Die Geburt von Sommer und Winter

Aus Trigardon
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Dies ist die Geschichte von der Geburt von Winter und Sommer. So habe ich sie von meiner Großmutter gehört und so erzähle ich sie euch, meine Kindeskinder. Zu der Zeit als die Stämme Ischans und Natans sich entzweit hatten, tränkten Flüsse von Blut Riaplots Leib. Die Leben der Menschen und ihre ganze Kraft, viel zu früh vergossen und noch heiß und brodelnd sank tief in den Schoß des großen und herrlichen Gottes und ihm entsprang eine goldene Schlange, so heiß und so schön wie Riasions Auge. Ihr Name war Evörr und wohin sie auch ging, wurde das Land fruchtbar und alles wuchs und gedieh um sie. Doch war das Blut aus dem sie geboren war, zu heiß vom Kampfe. Wenn sie länger an einem Ort verweilte, wurde aus Fülle Dürre und aus Leidenschaft Raserei. So zog sie rastlos durch die Lande und hatte keine Ruhe.

Das ständige Sterben der Menschen füllte auch Riadugoras Hallen mit dem kühlen Hauch der Seelen. Ihre Winde wurden nie müde, die Toten herbeizubringen. Ein solches Brausen herrschte in den Gewölben der Unterwelt, dass die Toten keine Ruhe finden konnten. So legte sich Riadugora also nieder und gebar eine silberne Schlange, so kalt und so schön wie Riasinas Auge. Sein Name war Jardo und wohin er auch ging, brachte er Ruhe und Andacht. Doch die Kälte des Todes und die neugewonnene Macht der Winde waren zu stark. Wenn er länger an einem Ort verweilte, wurde aus Ruhe Starre und aus Andacht Untätigkeit. So zog er rastlos durch die Lande und hatte keine Ruhe.

Eines Tages begegneten sich Jardo und Evörr auf ihrer nie enden wollenden Reise. Die Liebe zwischen ihnen war bereits groß, als ihre Blicke sich trafen und sie wuchs mit jedem Tag. Von nun an wandelten sie gemeinsam und wohin aus immer sie gingen, blühte und grünte es und die Erde verschenkte ihre Gaben so bereitwillig wie zu den Zeiten vor dem Bruderkrieg. Als Riaplot dies sah, weinte er, denn er liebte seine Tochter sehr. Noch größer aber als seine Liebe war sein Zorn gegenüber den Menschen, sodass er Riason bat, Jardo und Evörr auf immer zu trennen. Riason kam dieser Bitte schweren Herzens nach, denn auch er erfreute sich an der Harmonie der beiden Liebenden. In seiner Weisheit kettete Evörr an die Sonne und Jardo an den Mond. Wenn Götter und Menschen versöhnt sind und die ewige Tagnacht herrscht, werden auch die Kinder von Erde und Wind wieder zueinanderfinden. Bis dahin werden wir heiße Sommer und kalte Winter haben und besonders die Winter werden Riaplots Geschöpfen Mühe bereiten, denn Jardo ist nicht leicht versöhnt.

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Diese Geschichte ist in siebenfaltiger Schreibweise im IT-Teil des Newsletters 1/2018 enthalten.