Wenn Hinterwäldler feiern

Aus Trigardon
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Originalartikel mit "Werbung" und Nachsatz:

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Inhalt:


14.Sion 08 Sina 20 v.K. RASANT – Seite 4

Wenn Hinterwäldler feiern

In Westarbon, wo bekanntlich die Sonne als letztes hinscheint, haben die unerschrockenen Schreiberlinge von RASANT eine weitere Peinlichkeit entdeckt, die dem Städter im gebildeten Nordern ein wohliges Schaudern über den Rücken jagen wird! Vermutlich alle 7 Jahre (ja, sie haben richtig gelesen, alle 7 - origineller wird's in Westarbon nicht liebe Leser) sammeln sich die Dörfler um nochmal so richtig die Sau rauszulassen. Während bei uns mit Musik und Tanz und gutem Essen den Göttern gehuldigt wird, muss man sich in Westarbon erstmal die Ballade von Ischaya und Jahan anhören. Wer diese seichte und abgedroschene Schmachtode einmal gehört hat, weiß warum Rosa anh Pilch sich heute im Grabe statt im Bett herumdreht - nämlich zu recht! Nachdem das vorbei ist, schleppt das ganze Dorf die tote Verwandtschaft in Töpfen und Kannen herbei. Nach schönen Urnen hält man aber vergeblich Ausschau, Voraussetzung scheint eher zu sein dass der jeweilige Vorfahr unter besonders dämlichen Umständen den Löffel abgegeben hat. Dem Schreiberling wurde zum Beispiel sehr stolz ein toter Großvater in seinem eigenen Bierkrug präsentiert, der aus dem Schaukelstuhl gefallen ist und sich dabei den Hals gebrochen hat.

Was von Dörfern zu halten ist in denen kaum Fremde vorbeikommen und alle sich irgendwie ähnlich sehen, ist dem gebildeten Norderner ja ohnehin klar. Da verwundert es auch nicht dass jener Dörfler behauptet, dass der Schaukelstuhl heute noch schaukeln würde und da das gequietsche den Hund so störe wolle man jetzt endlich den Großvater mal zum stillsitzen bringen. Am besten solle er in Riadugoras Hallen sitzen oder schaukeln, aber halt nicht mehr hier im Schaukelstuhl. Bei solchem Gefasel verwundert es allerdings, dass die Hütten hier im Dorf tatsächlich Fenster haben und das Licht und die frische Luft nicht in Eimern ins Haus getragen werden. Da das Sippenoberhaupt sich gerade mit irgendeiner dickbusigen Verwandten aus dem Staub gemacht hat muss zum Auftakt der Veranstaltung sein Cousin ran. Das sind in diesem Dorf potentiell mehrere, aber sie nehmen den mit dem er sich besonders gerne betrunken hat, so ganz einsichtig ist das Auswahlverfahren hier nicht. Sehr uneinsichtig ist auch der Riamodanpriester der sich in dieses erbärmliche Kaff verirrt hat, der Mann ist dankenswerterweise blind, muss also das ganze Elend hier nicht sehen. Dafür erklärt er einen armen alten Mann den augenscheinlich sowieso schon eine schwere Krankheit erwischt hat zum Brandopfer ehrenhalber. Nicht ganz unverständlicherweise weist der die Ehre zunächst zurück, aber da sind die jungen Burschen schon mit Fackeln bei der Hand um die Sache mit dem Brandopfern ein bisschen zu beschleunigen.


14. Sion 08 sina 20 v.K. RASANT – Seite 5

Ja, sie sind eben alle etwas rustikaler hier in Westarbon. Es wäre sicherlich auch einfacher gewesen den Schaukelstuhl zu verbrennen anstatt den alten Mann, aber man hat hier auf dem Land offensichtlich noch ganz eigene Vorstellungen von gelebter Gottesfurcht. Der Blutdurst der Menge scheint aber noch nicht gestillt, jetzt wollen sie dem Riamodan noch ein Opfer bringen. Hierbei geht es offensichtlich nach Klugheit und Verstand, der schlaueste im Dorf muss sterben! Die Meute führt also einen lächerlich mit Blumen geschmückten Esel in die Dorfmitte, wo der Cousin schon das Messer wetzt. Genau wie der alte Mann hat auch der Esel ganz wenig Lust geopfert zu werden, und so tritt er einfach ein bisschen um sich und gallopiert dann davon. Der nächstklügste ist ein dickes Schwein, das hastig ein paar Blumen übergeworfen bekommt und bevor es noch ans Weglaufen denken kann wird es abgestochen. Aber wer glaubt das war es nun, der irrt: Denn jetzt schmiert der Cousin noch jedem Dörfler das Schweineblut auf die Stirn. Und da sie offenbar glauben, dass Riamodan ein Herz für Deppen mit Schweinblut auf der Stirn hat, schreien sie nun alle nacheinander den Namen des Ahnen und faseln etwas von einem Fackelträger der sie in Riadugoras Hallen führen soll. Dazu schmeißt sich eine zahnlose Alte bei jedem Namen heulend und schreiend zu Boden und gebiert sich als wäre sie die späte Liebhaberin des Verstorbenen. Dass es bei allen Toten die selbe Frau ist bestätigt den Eindruck des Schreiberlings, dass in diesen abgelegenen Dörfern alle mit allen... Dann ist der Blutrausch und das Geheule endlich vorbei und es geht ans große Fressen. Aber wer jetzt an ein Festmahl mit Musik und Tanz denkt, der sei gewarnt. Man könnte glauben man sei im Flutland, wenn man so etwas wie "Rinderherzen im Teigmantel" angeboten bekommt und die Ohren möchten einem abfallen wenn sie alle schief und laut, blökend wie eine Herde Ziegen die schönsten Arbonischen Weisen verschandeln. Grund genug für den Schreiberling am nächsten Morgen schleunigst das Weite zu suchen und nach Nordern zurückzukehren.

Siehe auch: Brandweihe