Herdsegen

Aus Trigardon
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Metaebene

Der Herdsegen ist ein Spielelement, das kooperatives Damenspiel unterstützen soll. Er ist ausdrücklich dazu gedacht, auch auf Nicht-Arbon-Cons als spielförderndes Kulturgut stattfinden zu können. Der Herdsegen soll es ermöglichen, Themen im IT zu verhandeln, bei denen es sonst eher die Tendenz gibt, in OT-Blasen abzudriften. Zugleich soll er dabei helfen, die "Damenthemen" Verwaltung und Politik darzustellen, ohne in "Situationstelling" abzugleiten. Der Herdsegen ist ausdrücklich nicht dazu gedacht, männliche Spieler auszugrenzen. In diesem Artikel wird zwar durchgehend der weibliche Genus benutzt, weil die Rolle des Haushaltsvorstandes in Arbon nunmal weiblich besetzt ist. Trotzdem können auch Männer damit gemeint sein, die in ihrem Umfeld die Rolle des Haushaltsvorstandes ausfüllen (z. B. Priester oder verwitwete Greise).

Auf dem Arbon 5 werden wir dieses Spielelement zum ersten Mal "testen". Daher wünschen wir uns von unseren Damenspielerinnen einerseits, so zu tun, als ob ihre Charaktere bestens mit dem Herdsegen vertraut wären. Weil die ausländischen Damen IT über Bedeutung und Ablauf des Herdsegens aufzuklären sind, ist der Arbon 5 eine wunderbare Gelegenheit zum "üben". Andererseits wünschen wir uns nach dem Con konstruktive Kritik. Es ist gut möglich, dass dieser "uralte Brauch" noch einiger Anpassung bedürfen wird. Daher wird der Herdsegen auf dem Arbon 5 auch in möglichst simplifizierter Weise stattfinden.


Bedeutung

Der Herdsegen ist in jedem arbonischen Haushalt das wichtigste Ritual zur Sicherstellung reibungsloser Abläufe. Ist der sprichwörtliche "Herdsegen verkocht", deutet man damit an, dass in diesem Haus Unordnung oder gar Zwietracht herrscht.

Beim Herdsegen wird eine religiöse Handlung mit der Versammlung verschiedener organisatorisch relevanter Personen verbunden. Die Herrin des Haushaltes führt den Vorsitz und versorgt die Versammelten mit Tee. Daher nennt man den Herdsegen umgangssprachlich auch "Herdgespräch", "Teegespräch" oder "Weiberthing". Diese Verharmlosungen dürfen aber nicht über seine mitunter gewaltigen politischen Folgen hinweg täuschen. Hier und da wird z. B. behauptet, in Wirklichkeit habe Wastan das Reich der Trigardonen mit den Müttern späterer Hochfürsten beim Herdsegen gegründet.


Ablauf

Obwohl der Ablauf nicht immer komplett festgefügt ist, wird auf eine gewisse Struktur niemals verzichtet. Immerhin hat der Herdsegen nicht nur religiöse und planerische Funktion, sondern dient auch dazu, jedem im Haushalt seinen Platz anzuzeigen. Besonders deutlich kann das werden, wenn beim Herdsegen mehrere Edelfrauen unterschiedlichen Ranges zugegen sind.

Einladung

Der Haushaltsvorstand bzw. die Gastgeberin lädt zum Herdsegen ein. Wenn andere Edelfrauen zum Haushalt gehören und/oder die Vorstände anderer Haushalte zu Gast sind, muss jeder von ihnen Gelegenheit zur Teilnahme gegeben werden. Alles andere würde ihren Status in Frage stellen und wäre daher eine schwere Brüskierung. Auch das Nicht-Erscheinen ohne respektvolle Absage gilt als Beleidigung. Respektvoll ist die Absage dann, wenn darin zum Ausdruck gebracht wird, dass man die Entscheidungen der anderen Edelfrauen akzeptieren wird.

Versammlung

Die Edelfrauen versammeln sich um ein Feuer. Traditionell sitzen sie dabei im Kreis auf dem Boden, auf Teppichen oder Sitzkissen. Auf Stühlen zu sitzen, bringt aber auch kein Unglück. Das Feuer kann wirklich der Herd des Hauses sein oder eine beliebige Feuerstelle zum Tee kochen. Selbst eine Kerze, die im Herd des Hauses entzündet wurde, kann als das "heilige Herdfeuer" gelten. Erlischt das Feuer, ehe die Edelfrauen ihr Gespräch beendet haben, gilt dies als sehr schlechtes Omen. Alle Edelfrauen in dieser Runde reden sich gegenseitig mit "du" und Vornamen an. Die Anrede "Frau" vor dem Vornamen ist das Maximum an formeller Anrede. Beim Herdsegen wird die Rangfolge nicht durch Titel zum Ausdruck gebracht, sondern ausschließlich rituell.

Klärung der Rangfolge 1

Die Gastgeberin wendet sich nun der ranghöchsten Edelfrau zu, legt die Wange in ihre Hand und bittet sie darum, dass ihre Ahnen wohlwollend auf ihr Herdfeuer blicken mögen. Die ranghöchste Edelfrau verspricht dies und unterstreicht ihr Versprechen damit, dass sie der Gastgeberin ihre noch freie Hand segnend auf den Kopf legt. Wenn die Gastgeberin zugleich die ranghöchste Edelfrau ist, entfällt diese Geste. Wenn unklar ist, wer die ranghöchste Edelfrau ist, tut die Gastgeberin gut daran, die Geste mit allen potentiell Ranghöchsten zu vollziehen und darauf zu hoffen, dass niemand die Reihenfolge dabei überbewertet.

Der eigentliche Segen

Nach Abschluss dieser Geste ist die Gastgeberin sozusagen mit zusätzlichem Ahnenglück ausgestattet und kann den eigentlichen Herdsegen vollziehen. Mit gewählten Worten bespricht sie das Herdfeuer und bittet um sein Wohlwollen. Dieses Gebet wird als Betörung des Feuergottes gedacht, daher ist das richtige Opfer an dieser Stelle ein Haar der Gastgeberin, welches nun in die Flamme geworfen wird. Dass es sich um eine "Verführung" handelt, merkt man dem Ritus ansonsten oft kaum an. Es geht in erster Linie darum zu begründen, warum die Hausherrin bei diesem Ritus unentbehrlich ist und nicht etwa von einem Priester ersetzt werden kann. Denn es geht natürlich auch darum zu zeigen, wer in diesem Haus das Sagen hat. Doch es kann zu Situationen kommen, in denen mehrere Frauen (und sogar Männer) mit gleichem Recht als Haushaltsvorstand gelten können. In diesem Fall opfern sie alle eins ihrer Haare.

Klärung der Rangfolge 2

Danach bittet die Gastgeberin die Runde, ihrem Herd Ehre zu erweisen, indem sie in schweigendem Gedenken gemeinsam trinken. Das soll auch verhindern, dass während des folgenden Teils jemand dazwischen redet. Nun verteilt sie Tee. Dies geschieht im Sonnenlauf (Uhrzeigersinn). Dabei stellt sie der ranghöchsten Edelfrau jedes Mal die Person vor, der sie ein Getränk reicht. Wieder spielen Titulaturen keine Rolle. Stattdessen macht sie jedes Mal eine knappe Bemerkung darüber, in welcher Beziehung sie zu den anderen Personen in der Runde oder sonstigen Bekannten steht (z. B. "meine Zofe XY" oder "Frau Z, die Schwippschwägerin/Vasallin/Lehnsherrin von Frau A"). Falls die Gastgeberin zugleich die ranghöchste Edelfrau ist, stellt sie die Personen stattdessen Derjenigen vor, von der sie glaubt, dass sie der Runde am ehesten Fremd ist. Falls sie auch das selbst ist, fragt sie einfach der Reihe nach, wen sie vor sich hat. Denn diese Möglichkeit steht ihr immer offen und sollte genutzt werden. Missverständnisse sind zu vermeiden, denn im weiteren Gespräch gilt der Status aller Teilnehmerinnen als geklärt. Schließlich trinken alle gemeinsam in schweigendem Gedenken einen Schluck Tee.

Klärung der Gesprächsthemen

Danach spricht die Gastgeberin kurz die Themen an, über die sie sprechen will und bei was sie keinen Redebedarf hat. Die Reihenfolge der Gesprächsthemen ist dabei zumeist grob die Gleiche, Abweichungen davon bringen aber auch kein Unglück:

  • 1. Omen & Schicksalhaftes
  • 2. Krieg & Frieden
  • 3. Rechtsakte & Bekanntmachungen
  • 4. Planung für die Ereignisse der nächsten Tage
  • 5: Sonstiges

Die Vorrede der Gastgeberin könnte sich z. B. so anhören: "Meine lieben Schwestern, ich

- sorge mich um schlechte Omen/ muss euch Schicksalhaftes berichten/ brauche eure Hilfe, um das Glück gewogen zu stimmen/ sorge mich nicht, weil die Omen nicht besser sein könnten. Darüber will ich mich als erstes mit euch beraten/ in dieser Sache suche ich euren Rat nicht.

- Dies aber darf uns nicht vergessen machen, dass Krieg herrscht/ der Frieden bedroht ist/ Da aber der Frieden sicher ist, brauchen wir uns wenigstens nicht um die Schrecken des Krieges bekümmern. Darüber will ich mich danach mit euch beraten/ in dieser Sache suche ich euren Rat nicht.

- Doch es steht nicht an, etwas bekannt zu machen/ Auch wollen wir die Verlobung/ den Richterspruch/ den Willen des Herrschers/ die Versöhnung der Fehdegegner/ bekannt machen.

- Und schließlich obliegt es mir in diesem Kreis von Gefährtinnen, euch mit alledem vertraut zu machen, was in den nächsten Tagen ansteht.

- Zuvor aber begehre ich von euch zu wissen, ob euch Sorgen plagen, Freudiges euch zur Unrast treibt oder worüber ihr euch mit mir noch beraten wollt."

Nun werden die einzelnen Gesprächsthemen konkret benannt und evtl. sortiert. Dabei merkt sich die Edelfrau links von der Gastgeberin das erste Thema, deren linke Sitznachbarin das Zweite und so fort. Auf diese Weise ist schließlich die ganze "Tagesordnung" im Kreis verteilt, aber im Idealfall muss sich niemand mehr als einen Gesprächsgegenstand merken. Nun können sie in der üblichen Reihenfolge (s. O.) besprochen werden. Viele Frauen kommen damit zurecht, ohne ein einziges Wort niederschreiben zu müssen. In größeren Haushalten ist es aber inzwischen durchaus üblich, dass die Gastgeberin lesen und schreiben kann und sich mit einer kleinen Tafel oder Papier hilft.

In den strikteren Versionen des Herdsegens wird jeder einzelne Gesprächspunkt mit einer kurzen Zusammenfassung und einer Abschlussfloskel beendet. Jede Edelfrau, die sich dazu berufen fühlt, kann dann diese Zusammenfassung liefern und danach den ersten Teil der Abschlussfloskel sagen. Damit signalisiert sie, dass sie das Thema beenden will. Die Abschlussfloskel lautet "So ist es gesprochen und so soll es auch geschehen." Nach "So ist es gesprochen" macht sie eine Pause und blickt kurz in die Runde. Wenn nun die anderen Edelfrauen "und so soll es auch geschehen" sagen (oder schweigen), ist das Thema beendet. Wenn aber eine Teilnehmerin dazu noch Redebedarf hat, unterbricht sie mit einer Bemerkung über ihren Tee, z. B. "Moment, ich glaube mein Tee muss noch etwas ziehen." Dann liegt es an ihr, vorzubringen, was ihrer Meinung nach noch zu klären ist. Häufig treten aber auch Situationen auf, etwa wenn fremde Gäste zugegen sind, bei denen auf die üblichen Floskeln verzichtet wird.

Ziel des Gesprächs

Beim Herdsegen geht es vor allem darum, allen Anwesenden einen Aufgabenbereich zuzuweisen, um den sie sich kümmern sollen. Dabei kann alles Mögliche als Aufgabenbereich definiert werden: Das Kommunizieren der Sitzordnung beim Abendessen, die Aufsicht über Kinder, Haustiere oder Krankenlager, das Begleiten Bewaffneter bei einem Kriegszug, die Schlichtung bei Streit und Fehde oder die Planung und Durchführung von geschäftlichen Verhandlungen. Der Herdsegen kann als erfolgreich gelten, wenn jedes anstehende Ereignis einer Edelfrau als Aufgabenbereich zugewiesen ist, sie sich darum kümmert und man sich mit Fragen an sie wenden kann.

Häufig werden weitere Personen hinzugezogen, wenn die Runde Fragen an Jemanden hat oder z. B. die Meinung eines Mannes zu einer Sache eine Rolle spielt. Zu diesem Zweck können sich Außenstehende auch selbst in die Runde einladen. Durch ihren Sitzplatz ausserhalb des Kreises oder das Vorenthalten von Tee wird dann signalisiert, dass die neu Hinzugekommenen in dieser Situation nicht als gleichrangig betrachtet werden.