich ihr nicht anschließen. Und so stellten die Stammesschwestern und Brüder eigene Nachforschungen an.

Asarya und die anderen fand heraus, wer hinter den Morden stand und wollten unter der Führung von Phadihr Arachne stellen und der Gerichtsbarkeit übergeben. Die Sippe Durgan unter der Beeinflussung der Hexe stehend, erhob ihr Schwert gegen die Stammeskrieger und ein erbitterter Kampf entbrannte. Auf dem Kampfplatz entdeckte Asarya Arachne ungeschützt hinter den Kampflinien und rannte hinter die feindlichen Reihen, um Arachne zu töten. Sie schaute in Arachnes ungläubiges Gesicht, als sie den ersten Schwerthieb geschickt platzierte. Den Überraschungseffekt auf ihrer Seite wissend setzte Asarya einige gute Schläge, doch die botanistische Hexe sammelte sich, hielt Asarya auf Abstand und rief um Verstärkung. Der Kampf entschied sich bald zu Gunsten der Stammeskrieger und die Kämpfer der Sippe Durban wurden besiegt. Arachne floh und der Zauber ließ bei den Überlebenden nach.

Am selben Abend noch traute Goromesh Phadrus anh Durgan und Cwyda aus der Sippe Durgan und machte Cwyda so zur neuen Ystyarson der Sippe. Die Sippe hütet seitdem wieder in Frieden den Schrein des heiligen Durgan, der die Botanisten in der großen Schlacht am Dugor Harog geschlagen hat.


35 nC (17 Jahre/2010): Die Blutbuche

Wwestport 2.0 - die Suche nach dem goldenen Schädel

Im Wwestport Kriege gegen die stinkenden Orks führen zu müssen war den Stammeskriegern mittlerweile vertraut. Die Truppe um den Kriegsherrn kämpfte sich immer weiter in das Landesinnere vor, als Gerüchte um ein bald stattfindendes mächtiges kultistisches Ritual zu ihnen drangen. Goldene Schädel würden für botanistische Zwecke verwendet und so schickte Trogan nach Söldnern, um sich für den Ernstfall zu wappnen und das Ritual zu verhindern. Der Tross erreichte schließlich den Allfruchtbaum, der mittlerweile nur noch ein morscher alter verrottender Baumstumpf war. Einst war er ein Geschenk RiaSinas - Synya, wie sie im Wwestport genannt wurde. Eine Art Entschädigung an die Elben, die aus Trigardon verbannt wurden. Doch der mächtige Orkschamane Hamakabula, halb Elb, halb Ork und Diener Botans im Wwestport hatte ihn zerstört. Er führte Orkscharen an um die Macht der Elben zu brechen und diese dann zu versklaven. Schließlich bestrafte ihn Navatil, ein Elbenpriester für seine schändlichen Taten und die Lästereien am RiaCommon und bannte ihn in einen Baum, der Blutbuche. Auf ewig gebunden und zum Zuschauen verdammt.

Asarya und die anderen erfuhren über die Existenz dreier wichtiger Landmarken im Wwestport, die als Energiequellen die goldenen Schädel für das Reinkarnationsritual Hamakabulas speisten. Die goldenen Schädel waren Artefakte, welche Boten dem Orkführer Gartoc Kahn übergeben hatten, um das Ritual durchführen zu können und Hamakabula aus der Blutbuche zu befreien. Der ehrwürdige Cirkater wollte dies mit aller Macht verhindern und so eroberten die Stammeskrieger gegen heftigste Widerstände von Orks die drei Landmarken: ein Bluthorn, welches im Stamm des Allfruchtbaumes steckte, ein Geweih, welches in den Boden gerammt war und zuletzt das Banner der Orks aus ihrem Lager. Asarya nahm das Orkbanner an sich und verstaute es sicher. Von gefangengenommenen Orks erfuhren sie, dass die aufgeladenen Schädel bei der Blutbuche auf einen Altar gelegt werden sollten und nach der Zerstörung der Landmarken die Schädel nur noch durch Rituale aufgeladen werden konnten. Als die Flutländer sich endlich der Blutbuche näherten stießen sie auf eine riesige, gut gerüstete und wild entschlossene Orkschar. Mit aller Macht versuchten die Orks das Ritual zu beschützen und die Wiedergeburt abzuschließen. Und tatsächlich - die Flutländer mussten mit ansehen, wie die Orks eine abartige Kreatur gleich eines Säuglings als Auswuchs der Blutbuche in den Händen hielten - der wiedergeborene Diener Botans - Hamakabula.

Mit der Macht des RiaCommon und im Willen der Sieben streitend erkämpften sich Trogan, Asarya und weitere Kämpfer mit letzter Kraft den Weg zur Blutbuche und stritten mit aller Verbissenheit gegen die Orks. Schwerst verwundet und am Ende ihrer Kräfte konnten sie dem Orkführer den Säugling entreißen und mit geweihten Schwertern töteten sie die widerwärtige Kreatur. Der Sieg war Ihrer.


36 nC (18 Jahre/2011): Maras Tod

Wwestport - Insel im Nirgendwo

Die Zeit verging … die Drei kämpften gemeinsam mit den flutländischen Stammeskriegern auf der Insel Windspitze vor dem wwestportschen Festland. Die Insel war von Botanisten und Orks besiedelt und der Kriegsherr der Flutlande wollte die Ordnung auf der Insel wiederherstellen, um dort weitere Truppen stationieren zu können. In einer kleinen Siedlung kam es zu einem Häuserkampf und sie verschanzten sich in einem größeren Gebäude, um von dort immer wieder Angriffe zu starten. In einem ruhigen Moment überreichte Mara ihrer Schwester Calla die Kette aus Heimattorf, damit diese sie immer beschützen möge.

Währenddessen hatte der Feind sie bereits fast umzingelt und so versuchten die Kämpfer standhaft und mutig immer wieder den Gegnern mit kurzen gezielten Attacken empfindliche Rückschläge zu verpassen. Es war schon spät, RiaSina stand hoch am Himmel und war immer wieder von ein paar Wolken verdeckt. Mara, Asarya und Calla kämpften Seite an Seite gegen eine große Orkschar als plötzlich ein Keil zwischen sie getrieben wurde. Mara kämpfte verbittert, um wieder zu den anderen zu stoßen und auch Asarya versuchte gegen eine Überzahl an grimmigen zähnefletschenden stinkenden Orks anzukommen. Doch es half alles nichts - sie mussten mit ansehen, wie Mara zahlreiche Schläge nicht mehr abwehren konnte. Immer mehr Orks stürzten sich auf sie; Mara stark verwundet, aber standhaft im Glauben an die Sieben streitend, ging zu Boden und versuchte tapfer die Angriffe abzuwehren. Im selben Augenblick packten sie mehrere Orks und verschleppten sie tief hinter die feindlichen Linien. Die Dunkelheit verschluckte Mara – Asarya und Calla kämpfen wie wild, um zu ihr zu gelangen. Doch die Reihen der Feinde schlossen sich und drängten beide zurück in ein Gebäude. Fassungslos und schwer verwundet sackten beide völlig entkräftet zusammen und riefen nach Trogan, um den anderen von Mara zu berichten. Die Lage schien aussichtslos und so wurde ein Ablenkungsmanöver eingerichtet: die Stammeskrieger zogen die Aufmerksamkeit der Angreifer auf sich und Calla und Asarya sollten im Schutz der Dunkelheit in das gegnerische Lager eindringen, um Mara zu befreien. Als der Kampfeslärm tobte, schlichen sie sich an den Kämpfen vorbei und drangen tief in das Feindesland vor. Nach einer Weile kamen sie zu einem Zeltlager, der Gestank zeigte ihnen irgendwann die Richtung. Vorsichtig schlichen sie zwischen den Zelten umher und knüpften einige Zeltseiten auf, um in das Innere zu spähen. Und tatsächlich, direkt vor ihnen lag Mara – blutüberströmt und die Augen geschlossen. Den Atem anhaltend knüpften sie die Wand weiter auf, das Loch gerade groß genug um Mara herauszuziehen. Asarya hatte kein gutes Gefühl, warum regte sich Mara nicht, hoffentlich könnten die Heiler ihr helfen. So schnell es eben ging klemmten sich die beiden Mara unter die Arme und machten sich auf den beschwerlichen Weg zurück zu den Gebäuden. Der Weg kam ihnen so unsäglich lang vor – gleich müssten sie doch endlich die anderen erreichen. Und tatsächlich - RiaSinas Licht erstrahlte hinter dem Wolkendickicht hervor und leuchtete ihnen den Weg. Die Stammeskrieger erwarteten sie bereits und auch Heiler waren direkt zur Stelle. Asarya und ihr Erbenvater setzten ihre Masken auf und beteten zu den Sieben Maras Leben zu verschonen. Aber alles Beten, Singen und Hoffen half nichts - die Heiler konnten Mara nicht mehr helfen. Tränen rannen Asarya unter der Maske das Gesicht herunter und der Schmerz des Verlustes brannte in ihrem Herzen. Es durfte doch nicht Mara getroffen haben, sie waren doch gemeinsam Erben. Nicht wieder die Orks die ihr schon damals ihren geliebten Bruder geraubt hatten. War denn alles umsonst? War denn Callas und Asaryas Wagemut umsonst gewesen sich direkt ins Feindeslager zu schleichen? Trogan fühlte den Schmerz und die Verzweiflung bei seiner nun einzigen Erbin hochkommen und hielt ihre Hand fest. So war es doch nicht sinnlos Mara aus den Händen der Orks zu befreien sondern im Sinne der Sieben ihr zumindest einen anständigen Weg zu den Hallen RiaDugoras zu bereiten.

Priester säuberten Maras Gesicht und alle Stammeskrieger versammelten sich, um von ihr Abschied zu nehmen. Während des Gebets kam es zu einem erneuten Angriff und Orks griffen die Trauernden an. Doch der Wille der Götter schien sich über der Gruppe auszubreiten und obwohl die Orks mit aller Kampfeslust versuchten den Götterdienst zu stören, so konnten sie die Trauernden nicht davon abbringen. Asarya merkte wie Waffen sie berührten und ihr Blut erneut floss, doch die Wunden waren nicht tief. Der Glaube an die Sieben und Maras gute Taten und ihr Handeln als Erbin beschützte alle.

Asarya war nun die alleinige Erbin des verdienten Cirkaters und versuchte umso ehrgeiziger die Aufgabe zu erfüllen und ihr gerecht zu werden. Nun lag es an ihr rechtschaffend und göttergefällig zu handeln. Treu an seiner Seite stehend lauschte sie gebannt seinen Erzählungen und Erläuterungen, hörte aufmerksam Priestern und Schamanen zu und kämpfte voller Inbrunst Seite an Seite mit ihren Stammesschwestern und Brüdern.


37 nC (19 Jahre/2012): Die Prüfung

Nun war es endlich so weit: nach 5 Jahren Lehre beim Kriegsherrn und Cirkater Trogan anh Crul war es für Asarya an der Zeit die Erbenschaft zu beenden. Die Aufgabe würde sie nach erfolgreicher Prüfung ein Leben lang begleiten: die Priester und Schamanen zu beschützen, koste es auch ihr Leben. Die Götter hatten sie überraschend vor Jahren als Erbin berufen und nun wurde sie im Wwestport, in dem Land wo sie so unzählige Male mit ihren Freunden gekämpft hatte, von den Göttern auf Rechtschaffenheit, Mut und Stärke geprüft werden. Asarya hatte keine Ahnung, dass die Wiederkehr in diesen Landstrich ihr soviel abverlangen würde.

Zunächst stellte sich heraus, dass die Maßnahmen der Befriedung beim letzten Mal fehlgeschlagen waren und so machte sich Asarya alleine in völliger Dunkelheit auf, einen Gegenstand im Niemandsland zu finden. Ständig mit einem Angriff von Orks oder anderen Kreaturen rechnend, schlich sie zu dem Ort, den sie vor einem Jahr zuletzt gesehen hatte. Querfeldein führte der Weg vorbei an unzähligen Gebüschen, ihr Herz pochte so laut, dass sie befürchtete Feinde aufzuschrecken. Nach einer gefühlten Ewigkeit entdeckte sie im hohlen, halb verrotteten Stumpf des Allfruchtbaums, der heiligen Stätte RiaPlots, ein Horn gefüllt mit Blut. Mit aller Sorgfalt nahm sie es und begab sich auf den mühevollen Rückweg in das Lager. Dort angekommen überreichte ihr der Kriegsherr Gegenstände, die bei einem bald stattfindenden Ritual RiaSon darstellen sollten. Asarya war überfragt, Logik war noch nie ihre Stärke gewesen, denn RiaModan, ließ sie leidenschaftliche und impulsive Entscheidungen treffen. Am Lagerfeuer sitzend grübelte sie über die Lösung des Rätsels und war tief in Gedanken versunken, als Akira aus der Sippe Tassay sie bat, den Knoten ihrer kratzigen Kette zu lösen. Eigentlich hatte Asarya keine Zeit für solch nichtige Dinge, doch das Mitgefühl war stärker und so pulte sie in mühevoller Kleinarbeit mehrere Knoten auseinander. Nach Vollendung wollte sie sich wieder dem Rätsel widmen, doch die Dame Ariane anh Rhack, ebenfalls Cirkater, bat sie um ein Gespräch: sie habe von Tengyl, einem befreundeten ehrwürdigen Bruder, ein Geschenk mit der Bitte um Weitergabe an sie erhalten. Asarya war überrascht, so kannte sie Tengyl recht gut und wusste dieses Geschenk nicht einzuordnen. In einer kleinen Schatulle befanden sich wunderschöne, kostbare Edelsteine. Asarya staunte nicht schlecht, nie hatte sie so etwas Kostbares besessen. Minuten des Nachdenkens verstrichen, aber Asarya nahm das Geschenk nicht an. Zu groß waren die Zweifel über den Grund und die mögliche verstecke Absicht dahinter. Die Dame Ariane war überrascht, doch nahm sie die Steine wieder an sich. Nun konnte sich Asarya vollends dem Rätsel widmen. Sie wägte die verschiedenen Möglichkeiten ab, so gab es doch viele unterschiedliche Möglichkeiten den Ausgleich zu symbolisieren. Welche Lösung war die Richtige? Würden die Götter ihre Entscheidung akzeptieren? Würden so die Probleme behoben werden und endlich Frieden im Wwestport einkehren können? Es half nichts – Asarya entschied sich für eine einfache, aber einleuchtende Darstellung und hoffte inständig, die Götter nicht zu enttäuschen. Sie teilte ihrem Erbenvater die Entscheidung mit und gemeinsam begaben sie sich zur zweiten Stunde im Morgen auf den Weg zur Blutbuche.

Dort war vor einem Jahr erfolgreich der Orkschamane besiegt und ein Ritual zur Vernichtung der bösen Mächte initiiert worden. Je mehr sie sich dem Ort näherten desto dichter wurde der Nebel. Asaryas Sinne waren geschärft und aufmerksam beobachtete sie die Umgebung. Jetzt nur nicht angegriffen werden und die Gegenstände im Dunkeln verlieren, dachte sie sich. Ein schwaches Leuchten in der Ferne deutete den Ort des Geschehens an. Da stand er, der Altar, groß, voller böser dunkler Symbole übersät und trotzig im Dunkeln leuchtend. Asarya wunderte sich, hatten sie nicht den Altar zerstört? Wieso stand er noch so voller Unheil vor ihnen? Doch es blieb keine Zeit für Fragen und Trogan begann mit dem komplizierten Ritual, der Anbetung der sieben Götter in sieben langen Lobpreisungen. So war es doch der Achte, der Abtrünnige und Verhasste, der dieses Unheil über das Land gebracht hatte. Botan, der durch seine Taten den Zorn der Götter auf sich gezogen hatte und für das Böse stand. Asarya war überrascht, als der ehrwürdige Bruder nach der siebten Lobpreisung anfing, Botan in seiner ganzen Herrlichkeit anzubeten. War es Teil des Rituals? Musste dies passieren um das Böse endgültig zu vernichten?

Nein, das konnte und durfte nicht sein und so unterbrach sie ihren Erbenvater und bat um Aufklärung. Dann geschah das Unfassbare: Trogan erklärte ihr, dass sie bis dahin blind gewesen sei, sie müsse erkennen, das die Vollkommenheit alleine durch die Anbetung und Willen Botans bestände. Asarya müsse sich dem achten Gott hingeben, um endlich die einzig beständige Wahrheit zu erkennen. Asarya war geschockt, das durfte nicht sein. Ihr Erbenvater war jahrelang ihr religiöses Vorbild gewesen und sie war sich um seine Überzeugung im Glauben an das RiaCommon immer sicher gewesen. Das konnte nur bedeuten, das er verwirrt war. Voller Verzweiflung versuchte sie ihn von seinem Irren zu überzeugen, im Lager könnten sich Heiler um ihn kümmern. Doch er hörte nicht auf sie und machte Anstalten das Ritual zu beenden. Asarya fasste einen Beschluss: konnte sie den ehrwürdigen Bruder nicht überzeugen, so musste sie ihn bekämpfen, notfalls mit Waffengewalt und sei es nur um ihn bewusstlos zu schlagen. Mit zitternder Hand fasste sie den Griff ihres Kurzschwertes und griff ihn an. Trogan, viel kampferfahrener und stärker, griff ebenfalls zur Waffe und es begann ein dramatischer Kampf. Denn schnell wurde Asarya klar, Trogan würde sie nicht am Leben lassen und so kämpfte sie mit dem Mut der Verzweiflung und im festen Glauben an die allmächtigen Sieben wie eine Wilde. Doch alles Kämpfen und Verteidigen half nichts, der verdiente Cirkater war wie besessen und viel stärker, sodass er ihr durch einen glücklichen Treffer das Schwert aus der Hand schlug und sie auf die Knie zerrte. Schade sei ihr Kampf und ihre Engstirnigkeit, dafür müsse sie nun mit dem Leben bezahlen. Asarya spürte Metall an ihrer Kehle und im nächsten Moment war alles schwarz. Von entfernt klang eine Stimme an ihr Ohr, Tränen strömten über ihr Gesicht als sie die liebliche Stimme RiaDugoras vernahm. Die Götter hätten Asarya an diesem Abend geprüft: nicht nur der Gegenstand im Wald, sondern auch die Kette, das Geschenk, das Rätsel und der Kampf gegen ihren Erbenvater waren Teil ihrer Prüfung. Sie habe alle Tugenden der Götter erfüllt und hätte sogar ihr Leben für ihren Glauben gegeben. Dies reiche als Zeugnis über ihre Liebe zu den Göttern aus und daher dürfte sie nun aus dem Traum erwachen. Die Stimme verstummte und Asarya spürte ihr Herz in der Brust schlagen. Voller Verwunderung stand sie aus dem nassen Gras auf und erblickte ihren Erbenvater in strahlendem weiß gekleidet, der sie freudig als nun ebenbürtige Cirkaterin beglückwünschte. Da wurde Asarya bewusst, was mit ihr an diesem Abend geschehen war, welche Prüfungen ihr auferlegt wurden und das sie die kommende Aufgabe als militärische Führerin würdig erfüllen wird. Gemeinsam gingen sie in das Lager zurück und es wurde langsam Tag als sich Asarya völlig erschöpft auf ihre Schlafstätte legte.


38 nC (19 Jahre/2013): Die Dunkelheit in Flammenheim

Wwestport - Tannenburg

Mittlerweile war der Wwestport in großen Teilen befriedet, doch in manchen Landstrichen trieben weiterhin gemeine Orks ihr Unwesen. Viel Schweiß, Blut und Tränen hatte die Befriedung bereits den Flutländern gekostet und ein Ende war immer noch nicht in Sicht. Da erhielt Asarya einen Hilferuf aus Flammenheim, südöstlich der Troganswacht gelegen. Dunkle Mächte hätten sich zusammengerottet und in den Katakomben der Burg ein Portal geöffnet, aus dem zahlreiche Botanisten in das Land strömten. Derweil Cirkater geworden, konnte sie diesmal nicht auf die Unterstützung ihres geschätzten Erbenvaters hoffen. Dieser war in dringender Angelegenheit anderweitig beschäftigt und hatte Asarya den Auftrag gegeben, dem Hilferuf Folge zu leisten. So scharte sie kampfeslustige Stammeskrieger um sich und kämpfte sich Richtung Flammenheim vor. Die Burg war einst von Elben erbaut worden und hatte schwer unter dem Krieg gelitten. Tapfere Stammesschwestern und Brüder hatten indessen die Anlage verteidigt und berichteten Asarya bei ihrer Ankunft von den Vorkommnissen. Die RiaModan Schamanin Camoha - Damor, wie er im Wwestport genannt wurde - wusste von verdorbenen Gegenständen in der Umgebung, die die Macht besäßen, das Portal zu verschließen. Zweifel nagten an Asarya: konnten sie wirklich verdorbene Artefakte zur Bekämpfung der Botanisten verwenden? Stand nicht schon in der heiligen Schrift die Möglichkeit, Botan mit seinen eigenen Waffen zu schlagen?

Doch all die Gedanken halfen nichts. Die Lage wurde immer dramatischer, da immer mehr Botanisten aus dem Portal strömten und die Stammeskrieger angriffen. Und so machte sich Asarya mit ihrer Truppe auf die Suche. Der Kundschafter Cenan, Sohn der Era aus der Sippe Orman, erwies sich als sehr nützlich und entdeckte unter anderem in einer dunklen Höhle einen Gegenstand. Nach einer gründlichen Untersuchung wurde die Stärke dieses Gegenstandes erkannt und Asarya entschied sich, diesen an sich zu nehmen und die anderen vor seiner Verderbnis zu schützen. Doch je länger sie den Gegenstand trug, desto düsterer wurden ihre Gedanken und Zweifel. Sorgen und Ängste stiegen in Asarya hoch. Etwas Dunkles bemächtigte sich ihrer Seele und raubte ihr die Luft zum Atmen. Sie spürte das starke Verlangen und den Wunsch sich dieser Dunkelheit hinzugeben. Denn war es nicht auch der richtige Weg? Es wäre so viel einfacher alle abzuschlachten und sich Botan hinzugeben. Von all der Hingabe und der Liebe zu den Sieben war kaum noch etwas zu spüren und in einem lichten Moment erkannte Asarya die Gefahr und wehrte sich gegen die Korrumpierung ihres Geistes. Tief erschüttert und besorgt erkannte sie, dass die Götter sie nicht nur bei der Prüfung zum Cirkater auf die Probe gestellt hatten, sondern jeder Tag die Notwendigkeit der bedingungslosen Hingabe an das RiaCommon beinhaltete.

Und so drängte Asarya zur Eile auf der Suche nach den anderen Gegenständen, um dieses unsägliche Portal endgültig schließen zu können. Tatsächlich waren die Stammeskrieger erfolgreich und mit der Hilfe einiger tüchtiger Kämpfer und der Schamanin begab sich Asarya in die Katakomben, um das Portal zu schließen. Botanisten stellten sich ihnen entgegen und versuchten ihr Vorhaben zu verhindern, doch mit der Macht der Sieben erstritt sich die Gruppe den Weg bis zum Portal und begannen das Ritual. Und als die ersten Lobpreisungen gesprochen tat sich der Nebel auf und Aschur höchstpersönlich stand vor ihnen und griff sie an. Asarya stellte sich ihm tapfer in den Weg, um die Schamanin zu schützen. Die Klingen ihrer Schwerter kreuzten sich. Doch plötzlich erschien Thanan im Hintergrund, drängte Aschur zurück und die Stammeskrieger erkannten durch den Nebel den Kampf der beiden. Sie gewannen kostbare Zeit und führten das Ritual weiter, um schlussendlich erfolgreich das Portal zu versiegeln. Der Nebel löste sich auf und Flammenheim konnte endlich durchatmen.


41 nC (23 Jahre/2016): Endlich Frieden

Fest der Freundschaft

Das Fest der Freundschaft sollte ganz im Zeichen der Diplomatie stehen. Eine Gesandtschaft Emendons bestehend aus Priestern und Akoluthen war erschienen um zu verhandeln. Nach der Begrüßung lud Trogan die Arbonier in einer kleineren Runde zu sich am späten nachmittag in das Kriegsherrenzelt ein, um weitere Gespräche zu führen. Asarya freute sich nach so langer Zeit Sangoban endlich wiederzusehen. Von den Arboniern waren zudem Dylara anh Rhack – Priesterin der RiaDugora, Rayaneh, Martian sowie zwei Novizen und Akoluthen anwesend. Bei den Verhandlungen saß Asarya neben Trogan und lauschte aufmerksam. Tah Cwu, Ogrym, und Crugg waren ebenfalls in der Runde. Tah Cwu und Rayaneh schrieben derweil Protokoll. Relativ zügig wurde Marsiane anh Cruls Proklamation für ungültig erklärt, als Trogan vom Wutanfall der Ystjarson berichtete, bei dem sie die Proklamation diktiert hatte und daraufhin verteilen ließ. Danach fragte Marsiane nie wieder nach Emendon oder nach den Arboniern und lebte seitdem eher zurückgezogen. Alle Aufgaben die sie nicht unmittelbar als Ystjarson Crul berührten, überließ sie Vertrauten wie Trogan.

Folgende Punkte wurden unter anderem festgehalten:

- Die einzelnen Reichsteile Trigardons wurden den Grafschaften zugeordnet und erneut bestätigt: Flutland, Dunkelwald und Wwestport fielen in Marsianes Hand – Arbon, Altberg, Ostprovinz und Ringland waren Emendons Reich. Alle Menschen und Gebiete, die einer der beiden Hochfürsten vielleicht künftig unterworfen würden, gehören auch zu dessen jeweiligem Reichsteil und deren Gerichtsbarkeit.

- Nordern mit dem Hochtempel des RiaSion und das Kloster der RiaDugora entziehen sich beider Hochfürsten. Die weiteren Klöster und Tempel würden zum jeweiligen Reichsteil gehören. Der Vorschlag der Flutländer alle Klöster und Tempel zu einem eigenen Rechtskreis zu erklären wurde von den Arboniern abgelehnt.

- Der Dan würde künftig nur noch dem Tribunal vorstehen. Die fünf Richter des Tribunals müssen alle Entscheidungen einstimmig treffen. Das Tribunal ist als Schiedsgericht zwischen den Stämmen zu verstehen. Über die genauen Rechte und Pflichten des Tribunals herrschte noch Klärungsbedarf. Der Ablauf des Dan Turniers würden Priester im RiaSon Tempel festhalten. Es würde nur einen gemeinsamen Dan in Trigardon geben. Alle Freien beider Reichsteile dürfen das Tribunal anrufen, entweder als direkte Klage oder als Apellation. Ohne das es angerufen wird, wird das Tribunal also grundsätzlich nicht tätig. Zu den Entscheidungen, zu denen das Tribunal dann einstimmig gelangen muss gehört die Frage, ob es zuständig ist und die eindeutige Klärung der Zuständigkeit, falls es eine Klage abweist.

Die Richter setzen sich unter anderem aus dem Graf von Arbon, der gleichzeitig auch das Stammesoberhaupt der Arbonier ist, in diesem Fall Emendon und dem Stammesoberhaupt, also dem gemeinsamen Heerführer der Flutländer, in diesem Fall Trogan zusammen. Diese können Stellvertreter ernennen. Der Dan muss aber in Person anwesend sein und kann nicht als Stellvertreter gewählt werden. Über die Frage, wer als Vertreter der Kundigen und wer als Vertreter der Geistlichen im Tribunal sitzt wurde an die Synoden im Kloster des RiaSon weiter deligiert.

- Der Anspruch an den Dunkelwald ergeben sich für Marianne nicht durch Philonius Testament sondern wurden höchstrichterlich eingezogen und ihr durch hochfürstliche Entscheidung übertragen.

- Auf heiligem Boden richten geistliche Richter, diese haben aber die Gesetze der Grafschaften anzuwenden, in denen ihre Glaubenshäuser liegen. Hier würde es noch abschließenden Klärungsbedarf geben.

In der Nacht wurde Horwart in einem Ritual mit sieben Priestern zum Akoluthen geweiht. Am nächsten Tag zeigt sich, dass Dagobert Talbot, ein Einwohner Norderns, bedenkliche Ansichten äußerte, die wohl zumindest Irrlehren, wenn nicht gar glatte Götterlästerung waren. Er gab zu den Sitz des Orden der Herrin RiaDugoras, Herrin der vergebungsvollen Buße, Ort der reuigen Sünder im Zeichen ihres Boten des Raben in Nordern abgebrannt zu haben. Daraufhin wurde er von Asarya und Trogan festgesetzt um ihn später dem RiaSion Tempel der Gerichtsbarkeit zu übergeben.

Eine gemeinsame Friedenserklärung von Trogan, stellvertretend für Marsiane Ystjarson Crul und Dylara anh Rhack, stellvertretend für Emendon anh Erlenfels, wurde vor allen verlesen. Damit war der Brüderkrieg zwischen Flutland und Arbon beendet. Nun konnte endlich Frieden einkehren.


Die eisigen Hände

Schattenzeit 20 – “Silbern schimmert Blut im Sand”

Die Stammeskrieger bereisten die dunklen Lande, ein sehr eigenartiger Landstrich voller Sand und Dünen. Viel zu wenig Wasser und viel zu wenig Sumpf. Und dennoch hatte es sie dorthin verschlagen. Kein Wunder wieso die allgemeine Stimmung nicht die Beste war. Der Schamane Liwanu aus der Sippe Tassay wirkte verändert - dauernd kritisierte er die Stammeskrieger für irgendwelche Kleinigkeiten. So kannten sie Liwanu gar nicht, denn für die leichtesten Vergehen wollte er egal wen richten und zudem kratzte er sich ständig. Höchst merkwürdig nahmen sie sein kritisches Verhalten wahr und Asarya, Trogan und Tah Cwu Sohn der Cwu, aus der Sippe Hagall berieten sich, was zu tun sei. Sie entschlossen Akira einzuweihen, da sie sich gut mit den unterschiedlichsten Kräutern auskannte und fragten sie nach einem bestimmten Trank. In einer komplizierten Zusammensetzung braute sie ein Mittel und reichte jedem Stammeskrieger zur Stärkung einen Becher voller Tee. Nur Liwanu erhielt einen anderen Becher und gespannt warteten die vier was wohl passieren möge.

Gemütlich in sich zusammensackend lehnte sich Liwanu zurück und schlief friedlich ein. Sofort machten sich Asarya und ihr geschätzter Freund auf die Suche nach einem Mal und tatsächlich: auf Liwanus Arm zeichnete sich mit dunklen Adern eine Acht ab. Liwanu musste der Träger eines verdorbenen Gegenstandes sein. Und sein Verhalten ließ nur auf das Rad RiaSions schließen, welches tatsächlich um seinen Hals hing. Vorsichtig nahmen ihm die Cirkater die Kette ab und legten sie in einen Beutel. Hinweise auf dieses Artefakt gab es den Göttern sei Dank zahlreiche und so konnte Tah Cwu ein Ritual initiieren, welches das Rad still legte. Zwar nur für eine kurze bestimmte Zeit, aber so könnten sich die Stammeskrieger im Tragen abwechseln und keiner müsste sich eine allzu lange Zeit dieser Verderbnis aussetzen.

Asarya und ihr Erbenvater verzichteten auf das Tragen – zu groß war die Gefahr, dass das Artefakt sich ihrer bemächtigen könnte. Unter den kritischen Augen aller wurde der jeweilige Träger genauestens beobachtet und musste nach einer bestimmten abgelaufenen Zeitspanne die Kette weiterreichen. Von Kämpfen immer wieder unterbrochen und verletzt in das Lager kommend wurde die Situation unübersichtlich. War nicht Varya aus der Sippe Orman die letzte Trägerin des Rades? Trogan befragte sie, doch sie beteuerte bei den Sieben den Beutel nicht bei sich zu haben. Asarya wurde ungehalten, zog ihren Dolch und hielt ihn Varya an die Kehle um sie nötigenfalls mit Waffengewalt zur Herausgabe zu zwingen, aber sie beteuerte weiterhin ihre Unschuld. War ihr nicht bewusst, was hier auf dem Spiel stand?

Nach einer kurzen Rücksprache mit dem ehrwürdige Bruder zog Asarya sie in eine Hütte und befahl ihr sich auszuziehen. Kaum war die Tür geschlossen zog Varya unvermittelt einen Dolch und stürzte sich auf Asarya. Ein kurzer aber heftiger Kampf tobte, Stühle flogen durch die Hütte aber am Ende stopfte sich Asarya triumphierend den Beutel in die eigene Tasche. Aufgrund des Tumultes hochgeschreckt stürmten auch schon die ersten Stammesbrüder in die Hütte und fanden beide blutüberströmt vor. Nach einer kurzen Zeit der Klärung forderte Trogan die Herausgabe des Beutels und wo er denn nun zu finden sei. Varya hob unschuldig die Hände und alle Augen richteten sich auf Asarya. Bei den Sieben sie würde doch niemals diesen verdorbenen Gegenstand an sich nehmen. Doch die anderen durchsuchten auch sie und fanden den Beutel in ihrer Gürteltasche. Voller Scham und Reue drehte sich Asarya um und verließ die Hütte um alleine zu sein, zu den Göttern zu beten und um Vergebung zu bitten. An diesem Abend wurde ihr wieder bewusst, wie wichtig es war, jeden Tag sein Handeln nach dem Willen der Götter auszurichten und das niemand vor der Finsternis gefeit war.

Als der Spuk vorbei war, entschloss sich Liwanu zu einer rituellen Reinigung auf einer kleinen Insel zurückzuziehen. Mit Sorge schickte der erfahrene Kriegsherr Asarya hinter ihm her, denn diese Gegend war einfach nicht sicher. Asarya blieb in Sichtweite und musterte aufmerksam die Gegend. Hatte sich nicht dort eben ein Busch bewegt? Es war bestimmt nur Einbildung. Das Lager der Flutländer war nicht mehr zu sehen und wenn dann nur in Hörweite. Und doch, war da nicht wieder ein Geräusch? Etwas kratzendes wie ein Schwert, welches über den Boden gezogen wird? Und tatsächlich da wankten die ersten toten Gestalten aus dem Dickicht Asarya entgegen. Ein letzter Blick zu Liwanu auf der Insel, der im stillen Gebet versunken war, der Gedanke die Untoten Horden abzulenken und Asarya machte sich bereit für den Kampf. Die Lichtung war alles andere als strategisch klug gewählt und doch musste sie das Beste daraus machen. Asarya kämpfte tapfer und streckte mehrere Skelette mit ihrem Kurzschwert nieder. Aber die Angreifer waren zu zahlreich und schnell merkte sie die Ausweglosigkeit ihrer Situation. Untote Hände griffen nach ihr, umringten sie und Asarya hatte keine Chance mehr. Schwer verwundet ging sie zu Boden und kurz bevor ihr schwarz vor Augen wurde sah sie Liwanu aus dem Bachlauf auf sie zukommen und hörte das Kampfgeschrei der anderen Flutländer. Etwas benommen erwachte sie wieder im Lager.


42 nC (24 Jahre/2017): Der sanfte Hauch RiaDugoras

Fest der Freundschaft

Das Fest der Freundschaft war gesellig und feucht fröhlich. Der Orden der Herrin RiaDugoras, Herrin der vergebungsvollen Buße, Ort der reuigen Sünder im Zeichen ihres Boten des Raben, war zahlreich vertreten nur Adalbert fehlte. Die Dame Ariane brachte unheilvolle Neuigkeiten. Briefe und Berichte zeugten von einer angeblichen dunklen Vergangenheit Horwarts, dem Akkoluten. Dummerweise konnte er sich nicht mehr an sein früheres Ich erinnern. Denn der Orden belegt alle Mitglieder mit einem Vergessenszauber. Asarya versuchte ihn zu trösten, denn die Göttin habe ihn ja berufen. Auch von einem weiteren verdorbenen Gegenstand war die Rede: ein Gürtel mit einem Raben, der vielleicht im Besitz des Ordens gewesen sein könnte. Ein folgenschweres Gespräch fand statt.

Und auch die Ereignisse aus den Dunklen Landen warfen ihre Schatten. Halb verrottete Skelette mit Hinweisen auf ein weiteres Artefakt wurden im nahen Wald gefunden. Asarya sorgte sich um die Sicherheit ihrer Stammesbrüder und war erstaunt, dass Trogan nur Augen für eine Rückbefriedung des Wwestports hatte. Sah er denn nicht die Gefahr in den Stammlanden? Diese dunklen Mächte, gegen die sich selbst die göttergefälligsten Krieger nicht erwehren können? Und so lauschte Asarya ihrem Erbenvater über den Abend aufmerksam und merkte RiaModans Kampfeslust und Entschlossenheit in ihm aufkommen. Trogan war doch stets eher besonnen und auch um die Sicherheit in den Stammlanden bemüht. Asarya unterrichtete den Cirkater Grougck anh Toris über ihre Beobachtungen und gemeinsam nahmen sie den ehrwürdigen Bruder in der Dunkelheit zur Seite, um ihn zu prüfen.

Asarya war erleichtert als sich ihre Befürchtungen für unwahr herausstellten und dennoch merkte sie, wie wichtig ein wachsames Auge auf alle war. Alle anwesenden Cirkater und Erben untersuchten sich auf Spuren von botanistischen Mächten, um die allgemeine Sicherheit nicht zu gefährden. Nicht auszudenken, wenn sich ein Artefakt einem Cirkater bemächtigen würde. Beim Dan Turnier wurde Asarya schwer verletzt und von Horwart umsorgt. Sanft ruhte ihr Kopf in seinen Händen, während der Schmerz ihr die Wahrnehmung raubte und ein Heiler sie wieder zusammenflickte. Die Arbeit wurde gut verrichtet und bald schon konnte Asarya wieder stehen. Doch der Heiler informierte sie über die Schwere der Verletzung und konnte ihr nicht versprechen, dass sie jemals Kinder bekäme. Asarya lächelte leise unbemerkt in sich hinein. Abends am Feuer lauschte sie den Stimmen von Akira und Varya, während ihr Horwart den Nacken und den Kopf sanft massierte. Ein leiser Hauch RiaDugoras ließ die Flammen RiaModans auflodern.

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Nach dem Fest brachten Asarya und ihr Erbenvater Cornas, den Erben Grougcks und Ordensmitglied sowie Sieger des Dan Turniers des hiesigen Festes nach Nordern, damit er bei dem weiteren endgültigen Dan Turnier teilnehmen könne. Sie sahen sich die erste Kampfrunde an und zogen sich dann an einen abgelegenen Ort zurück, um die Ereignisse auf dem Fest der Freundschaft zu besprechen. Ihr geschätzter Freund wollte unbedingt zurück in die Stammlande und so einigten sie sich darauf einander auf der Insel der Nebellande im Lager wieder zu treffen. Denn dorthin wollte der Orden ziehen. So trennten sich ihre Wege und Asarya zog mit dem Rest der Truppe Richtung Meer. Als die anderen nicht mehr länger warten mochten und der ehrwürdige Bruder immer noch nicht erschienen war, segelte der Orden los und Asarya versprach eines der späteren Schiffe zu nehmen. Der Zufall wollte es so: von Trogan war weit und breit keine Sicht und so segelte Asarya mit einem der spätmöglichsten Schiffe los. Auf Meer geriet ihr Schiff in starke Böen und RiaDugora und RiaRanyoscha zerrten an ihm mit ganzer Kraft.


Die Wärme RiaModans (1)

Nebellande – Krieg der Runen - Das Buch Belegat

Mit einiger Verspätung und einem flauen Gefühl im Magen gelangte sie schließlich über die hohe See auf das Festland und wurde von keiner geringeren als der Dame Ariane in Empfang genommen. Die Freude hielt sich in Grenzen, aber Asarya war froh jemanden zu treffen, der ihr zumindest Auskunft über die Geschehnisse vor Ort geben konnte. Und diese waren nicht zu knapp: der Landstrich wurde von Chaoskriegern und Hexen heimgesucht, deren Stimmen einen jeden Krieger in den Wahnsinn führten. Giftige Gase stiegen überall empor. Keine angenehme Umgebung und so umfasste Asarya fest ihr Schwert und ging entschlossenen Schrittes mit Ariane in das Lager. Die Wiedersehensfreude war riesig, aber schon bald merkte Asarya, dass das gesamte Lager drumherum aus einem unkoordinierten Haufen bestand - unfähige verweichlichte Krieger, die der Meinung waren, bindende Abkommen mit Chaoskriegern treffen zu können. Der Orden war auch anwesend, doch ein rascher Blick verriet Asarya, dass Horwart nicht dabei war. Wo mochte er wohl sein?

Endlich hatte Asarya auch Zeit sich mit ihrem Erbenvater zu besprechen. Trogan wirkte ein wenig besorgt, er berichtete ihr von komischen Gegebenheiten und Asarya staunte nicht schlecht. Doch viel wichtiger war es die Erkenntnisse aus den letzten Ereignissen zu besprechen. Und so erkannten sie beide die Gefahr: die Gefahr für die Stammlande als auch für sich selbst und Asarya und ihr Erbenvater beschlossen eine Vereinbarung. Ein Unterfangen auf Leben und Tod, bei dem nur das Ziel zählt und die Einzelnen im Zweifelsfall dafür Sorgen müssten, dieses Ziel zu erreichen. Koste es was es wolle. Sogar das eigene Leben. Nur ein Gedanke gab ihr Trost: das sie füreinander da wären im schlimmsten Fall und aufeinander sieben geben. Durch die Hand ihres geschätzten Freundes zu sterben wäre immer noch besser als dieses frevelhafte Unheil weiter zu dulden.

Doch die Chaoskrieger wollten zunächst besiegt werden und so zogen sie in eine kleinere Schlacht, die schnell siegreich für das Lager entschieden werden konnte. Auf dem Rückweg zum Lager nahm Asarya in der Ferne verschwommene Konturen wahr und je näher sie kam desto heftiger schlug ihr Herz. Sie konnte es nicht fassen: die Schulterpanzerung kannte sie doch, war das nicht Horwart? Und tatsächlich er war es. Aber nicht der, den sie einmal kannte. Dies war ein Schatten von dem, was einmal Horwart war. Tief gebeugt, bleiches Gesicht, tiefe Sorgenfalten und dunkle Augen. Ihr Herz zersprang ihn so gebrochen und verletzlich zu sehen. Was war in ihrer Abwesenheit passiert? Später am Abend berichtete er allen am Feuer von seiner Vergangenheit. Das sich die Anschuldigungen in den Briefen bewahrheitet hatten. Er hatte durch den ehrwürdigen Vater Whaan die Erkenntnis über seine Taten wiedererlangt. Einst gehörte er der Yoscha Sippe an. Danach gab es nur noch Tod und Verblendung in seinem Leben und sein Handeln hatte zum Untergang des Ordens geführt. Asarya gefror das Blut in ihren Adern. Konnte das wirklich wahr sein? Der Abend war für Asarya vorbei, tiefe Trübsal und Kummer breiten sich in ihr aus und sie beschloss sich in RiaDugoras Schutz zu begeben.

Der nächste Tag wurde nicht wirklich besser. Die Gase stiegen weiter auf und das Lager bemühte sich nach Kräften, oder auch nur so halb, das nahende Unheil abzuwenden. Fliehen schien ausweglos, denn der Tod hätte alle schneller eingeholt als ihnen lieb wäre. Portale für alle hätten selbst die fähigsten Magier nicht gleichzeitig erschaffen können und so saßen sie in der Falle. Die Aussichten sahen nicht gut aus. Die Stammeskrieger müssten sich den Kämpfen stellen und schlimmstenfalls bei dem Versuch sterben. Ansonsten wäre es zumindest ein Trost gemeinsam mit allen einen letztes Mal zu feiern, zu trinken und RiaModan, dem Gott der Leidenschaft, zu huldigen.

Die kommenden Kämpfe waren von Sinnlosigkeit und kleinen Teilerfolgen geprägt. Zwischendurch fand Asarya Zeit sich mit Yarven, Horwarts Mitreisende, zu besprechen. Die Tochter von Grougck war selbst Akkolutin der RiaDugora und hatte ein wachsames Auge über Horwart bei Tag und Nacht gehabt und ihn auf seinem Weg begleitet. Sie berichtete von schlimmen Nächten, voll Düsternis und Schreien. Aber sie berichtete auch von der Verbesserung seines Zustandes seitdem er wieder bei ihnen im Lager war. Auf Schritt und Tritt folgte sie Horwart und so war es unmöglich eine Unterredung mit ihm zu halten ohne Yarven dabei haben zu müssen.

Die letzte Schlacht stand bevor und in Ermangelung an RiaDugora Priestern oder Schamanen suchte Asarya das Wort mit Horwart. Das er dafür Sorge trage, im Fall der Fälle Asarya den Weg in die Hallen RiaDugoras zu bereiten. In der Schlacht griffen Horden von Chaoskriegern an und Asarya stand tapfer an der Seite des erfahrenen Kriegsherrn, mit ihm streitend und seine Seite schützend. Mit ihrem wachsamen Blick erkannte sie die Gefahr für den zurückgebliebenen Priester und die Akkoluten, als ein einzelner Chaoskrieger sich aus der Schlachtreihe löste und wild entschlossen auf die Stammesbrüder zustürmte. Asarya löste sich von Trogan, rannte quer über das Schlachtfeld und erreichte die anderen fast gleichzeitig mit dem Krieger, um ihn gemeinsam mit Adalbert und Grougck zu erschlagen. Ein weiterer Chaosmagier versuchte Asaryas Verstand zu manipulieren und sie das Fürchten zu lehren, aber der Glaube an die Sieben schützte sie und schnell war auch dieser Kreatur das Ende bereitet. Die Götter waren mit ihnen, denn kaum einer war schwer verletzt worden und die Schreie der sterbenden Chaoskrieger hallten über das Schlachtfeld. Gemeinsam mit den anderen hatten sie es geschafft, das Unheil abzuwenden. Asarya war erschöpft und auch Hanka, die Kriegerin aus dem Orden, wirkte müde und ausgelaugt. Voller Verständnis umeinander machten es sich die beiden am Feuer gemütlich, lauschten den Liedern der anderen und massierten die von der Rüstung schmerzenden Stellen. Die Schrecken auf dem Schlachtfeld waren stets weniger real und erschreckend, wenn Asarya den Stimmen von Akira und Varya lauschen konnte, und so vermisste sie die beiden in diesem Moment schmerzlich. Dankbar nahm sie daher den Vorschlag der anderen an, eine andere Bardin im Lager zu besuchen. Und so machten sie sich gemeinsam auf den Weg. Der Platz in der Jurte war begrenzt und so mussten sich alle Stammeskrieger eng aneinander schmiegen. Asarya blickte gelegentlich rüber zu Horwart, doch er saß weiter weg, genoss aber wohl die Abwechslung. Gemeinsam am Feuer sitzend und dem Gesang der Bardin lauschend saß Asarya irgendwann bei Trogan, er hielt sie fest in seinen schützenden Armen und spendete ihr Wärme und Zuversicht. An diesem Abend trotz aller Schwermut der vergangenen Tage fühlte sie sich ihrem Erbenvater vertrauerter denn je. Der Abend hätte ewig so weiter gehen können, wenn sich die Bardin nicht hätte zur Ruhe begeben wollen. Und so machten sich Asarya, ihr Erbenvater und die anderen auf den Rückweg in ihr Lager. Asarya fröstelte, ihr war nun wieder kalt und langsam merkte sie den Ruf RiaDugoras. Sie zog den Mantel enger um sich als sie plötzlich einen Arm um ihre Schulter spürte. Horwart saß auf einmal neben ihr und Asarya lehnte dankbar ihren Kopf an seine Schulter. Konnte es etwa sein, das Horwart mehr für sie empfand? Doch die Ereignisse der vergangenen Tage lasteten schwer auf ihnen und so saßen sie am Feuer, lauschten den anderen Brüdern und Schwestern und schwiegen. In der Nacht träumte Asarya von starken Händen, in denen sie unbekümmert einfach nur sie selbst sein konnte. Ohne Last und ohne Sorgen.

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Nach erfolgreicher Teilbefriedung des Landstriches machten sich Trogan und Asarya auf den beschwerlichen Heimweg in die Stammlande.

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Das verlustreiche Ritual

Einige Zeit war ins Land gezogen und die bereits gefundenen verdorbenen Artefakte mussten sicher vor schändlichem Zugriff verwahrt werden.

Asarya erhielt im Traum von Vater Whaan die Nachricht, zum nächsten Vollmond an der Ruine des Ordenssitzes des Ordens der Herrin RiaDugoras, Herrin der vergebungsvollen Buße, Ort der reuigen Sünder im Zeichen ihres Boten des Raben in Nordern zu erscheinen. Und so machten sich Trogan und Asarya nach eingehenden Lagebesprechungen und Überlegungen gemeinsam auf den Weg, den Gegenstand unter den Schutz der sieben großen und heiligen Götter zu stellen. Von dem alten Ordenssitz war fast nichts mehr übrig geblieben: verbrannte Erde und ein vom Sturm sauber gefegter Platz. RiaSina schickte ihr Licht an jenem Abend über die Ruinen und zeichnete die Umrisse des alten Gemäuers scharf nach. Diese sahen wie ein Schiff aus: ein einziger Durchgang und zu drei Seiten Reste von Mauern, die nicht zu überwinden waren, der Raum spitz zulaufend, früher einmal von sieben Säulen geziert. Etwas Gebälk, welches Zeugnis für einen früher vorhandenen Raum im Inneren eines Gebäudes war und nun drohend über ihren Köpfen stand. Die Decke war eingestürzt und durch die Balken war der Mond am Himmel zu erkennen. Ein damals schönes Holztor, mit Eisen beschlagen, hing halb aus den Angeln. Die Ruine strahlte noch immer die Erhabenheit der einstigen Zeit aus, doch es lag etwas gespenstisches und unheimliches über ihr.

Nicht nur der gesamte Orden war anwesend, sondern auch der ehrwürdige Vater Whaan, Tah Cwu, Cirkater Ascun anh Schattenfels aus dem Dunkelwald mit seinem Erben Natan Modryas anh Rhacc und Roderic Tallwart. Zudem kamen zu Pferd 15 weitere Kämpfer des Banners von Ardor, Modryas Caroman anh Rhacc und die ehrwürdige Vater Myra aus der Sippe Tyras. Eine Kämpfergruppe gemischten Alters Männer und Frauen, drei sahen zudem sehr düster und vernarbt aus, aber durchweg entschlossen und kampfbereit gesellten sich zu ihnen. Die letzten zwei Gruppen waren Asarya gänzlich unbekannt. Dennoch erkannte Sie einige Priester, Cirkater und ihre Erben und begrüßte sie entsprechend mit Achtung.

In der Mitte des Raumes, großräumig freigelegt und tatsächlich gefegt, konnte Asarya in den Ruinen einen Kreis erkennen, der den Sieben gewidmet war: tief in den Boden reichten die Furchen dieses schönen Bodenschmucks. Diejenigen, die diesen Raum einst gesehen hatten, erkannten ihn kaum wieder: zu furchtbar und allumfassend war die Zerstörung. Das Bodenelement war der Zugang zu den unteren Gewölben und der Gruft. Eine Treppe die nach unten führte war zu erkennen, doch der Mechanismus zum Öffnen war beschädigt und daher konnte der Zugang auch nicht wieder verschlossen werden.

Für jeden der sieben herrlichen Götter war nun ein Priester vor Ort. Mit ihren Worten würde der Zugang verschlossen und mit dem Segen geschützt werden, solange es nötig war. Asarya und ihr Erbenvater besprachen auf Geheiß von Vater Whan mit allen Anwesenden Cirkatern und Erben eine Strategie zum Schutz des Rituals. Modryas würde die 14 Kämpfer vom Banner Ardor anführen. Unter der Führung von Trogan ständen die Cirkater hinter den Kämpfern um die Priester zu schützen. Die Erben ständen unmittelbar beim Ritualkreis und würden dort wachen. Asarya positionierte sich mit weiteren Cirkatern vor der Halle. Stille lag über dem Landstrich – niemand wagte es laut zu sprechen, denn ein jeder wusste um seine Aufgabe und seinen Wert für dieses wichtige Unterfangen. Gemeinsam bildeten sie einen Schutzwall, um sich für alle Eventualitäten zu wappnen, als von innen die Stimmen der Priester, die Strophen der siebenfachen langen Lobpreisung laut betend, erklangen.

Asaryas Sinne waren nun geschärft und sie konzentrierte sich nun noch mehr auf ihre nähere Umgebung. Neben ihr standen zwei gerade berufene Cirkater – sie machten einen nervösen Eindruck, denn sie blickten unruhig und hastig sodann von Baum zu Baum und ihre weißen verkrampften Knöchel klammerten sich an ihre Schwerter.

Vater Whanns Stimme war aus den Ruinen zu hören und sodann spürte Asarya einen leichten Wind, der die Blätter der Bäume rascheln ließ. Der nächste Priester erhob seine Stimme, es schien ihr, als würde sie einige RiaDugora gefällige Worte erahnen, als plötzlich wie aus dem Nichts schwarze Gestalten von überall herbeieilten – Botanisten, die das Ritual verhindern wollten. Von der rechten Flanke erschallte sodann der Ruf „Wir werden angegriffen!“ und schon trafen beide Fronten aufeinander. Äxte und Schwerter kreuzten sich und Asarya musste sich gleich mehreren Kultisten erwehren. Ein Botanist versenkte sein Schwert in dem Hals des neben ihr stehenden Cirkater, der mit einem lauten Gurgeln neben ihr zusammensackte und elendig verblutete. Hinter ihr vernahm Asarya beiläufig zunehmenden starken Regen – anscheinend betete der ehrwürdige Vater Ugor aus der Sippe Duros, Priester der RiaRanyoscha für das Ritual. Draußen wurde es immer unübersichtlicher: Welle um Welle der Angreifer versuchte die Reihen zu durchbrechen und Kampfmagier warfen mit Feuerbällen, um die Cirkater und Kämpfer zu vernichten. Überall lagen Verletzte und Tote – auf beiden Seiten. Aber die Priester, Horwart und der Orden waren in den Hallen und sie galt es bis zuletzt zu schützen.

Asarya rief alle Kämpfenden zur Standhaftigkeit auf und gab den Befehl die Magier zuerst zu vernichten und alle bei den Sieben zu töten. Erbittert wurde weiter gekämpft als eine dunkle grollende Stimme sich über dem Kampfeslärm und der Ruine erhob: „Glaubt Ihr wirklich, Ihr könntet mich so bremsen? Als würde euer erbärmliches Ritual meine Macht über diesen Ort brechen?! Kinder, meine lieblichen Kinder, erwacht aufs Neue, grabt und kommt hervor...“

Ein Beben ging durch die Ruine, Staub und Sand rieselten von dem Gebälk, Steine bewegten sich und aus den Wolken aus Dreck erstanden die grausam anzuschauenden Gestalten der ehemaligen Mönche wieder auf. „Kommt labt euch an ihrem Fleisch, sauft ihr Blut zerreisst sie, brecht ihre Knochen…“ Langsam kamen die Untoten auf den Ritualkreis zu. Noch immer waren die Priester in ihrer Trance, hilflos gegenüber den Kreaturen, während sich zwei der Untoten auf den ehrwürdigen Vater Ugon stürzten und mit geringen Widerstand seinen Arm vom Körper rissen. Ohne auf ihre eigene Sicherheit zu achten, warf sich Yaven in die entstandene Lücke, fing die Schale mit dem gesegnetem Wasser auf und nahm die Position des zerfetzten Vaters ein. Einer der Untoten, beendete sein Mahl, und sprang mit gierigen, ausgestreckten Krallen Yaven an. Doch gerade als er seine Klauen in sie stoßen wollte, stellte sich der Erbe Roderick Tallwart vor Yaven. Unter gegenseitigem Kratzen und Beißen, gingen sie in einer Wolke aus Blut und Gedärmen zu Boden, und brachten sich gegenseitig den endgültigen Tod. In der Ruine kämpften derweil die anderen Erben verbissen um das Leben der Priester.

Währenddessen neigte sich der Kampf draußen dem Ende zu: während Asarya den letzten Magier endlich erschlug, gab Trogan den Befehl, die restlichen vereinzelten Angreifer zu töten und die Verwundeten hereinzutragen. Drinnen schlossen die noch verbliebenen restlichen Priester das Ritual mit einem Gebet ab: „Oh Riacommon, hört die Stimmen eurer ehrfürchtigen Diener, denn wir kennen euch und preisen euren Namen. Gebt Eure Kraft und eurer Wirken in diesem Moment und in dieser Nacht. Weiht unser Tun und unser Handeln und laßt uns in eurem Antlitz wandeln. Wir ehren euch mit aller Macht. Seid unsere Beschützer heute Nacht. Wir bitten euch, lasset nicht länger diesen Frevel zu und versiegelt diesen Ort. Bannt das Artefakt und legt es hier in Ketten, sodass es spreche nie mehr ein Wort. Riacommon, in Ewigkeit Almarna.“

Als das letzte Wort verklungen, brachen mehrere Priester entkräftet zusammen. Asarya und die anderen Cirkater eilten sodann zu ihnen – doch jede Hilfe kam zu spät. Sie hatten ihr Leben für das Ritual gegeben und würden nun in die Hallen RiaDugoras eingehen. An diesem Abend waren viele Verluste zu beklagen, doch Asarya wusste nun den verdorbenen Gegenstand in Sicherheit.


Die Wärme RiaModans (2)

Düstere Legenden 30 - Die Neuordnung

Asarya blinzelte, als sie aus der Hütte kam und in die strahlende Sonne blickte. Sie streckte sich ausgiebig und machte sich auf den Weg in die Taverne um dort zu frühstücken. Auf dem Weg dorthin begegneten ihr mehrere Dörfler, Stadtwachen und fremde Reisende. Ein freundliches Nicken hier, ein Gruß dort. Eine der Personen, kam ihr so bekannt vor…sie liefen aneinander vorbei, sahen sich an…von irgendwo her in ihrem Kopf verfestigte sich ein dumpfer Gedanke, diese Person schon oft gesehen zu haben…aber so schnell wie diese Ahnung kam, so schnell verschwand sie wieder. Sie schüttelte den Gedanken ab und setzte ihren Weg fort, konnte sich aber einer merkwürdig unruhigen Ahnung, die sich tief in ihr zu manifestieren versuchte, nicht erwehren. Der Tag verging, die Arbeiter hatten viele Bäume im nahen Wald gefällt und Asarya sah die letzten Arbeiter, die die Lichtung verließen, in Richtung des Dorfes strömen. Eine drückende Schwüle lag in der Luft, der Feuerschein der letzten Ölfackeln ließ die immer dunkler werdenden Schatten der Bäume am Rande der Wiese tanzen. Hastig suchte sie ihr Hab und Gut zusammen und schloß mit der letzten Gruppe Arbeiter auf. Das Unbehagen, dass sie den Tag über immer wieder schleichend quälte, saß jetzt tief verankert in ihrem laut pochenden Herzen und legte sich über ihren gesamten Körper wie eine klebrige, zweite Haut. Wie eine Kralle, die sich langsam, aber beständig um ihr Herz schloß, begann auch die Angst in ihr zu wachsen. Asarya beschleunigte ihre Schritte und blickte unruhig über die Schulter zurück zur Lichtung. Nebel zog auf, kroch langsam aus den Bäumen und legte sich wie ein Leichentuch über die Wiese. Hektisch kehrte sie in ihre Hütte zurück, zog sich aus und legte sich fröstelnd in ihr Bett. RiaDugora empfing sie wie eine liebende Mutter mit einer zärtlichen Umarmung. Herz und Körper beruhigten sich und auch die Angst wich der wohligen Wärme, die sich über ihren Körper ausbreitete.

Und dann hörte Asarya die Trommeln. Wie im Traum stand sie auf und ging den anderen folgend tief in den Wald hinein bis sie auf einer Lichtung stand. Ihr Verstand klärte sich auf und in der Mitte eines großen Kreises stand eine Schamanin, mit Knochen behangen und blutüberströmt ein Ritual durchführend. Hastig wollte Asarya nach ihrem geweihten Schwert greifen, welches sich aber noch in der Hütte befand. Niemals hätte sie doch ihre Waffe zurückgelassen und zudem war ihr Körper wie gelähmt – selbst ein lauter Schrei wollte ihre Lippen nicht verlassen. Die Schamanin sprach davon, ihre Seelen zu rauben und für ihre Zwecke zu missbrauchen: sie wolle die Hüterin über die Geisterwelt werden. Zu ihrem Entsetzen war Asarya zu hilflosem Zusehen verdammt und es war ihr nicht möglich, das schändliche Ritual zu unterbrechen. Und plötzlich ertönte eine Melodie, die Schatten schrien und die Schamanin fluchte – der Bann war gebrochen und Asarya spürte wie die Energie wieder zurückkam. Die nackte Angst erfasste sie und zugleich wurde sie von mehreren Schergen der Schamanin angegriffen und zurückgedrängt. Ohne Waffe zog sie sich hastig zurück in den Wald und wich den Suchtrupps aus. Es war stockfinster – Asarya sah ihre Hand vor Augen nicht mehr und sie entschloss sich, bis zum Morgengrauen zu warten und dann in das Lager zurückzukehren. In einem sicheren Versteck abwartend fühlte sie die Leere und Kälte in ihr – RiaModan, der immerfort in ihr brannte war weniger zu spüren und Asarya merkte, wie ein wichtiger Teil von ihr fehlte. Halb dösend, aber immer auf der Hut, verbrachte sie die Zeit in einem sicheren Versteck.

Der Morgen kam und Asarya machte sich auf den Rückweg in das Lager. Wie erstaunt war sie doch, als sie dort das mächtige Zelt der Stammesschwestern und Brüder schon von weitem aus sah. Die Wiedersehensfreude war enorm und schnell stellte sich heraus, dass alle in einem Art Bann der Schamanin tagelang nebeneinander gelebt und gearbeitet hatten, aber ihnen die Fähigkeit genommen worden war, ihre Freunde zu erkennen. Selbst Gesa und Bracon aus der Sippe der Yaranas hatte sie nicht erkannt und so freute sie sich, die beiden nach langer Zeit wiederzusehen.

Asarya suchte das Gespräch mit Tah Cwu und ihre Sorge und Vorahnung stellten sich als furchtbare Gewissheit heraus – die Schamanin hatte ihnen allen einen großen Teil ihrer Seelen geraubt. Entsetzen und Erschütterung machte sich in Asarya breit. Wie sollten sie und die anderen ihre Seelenbruchstücke wiedererlangen? Sie könnten sonst niemals ehrenvoll in die Hallen RiaDugoras eintreten. Und doch war sie auch erleichtert: Trogan war nicht anwesend – folglich war er unversehrt und konnte sich ihrer wichtigen Aufgabe annehmen. Aber wie sollte Asarya ihm je wieder unter Augen treten können, wenn alle auf ewig verloren waren? Und so machte sie sich wie ihm Wahn auf die Suche nach einer Lösung die Seelenbruchstücke wieder zurückzuholen. Die Zeit verstrich und ein Wesen RiaPlots, eine Art sprechender Baum kommunizierte mit den Göttern und Geistergestalten der Dunklen Lande und versuchte ihnen allen zu helfen. Es zeigte sich schnell, das nicht alle Lagerbewohner gewillt waren, der Lösung näher zu kommen und so hatten die Stammesschwestern und Brüder alle Hände voll zu tun sich dieser wichtigen Aufgabe federführend anzunehmen. Erny, das Waldwesen, schickte sie in die Geisterwelt um Seelenflüssigkeiten zu sammeln. Gemeinsam mit Tah Cwu und einigen anderen wagte sie den gefährlichen Übergang in RiaDugoras Reich. Eine Art Labyrinth mit allerlei Irrwegen und Tücken wartete auf sie. Die Geister versuchten an ihrer Wahrhaftigkeit zu rütteln und ihren Glauben zu erschüttern. Asarya schloss ihre Hand fester um den Schwertknauf und versuchte den ehrwürdigen Vater so gut es ging vor den heimtückischen Geistern zu schützen. Stockfinstere Dunkelheit, Nebelschwaden, gefährliche Abgründe und unzählige Momente später erreichten sie schließlich einen Brunnen, in dem die Seelenflüssigkeit waberte. Nach der erfolgreichen Abfüllung in kleine Phiolen machten sie sich auf den Rückweg in das Lager.

Der nächste Tag verstrich mit vielen Aufgaben und vielen Angriffen. Erny berichtete derweil von einem RiaModan-gefälligen Wesen, welches unter dem Bann der Schamanin stand, befreit werden und zu seiner Herrin zurückkehren wolle. Hierzu musste ein kompliziertes Ritual durchgeführt werden. So zogen sie gemeinsam in der Dunkelheit in den Wald und suchten die genannte Stelle auf. Cenan erwies sich als äußert hilfreich und entdeckte den benötigten Ritualstaub in der Finsternis des Waldes. Asarya stellte sich sodann mit Tah Cwu und den zwei Paladinen aus dem Zwillingsorden und deren Priesterin im Kreis auf. Akiras liebliche Stimme erklang und gemeinsam mit einem geigenspielenden Barden sang sie Liebesschwüre. Asarya schloss die Augen und gab sich ganz dem Ritual und dem Moment hin. Und tatsächlich – nachdem die Anrufung beendet war spürte sie eine Hitze im Kreis emporsteigen und der Diener RiaModans manifestierte sich. Die Flammen umgaben sie und griffen gierig nach ihnen. Aus dem Feuer erklang eine tiefe grollende Stimme und fragte die Anwesenden, was ihr Begehr wäre. Einer nach dem anderen legte seine, von einem magischen Handschuh geschützte, Hand auf das Elementar und rief RiaModans Leidenschaft an. Als Asarya an der Reihe war pries sie RiaModans Wesen und das er sich erinnern solle, was es hieß, Liebe zu empfinden, sodass die Sehnsucht ihn schmerzlich erfasse und verschlänge. In diesem Augenblick wurde ihr deutlich, was es hieß im Namen RiaModans zu streiten und es erfasste sie selbst das ungestillte Verlangen und die Leidenschaft brannte in ihr auf. In diesem Moment dachte sie nur an ihn und Verwunderung aber auch Gewissheit stieg in ihr hoch.

Und als der letzte Satz gesprochen, erinnerte sich der Diener an seine Bestimmung und an die Verbundenheit zu seiner Herrin, bedankte sich und löste sich vor ihren Augen auf. Was für ein erhabenes und einmaliges Erlebnis. Erleichterung machte sich in der Gruppe breit – sie hatten es geschafft.

Gemeinsam feierten sie am Abend ausgelassen diesen kleinen Teilsieg gegen die böse Schamanin. Doch am nächsten Tag öffnete sich ein Spalt zur Albtraumebene und heraus kamen die furchtbarsten und angsteinflößensten Kreaturen, die Asarya jemals gesehen hatte. Diese albtraumhaften Gestalten trieben sodann die Lagerbewohner in den Wahnsinn. Asarya konnte sich nur schwerlich der Vielzahl an Angriffen erwehren und so kam der Moment als eine Kreatur seine eiskalte faulige Hand auf Asaryas Arm legte. Im selben Moment übermannte sie RiaModans Wut und eine Ekstase – sie spürte das Verlangen alles und jeden um sie herum zu zerstören. Tah Cwu stellte sich todesmutig ihr entgegen, packte sie und unter lautem Fluchen Asaryas betete er zu den Göttern, Asarya von diesem Wahnsinn zu befreien und sie vor der Beeinflussung der dunklen Mächte zu schützen. Als der Spuk endlich vorbei war empfand Asarya große Erschütterung und Müdigkeit – die dunklen Lande verlangten ihrer Standfestigkeit und ihrem Glauben viel ab. Doch die Zeit der Trübsal musste der wichtigen Aufgabe, nämlich der Rettung aller Seelen weichen. Die Lager- und Heerführung beschloss ein großes und mächtiges Ritual für den Abend, um der Schamanin Einhalt zu gebieten. Die gesammelten Seelenflüssigkeiten würden von Erny zu einem Trank verarbeitet werden, der die fehlenden Seelenbruchstücke zurückholen würde. Die Dunkelheit kam und Nebel kroch langsam und beständig aus dem Wald auf die große Lichtung. Trommeln erschallten aus der Finsternis und das Lager und alle Waffenprächtigen versammelten sich für die letzte und alles entscheidende Schlacht. Das Ritual galt es um jeden Preis zu beschützen und koste es auch das Leben. Die Schamanin und ihre Schergen griffen die Reihen an, aber die Flutländer hielten tapfer und unerbittlich die linke Flanke. Vereinzelter Abschaum versuchte zum Ritual vorzustoßen, doch Asarya ließ sich etwas weiter zurückfallen und preschte ein um das andere mal dazwischen. Und tatsächlich, als schon fast keiner mehr stehen konnte, glückte das Ritual und die Angreifer zogen sich schwer verwundet und geschlagen tief in den Wald zurück. Nach einem Schluck der Seelenflüssigkeit fühlte Asarya die Wärme und das Feuer RiaModans in ihr Herz zurückkehren und Erleichterung machte sich in ihr breit. Sie hatte es geschafft die Schwestern und Brüder zu retten – ihre Mühe war nicht vergebens. Derweil kam Ogrym auf sie zu bat, nach seiner Frau Grena any Tassay, der Ystjarson Tassay, zu suchen, die sich irgendwo in der näheren Umgebung befand, um mit den Geistern zu sprechen. Asarya verabschiedete sich von der Gruppe und machte sich auf die beschwerliche Suche. Am nächsten Tag erreichte Sie ein Rabe mit der Botschaft, das Grena wieder im Lager aufgetaucht war und so machte sich Asarya auf den direkten Weg in die Stammlande.


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Taverne Fuhrmannsrast 6 – Nordern

Ein kurzer Umweg über die in Nordern gelegene Taverne Fuhrmannsrast würde Asarya bestimmt mit den nötigsten und wichtigsten Informationen versorgen. Es war mittlerweile Winter geworden, der kalt und unerbittlich das Land mit glitzerndem Schnee bedeckte. Umso mehr freute sich Asarya sich am Feuer der Taverne wärmen zu können. Die Überraschung und Wiedersehensfreude war groß, als sie nicht nur den Stammesschwestern und Brüdern begegnete sondern auch dem Orden. Cornas und der ehrwürdige Bruder Grougck berichteten ihr von einem schwarzen und achtgläubigen Cirkater mit dem Namen Carabast aus der Sippe Yaranas. Er hatte versucht, Grougk und seine Tochter Yarven an der Weiterreise zum Orden zu hindern. Erstaunlicherweise wollte er keine Waffengewalt gegen die Akkolutin anwenden, da sie auf dem göttlichen Pfad wandelte. Und so leistete Grougk ihm erbitterten Widerstand, verletzte ihn schwer und zwang Carabast zum Rückzug. Mit den Worten „wenn Trogan in den Wwestport segelt, wird seine Heimat brennen“ verschwand er blutend im Wald. Diese Nachricht beunruhigte Asarya zutiefst und schreckte sie auf – in der eigenen Sippe so eine Abscheulichkeit zu wissen war unerträglich. Doch zunächst freute sie sich auf das Wiedersehen mit Horwart. Erleichterung machte sich in ihr breit, ihn gestärkt und bei besserer Verfassung anzutreffen. Die Sorgen um sein Wohlbefinden und seine Verfassung hatten sie vorher verfolgt. Es durfte nicht passieren, das Horwart scheiterte und wieder den dunklen Pfad folgte, den er einst betreten hatte. Unter allen Umständen musste dies verhindert werden. Und so unterhielt sich Asarya mit Horwart unter der Wärme RiaModans stehend und am Feuer sitzend über ihre Gefühle, die Aufgabe der Cirkater und mögliche schicksalshafte – hoffentlich niemals eintretende – Geschehnisse. Seine Worte hallten weiterhin nach und machten Asarya nachdenklich.

Mehrere Arbonier gesellten sich in die Runde, lauschten den Liedern und Geschichten und Asarya unterhielt sich mit ihnen. Herr Corgunath Halthred anh Tesch, der Marschall Ocostryas und Ritter Trigardons berichtete von Emendon, dem Hochfürsten Trigardons. Eine wichtige Nachricht sollte den Weg zu Trogan anh Crul finden und Asarya klärte Halthred darüber auf, dass der ehrwürdige Bruder ihr Erbenvater und sie seine Vertraute war. Sodann übermittelte ihr der Ritter die Nachricht und Asarya erkannte die Dringlichkeit des Anliegens. Ihre Pläne einige Tage im Orden zu verbringen, sich von den vergangenen Strapazen auszuruhen und sich am Feuer zu wärmen rückten damit in weite Ferne. Die wichtigen Botschaften über Emendons Anliegen und dem achtgläubigen Cirkater mussten Trogan auf der Yschanswehr überbracht werden. Diese duldeten keinen weiteren Aufschub. Und so verbrachte Asarya den restlichen Abend mit ihren Freunden um sich am nächsten Morgen gestärkt auf den Weg zu ihrem Erbenvater zu machen.

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Die Ankunft

Die Dämmerung nahte und Asarya überlegte zu rasten, als die lang erwartete Weggabelung, die sie auf direktem Wege zur Yschanswehr führen sollte, vor ihr lag. Die Nacht würde sie einholen, doch sie erinnerte sich an die kleine Kerze, die sie beim letzten Besuch in Nordern im Riadion Tempel bekommen hatte. Sie solle ihr Licht schenken, wenn die Dunkelheit naht. Das Entzünden der geweihten Kerze mit Feuerstein und Zunder fiel ihr trotz der Kälte nicht schwer und so kreisten Asaryas Gedanken um die Götter, wie es in der Dämmerung sein sollte. Dieses kleine Licht spendete ihr so lange Licht, wie nötig - als hätten die Götter in diesem Moment über sie gewacht. Beim Erlischen der Kerze sah sie den Schein einer Laterne an einem Haus. Im Mondlicht erkannte sie schnell die lang ersehnte Silhouette des Berges, auf dem die Festung der Festungen thront. Der Laternenschein stammte vom Gasthaus Yschans Pony, ein guter Ort zum Rasten um in den folgenden Morgenstunden die letzte Wegstrecke zurück zu legen.

Einige wenige sehr betrunkene Handelsleute saßen noch im Schankraum und lamentierten lallend über dies und das. Nur ein Betrunkener könnte ihren Worten länger als einen Moment folgen. Ein gutes Abendbrot zur nächtlichen Stunde half ihr über das Geschwätz hinweg, welchem Asarya zwangsläufig ein Ohr schenken musste, schließlich war es nicht zu überhören. Es war schon spät, doch Versa, die dem Wunsch ihrer Ystyarson folgte und sich um das Haus und deren Gäste kümmerte, hatte noch eine angemessene Schlafstätte übrig. Die Nacht war ruhig und der Schlaf erholsam. So machte sich Asarya mit neuer Kraft nach einem kurzem Morgengebet auf den Weg.

Unmittelbar nach der ersten Wegbiegung gaben die überwucherten Felsen am Fuße des Berges den Blick auf die Wehr frei. Ein mächtiger Anblick, wo doch beinah das ganze Land nicht mal über wenige feste Häuser verfügte. Die Dächer, Türme und Mauern waren mit Schnee bedeckt und verliehen dem wohl größten Kriegsgerät der Flutländer eine friedliche Schicht aus göttlichem Glanz. Dieser Anblick erfüllte Asarya mit Stolz.

Die Wachposten am unteren Schlagbaum, die in erster Linie fehlgeleitete Reisende und nutzlose Händler abwiesen, grüßten sie mit Namen. Einen von ihnen hatte Asarya noch selbst ausgebildet. Jener berichtete ihr, dass sie auf der Feste bereits erwartet würde. Der Kriegsherr, den er durch sie auch persönlich kannte, hätte sich in den Hohen Turm zurückgezogen. Die Wachleute munkelten, er brüte über die Strategie eines baldigen Kreiszuges.

Immer wieder mal begegnete sie diesem Gerede, dass bald wieder Richtung Westen gesegelt werden solle. Ob Trogan es tatsächlich wagen würde, trotz der Drohungen der Botanisten? Sicher hatte der ehrwürdige Bruder Cgruuhg ihn auch bereits über die jüngsten Ereignisse informiert. Zum Leidwesen aller zurzeit auf der Festung lebenden Stammeskrieger war der Berg wesentlich kühler als die Ebenen. Im Sommer ein Segen, doch im Winter, also zu dieser Zeit, verlangte es einem viel ab, wenn kein wärmendes Feuer in direkter Nähe verfügbar war. Zudem plagten schnelle Wetterwechsel, stetiger Wind und im Sommer auch viel Regen die ansässigen Menschen. Um der Nachricht an ihren Erbenvater vorauszueilen, dass sie die Festung erreicht hatte, durchquerte sie schnell die Wehranlage und folgte dem kleinen Weg, der sie über einen schmalen Bergpfad hin zu dem Ort führte, an dem sich der ehrwürdige Bruder sich aufhalten sollte. Der hohe Turm war ihr gut vertraut. Etliche Male hatte Asarya dort bereits Besprechungen und geheime Versammlungen zur Heereslage und anderen wohlgehüteten Geheimnissen Flutlands und seinen Herrschern beigewohnt. Niemandem würde es gelingen, sich ihm ungesehen zu nähern um seine Ohren aufzustellen.

Nur gerade mal fünf Meter maß sein First in der Höhe, doch gelegen war er auf dem höchsten Felsen im Umkreis. Meist war er aber von Nebel und Wolken umhüllt. Der steinerne Stumpf beherbergte lediglich einen Raum getrennt von einer Treppe, die zum Dach führte. Der Zugang zum Turm war gut durch eine schwere Tür fast komplett aus Eisen, die lediglich zu einem Treppenhaus führte, geschützt. Von dort aus drehte sie sich eine halbe Wendung nach oben zu einer beschlagenen Tür, hinter der sich ein Raum verbarg und weiter nach oben zu einer großen Luke im Dach.

Leichter Rauch stieg aus dem kleinen Kamin über dem Dach auf. Die Eingangstür des Turmes war nicht verschlossen, also trat Asarya nach vergeblichem Klopfen ein. Die ersten Stufen waren leicht verschneit und ein zugiger Wind trieb kalt die gewundenen Treppen hinauf. Die Luke zum Dach musste offen stehen, sonst wäre es nicht so unbehaglich. Das Wandergepäck kurzerhand in einer Nische eines der winzigen Fenster im Treppenhaus verstauend, aber noch immer bewaffnet schritt Asarya zur Dachluke empor.

Das erste, was sie oben durch die Luke blinzelnd erblicken konnte, war der Himmel. Dieser Ort musste den Ahnen beinah so nah sein, wie der Dugor Harog selbst. Schnelle Wolken rasten über den Berg hinweg.

Asarya sah ihren Erbenvater, wie er mir einem schweren Mantel, die Hände in Handschuhen geschützt und zur Faust geballt, sich an der Brüstung des Turmdaches abstützte. Es schien, als hätte er sie nicht bemerkt. Zwar mit seinem geweihten Schwert in der Gürtelscheide bewaffnet, dennoch unaufmerksam schien sein Blick in die Ferne gerichtet zu sein.

Mit den Worten: „Trogan - ehrwürdiger Bruder“ begrüßte sie ihn und er drehte sich langsam zu ihr um. „Asarya, es ist schön Dich zu sehen.“ erwiderte er und wendete sich wieder der Ferne zu. Sie gesellte sich zu ihm und fragte, was er hier draußen wolle. Es sei doch viel zu kalt. Asarya spürte wie der kalte Wind eisig selbst durch die kleinsten Spalte ihrer Roga kroch. Trogan berichtete ihr von dem Segen der Beendigung des Stammeskrieges und dem Aufblühen des flutländischen Stammes aber auch der neuen Bedrohungslage.

An diesem Tag war die Sicht erstaunlich gut. Vom Dach des Turmes konnte ein jeder meinen, er könne ganz Flutland erblicken. Selbst das Gebirge im Süden, den Dugor Harog konnte Asarya erahnen. Noch nie hatten ihre Augen eine Gelegenheit so weit in die Ferne zu sehen. Einen solchen Ausblick hätte sie zudem nie erwartet, wo doch hier stets Wolken und Nebel die Sicht auf wenige Meter begrenzten.

Doch der Moment hielt sich nicht lange. Das Wetter schlug schnell um und plötzlich fiel wieder Schnee. Die Kälte trieb sie wieder in den Turm. Nach dem Verriegeln der Dachluke wurde es spürbar wärmer. Trogan öffnete die innere Tür zu dem einzigen Raum in diesem Turm, legte seinen Mantel und die Handschuhe ab und schritt zum Kamin, um ein paar Scheite nachzulegen. Als Asarya den Raum betrat, schweifte ihr Blick umher. Sie erblickte in einem Regal an der Wand viele Schriftrollen, Zeichnungen und sogar ein paar Bücher - die Heilige Schrift in mehreren Abschriften. Auf einem Tisch an der Seite stand ein eindrucksvoller Nachbau der Hafenanlage von Evörrshafen mit den Anlegestellen und der Mauer, die ihn umgibt.

Zuletzt fiel ihr Blick auf den Tisch in der Mitte des Raumes. Auch hier Schriften und Papier. Die Handschrift auf einem Brief erkannte sie schnell: Cgruck würde wohl der Verfasser sein. Eine Feder mit Tinte stand bereit. Doch ihr Atem stockte, als sie mittig auf dem Tisch ihren Brief liegen sah.

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Mehrere Tage verstrichen und gemeinsam besprachen Sie die vor ihnen liegende Zukunft und welche Aufgaben für das Wohl aller vor ihnen lagen. Und sie waren sich wie so oft einig.

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So machte sich Asarya nach dem kurzen Aufenthalt auf der Yschanswehr mit ihrem Pferd auf den Weg in ihre Sippe, denn die Nachricht über Carabast, den achtgläubigen Cirkater, hatte Trogan und sie aufgeschreckt. Ihre Ystyarson würde ihr hoffentlich mehr zu berichten wissen. Ihr ehrwürdiger Bruder hatte sie um weitere Nachforschungen gebeten, obwohl seine Bitte unnötig war. Wie konnte Asarya so einen Frevel auf sich sitzen lassen? Die Worte von Horwart in Norden hallten noch immer nach und sie hatte nach den Ereignissen nach Antworten geforscht und gefunden, wonach sie gesucht hatte.

Dunkle, düstere Zeiten standen allen bevor und das Wohl aller Schwestern und Brüder stand über einem jedem Sein – auch über ihrem.

Nach einiger Zeit erreichte sie die Bereiche des Winterweidegrundes der Sippe Yaranas. In dieser Zeit des Jahres zog es ihren Stamm in die steppenartigeren Gegenden mit gelegentlicher Bewaldung der Flutlande. Die Ebene war mit Schnee bedeckt und von weitem konnte Asarya am Rande des Waldgebietes eine Herde Schafe erblicken. Sie freute sich sehr als sie nach einem kurzen Ritt bei ihrer Stammesschwester Gesa absatteln konnte und sich die beiden auf herzlichste begrüßten. Einige weitere Personen aus der Sippe erkannte sie und setzte sich mit Ihnen an das wärmende Feuer. Bracon kam sodann aus dem Wald und Asarya berichtete den beiden von der Aufgabe, die ihr Trogan aufgegeben hatte. Die beiden erklärten sich bereit, Asarya zur Ystyarson zu begleiten, packten sodann ihre Sachen und besprachen ihre Abreise mit den anderen. Die Sippe Yaranas war vor allem für Ihre Zähigkeit und Verbissenheit bekannt, welches durch den Widder als Sippentier verkörpert wurde. Darüber hinaus wurden die Lederarbeiten der Sippe überaus geschätzt. Asarya trug nun eine neue prunkvolle Rüstroga, die voller Stolz von ihren Stammesschwestern und Brüdern für sie angefertigt worden war.

Es war schon einige Zeit her, dass sie Almut anh Yaranas, die Sippenmutter getroffen hatte, aber ihre Begrüßung war wie immer warm und herzlich. Die Ystyarson schätzte Asaryas wichtige Aufgabe und freute sich immer über Neuigkeiten. Ab und an schickte Asarya ein paar Zeilen in die Sippe und hielt sie auf dem Laufenden. Almut war noch nicht lange die Sippenmutter der Yaranas, hatte sich aber bereits einen Namen durch ihre Willensstärke, aber auch durch ihre Warmherzigkeit gemacht. Sie wurde von der Sippe in allen Belangen respektiert und für ihre weitsichtigen Ratschläge sehr geschätzt.

Asarya erzählte von der Begegnung des Ordens, Grougks und Yavens mit Carabast und Almuts Gesicht verfinsterte sich zunehmend. Nachdem sie von den Vorkommnissen erzählt hatte, stand die Sippenmutter auf und ging grübelnd im Zelt auf und ab. Sodann sprach sie von einer Geschichte, die sich früher erzählt wurde, die sie allerdings nie geglaubt hatte: Vor einigen Jahren hatte eine Frau sechs Kinder und war wieder schwanger. Das Kind, welches sie dann gebar, war anders: es zog sich stets zurück als es älter war. Es war nicht wie die anderen, es war durch und durch sonderbar. Oft kränklich, aber doch von innerer Stärke, aber meist nutzlos und zu schwach für die Sippe. Unter Tränen soll die Mutter es im Sumpf ausgesetzt haben. Doch wie später bekannt wurde, war das aller erste Kind der Frau eine Fehlgeburt. So war das ausgesetzte Kind nicht das heilige Siebte sondern das unheilige Achte. Die Mutter taufte es auf den Namen Carabast.

Die Ystyarson Almut hielt die Geschichte für eine Geschichte, die Kindern erzählt wurde, um sie vom Sumpf fernzuhalten. Nichts weiter als Worte – bis zu Asaryas Bericht. Asarya besprach sich mit den anderen und wollte baldigst wieder zur Yschanswehr aufbrechen um Trogan davon zu berichten. In den darauf folgenden Tagen erreichte sie ein Bote mit einem Brief von ihrem ehrwürdigen Erbenvater. Sie müssten sich dringend in der Taverne in Lichtungstein im Dunkelwald treffen – Tengyl sei verschwunden. Asarya packte ihr Pferd mit Gepäck und sodann machte sie sich mit Gesa und Bracon auf den Weg in den Dunkelwald.

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43 nC (25 Jahre/2018): Edelsteine und Empfindungen

Dunkelwald II - Pechschwarze Nacht

Es war schon später Abend als sie zu dritt die Taverne in Lichtungstein erreichten. Die Siedlung war der noch am ehesten besiedelte und gastfreundlichste Ort im Dunkelwald und viel länger, hätten sie auch nicht mehr unterwegs sein sollen. Asarya brachte ihr Pferd im Stall unter, schulterte ihr Gepäck und betrat mit Gesa und Bracon die Taverne. Aus dem Inneren kam ihr eine angenehme Wärme und leckerer Bratengeruch entgegen. Ihr schien es, als wären sehr viele Gäste anwesend, und sie brauchte einige Zeit um ihren geschätzten Erbenvater in einer Ecke alleine an einem Tisch sitzend zu erspähen. Schnellen Schrittes durchschritt sie den Raum und als Trogan sie erblickte stand er lächelnd auf, um ihr entgegenzugehen und sie begrüßten sich herzlich. Sie bestellten ein kleines Abendbrot und wenige Minuten später stießen Akira, Liwanu und Wulfgar hinzu. Nach der Willkommenheißung breitete Trogan einen Brief auf dem Tisch aus und Asarya meinte diesen Zettel auch schon bei anderen Gästen in der Taverne gesehen zu haben.

Das Schriftstück stammte von Copernycos anh Rho und er berichtete von Nachrichten die von Spähtrupps aus dem Wwestport an die Küste von Yddland gespült worden waren. Alle Informationen drehten sich um geheimnisvolle Edelsteine, die unter anderem in Evörshafen in einem großen Obelisken steckten, aber auch im Besitz von Aschur und Thanan waren. Thanan trug eine Kette mit einem großen Saphir um den Hals, während Aschur mit einer großen Rubinaxt gesichtet worden war. 2 Onyxe und ein Saphir steckten währenddessen in dem besagten Sockel, der mit goldenen Schriftzeichen verziert war. Allerdings war aus dem Obelisken eine große Ecke herausgebrochen worden. Ein Rubin hatte wohl den Weg aus dem Wwestport in den nördlichen Dunkelwald geschafft und es schien als würden die Kultisten nach ihm fieberhaft suchen. Die Nachricht versetzte die Gruppe sodann in Aufruhr und kurzerhand wurde entschlossen unverzüglich aufzubrechen und nach dem Edelstein zu suchen. Alle packten ihre sieben Sachen und eilten hinaus in die Dunkelheit.

Nach kurzer Wegstrecke Richtung Norden vernahm Asarya Schreie aus dem Wald. War das nicht Anuks Stimme? Eine Räuberbande hatte sich ihrer bemächtigt, aber diese waren anscheinend gar nicht an ihr interessiert. Nachdem die Stammesschwestern und Brüder zu Anuk vorstoßen konnten, berichtete sie von einem der Wegelagerer namens Golan, der wohl im Besitz eines Steins wäre, ihn angepackt und dann wahnsinnig geworden und nun geflohen war. Asarya und Trogan erkannten sofort die Dringlichkeit dieser Worte und setzten den Räubern nach. Auch andere Reisende schienen den Schreien im Wald gefolgt zu sein und so jagten Cornas, Tengyl, Runa und einige Arbonier, darunter Halthred, den Räubern hinterher. Im Schutz der Dunkelheit konnte Golan aber im Wald unentdeckt entschwinden und so folgten sie Anuks Worten und fanden eine Kiste im Wald. Liwanu entdeckte darin eine Art Halterung für einen, ungefähr faustgroßen, Gegenstand. Die Gruppe entschloss sich die schwere Kiste mitzunehmen.

Da sie sich im Heldenforst befanden musste Wolfsheim nicht weit sein und weil RiaSina auch nicht mehr in voller Pracht am Himmel stand, war dort eine Rast ungefährlich. Im Dunkeln maschierend schloss Asarya zu ihrem geschätzten Waffenbruder auf und fragte nach seinem werten Befinden. Viel hatte sich seit dem letzten mal als sie sich gesehen hatten geändert und es fühlte sich nun anders an. Aber viel Zeit blieb ihnen für das Gespräch nicht, denn die Lichter von Wolfsheim zeigten ihnen bereits den Weg.

Basso schien wenig erfreut über ihre Ankunft, bot ihnen aber einen Platz zum Rasten unter seinem Dach an. Die Stimmung am Abend war gedrückt und betrübt – das Ziel schien zum Greifen nah und doch war Golan entwischt. Tengyl, Cornas, Liwanu, Asarya und Trogan grübelten über das weitere Vorgehen bis zum Morgengrauen. Plötzlich bekam Trogan einen abwesenden Gesichtsausdruck, hämmerte sich mit der Faust auf seinen Kopf, krümmte sich und griff nach seinem Dolch am Gürtel und zückte ihn. Große Bestürzung ergriff Asarya – was geschah nur bei den sieben großen Göttern gerade? Schnell packte sie sein Handgelenk und konnte gerade eben noch verhindern, dass er sich den Dolch in den Bauch rammte. Asarya verpasste ihrem Erbenvater eine heftige Ohrfeige, um ihn wieder zur Vernunft zu bringen und der Dolch fiel zu Boden. Nachdem er sich zusammengerauft hatte, berichtete er von Stimmen in seinem Kopf, Gebetsfetzen und Namen.

Leider sollte dieser Zwischenfall nicht der letzte seiner Art an diesem Abend bleiben und so lauschten sie den Stimmen in ihren Köpfen und versuchten einen größeren Sinn zu erfassen. War die Rede von der Zukunft, der Gegenwart oder der Vergangenheit? Asarya wusste es nicht und so drehten sich ihre Gespräche um Carabast, den Wwestport und ihre geliebte Heimat – Flutland. Ein weiterer Kreiszug wäre zwar notwendig und unumgänglich, aber was wäre, wenn in der Zwischenzeit die Heimat in Flammen stünde? Asaryas Herz verkrampfte sich bei diesem Gedanken und voller Sorge schaute sie in Trogans nachdenkliches Gesicht. Was wäre, wenn alle Kämpfer im Westport wären und sie ihre Heimat nicht schützen könnten?

Nach und nach gingen alle zu Bett, der Abend war lang und RiaSion würde schon bald am Himmel stehen. Asarya unterhielt sich noch im Geheimen mit ihrem Erbenvater und sie sprachen über die Zukunft. Mögliche Lösungen wurden konstruiert und wegen zu großen Bedenken verworfen. Erleichterung machte sich in ihr breit – wie hätte sie sich sonst jemals an die folgenschweren Ereignisse zurückerinnern können. Niemals wieder wäre sie die Person, die sie nun war. Am nächsten Tag berichtete ein Späher von einem nahegelegenen Nachtlager – anscheinend hatte Golan sich in der Nähe aufgehalten und einer der Kundschafter führte die Gruppe zu der Spur, die sie tief in den Dunkelwald führen sollte. Die Hinterhalte der Botanisten zeigten Asarya, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Und tatsächlich konnten sie eine Gruppe Kultisten beobachten, als sich diese zum Erstaunen aller gegenseitig angriffen, nachdem der gesuchte Golan ihnen den Tod wünschte. Die tapferen Flutländer konnten nur noch die toten Botanisten liegen lassen und Golan hinterher jagen. Doch dieser verschwand im dichten Unterholz des schützenden Dunkelwaldes. Später am Nachmittag berichtete eine Sehende von Basco und dem Stein und sodann folgten ihr alle zur Zornnarbe, wo Golan bekümmert über den Verlust des Steines auf einem Baumstumpf saß. Er berichtete von Lysander, der ihm seinen Stein entwendet hatte und nun den Edelstein nach ihm rufen höre. So folgte die Gruppe dem Ruf des Steines bis zu einem Bachlauf, doch die Fährte führte sie nur zu einer Attrappe. Liwanu betete zu RiaPlot um den weißen Edelstein zum Schweigen zu bringen, in der Hoffnung, das Golan dann den Ruf des echten Rubins vernehmen möge.

Während sodann alle die Umgebung absicherten suchte Asarya noch einmal ein Gespräch mit Trogan. Es hatte begonnen zu Schneien und weiße Flocken legten sich sanft und leise auf die Landschaft. RiaSina verlieh dem schneebedeckten Wald etwas Erhabenes. Sie beide waren sich der Notwendigkeit der aufmerksamen Überwachung einig und Asarya bot ihre Fähigkeiten an, um an verwertbare Informationen zu kommen. Ihr Herz verkrampfte sich bei dem Gedanken, aber schließlich hatten sie alle eine Aufgabe zu erfüllen und wenn dies von ihr verlangt würde, würde sie sich ihrem Schicksal ergeben. Doch ihr geschätzter Erbenvater bat sie nicht zu weit zu gehen und sie sah Leid in ihm hochkommen. Es musste sich also bei den Sieben eine andere Lösung finden. Derweil brachte Liwanu den weißen Stein zum Schweigen und Golan führte sie weiter, tief in den verschneiten Dunkelwald hinein. RiaSina stand nun hell am Himmel und der Schnee glitzerte und warf das Licht der Göttin im Wald wieder. Plötzlich hörten sie Stimmen – sie würden als Gäste erwartet. Während sich der größte Teil der Gruppe dem Ritual auf der Weg näherte, schlichen sich Trogan und Asarya durch das Dickicht im großen Bogen drumherum und konnten schließlich einen Ritualkreis und eine schwarzbekleidete Person darin erkennen – Lysander. Dieser rief sodann seine Cirkater und während seine Worte erklangen stürmte Asarya mit ihrem Erbenvater aus dem Gebüsch und sie griffen gemeinsam den Ritualkreis an. Unvermittelt sahen sie sich zwei schwarzen Cirkatern gegenüber, die sie auch direkt angriffen. Schwerter klirrten und Asarya und Trogan kämpften verbissen und von RiaModan beseelt, doch die schwarzen Cirkater waren unglaublich wendig und stark. Schon sah Asarya ihren ehrwürdigen Bruder schwer verwundet zu Boden gehen, als sich ihre Gegner siegesgewiss mit neuem Mut und ganzer Kraft gegen sie wendeten. Ein erbitterter Kampf entbrannte und verbissen kämpfte Asarya um ihrer beider Leben, doch die schwarzen Cirkater waren zu übermächtig. Sie merkte mittlerweile wie das Leben aus ihr herausströmte und die Rüstroga sie nicht mehr lange zu schützen vermochte. Ein flinker Streich, der letzte Gedanke galt ihm – Dunkelheit umhüllt sie, während sich der Schnee um die beiden reglosen Leiber rot färbte.

Von weit her vernahm Asarya Stimmen – anscheinend hatte Gesa sie gefunden und sie merkte, wie sie geheilt wurde. Langsam kam die Wärme RiaModans in ihren Körper zurück und sie war wieder fähig, ihren Kopf zu heben und so fragte sie mit erstickter Stimme nach Trogan. Gesa beruhigte ihre Stammesschwester und berichtete von Heilern, die sich um ihn sorgten. Nachdem Asarya einigermaßen gehen konnte, stützte sie sich auf Gesa Schulter und schaute sich um – überall tote Leiber und das Schreien von Verwundeten. Was war mit Lysander passiert? Auf dem Rückweg zur Herberge erzählte ihr Gesa was passiert war: Lysander hatte Werwölfe gerufen, welche sich sodann gegen die Stammesschwestern und Brüder gerichtet hatten. Liwanu hatte derweil versucht, den Bannkreis zu durchbrechen. Durch eine kleine Lücke konnte Cornas eindringen, sich wildentschlossen Lysander entgegen stellen und ihn töten. Währenddessen hatte Liwanu den Rubin aus einem Sockel mit dem Zeichen Botans und anderen Schriftzeichen mit bloßen Händen entfernt und war nun von ihm besessen. Dies erklärte nun auch Akiras durchaus komisches unverständliches Verhalten, da sie Liwanu auf dem Rückweg nach Wolfsheim anschrie und teilweise grob wegstieß. Der Drang zum Stein zu gelangen, der nun von Wulfgar in der Kiste getragen wurde, war für Liwanu übermächtig.

Nach dem Kampf waren alle froh sich in der warmen Stube von Wolfsheim aufzuwärmen und den ein oder anderen Humpen zu heben. Doch diese Besessenheit war sogar so stark, dass jeder der sich Liwanu in den Weg stellte von ihm aufgehalten wurde. Akira und Runa fielen in einen tiefen Schlaf und einer der Wölfe rannte panisch aus der Hütte. Asarya schlug daraufhin Liwanu nieder und fesselte ihn an einen Stuhl um ihn zu bewachen. Nach einiger Zeit erwachte er, berührte in einem unbemerkten Moment ihren Arm und murmelte ein paar unverständliche Worte. Eiseskälte breitete sich sofort in ihrem ganzen Körper aus: RiaModans Wärme wurde von spitzen Eiskristallen verdrängt. Unter furchtbaren Schmerzen und großer Pein gequält wand sich Asarya auf dem Boden. Trogan eilte ihr sogleich zu Hilfe, doch sie bat ihren Erbenvater, sie von den Qualen zu erlösen. Dunkelheit umfing sie sodann, als ein Schlag auf den Kopf ihr die Sinne nahm. Gebete wurden gesprochen und RiaModans Wärme erfasste ihren gelähmten Körper. Leise vernahm sie eine ihr vertraute Stimme: sie solle zu ihm zurückkehren. Als Asarya die Augen aufschlug, lag sie in den starken Armen Trogans.

Nachdem sich Asarya von dem Schreck erholt hatte, galt es Liwanu von seiner Besessenheit zu befreien. Tengyl bereitete ein Ritual vor und gemeinsam mit ihrem geschätzten Waffenbruder setzte Asarya ihre Maske auf und begann mit der Anbetung der Sieben Liwanus Geist von den bösen Einflüssen zu reinigen. Ihre Gebete und Worte verbanden sich – die Götter waren ihnen an diesem Abend wohlgesonnen und erhörten ihr Flehen, denn nachdem Tengyls Glocke verhallte, schüttelte sich Liwanu und blickte erstaunt umher. Sie klärten Liwanu auf, der zwar immer noch sich stark zu dem Rubin hingezogen fühlte, doch er stellte nun keine Gefahr mehr für die Gemeinschaft dar. Sie würden sich auf den Weg machen müssen um den Stein unter RiaPlots Schutz zu stellen, doch an diesem Abend war es ihnen allen vergönnt, den kleinen Sieg zu feiern.