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+ | "''Erkenne Die Götter und preise Ihre Namen. Siehe: Jeder Gott kann deiner Verehrung, du aber keines Gottes Gunst entbehren.''" | ||
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+ | Die Siebenfaltigkeit ist die traditionelle spirituelle Vorstellung der trigardonischen Stämme. Sie ist die dominante Religion in allen trigardonischen Landen und in der yddländischen Oberschicht. Sie verbindet die Ursprungsmythen der Stämme der Arbonier und der Flutländer mit einer Kosmologie, die die Welt als vom Streit zwischen den „Sieben Großen und Herrlichen Göttern“ bestimmt sieht. | ||
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+ | Man stellt sich vor, dass diese sieben Hauptgötter in Gestalt der klassischen vier Elemente, Sonne, Mond und einem universellen schlichtenden, alles miteinander Verbindenden weiteren Element unmittelbar erfahrbar sind. Die Gemeinschaft der Sieben nennt man auch das Riacom-mon (der Name jeder Gottheit beginnt mit der Vorsilbe „Ria“); dieser Begriff impliziert zugleich immer auch die Gesamtheit alles Seienden, denn „Alles was ist, ist in Den Sieben und es ist nichts außer Ihnen“. | ||
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+ | Neben den sieben Hauptgöttern wird auch eine unsystematische Fülle von Halb- und Nebengöt-tern, Heiligen, Ahnen- und Naturgeistern verehrt. Auch Versatzstücke anderer Religionen oder fremde Göttervorstellungen werden gelegentlich als Heilige oder Schutzgeister in den eigenen Kulthandlungen untergebracht. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Verehrung der eigenen Ahnen, die das persönliche Schicksal entscheidend mitbestimmen: Gute Ahnen bringen Glück im Leben und für die Sippe. Belohnung und Bestrafung gibt es nicht erst im Jenseits und es existiert spirituelle “Sippenhaft”. So fallen eigene Taten – im Guten wie im Schlechten – auch auf Ver-wandte oder Nachkommen zurück. Und weil man an die Wiedergeburt der potentiell unsterbli-chen Seele in einem nächsten Leben glaubt, kann man durchaus selber ein solcher Nachkomme sein. Es sind also nicht jenseitige Höllenqualen und paradiesische Belohnungen nach dem Tod, die das Verhältnis zu den Schicksalsmächten bestimmen, sondern die Angst vor Unglück und die Hoffnung auf Glück im Diesseits. Ahnenkult und religiöse Riten sorgen dafür, dass das Glück ge-wogen und das Unglück fern bleibt. | ||
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+ | Die zentralen Forderungen der Glaubenslehre an die Gläubigen bestehen darin, dem Neid zu wiederstehen und dankbar für das zu sein, was dem Einzelnen vom Schicksal beschieden wurde, statt nach mehr zu streben. Das Schlechte stellt man sich zumeist nicht als antagonistische Kraft zum Guten vor, sondern als Mangel an Gerechtigkeit und Harmonie. | ||
+ | Um nach der "Harmonie der Seele" zu streben, gibt es „die Sieben Pfade zur Tagnacht“ und ein Tugendsystem aus 14 entgegengesetzten, den Göttern zugeordneten Tugenden, zwischen denen man "den gerechten Ausgleich" finden soll. | ||
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+ | Der Klerus in seiner heutigen Form ist eine sehr junge Institution. Ein Großteil des spirituellen Lebens basiert auf den alten mündlichen Überlieferungen. Erst vor ein bis zwei Generationen entwickelte sich eine systematische Ausbildung des betenden Standes und eine Glaubenslehre auf schriftlicher Basis. Sippenoberhäupter, Hexen und die wichtigsten politischen Anführer haben sich eine große Bedeutung im religiösen Leben Trigardons bewahrt. | ||
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+ | Zur Priesterin oder zum Priester berufen zu sein heißt, dem Gemeinwohl zu dienen. Ihre großen und kleinen Tempel und Klöster gelten als so etwas wie „öffentliche Einrichtungen“. Diese sind im Verlauf des letzten halben Jahrhunderts so bedeutend geworden, dass niemand sich mehr vorstellen kann, wie das Reich ohne die Schreibstuben der gelehrten Brüder und Schwestern noch funktionieren könnte. Das verschafft der Geistlichkeit einen gewissen politischen Einfluss im jeweils eigenen Reichsteil und macht die Siebenfaltigkeit zur wichtigsten verbindenden Klammer von Marsianes und Emendons Reich. | ||
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+ | Den meisten Geistlichen ist die Ausübung des Kriegshandwerks streng verboten. Nur die Cirkater sind von diesem Verbot ausgenommen. Die Heilige Schrift erlegt ihnen auf, die Priester zu schüt-zen und die göttergewollte Ordnung unter den Menschen zu bewahren. Seit einiger Zeit treten arbonische und flutländische Stammesoberhäupter als Cirkater auf. Denn die Geistlichen und ihre Einrichtungen sind zum wichtigsten Symbol des Gemeinwesens geworden und wer als Be-schützer der Geistlichen auftreten kann, gilt als Oberhaupt des Gemeinwesens. Als Meister der Bruderschaft des Heiligen Danason, dem einzigen Cirkaterorden Trigardons, ist der Hochfürst hier keine Ausnahme. Eine nennenswerte Anzahl Ritter und Reiter mit besonders frommem Le-benswandel gehören dieser straff geführten Gemeinschaft an, viele von ihnen haben die Cirka-terweihe empfangen. | ||
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+ | Die geweihten Priester sind auf den Kult jeweils einer Hauptgottheit spezialisiert. Mönche, Non-nen, Eidschwestern und -Brüder können auf den Kult von nur einer Hauptgottheit spezialisiert sein, müssen aber nicht. Das hängt von Ordensregel, Heimatkloster, Alltagsfunktion usw. ab. Gleiches gilt für den bewaffneten Klerus, die Cirkater, die immer auch auf den Riamodankult spezialisiert sind. Alle Nebengötter, Heiligen und namhaften Ahnen haben Kulte ohne eigene Priesterschaft, die durch die anderen Priester, die Sippenoberhäupter, Kundige und auch Laien ausgeübt werden. | ||
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+ | Die Hauptgötter der Siebenfaltigkeit sind: | ||
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+ | • Riasion – Gott der Sonne, der Wahrheit, der Ehre und des Wohlstands | ||
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+ | • Riasina – Göttin des Mondes, des Wissens, der Schönheit und der Künste | ||
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+ | • Riamodan – Gott des Feuers, der Leidenschaft, des Krieges und der Dichtkunst | ||
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+ | • Riaranjoscha – Göttin des Wassers, der Weisheit, der Heilung und der verstreichenden Zeit | ||
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+ | • Riaplot – Gott der Erde, der Demut, der Fruchtbarkeit und der Arbeit | ||
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+ | • Riadugora – Göttin der Winde, des Todes, des Schlafes und der Vergebung | ||
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+ | • Riason – Gott der Dämmerung, der Gerechtigkeit, des Verstandes und der messbaren Zeit | ||
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+ | Die in Trigardon bekanntesten Nebengötter sind: | ||
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+ | • Arbo – Flussgott des wichtigsten trigardonischen Flusses, Gott der Pferde und der Frucht-barkeit, Patron der Bogenschützen | ||
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+ | • Jardo und Evoerr – Weltumkreisende göttliche Schlangen, Personifikationen von Winter und Sommer, Symbol der Ordnung und unerfüllbarer Liebe | ||
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+ | • Dorec – Gott der Wald- und Steppenbrände, des Krieges und der Fruchtbarkeit | ||
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+ | • Casyrga – Sturm- und Rachegöttin | ||
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+ | • Die Himmlischen Hunde – Unzertrennliche Zwillingsgeister, Personifikationen von Blitz und Donner, Lehrer der Kriegskunst, Götterboten | ||
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+ | • Die Nebelgeister – Begleiter der Ahnengeister, Regenbringer, Überbringer von Weisheit und Wahn, Götterboten | ||
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+ | • Der Traumbringer – Riadugoras Rabe, Begleiter der Ahnengeister, Götterbote | ||
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+ | • Die Vier Winde – Riadugoras Statthalter in den vier Himmelsrichtungen, wichtigste Be-gleiter der Ahnengeister, Götterboten | ||
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+ | Die im arbonischen Reichsteil wichtigsten Heiligen sind: | ||
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+ | • Ischan und Natan – Als “Weltväter” Urahnen der Stämme. Ischan ist Patron der Jäger, Krieger und Schmiede, Natan ist Patron der Bauern, Heiler und Gelehrten | ||
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+ | • Caroman, Danason und Gysmund – Patrone der Krieger, Herrscher und Richter | ||
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+ | • Timor – Patron der Beständigen, Tapferen und Demütigen | ||
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+ | • Elea – Patronin der Gehorsamen und Lernenden | ||
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+ | • Canuphyra und Phejana – Priesterliche Märtyrerinnen, Patroninnen der Lehrenden, Vor-bilder der Versöhnung zwischen den Stämmen | ||
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+ | • Denubys – Priesterlicher Märtyrer, Beschützer vor bösen Geistern und vor den Lebenden Toten | ||
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+ | • Cajetan – Patron der Reisenden, Krieger und Händler | ||
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+ | Die bekannteste Version der Sieben Pfade zur Tagnacht lautet: | ||
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+ | • "Erlange Vergebung auf deinem letzten Pfad. Denn siehe: Schuld und Schande sind der Unterwelt fremd. So wie du sie nur unbefleckt betreten darfst, nimmst du von dort nichts mit dir, wenn du geboren wirst." | ||
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+ | • "Gedenke der Ahnen, denn ihr Schicksal offenbart den Göttlichen Pfad. Siehe: Die Brücke zur Zukunft heißt Vergangenheit." | ||
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+ | • "Erkenne Die Götter und preise Ihre Namen. Siehe: Jeder Gott kann deiner Verehrung, du aber keines Gottes Gunst entbehren." | ||
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+ | • „Strebe nach der Harmonie der Seele, anstatt Den Göttern nachzueifern. Denn siehe: So du auch eins mit Ihnen bist, so sind Sie doch verschieden von dir.“ | ||
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+ | • "Entsage dem Neid, denn er führt zu Zwietracht. Bekämpfe das Unrecht, denn es führt zu Neid. Lasse ab vom Müßiggang, denn er ist aller Laster Anfang. Siehe: Die Gunst ist mit den Dankenden, nicht mit den Fordernden." | ||
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+ | • "Meide die Verstoßenen und steche die Bestien. Behüte deine Kinder vor ihnen, denn siehe: Deine Kinder sind alles, was von deinen Taten übrig bleibt. Bleibst du aber kinder-los, dann führe das demütige Leben der Verstoßenen." | ||
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+ | • „Achte die Gesetze, denn sie geben dem Recht Bestand. Denn siehe: Gesetze zwingen ei-nen Jeden zu gerechten Taten und Gerechtigkeit unter den Menschen lässt die Harmonie der Seelen erklingen.“ | ||
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+ | Eine weit verbreitete Variante der Lehre von den Vierzehn Tugenden ist: | ||
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+ | • Wahrheit und Ehre sind Riasion zugeordnet. Der Mangel an diesen Tugenden führt zur Sünde der Lüge. Falsch verstandene Wahrheitsliebe kann aber auch zur Dummheit füh-ren, wovor die Ehre bewahrt. | ||
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+ | • Wissen und Treue sind Riasina zugeordnet. Der Mangel an diesen Tugenden führt zur Sünde der Dummheit. Falsch verstandener Wissensdrang kann aber auch zur Lüge führen, wovor die Treue bewahrt. | ||
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+ | • Weisheit und Mut sind Riaranjoscha zugeordnet. Der Mangel an diesen Tugenden führt zur Sünde der Feigheit. Falsch verstandene Weisheit kann aber auch zur Trägheit führen, wovor der Mut bewahrt. | ||
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+ | • Leidenschaft und Sittsamkeit sind Riamodan zugeordnet. Der Mangel an diesen Tugen-den führt zur Sünde der Trägheit. Falsch verstandene Leidenschaft kann aber auch zur Feigheit führen, wovor die Sittsamkeit bewahrt. | ||
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+ | • Demut und Beständigkeit sind Riaplot zugeordnet. Der Mangel an diesen Tugenden führt zum Neid, dem sogenannten „Vater aller Sünden“. Falsch verstanden können diese Tugenden aber auch zur Unbarmherzigkeit führen, wovor die Vergebung bewahrt. | ||
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+ | • Vergebung und Großzügigkeit sind Riadugora zugeordnet. Der Mangel an diesen Tugen-den führt zur Sünde der Unbarmherzigkeit. Falsch verstanden können diese Tugenden aber auch zum Neid führen, wovor die Demut bewahrt. | ||
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+ | • Gerechtigkeit und Besonnenheit sind Riason zugeordnet. Der Mangel an diesen Tugen-den führt zur Vermessenheit, der sogenannten „Königin der Sünden“. Diese Tugenden weisen allen anderen Tugenden ihren angemessenen Platz zu. | ||
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== Mythos und Geschichte == | == Mythos und Geschichte == |
Version vom 8. Januar 2018, 01:14 Uhr
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Das Szenario
Vor langer, langer Zeit, am Ende dunkler Jahrhunderte oder kurz danach, als man das Alte noch höher schätzte als das Neue aber schon wusste, dass es sich im Heute besser leben lässt als im Gestern, lag einsam, von der Seidenstraße vergessen, Arbons Edoras am Rand des Hindukusch, unweit des Schwarzen Meeres. Wollte man von hier aus das Camelot der Hochfürsten erreichen, ohne sich in den sibirischen Nebeln des flutländischen Hochmoors zu verirren, folgte man einfach der Donau bis zu ihrer Mündung am Baikalsee. Das Ziel lag an der Stelle, wo der Kaukasus auf das Karpatenbecken stößt. Diese Gegend nannte man Trigardon.
In diesem Land verband man nichts mit den Namen von Atlantis, Gondolin, Jerusalem und Valinor. Weder Ahnengeister, noch Zwerge oder Hobbit kannten Geschichten darüber und die Elben fragte man nicht. Die Trigardonen hatten noch nie vom Untergang Numenors oder Roms gehört und konnten sich auch nicht vorstellen, dass es ein Weltreich wie das des Dschingis Khan jemals geben würde. Stattdessen erhofften sie sich eine Wiederkehr der goldenen Tage des alten Gar, ersehnten den Anbruch der immerwährenden Tagnacht, erträumten in den Heldengeschichten der Vorfahren ihre eigene ruhmreiche Zukunft...
Herrschaftsform und Recht
„Achte die Gesetze, denn sie geben dem Recht Bestand. Denn siehe: Gesetze zwingen einen Jeden zu gerechten Taten und Gerechtigkeit unter den Menschen lässt die Harmonie der Seelen erklingen.“
An der Spitze des Reiches stehen die Hochfürsten, die durch eine Mischform aus Wahl- und Erbrecht bestimmt werden. Hochfürst Emendon anh Erlenfels ist zugleich das Oberhaupt des größ-ten trigardonischen Stammes, der Arbonier. Deswegen spricht man von seinem Reich auch als dem „arbonischen Reichsteil“, während man das Reich von Hochfürstin Marsiane anh Crul nach dem zweitgrößten Stamm den „flutländischen Reichsteil“ nennt.
So gut wie alle Einwohner von Arbon, Altberg und der Ostprovinz gehören einem von fünf Stämmen an, die eine jeweils eigene politische Identität und eigene lokale Rechtstraditionen pflegen.
Die trigardonische Rechtsprechung verlässt sich nicht auf einen umfassenden Gesetzeskorpus. Die geschriebenen Gesetze nimmt man durchaus sehr ernst. Sie haben aber nicht den Anspruch, jeden möglichen Streitfall mit einer Regel zu versehen, sondern sind eher als grobmaschiges Netz zur Klärung von Zuständigkeiten zu verstehen. Glaube und Überlieferung sagen den Menschen, was Recht und Sitte ist. Als eigentliche Quelle der Rechtsprechung dienen traditionale, mündlich überlieferte Rechtsnormen in Verbindung mit dem religiösen Gerechtigkeitsbegriff.
Geografie und Wirtschaft
"Entsage dem Neid, denn er führt zu Zwietracht. Bekämpfe das Unrecht, denn es führt zu Neid. Lasse ab vom Müßiggang, denn er ist aller Laster Anfang. Siehe: Die Gunst ist mit den Danken-den, nicht mit den Fordernden."
„Die trigardonischen Lande“ sind kein zusammenhängendes Gebiet. Arbon, Altberg, Flutland und der Dunkle Wald bilden gemeinsam das Kernland (auch „die Stammlande“ genannt), die Ostpro-vinz und der flutländische Westport sind weit entfernte überseeische Küstenprovinzen, Ringland und Okostria liegen in relativer Nähe östlich der östlichen Nachbarländer.
Zu den wirtschaftlichen Mittelpunkten Trigardons gehört natürlich das Längstal von Arbon mit den größten Klöstern, Tempeln, Festungen und Adelshaushalten des Landes. Es stellt zugleich den Brotkorb und die pulsierende Hauptverkehrsader des Kernlandes dar.
Insgesamt ist die Wirtschaft agrarisch geprägt. Handel und Handwerk werden zwar als wichtige Sektoren wahrgenommen, aber fast alle Marktteilnehmer betreiben Subsistenzwirtschaft. Sieht man von Salz und wenigen anderen Ausnahmen ab, ist man nicht darauf angewiesen, alltägliche Verbrauchsgüter kaufen zu müssen. Auch Lohnarbeit ist nur in wenigen Nischen des Erwerbsle-bens bestimmend. Marktwirtschaft und hoheitliche Abgabenerhebung finden damit vorwiegend auf Basis agrarischer Überschüsse statt.
Mentalität und Zusammenleben
"Meide die Verstoßenen und steche die Bestien. Behüte deine Kinder vor ihnen, denn siehe: Deine Kinder sind alles, was von deinen Taten übrig bleibt. Bleibst du aber kinderlos, dann führe das demütige Leben der Verstoßenen."
Das Hochfürstentum ist insgesamt eher dünn besiedelt und der nomadische Lebensstil nichts Exotisches, wenngleich nur in Flutland und im Tejadun wirklich dominant. Doch nicht nur dort sind die Menschen auf ihre Mitmenschen angewiesen. Überall begreift man sich selbst immer als Teil einer Gruppe, die wichtiger ist als der oder die Einzelne. Gruppenbindungen, etwa an Haushalt, Sippe und Heerverband, sind wichtiger als das Verhältnis von Einzelpersonen. Von Haushalt, Sippe und Heerverband hängen Leben, Wohlstand, Glück und "Freiheit" ab. Weder der beste Freund, noch die große Liebe haben solche Bedeutung.
Größte Bedeutung weisen die Trigardonen ihrer Abstammung, Sippen- und Stammeszugehörigkeit zu. Die Stämme der Arbonier und Montrowen sowie das Kleine Volk leben in Sippenverbänden. Die Sippe ist eine Gruppe verwandter Großfamilien mit gemeinsamem Ahnenkult, Oberhaupt, Erbrecht und homogenem Geburtsstand (eine Sippe ist entweder edel oder nicht; es sind nie Teile edel und Teile nicht). Sippenoberhäupter bestimmen über die Vergabe von Pächter- und Lehrlingsstellen und arrangieren die Ehen ihrer Angehörigen; sie legen das Erbrecht und seine alltäglichen Konsequenzen aus und organisieren die Altenversorgung. Ackerland, Werkstätten, Viehbestände, Waffen und auch Adelstitel werden in verschiedenen Spielarten des Senioratsprinzips weiter gegeben. Dabei erbt das Sippenoberhaupt den wertvollsten in der Sippe zur Verfügung stehenden Besitz (oder den höchsten Titel), weitere Ressourcen werden absteigend nach Macht und Ansehen an die erbrecht-lich näher stehenden Verwandten weiter verteilt.
Je reicher und angesehener ein Haushalt ist, desto eher wird Kriegsdienst dort als etwas höchst Ehrenhaftes empfunden. Die Wohlhabenden ziehen nicht nur freiwillig, sondern unter Umständen sogar gerne an der Seite ihrer Grundherren in den Krieg, um Beute und Ruhm zu erlangen. Daher verfügt Emendons Reich über ein größeres Reiterheer, als wenn es sich nur aus dem Stand der Edlen rekrutieren würde.
Religion
"Erkenne Die Götter und preise Ihre Namen. Siehe: Jeder Gott kann deiner Verehrung, du aber keines Gottes Gunst entbehren."
Die Siebenfaltigkeit ist die traditionelle spirituelle Vorstellung der trigardonischen Stämme. Sie ist die dominante Religion in allen trigardonischen Landen und in der yddländischen Oberschicht. Sie verbindet die Ursprungsmythen der Stämme der Arbonier und der Flutländer mit einer Kosmologie, die die Welt als vom Streit zwischen den „Sieben Großen und Herrlichen Göttern“ bestimmt sieht.
Die zentralen Forderungen der Glaubenslehre an die Gläubigen bestehen darin, dem Neid zu wiederstehen und dankbar für das zu sein, was dem Einzelnen vom Schicksal beschieden wurde, statt nach mehr zu streben. Das Schlechte stellt man sich zumeist nicht als antagonistische Kraft zum Guten vor, sondern als Mangel an Gerechtigkeit und Harmonie. Um nach der "Harmonie der Seele" zu streben, gibt es „die Sieben Pfade zur Tagnacht“ und ein Tugendsystem aus 14 entgegengesetzten, den Göttern zugeordneten Tugenden, zwischen denen man "den gerechten Ausgleich" finden soll.
Der Klerus in seiner heutigen Form ist eine sehr junge Institution. Ein Großteil des spirituellen Lebens basiert auf den alten mündlichen Überlieferungen. Erst vor ein bis zwei Generationen entwickelte sich eine systematische Ausbildung des betenden Standes und eine Glaubenslehre auf schriftlicher Basis. Sippenoberhäupter, Hexen und die wichtigsten politischen Anführer haben sich eine große Bedeutung im religiösen Leben Trigardons bewahrt.
Die Hauptgötter der Siebenfaltigkeit sind:
Die in Trigardon bekanntesten Nebengötter sind:
Die im arbonischen Reichsteil wichtigsten Heiligen sind:
Die bekannteste Version der Sieben Pfade zur Tagnacht lautet:
Eine weit verbreitete Variante der Lehre von den Vierzehn Tugenden ist:
Mythos und Geschichte
"Gedenke der Ahnen, denn ihr Schicksal offenbart den Göttlichen Pfad. Siehe: Die Brücke zur Zukunft heißt Vergangenheit."
Das Werden der Völker
Trigardonen neigen dazu, die in den Sagen ihrer Vorfahren beschriebenen Ereignisse für historische Fakten zu halten. Daher beginnt die Weltgeschichte für sie mit den mythischen Vorgängen, die den Zyklus von Tag und Nacht in Gang setzten, dem „Anbeginn der Zeit“. Der zuvor gewesene paradiesische Ursprungszustand, die „immerwährende Tagnacht“, wurde durch Streit unter den Menschen, der schließlich auf die Götter übergriff, unterbrochen. Dieser Zustand wird unweigerlich eines Tages wiederkehren. Einzig, ob die Menschheit Teil dieser vollkommenen Harmonie sein kann, bzw. welche schrecklichen Strafen sie auf dem Weg dahin noch auf sich ziehen mag, ist offen.
Im Zwist der Urzeit sehen Arbonier und Flutländer ihre Wurzeln: Die beiden „Weltväter“ erkannten als erste Menschen das Wirken der Götter. Ischan lehrte seine Anhänger die Jagd und die Schmiedekunst, sein Bruder Natan lehrte seine Schüler die Nutzung der Pflanzen und den Umgang mit der Geisterwelt. Der größere Reichtum von Natans Anhängern führte zu Neid und Zwist zwischen den Brüdern, die sich im Zweikampf gegenseitig zu Tode brachten. Ihre Anhänger setzten den Streit immer wieder fort, auch wenn sie sich über die Generationen sicherlich auch vermischten und zwischenzeitlich die Welt bevölkerten. Mit den Jahren wurden der „Stamm des Ischan“ zu den Flutländern und der „Stamm des Natan“ zu den Arboniern.
Botan, ein Nachkomme der Weltväter, der ihr Wissen über die göttlichen Mächte besaß, schwang sich zum Herrn der Sterblichen auf. Dabei gewann er Riamodan als Verbündeten, der ihm viele Geheimnisse der Götter verriet und im Gegenzug die Dienste der Menschen bekam, was ihm im Streit mit den anderen Göttern einen kurzfristigen Vorteil verschaffte. Botan missbrauchte die göttliche Kraft, Leben zu formen. Er band Lebende und Tote sowie viele Wesen der Geisterwelt mit Zauberei an seinen Willen, schuf perverse Dämonen und Menschtiere und richtete ein Blutbad unter Jenen an, die sich ihm nicht unterwerfen wollten, bis kaum noch Menschen lebten. Die anderen Götter aber erbarmten sich der Überlebenden, gewannen Botans Schüler für sich, verrieten ihnen seine Geheimnisse und bewirkten, dass er mit der eigenen Macht vernichtet wurde.
Erst jetzt entstanden nach siebenfaltiger Vorstellung die Zwerge und Hobbit. Die Götter schufen sie aus den Kleinsten der Menschen, die Botans Streben entgangen waren, um seine Anhänger zu vernichten, die noch immer die Menschheit knechteten.
Die Unfruchtbaren sollten in die Wälder gehen und sich verstecken. Zum Ausgleich für ihre Kinderarmut schenkten ihnen die Götter ihren Schutz und wundersame Langlebigkeit. So entstanden die Elben, die man auch „die Verstoßenen“ nennt.
Das alte Gar
Von den Geschichten über diese Ära sind die Sagen um den Heiligen Danason und die Entstehung des Königreichs von Altgar am einflussreichsten. Man glaubt heute sogar, ein noch aus dieser Zeit selbst stammendes schriftliches Zeugnis in einem jüngst geschehenen Wunderereignis offenbart bekommen zu haben. Die „Geschichte vom Leben und den Taten des Heiligen Danason“ entspricht im Wesentlichen der mündlichen Überlieferung, hebt aber den Titelhelden als Heilsbringer mit halbgöttlichem Blut ganz besonders hervor. In diesem Sagenkreis formen die Königinnen und Könige aus dem Geschlecht der Phadra (einem – ebenso wie die kriegerischen Bauern von Timors Volk – inzwischen verschwundenen arbonischen Teilstamm) ein erfolgreiches Kriegsbündnis gegen die Menschtiere. Es besteht aus vielen kleinen arbonischen, flutländischen, zwergischen und sonstigen (sogenannten „barbarischen“) Königreichen und Volksgruppen in einer Region, die sich über Teile der heutigen Länder Trigardon, Anrea und Winningen erstreckt. Am Ende von Danasons Wirken wird es zum „goldenen Königreich von Gar“ vereinigt.
Nicht nur die Zerstörungen im Zuge endloser Kriege und das Abreißen der Schriftkultur in Arbon und Flutland legten einen Schleier von Unwissen über das goldene Zeitalter. Späteren Generationen wurde der Zugang zur Vergangenheit auch dadurch erschwert, dass die Vorfahren in der heute so genannten „vergessenen Sprache“ sprachen und schrieben.
Der letzte große Stammeskrieg
Die letzten erzählenden Verse der Heiligen Schrift erscheinen zugleich wie eine Ermahnung an gerechtere Zeiten und als programmatischer Zukunftsentwurf. Im Angesicht der anbrechenden finsteren Epoche geben die Götter den Stämmen von Ischan und Natan ein letztes Mal Gesetze für ein gerechtes Zusammenleben. Dass die Sterblichen dafür wieder einmal taub blieben, muss im Text nicht mehr eigens erwähnt werden. Erst Generationen später, als die Heilige Schrift verfasst wurde, sollten sich spirituelle Autoritäten wieder erfolgreich auf diese göttlichen Gebote berufen. Zuvor aber kam es zu einer Abfolge von bewaffneten Auseinandersetzungen unterschiedlicher Reichweite, Intensität und Dauer, die man heute als „den letzten großen Stammeskrieg“ zusammenfasst.
Damals fand zwar keine Geschichtsschreibung statt, doch es wurden lange Abfolgen von Lobreden auf die verstorbenen Sippenoberhäupter tradiert (um die 20 bei den ältesten arbonischen Häusern), von denen viele später zum Stoff für Heldenlieder wurden. Daneben ist man davon überzeugt, in bestimmten Ritualen unmittelbar mit den Geistern der Ahnen kommunizieren und auf ausschnitthafte Erinnerungen aus den Vorleben von Hexen und Schamanen zurückgreifen zu können. Und hinter dem Bild idealisierter (eigener) und verdammter (gegnerischer) Führer, hinter den Waffentaten, Überfällen, Verschleppungen, Versklavungen und gelegentlichen Massenmorden werden im Ahnengedenken auch die verwischten Spuren langfristiger Veränderungsprozesse sichtbar.
Der Heilige Caroman
Der Aufstieg des Klerus
Die Stämme der Arbonier, Flutländer und des Kleinen Volkes pflegen eine Erinnerungskultur, die den Rhythmus der Geschichte in Erfolg und Misserfolg großer Führergestalten, der Tugend oder Untugend von Völkern und Stämmen sowie dem gelegentlichen Eingreifen göttlicher Schicksalsmächte zu erkennen glaubt. Diese Geschichtswahrnehmung verstellt den Blick auf die prozesshaften Veränderungen, zu denen es rund um den Beginn der neuen Zeitrechnung gekommen ist. Dennoch hat man ein Bewusstsein dafür; schließlich muss man in Trigardon noch nicht alt sein, um Kindern davon erzählen zu können, was es in der eigenen Jugend alles noch nicht gegeben hat.
Bis in die letzten Jahrzehnte des letzten großen Stammeskriegs hinein war es unter den Stämmen und Sippen noch Gang und Gäbe, die Schamanen besiegter Gruppen zu verschleppen und sie als privilegierte Beutestücke unter die Haushalte der eigenen Verwandten und Gefolgsleute zu verteilen. Darüber hinaus hatten die Kundigen und Geistlichen selber das Verlangen nach Austausch, was sie dazu veranlasste, im Geheimen verschiedene Sekten und Lehrzirkel zu gründen. So trafen sich Kundige beider Stämme regelmäßig unter dem Schutz der Elben im Kreis der Mysterien und einige Einsiedler gründeten im Hochland des Dugor Harog unter dem Schutz des Zwergenkönigs das Kloster der Riadugora.
Mit den Jahren entstand über Stammeszugehörigkeit und Verwandtschaft hinaus ein Gemeinschaftsbewusstsein der Gelehrten. Zunehmend gelang es ihnen mittels drastischer Fluchan-drohungen, die Unverletzlichkeit der Schamanen zu erwirken. Ohne diese Entwicklung hätten Canuphyra und Phejana sicher nicht den Einfluss gehabt, die Stämme zum Fest der Freundschaft zu rufen. Die älteren Geistlichen und Kundigen erinnern sich zwar noch sehr gut an die Geschichten ihrer Lehrer über diese schweren Zeiten. Ihr historisches Selbstbildnis tendiert jedoch dazu, diesen mühseligen Emanzipationskampf zu verschweigen. Stattdessen prangert man lieber allgemein die Unmoral der finsteren Kriegszeiten an. Die Überlieferungen lassen es oft so aussehen, als ob neben den Sippenoberhäuptern schon immer ein weiterer allseits geachteter Stand von Vermittlern zwischen den Sterblichen und den Göttern und Geistern bestanden hätte.
Nach Caromans Martyrium entwickelten sie sich immer schneller zum schreibenden Stand, von dessen wachsendem Selbstbewusstsein die damals entstandenen Kloster- und Tempelbauten stolzes Zeugnis ablegen.
Zur dominierenden spirituellen Autorität wurde der Klerus aber erst, als er damit begann, die religiösen Lehren zu verschriftlichen. Die Heilige Schrift entstand. Für dieses Werk zeichnet kein einzelner Autor oder Prophet verantwortlich. Hinter seinem „unbekannten Verfasser“ verbergen sich unzählige Priester und Kundige, die über mehrere Jahrzehnte hinweg Überlieferungen der Stämme sammelten, die am weitesten verbreiteten und am wenigsten strittigen Erzählungen auswählten, sie in eine chronologische Reihenfolge setzten, in Kurzform nacherzählten und mit moralischen Belehrungen versahen. Wer zu welchem Zeitpunkt die letztgültige Form davon verfasste, weiß tatsächlich niemand und man legt großen Wert darauf, dass das auch keine Rolle spielt. Im 14. Jahr der neuen Zeitrechnung wurde dieser Text dann, von Wunderereignissen begleitet, „aufgefunden“. Es ist natürlich allgemein bekannt, dass die Heilige Schrift ein von Menschenhand geschaffenes, erst in jüngster Zeit entstandenes Werk ist. Das steht aber keinesfalls im Widerspruch dazu, in ihr eine göttliche Offenbarung zu sehen. Es ist vielmehr ein Beispiel dafür, dass die Götter durch ihre Priester wirken.
Die frühen Jahre Trigardons
Die Erinnerung an das alte Königreich von Gar hatte sich schon während des letzten großen Stammeskrieges als überaus langlebig erwiesen. Als sich danach eine einheitliche Religionslehre mit dazugehörender Geschichtsphilosophie herauszubilden begann, erschien es den Geistlichen und Kundigen folgerichtig, nun auch ein neues Gar zu gründen. Fassbar wurde dieser Gedanke dadurch, dass nach Caromans Martyrium wieder Kontakte in das zuvor abgeschottete Anrea aufgenommen wurden, in dem sich viel vom zivilisatorischen Segen des goldenen Zeitalters erhalten hatte. Die südlichen Lande waren in der Vergangenheit nicht mehr als ein Ziel gelegentlicher Raubzüge für risikobereite arbonische Kriegsherren gewesen, ein Quell exotischer Güter, die man daheim nicht besaß. In den ersten beiden Jahrzehnten der neuen Zeitrechnung setzte aber wieder zaghafter Handel und damit ein Ideentransfer von Süden nach Norden ein.
Ob das neue Gar eher als sakrales Imperium mit Schicksalsauftrag oder mehr als Stammesbund mit gemeinsamen militärischen Interessen zu verstehen ist, war schon bei seiner Gründung um-stritten. Kluge politische Führer verstehen sich mittlerweile darauf, je nach Situation beide Vorstellungen zu aktivieren. Doch die Mehrdeutigkeit des Reichsgedankens blieb stets vorhanden, als sei sie die Begleitmusik zu den vielen, teils erbittert ausgetragenen inneren Kämpfen der Folgezeit. Aus dem Blickwinkel der Oberschicht könnte man die trigardonische Geschichte als wilden Ritt durch von Aufständen, Skandalen und hitzigen Religionsdebatten zerfurchtes Gelände verstehen, in dem das Reich von einer Verfassungskrise in die nächste stolperte.
Doch die Mehrheit nimmt es anders wahr: Auf lange Sicht sind Bevölkerung und allgemeiner Wohlstand deutlich gewachsen, wenngleich in regional sehr unterschiedlichem Tempo (so merkt man in Flutland nur wenig davon). Zwar hat Trigardon in dem knappen Vierteljahrhundert seines Bestehens insgesamt nicht mehr als sechs ganze Friedensjahre gehabt. Diese Rechnung geht aber nur dann auf, wenn man alle Feldzüge in die Fremde, alle nennenswerten Aufstände sowie die Eroberung und Verteidigung sämtlicher Regionen zusammennimmt. Die meisten seiner Bewohner verbinden das Reich mit der Zunahme von Frieden und Sicherheit.
Emendons Reich
Emendon war als Oberhaupt der mächtigsten Sippe des Tejadun, den Erlenfelsern, kein Unbekannter in der trigardonischen Politik. Doch fehlte seinem Haus die Ahnenreihe, die es mit den alten Königen von Gar verband. Ihm kam jedoch zugute, dass seine Großmutter eine Gefährtin des Heiligen Caroman gewesen war und ihre Sippe schon damals zu den engsten Verbündeten der anh Rhack gehörte. Der Sohn, den sie von Caroman bekam, war Emendons Vater.
als Emendon und Marsiane sich als Anführer ihrer Stämme etabliert hatten, hatten sie auch ein jeweils spezifisch flutländisches und arbonisches Herrschaftsverständnis verwurzelt. Mit diesen Ideologien ausgestattet konnten beide dauerhaft keinen anderen Herrscher über sich dulden, wenngleich sie die gemeinsamen Reichsinstitutionen durchaus erhalten wollten.
Überraschend erklärten Marsiane und Emendon ihre Verlobung und verkündeten ihren gemeinsamen Anspruch auf den Thron, der einstimmig bestätigt wurde.
Dennoch konnten Teilerfolge und gemeinsame Interessen nicht überbrücken, dass der Hochfürst und die Hochfürstin füreinander keine politischen Wunschpartner waren, egal wie gern manche Geistliche ihre Verbindung als symbolische Versöhnung der Weltväter werteten.
Statt eines neuen Bürgerkrieges kam es zur Aufteilung der Grafschaften und Provinzen in einen flutländischen und einen arbonischen Reichsteil, die sich die folgenden fünf Jahre über misstrauisch beäugten.
Mit Ausnahme Yddlands, das sich vorerst Marsianes Reich anschloss, gehörten Emendons Reich nun alle trigardonischen Territorien an, in denen sich flächendeckend regionale Ordnungsprinzipien auf der Basis von Grundherrschaft entwickelt hatten. Die Legitimität dieser Ordnungsprinzipien hing von lehnsrechtlichen Konstruktionen ab, deren Quelle nunmehr überall in seinem Reich der Hochfürst war. Im flutländischen Reichsteil war das nur ansatzweise oder gar nicht der Fall. Insbesondere nach Yddlands Unabhängigkeitserklärung, die nur wenige Monate nach der Reichsteilung erfolgte, spielten dort grundherrschaftliche Organisationsformen und Lehnsverträge kaum noch eine Rolle.