Test: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Trigardon
Wechseln zu: Navigation, Suche
 
(33 dazwischenliegende Versionen des gleichen Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
 +
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 +
Das Hochfürstentum Trigardon ist ein fiktives Land in der Mittellande-Kampagne, welches als Hintergrund für eine low-fantasy Larp-Kampagne mit mittelalterlichen Elementen dient.
 +
<div class="mw-collapsible-content">
 +
Dargestellt wird eine feudal organisierte Stammesgesellschaft mit Anleihen aus Tolkiens Rohan, die eine polytheistische Schriftreligion mit starkem schamanistischem Erbe pflegt. Der seit Langem andauernde Austausch zwischen sesshaften, halb- und vollnomadischen Bevölkerungsgruppen führte zu einer eigenwilligen Mischkultur.
 +
 +
Trigardon wurde von einer losen Interessengemeinschaft von LarperInnen seit ca. 1994 bespielt. Seit Anfang 2011 haben wir uns in zwei Gruppen aufgeteilt. Diese Spaltung ist auch in den Hinter-grund übertragen worden. Rein ideell handelt es sich zwar noch immer um ein gemeinsames Land, doch es hat zwei Hochfürsten mit jeweils eigenem Reich:
 +
 +
• Wir, der „Arbon e. V.“, bespielen das Reich des Hochfürsten von Trigardon ("Emendons Reich") mit den Territorien Arbon, Altberg, Ostprovinz und Okostria.
 +
 +
• Die "Freie Spielerschaft" bespielt das Reich der Hochfürstin von Trigardon ("Marsianes Reich") mit den Territorien Flutland, Dunkelwald und Westport.
 +
 +
• Das Fürstentum Yddland gehörte einige Jahre lang zu Trigardon, hat aber spielerisch und organisatorisch nur rudimentär mit uns zu tun.
 +
</div>
 +
  
 
== Das Szenario ==
 
== Das Szenario ==
 +
  
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
Vor langer, langer Zeit, am Ende dunkler Jahrhunderte oder kurz danach, als man das Alte noch höher schätzte als das Neue aber schon wusste, dass es sich im Heute besser leben lässt als im Gestern, lag einsam, von der Seidenstraße vergessen, Arbons Edoras am Rand des Hindukusch, unweit des Schwarzen Meeres. Wollte man von hier aus das Camelot der Hochfürsten erreichen, ohne sich in den sibirischen Nebeln des flutländischen Hochmoors zu verirren, folgte man einfach der Donau bis zu ihrer Mündung am Baikalsee. Das Ziel lag an der Stelle, wo der Kaukasus auf das Karpatenbecken stößt. Diese Gegend nannte man Trigardon.
+
''Vor langer, langer Zeit, am Ende dunkler Jahrhunderte oder kurz danach, als man das Alte noch höher schätzte als das Neue aber schon wusste, dass es sich im Heute besser leben lässt als im Gestern, lag einsam, von der Seidenstraße vergessen, Arbons Edoras am Rand des Hindukusch, unweit des Schwarzen Meeres. Wollte man von hier aus das Camelot der Hochfürsten erreichen, ohne sich in den sibirischen Nebeln des flutländischen Hochmoors zu verirren, folgte man einfach der Donau bis zu ihrer Mündung am Baikalsee. Das Ziel lag an der Stelle, wo der Kaukasus auf das Karpatenbecken stößt. Diese Gegend nannte man Trigardon.''
  
In diesem Land verband man nichts mit den Namen von Atlantis, Gondolin, Jerusalem und Valinor. Weder Ahnengeister, noch Zwerge oder Hobbit kannten Geschichten darüber und die Elben fragte man nicht. Die Trigardonen hatten noch nie vom Untergang Numenors oder Roms gehört und konnten sich auch nicht vorstellen, dass es ein Weltreich wie das des Dschingis Khan jemals geben würde. Stattdessen erhofften sie sich eine Wiederkehr der goldenen Tage des alten Gar, ersehnten den Anbruch der immerwährenden Tagnacht, erträumten in den Heldengeschichten der Vorfahren ihre eigene ruhmreiche Zukunft...
+
''In diesem Land verband man nichts mit den Namen von Atlantis, Gondolin, Jerusalem und Valinor. Weder Ahnengeister, noch Zwerge oder Hobbit kannten Geschichten darüber und die Elben fragte man nicht. Die Trigardonen hatten noch nie vom Untergang Numenors oder Roms gehört und konnten sich auch nicht vorstellen, dass es ein Weltreich wie das des Dschingis Khan jemals geben würde. Stattdessen erhofften sie sich eine Wiederkehr der goldenen Tage des alten Gar, ersehnten den Anbruch der immerwährenden Tagnacht, erträumten in den Heldengeschichten der Vorfahren ihre eigene ruhmreiche Zukunft...''
 +
[[Datei:Triskelenreihe.jpg|center|thumb|1450px|]]
 
<div class="mw-collapsible-content">
 
<div class="mw-collapsible-content">
 
Das Szenario, das wir mit Trigardon bespielen, basiert im Kern auf zwei sehr klassischen Grundlagen: Ein paar Klänge Völkerwanderung, Rittertum und Druidenmystik spielen die Melodie  alter und moderner König-Arthus-Lieder, begleiten uns auf der Wanderschaft in Tolkiens ausgetretenen Fußstapfen, wo wir Elben, Zwergen, Hobbits, Orks und Trollen begegnen. Wir schwimmen gemütlich im Fantasy-Mainstream und wollen das auch so, denn es macht uns in viele Richtungen anschlussfähig. Doch was uns ausmacht sind die Dissonanzen im Lied, die Stolpersteine auf der Wanderung, die unvorhergesehenen Wirbel und Untiefen im Strom. Wir legen großen Wert auf einige Abweichungen von den üblichen Fantasy-Konventionen.
 
Das Szenario, das wir mit Trigardon bespielen, basiert im Kern auf zwei sehr klassischen Grundlagen: Ein paar Klänge Völkerwanderung, Rittertum und Druidenmystik spielen die Melodie  alter und moderner König-Arthus-Lieder, begleiten uns auf der Wanderschaft in Tolkiens ausgetretenen Fußstapfen, wo wir Elben, Zwergen, Hobbits, Orks und Trollen begegnen. Wir schwimmen gemütlich im Fantasy-Mainstream und wollen das auch so, denn es macht uns in viele Richtungen anschlussfähig. Doch was uns ausmacht sind die Dissonanzen im Lied, die Stolpersteine auf der Wanderung, die unvorhergesehenen Wirbel und Untiefen im Strom. Wir legen großen Wert auf einige Abweichungen von den üblichen Fantasy-Konventionen.
Zeile 27: Zeile 43:
  
  
== Herrschaftsform und Recht ==
+
== Herrschaftsform und Recht ==  
 
+
  
 
„''Achte die Gesetze, denn sie geben dem Recht Bestand. Denn siehe: Gesetze zwingen einen Jeden zu gerechten Taten und Gerechtigkeit unter den Menschen lässt die Harmonie der Seelen erklingen.''“
 
„''Achte die Gesetze, denn sie geben dem Recht Bestand. Denn siehe: Gesetze zwingen einen Jeden zu gerechten Taten und Gerechtigkeit unter den Menschen lässt die Harmonie der Seelen erklingen.''“
 +
 +
[[Datei:WappenArbonundTrigardon.jpg|links|thumb|600px|]]
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 +
 +
 
An der Spitze des Reiches stehen die Hochfürsten, die durch eine Mischform aus Wahl- und Erbrecht bestimmt werden. Hochfürst Emendon anh Erlenfels ist zugleich das Oberhaupt des größ-ten trigardonischen Stammes, der Arbonier. Deswegen spricht man von seinem Reich auch als dem „arbonischen Reichsteil“, während man das Reich von Hochfürstin Marsiane anh Crul nach dem zweitgrößten Stamm den „flutländischen Reichsteil“ nennt.
 
An der Spitze des Reiches stehen die Hochfürsten, die durch eine Mischform aus Wahl- und Erbrecht bestimmt werden. Hochfürst Emendon anh Erlenfels ist zugleich das Oberhaupt des größ-ten trigardonischen Stammes, der Arbonier. Deswegen spricht man von seinem Reich auch als dem „arbonischen Reichsteil“, während man das Reich von Hochfürstin Marsiane anh Crul nach dem zweitgrößten Stamm den „flutländischen Reichsteil“ nennt.
 
<div class="mw-collapsible-content">
 
<div class="mw-collapsible-content">
Zeile 66: Zeile 85:
 
Es gibt aber auch bestimmte Regeln, mit denen überregional mehr oder weniger auf die gleiche Weise umgegangen wird und durchaus Gegenstand obrigkeitsstaatlicher Kontrollen sind. "Un-wissenheit schützt vor Strafe nicht!" ist ebenfalls eine der wichtigsten Rechtsnormen. So ist die Todesstrafe für Hochverrat, Desertation und schwere Götterlästerung reserviert, andere Kapital-verbrechen ziehen die Vogelfreiheit nach sich. Mit öffentlichem Spott wird unter Verweis auf die Bardenfreiheit recht großzügig umgegangen, dagegen ist die Ausübung von „schwarzer Kunst“ (deren Definition allerdings variieren kann) streng verboten. Orks, Trolle und andere furchterre-gende Wesen werden gern als „Bestien“ oder „Menschtiere“ in einen Topf geworfen. Sie gelten, ebenso wie Straßenräuber, per se als Vogelfrei.
 
Es gibt aber auch bestimmte Regeln, mit denen überregional mehr oder weniger auf die gleiche Weise umgegangen wird und durchaus Gegenstand obrigkeitsstaatlicher Kontrollen sind. "Un-wissenheit schützt vor Strafe nicht!" ist ebenfalls eine der wichtigsten Rechtsnormen. So ist die Todesstrafe für Hochverrat, Desertation und schwere Götterlästerung reserviert, andere Kapital-verbrechen ziehen die Vogelfreiheit nach sich. Mit öffentlichem Spott wird unter Verweis auf die Bardenfreiheit recht großzügig umgegangen, dagegen ist die Ausübung von „schwarzer Kunst“ (deren Definition allerdings variieren kann) streng verboten. Orks, Trolle und andere furchterre-gende Wesen werden gern als „Bestien“ oder „Menschtiere“ in einen Topf geworfen. Sie gelten, ebenso wie Straßenräuber, per se als Vogelfrei.
 
</div>
 
</div>
 +
  
  
 
== Geografie und Wirtschaft ==
 
== Geografie und Wirtschaft ==
 
  
 
"''Entsage dem Neid, denn er führt zu Zwietracht. Bekämpfe das Unrecht, denn es führt zu Neid. Lasse ab vom Müßiggang, denn er ist aller Laster Anfang. Siehe: Die Gunst ist mit den Danken-den, nicht mit den Fordernden.''"
 
"''Entsage dem Neid, denn er führt zu Zwietracht. Bekämpfe das Unrecht, denn es führt zu Neid. Lasse ab vom Müßiggang, denn er ist aller Laster Anfang. Siehe: Die Gunst ist mit den Danken-den, nicht mit den Fordernden.''"
 +
 +
[[File:Trigardon%26Nachbarschaft.jpg|thumb|350px|Landkarte der Stammlande]]
 +
  
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
„Die trigardonischen Lande“ sind kein zusammenhängendes Gebiet. Arbon, Altberg, Flutland und der Dunkle Wald bilden gemeinsam das Kernland (auch „die Stammlande“ genannt), die Ostpro-vinz und der flutländische Westport sind weit entfernte überseeische Küstenprovinzen, Ringland und Okostria liegen in relativer Nähe östlich der östlichen Nachbarländer.
 
„Die trigardonischen Lande“ sind kein zusammenhängendes Gebiet. Arbon, Altberg, Flutland und der Dunkle Wald bilden gemeinsam das Kernland (auch „die Stammlande“ genannt), die Ostpro-vinz und der flutländische Westport sind weit entfernte überseeische Küstenprovinzen, Ringland und Okostria liegen in relativer Nähe östlich der östlichen Nachbarländer.
<div class="mw-collapsible-content">
 
Das Kernland liegt zwischen drei bedeutenden Verkehrsräumen: Den Flüssen Thalan und Winning im Osten und im Westen, die weiter nördlich ins Weltmeer münden, und dem Silbermeer, einem gewaltigen Binnensee im Süden, in das sich der größte trigardonische Fluss, der Arbo, ergießt. Geografische und politische Grenzen verhindern jedoch eine direkte Anbindung Trigardons an diese Wasserwege.
 
  
 +
Das Kernland liegt zwischen drei bedeutenden Verkehrsräumen: Den Flüssen Thalan und Winning im Osten und im Westen, die weiter nördlich ins Weltmeer münden, und dem Silbermeer, einem gewaltigen Binnensee im Süden, in das sich der größte trigardonische Fluss, der Arbo, ergießt. Geografische und politische Grenzen verhindern jedoch eine direkte Anbindung Trigardons an diese Wasserwege.
 +
<div class="mw-collapsible-content">
 
Das schier endlose flutländische Hochmoor nimmt den kompletten Norden und Nordosten der Stammlande ein. Seine Einwohner müssen eisigen Temperaturen im Winter und wandernder Versumpfung im Sommer trotzen. Nur an wenigen Orten kann man Roggen und robuste Reissor-ten anbauen, was den Erhalt von nur sehr wenigen festen Siedlungen erlaubt. Die meisten Men-schen leben von Jagd, Fischfang und Wanderfeldbau; nur eine kleine Minderheit ist sesshaft.
 
Das schier endlose flutländische Hochmoor nimmt den kompletten Norden und Nordosten der Stammlande ein. Seine Einwohner müssen eisigen Temperaturen im Winter und wandernder Versumpfung im Sommer trotzen. Nur an wenigen Orten kann man Roggen und robuste Reissor-ten anbauen, was den Erhalt von nur sehr wenigen festen Siedlungen erlaubt. Die meisten Men-schen leben von Jagd, Fischfang und Wanderfeldbau; nur eine kleine Minderheit ist sesshaft.
  
Zeile 88: Zeile 110:
 
In der östlichsten Region der Stammlande, der Grafschaft Altberg, berührt der Dugor Harog die letzten Ausläufer eines weiteren Gebirgszuges. Dieser bildet eine natürliche Grenze zu Trigardons südlichem Nachbarland, wird dort „Schlangenfels“ und in Trigardon „Phadras Harog“ (= Berge der legendären Königin Phadra) genannt. Auf der trigardonischen Seite leben die Menschen hier kaum anders als im Dugor Harog.
 
In der östlichsten Region der Stammlande, der Grafschaft Altberg, berührt der Dugor Harog die letzten Ausläufer eines weiteren Gebirgszuges. Dieser bildet eine natürliche Grenze zu Trigardons südlichem Nachbarland, wird dort „Schlangenfels“ und in Trigardon „Phadras Harog“ (= Berge der legendären Königin Phadra) genannt. Auf der trigardonischen Seite leben die Menschen hier kaum anders als im Dugor Harog.
  
 +
[[File:Karte_Arbon_klein.jpg|links|thumb|350px|Grafschaft Arbon]]
 
Eingerahmt zwischen Tejadun, Dugor Harog und Phadras Harog schmiegen sich fruchtbare Kulturlandschaften an die Flüsse Arbo und Derian. Dort ist die Heimat der überwiegenden Mehrheit der Arbonier, die von ihnen „Längstal von Arbon“ genannt wird (eigentlich müsste man sie die Längstäler von Arbon nennen, das tut aber niemand). Im Zyklus halbjährlicher Hochwasser („kleine und große Schwemme“) erbringt der Weizenanbau reiche Erträge. In höheren Lagen am Rand der Täler kultiviert man auch Wein und Oliven. Bedeutend sind daneben der Fischfang im Fluss und in mit ihm durch Kanäle verbundenen künstlichen Teichen, die oft auch zum Antreiben von Mühlrädern und zum be- oder entwässern der Äcker verwendet werden.
 
Eingerahmt zwischen Tejadun, Dugor Harog und Phadras Harog schmiegen sich fruchtbare Kulturlandschaften an die Flüsse Arbo und Derian. Dort ist die Heimat der überwiegenden Mehrheit der Arbonier, die von ihnen „Längstal von Arbon“ genannt wird (eigentlich müsste man sie die Längstäler von Arbon nennen, das tut aber niemand). Im Zyklus halbjährlicher Hochwasser („kleine und große Schwemme“) erbringt der Weizenanbau reiche Erträge. In höheren Lagen am Rand der Täler kultiviert man auch Wein und Oliven. Bedeutend sind daneben der Fischfang im Fluss und in mit ihm durch Kanäle verbundenen künstlichen Teichen, die oft auch zum Antreiben von Mühlrädern und zum be- oder entwässern der Äcker verwendet werden.
  
Weit entfernt vom Kernland ist die Ostprovinz. Sie liegt zwischen dem sogenannten Drachenmeer (dem nordöstlichen Teil des Weltmeeres) und dem Tinarischen Meer, dem größten bekannten kontinentalen Binnenmeer. Ihre östliche Grenze wird vom Tinarischen Kanal gebildet, einem natürlichen Nadelöhr des Schiffsverkehrs zwischen beiden Gewässern. Ihren größten Wert macht die strategisch günstige Lage der beiden Hafenstädte Drachenport und Tinarport aus.
+
[[File:Oostportkarte.JPG|thumb|210px|Provincia Orientalis]]
 +
Weit, weit entfernt vom Kernland entfernt ist die Ostprovinz. Sie liegt zwischen dem sogenannten Drachenmeer (dem nordöstlichen Teil des Weltmeeres) und dem Tinarischen Meer, dem größten bekannten kontinentalen Binnenmeer. Ihre östliche Grenze wird vom Tinarischen Kanal gebildet, einem natürlichen Nadelöhr des Schiffsverkehrs zwischen beiden Gewässern. Ihren größten Wert macht die strategisch günstige Lage der beiden Hafenstädte Drachenport und Tinarport aus.
  
 
Das Binnenland ist geprägt von unbesiedelten Wald, Steppen- und Moorgebieten. Dazwischen gibt es immer wieder Flecken fruchtbarer, aber noch wenig erschlossener Böden. Die meisten Menschen leben in Streusiedlungen in relativer Nähe der Hafenstädte. An den Küsten wird auch das heiß begehrte Meersalz gewonnen.
 
Das Binnenland ist geprägt von unbesiedelten Wald, Steppen- und Moorgebieten. Dazwischen gibt es immer wieder Flecken fruchtbarer, aber noch wenig erschlossener Böden. Die meisten Menschen leben in Streusiedlungen in relativer Nähe der Hafenstädte. An den Küsten wird auch das heiß begehrte Meersalz gewonnen.
Zeile 97: Zeile 121:
 
Zu den wirtschaftlichen Mittelpunkten Trigardons gehört natürlich das Längstal von Arbon mit den größten Klöstern, Tempeln, Festungen und Adelshaushalten des Landes. Es stellt zugleich den Brotkorb und die pulsierende Hauptverkehrsader des Kernlandes dar.
 
Zu den wirtschaftlichen Mittelpunkten Trigardons gehört natürlich das Längstal von Arbon mit den größten Klöstern, Tempeln, Festungen und Adelshaushalten des Landes. Es stellt zugleich den Brotkorb und die pulsierende Hauptverkehrsader des Kernlandes dar.
 
<div class="mw-collapsible-content">
 
<div class="mw-collapsible-content">
 +
 
Abseits des Längstals sind der Markt und die berühmten Handwerkstätten Aldburgs in der Graf-schaft Altberg, die Burg von Argaine am Südrand des Tejadun, sowie die Häfen Tinarport und Drachenport die bedeutendsten einzelnen Gewerbe- und Bevölkerungsschwerpunkte in Emen-dons Reich.
 
Abseits des Längstals sind der Markt und die berühmten Handwerkstätten Aldburgs in der Graf-schaft Altberg, die Burg von Argaine am Südrand des Tejadun, sowie die Häfen Tinarport und Drachenport die bedeutendsten einzelnen Gewerbe- und Bevölkerungsschwerpunkte in Emen-dons Reich.
 
Daneben kommt der Freistatt Nordern als uraltem Handelsplatz der Steppe mit dem wichtigsten Heiligtum des Sonnengottes ein hoher Stellenwert zu. Obwohl sie nicht mehr als Regierungssitz dient, ist Nordern nach wie vor die symbolische Hauptstadt Trigardons. Weder Hochfürstin noch Hochfürst machen Anstalten, dort direkte Kontrolle ausüben zu wollen. Damit ist dieses kleine Territorium eine Art neutrale Zone zwischen den Reichsteilen.
 
Daneben kommt der Freistatt Nordern als uraltem Handelsplatz der Steppe mit dem wichtigsten Heiligtum des Sonnengottes ein hoher Stellenwert zu. Obwohl sie nicht mehr als Regierungssitz dient, ist Nordern nach wie vor die symbolische Hauptstadt Trigardons. Weder Hochfürstin noch Hochfürst machen Anstalten, dort direkte Kontrolle ausüben zu wollen. Damit ist dieses kleine Territorium eine Art neutrale Zone zwischen den Reichsteilen.
 +
 +
Parallel zum allgegenwärtigen Tauschhandel haben Edelmetalle ihren festen Platz als Zahlungs-mittel gefunden. Es sind alle möglichen Silber-, Kupfer-, Gold-, und Bronzemünzen unterschied-lichster in- und ausländischer Prägungen sowie abgewogenes Hacksilber im Umlauf. Als allge-meiner Referenzwert dient die „Silberhauffe“, eine schwere trigardonische Silbermünze, die sich im Silbergehalt eng an den üblichen Münzen der wichtigsten Länder am Thalan orientiert. Zusätzlich denkt man seit Neuestem laut darüber nach, einheitliche Längen-, Gewichts- und Hohlmaße an allen trigardonischen Marktplätzen einzuführen, um den Handel zu erleichtern.
 
</div>
 
</div>
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
Zeile 114: Zeile 141:
  
  
== Mentalität und Zusammenleben ==
 
  
 +
 +
 +
 +
 +
 +
== Mentalität und Zusammenleben ==
  
 
"''Meide die Verstoßenen und steche die Bestien. Behüte deine Kinder vor ihnen, denn siehe: Deine Kinder sind alles, was von deinen Taten übrig bleibt. Bleibst du aber kinderlos, dann führe das demütige Leben der Verstoßenen.''"  
 
"''Meide die Verstoßenen und steche die Bestien. Behüte deine Kinder vor ihnen, denn siehe: Deine Kinder sind alles, was von deinen Taten übrig bleibt. Bleibst du aber kinderlos, dann führe das demütige Leben der Verstoßenen.''"  
 +
[[Datei:Urne Maroon.jpg|links|thumb|170px|]]
 +
 +
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
Das Hochfürstentum ist insgesamt eher dünn besiedelt und der nomadische Lebensstil nichts Exotisches, wenngleich nur in Flutland und im Tejadun wirklich dominant. Doch nicht nur dort sind die Menschen auf ihre Mitmenschen angewiesen. Überall begreift man sich selbst immer als Teil einer Gruppe, die wichtiger ist als der oder die Einzelne. Gruppenbindungen, etwa an Haushalt, Sippe und Heerverband, sind wichtiger als das Verhältnis von Einzelpersonen. Von Haushalt, Sippe und Heerverband hängen Leben, Wohlstand, Glück und "Freiheit" ab. Weder der beste Freund, noch die große Liebe haben solche Bedeutung.
 
Das Hochfürstentum ist insgesamt eher dünn besiedelt und der nomadische Lebensstil nichts Exotisches, wenngleich nur in Flutland und im Tejadun wirklich dominant. Doch nicht nur dort sind die Menschen auf ihre Mitmenschen angewiesen. Überall begreift man sich selbst immer als Teil einer Gruppe, die wichtiger ist als der oder die Einzelne. Gruppenbindungen, etwa an Haushalt, Sippe und Heerverband, sind wichtiger als das Verhältnis von Einzelpersonen. Von Haushalt, Sippe und Heerverband hängen Leben, Wohlstand, Glück und "Freiheit" ab. Weder der beste Freund, noch die große Liebe haben solche Bedeutung.
Zeile 147: Zeile 182:
  
  
== Religion ==
 
  
  
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
== Religion ==
 
"''Erkenne Die Götter und preise Ihre Namen. Siehe: Jeder Gott kann deiner Verehrung, du aber keines Gottes Gunst entbehren.''"  
 
"''Erkenne Die Götter und preise Ihre Namen. Siehe: Jeder Gott kann deiner Verehrung, du aber keines Gottes Gunst entbehren.''"  
 +
[[File:Riacommon mit Symbolen.jpg|thumb|330px|]]
 +
 +
  
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
Zeile 166: Zeile 210:
 
<div class="mw-collapsible-content">
 
<div class="mw-collapsible-content">
 
Zur Priesterin oder zum Priester berufen zu sein heißt, dem Gemeinwohl zu dienen. Ihre großen und kleinen Tempel und Klöster gelten als so etwas wie „öffentliche Einrichtungen“. Diese sind im Verlauf des letzten halben Jahrhunderts so bedeutend geworden, dass niemand sich mehr vorstellen kann, wie das Reich ohne die Schreibstuben der gelehrten Brüder und Schwestern noch funktionieren könnte. Das verschafft der Geistlichkeit einen gewissen politischen Einfluss im jeweils eigenen Reichsteil und macht die Siebenfaltigkeit zur wichtigsten verbindenden Klammer von Marsianes und Emendons Reich.
 
Zur Priesterin oder zum Priester berufen zu sein heißt, dem Gemeinwohl zu dienen. Ihre großen und kleinen Tempel und Klöster gelten als so etwas wie „öffentliche Einrichtungen“. Diese sind im Verlauf des letzten halben Jahrhunderts so bedeutend geworden, dass niemand sich mehr vorstellen kann, wie das Reich ohne die Schreibstuben der gelehrten Brüder und Schwestern noch funktionieren könnte. Das verschafft der Geistlichkeit einen gewissen politischen Einfluss im jeweils eigenen Reichsteil und macht die Siebenfaltigkeit zur wichtigsten verbindenden Klammer von Marsianes und Emendons Reich.
 +
Symbol der religiösen Dominanz über alle höhere Bildung ist auch die „siebenfaltige Schreibwei-se“, die mit nur drei mal sieben Buchstaben auskommt und zur verbindlichen Schriftkonvention geworden ist.
  
 
Den meisten Geistlichen ist die Ausübung des Kriegshandwerks streng verboten. Nur die Cirkater sind von diesem Verbot ausgenommen. Die Heilige Schrift erlegt ihnen auf, die Priester zu schüt-zen und die göttergewollte Ordnung unter den Menschen zu bewahren. Seit einiger Zeit treten arbonische und flutländische Stammesoberhäupter als Cirkater auf. Denn die Geistlichen und ihre Einrichtungen sind zum wichtigsten Symbol des Gemeinwesens geworden und wer als Be-schützer der Geistlichen auftreten kann, gilt als Oberhaupt des Gemeinwesens. Als Meister der Bruderschaft des Heiligen Danason, dem einzigen Cirkaterorden Trigardons, ist der Hochfürst hier keine Ausnahme. Eine nennenswerte Anzahl Ritter und Reiter mit besonders frommem Le-benswandel gehören dieser straff geführten Gemeinschaft an, viele von ihnen haben die Cirka-terweihe empfangen.
 
Den meisten Geistlichen ist die Ausübung des Kriegshandwerks streng verboten. Nur die Cirkater sind von diesem Verbot ausgenommen. Die Heilige Schrift erlegt ihnen auf, die Priester zu schüt-zen und die göttergewollte Ordnung unter den Menschen zu bewahren. Seit einiger Zeit treten arbonische und flutländische Stammesoberhäupter als Cirkater auf. Denn die Geistlichen und ihre Einrichtungen sind zum wichtigsten Symbol des Gemeinwesens geworden und wer als Be-schützer der Geistlichen auftreten kann, gilt als Oberhaupt des Gemeinwesens. Als Meister der Bruderschaft des Heiligen Danason, dem einzigen Cirkaterorden Trigardons, ist der Hochfürst hier keine Ausnahme. Eine nennenswerte Anzahl Ritter und Reiter mit besonders frommem Le-benswandel gehören dieser straff geführten Gemeinschaft an, viele von ihnen haben die Cirka-terweihe empfangen.
Zeile 268: Zeile 313:
 
• Gerechtigkeit und Besonnenheit sind Riason zugeordnet. Der Mangel an diesen Tugen-den führt zur Vermessenheit, der sogenannten „Königin der Sünden“. Diese Tugenden weisen allen anderen Tugenden ihren angemessenen Platz zu.
 
• Gerechtigkeit und Besonnenheit sind Riason zugeordnet. Der Mangel an diesen Tugen-den führt zur Vermessenheit, der sogenannten „Königin der Sünden“. Diese Tugenden weisen allen anderen Tugenden ihren angemessenen Platz zu.
 
</div>
 
</div>
 +
  
  
Zeile 274: Zeile 320:
  
 
„''Strebe nach der Harmonie der Seele, anstatt Den Göttern nachzueifern. Denn siehe: So du auch eins mit Ihnen bist, so sind Sie doch verschieden von dir.''“
 
„''Strebe nach der Harmonie der Seele, anstatt Den Göttern nachzueifern. Denn siehe: So du auch eins mit Ihnen bist, so sind Sie doch verschieden von dir.''“
 +
  
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
Zeile 306: Zeile 353:
  
 
"''Gedenke der Ahnen, denn ihr Schicksal offenbart den Göttlichen Pfad. Siehe: Die Brücke zur Zukunft heißt Vergangenheit.''"
 
"''Gedenke der Ahnen, denn ihr Schicksal offenbart den Göttlichen Pfad. Siehe: Die Brücke zur Zukunft heißt Vergangenheit.''"
 +
  
 
=== Das Werden der Völker ===
 
=== Das Werden der Völker ===
Zeile 311: Zeile 359:
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
Trigardonen neigen dazu, die in den Sagen ihrer Vorfahren beschriebenen Ereignisse für historische Fakten zu halten. Daher beginnt die Weltgeschichte für sie mit den mythischen Vorgängen, die den Zyklus von Tag und Nacht in Gang setzten, dem „Anbeginn der Zeit“. Der zuvor gewesene paradiesische Ursprungszustand, die „immerwährende Tagnacht“, wurde durch Streit unter den Menschen, der schließlich auf die Götter übergriff, unterbrochen. Dieser Zustand wird unweigerlich eines Tages wiederkehren. Einzig, ob die Menschheit Teil dieser vollkommenen Harmonie sein kann, bzw. welche schrecklichen Strafen sie auf dem Weg dahin noch auf sich ziehen mag, ist offen.
 
Trigardonen neigen dazu, die in den Sagen ihrer Vorfahren beschriebenen Ereignisse für historische Fakten zu halten. Daher beginnt die Weltgeschichte für sie mit den mythischen Vorgängen, die den Zyklus von Tag und Nacht in Gang setzten, dem „Anbeginn der Zeit“. Der zuvor gewesene paradiesische Ursprungszustand, die „immerwährende Tagnacht“, wurde durch Streit unter den Menschen, der schließlich auf die Götter übergriff, unterbrochen. Dieser Zustand wird unweigerlich eines Tages wiederkehren. Einzig, ob die Menschheit Teil dieser vollkommenen Harmonie sein kann, bzw. welche schrecklichen Strafen sie auf dem Weg dahin noch auf sich ziehen mag, ist offen.
 
Im Zwist der Urzeit sehen Arbonier und Flutländer ihre Wurzeln: Die beiden „Weltväter“ erkannten als erste Menschen das Wirken der Götter. Ischan lehrte seine Anhänger die Jagd und die Schmiedekunst, sein Bruder Natan lehrte seine Schüler die Nutzung der Pflanzen und den Umgang mit der Geisterwelt. Der größere Reichtum von Natans Anhängern führte zu Neid und Zwist zwischen den Brüdern, die sich im Zweikampf gegenseitig zu Tode brachten. Ihre Anhänger setzten den Streit immer wieder fort, auch wenn sie sich über die Generationen sicherlich auch vermischten und zwischenzeitlich die Welt bevölkerten. Mit den Jahren wurden der „Stamm des Ischan“ zu den Flutländern und der „Stamm des Natan“ zu den Arboniern.
 
 
<div class="mw-collapsible-content">
 
<div class="mw-collapsible-content">
 +
Im Zwist der Urzeit sehen Arbonier und Flutländer ihre Wurzeln: Die beiden „Weltväter“ erkannten als erste Menschen das Wirken der Götter. Ischan lehrte seine Anhänger die Jagd und die Schmiedekunst, sein Bruder Natan lehrte seine Schüler die Nutzung der Pflanzen und den Umgang mit der Geisterwelt. Der größere Reichtum von Natans Anhängern führte zu Neid und Zwist zwischen den Brüdern, die sich im Zweikampf gegenseitig zu Tode brachten. Ihre Anhänger setzten den Streit immer wieder fort, auch wenn sie sich über die Generationen sicherlich auch vermischten und zwischenzeitlich die Welt bevölkerten. Mit den Jahren wurden der „Stamm des Ischan“ zu den Flutländern und der „Stamm des Natan“ zu den Arboniern.
 +
 
Der Streit der Weltväter veränderte aber auch das Verhältnis zwischen Menschen und Göttern: Riasion (die Sonne) und Riasina (der Mond), sowie Riaranjoscha (das Wasser) und Riamodan (das Feuer) zerstritten sich, weil sie jeweils einen anderen der zänkischen Brüder begünstigt hatten. Da schickte der Sohn der Himmelsgötter, der gerechte Riason (der Gott der Dämmerung), seine Mutter Riasina in die Nacht und seinen Vater Riasion in den Tag. Riamodan und Riaranjoscha wies er ebenfalls verschiedene Herrschaftsräume zu. Riaplot (die Erde) zürnte den Menschen wegen ihrer Zerstörungswut. Seit dem straft er sie mit Arbeit, um sie Demut zu lehren, anstatt ihnen die Früchte der Erde vorbehaltlos zu schenken.
 
Der Streit der Weltväter veränderte aber auch das Verhältnis zwischen Menschen und Göttern: Riasion (die Sonne) und Riasina (der Mond), sowie Riaranjoscha (das Wasser) und Riamodan (das Feuer) zerstritten sich, weil sie jeweils einen anderen der zänkischen Brüder begünstigt hatten. Da schickte der Sohn der Himmelsgötter, der gerechte Riason (der Gott der Dämmerung), seine Mutter Riasina in die Nacht und seinen Vater Riasion in den Tag. Riamodan und Riaranjoscha wies er ebenfalls verschiedene Herrschaftsräume zu. Riaplot (die Erde) zürnte den Menschen wegen ihrer Zerstörungswut. Seit dem straft er sie mit Arbeit, um sie Demut zu lehren, anstatt ihnen die Früchte der Erde vorbehaltlos zu schenken.
  
 
Doch ehe die Menschen Einsicht zeigten, begingen sie schlimmeren Frevel:  
 
Doch ehe die Menschen Einsicht zeigten, begingen sie schlimmeren Frevel:  
</div>
 
 
Botan, ein Nachkomme der Weltväter, der ihr Wissen über die göttlichen Mächte besaß, schwang sich zum Herrn der Sterblichen auf. Dabei gewann er Riamodan als Verbündeten, der ihm viele Geheimnisse der Götter verriet und im Gegenzug die Dienste der Menschen bekam, was ihm im Streit mit den anderen Göttern einen kurzfristigen Vorteil verschaffte.
 
Botan, ein Nachkomme der Weltväter, der ihr Wissen über die göttlichen Mächte besaß, schwang sich zum Herrn der Sterblichen auf. Dabei gewann er Riamodan als Verbündeten, der ihm viele Geheimnisse der Götter verriet und im Gegenzug die Dienste der Menschen bekam, was ihm im Streit mit den anderen Göttern einen kurzfristigen Vorteil verschaffte.
 
Botan missbrauchte die göttliche Kraft, Leben zu formen. Er band Lebende und Tote sowie viele Wesen der Geisterwelt mit Zauberei an seinen Willen, schuf perverse Dämonen und Menschtiere und richtete ein Blutbad unter Jenen an, die sich ihm nicht unterwerfen wollten, bis kaum noch Menschen lebten. Die anderen Götter aber erbarmten sich der Überlebenden, gewannen Botans Schüler für sich, verrieten ihnen seine Geheimnisse und bewirkten, dass er mit der eigenen Macht vernichtet wurde.
 
Botan missbrauchte die göttliche Kraft, Leben zu formen. Er band Lebende und Tote sowie viele Wesen der Geisterwelt mit Zauberei an seinen Willen, schuf perverse Dämonen und Menschtiere und richtete ein Blutbad unter Jenen an, die sich ihm nicht unterwerfen wollten, bis kaum noch Menschen lebten. Die anderen Götter aber erbarmten sich der Überlebenden, gewannen Botans Schüler für sich, verrieten ihnen seine Geheimnisse und bewirkten, dass er mit der eigenen Macht vernichtet wurde.
</div>
+
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
+
<div class="mw-collapsible-content">
+
 
Als Botan besiegt war, wurde Riamodan in die Unterwelt, das Reich der allverzeihenden Riadugora (der Wind- und Todesgöttin) verbannt. Gemeinsam mit ihm verbannten die Götter Riasina, weil sie im Schiedsgericht der Götter für Riamodan Partei ergriffen hatte. Spätestens seit dieser Zeit kann man im Nachthimmel die Unterwelt erblicken, wie sie von den Sternen, den Herdfeuern der Ahnen, erleuchtet wird.
 
Als Botan besiegt war, wurde Riamodan in die Unterwelt, das Reich der allverzeihenden Riadugora (der Wind- und Todesgöttin) verbannt. Gemeinsam mit ihm verbannten die Götter Riasina, weil sie im Schiedsgericht der Götter für Riamodan Partei ergriffen hatte. Spätestens seit dieser Zeit kann man im Nachthimmel die Unterwelt erblicken, wie sie von den Sternen, den Herdfeuern der Ahnen, erleuchtet wird.
</div>
+
 
 
Erst jetzt entstanden nach siebenfaltiger Vorstellung die Zwerge und Hobbit. Die Götter schufen sie aus den Kleinsten der Menschen, die Botans Streben entgangen waren, um seine Anhänger zu vernichten, die noch immer die Menschheit knechteten.
 
Erst jetzt entstanden nach siebenfaltiger Vorstellung die Zwerge und Hobbit. Die Götter schufen sie aus den Kleinsten der Menschen, die Botans Streben entgangen waren, um seine Anhänger zu vernichten, die noch immer die Menschheit knechteten.
</div>
+
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
+
<div class="mw-collapsible-content">
+
 
Diese Überlieferung deckt sich insofern mit der des Kleinen Volkes in Trigardon, als dass es seinen Ursprung ebenfalls in einem Befreiungskampf gegen die Mächte der Verderbnis sieht, auch wenn sie sich die Weltväter natürlich eher wie Zwerge, nicht wie Menschen vorstellen.
 
Diese Überlieferung deckt sich insofern mit der des Kleinen Volkes in Trigardon, als dass es seinen Ursprung ebenfalls in einem Befreiungskampf gegen die Mächte der Verderbnis sieht, auch wenn sie sich die Weltväter natürlich eher wie Zwerge, nicht wie Menschen vorstellen.
 
Das Kleine Volk genießt bei den Arboniern ungebrochenen Respekt für die Taten seiner Ahnen in der Vorzeit. Doch unter den Flutländern sind Stimmen laut geworden, nach denen die Zwerge und Hobbit damals ihre Aufgabe im Schicksalslauf erfüllten und nun nicht länger gebraucht würden.
 
Das Kleine Volk genießt bei den Arboniern ungebrochenen Respekt für die Taten seiner Ahnen in der Vorzeit. Doch unter den Flutländern sind Stimmen laut geworden, nach denen die Zwerge und Hobbit damals ihre Aufgabe im Schicksalslauf erfüllten und nun nicht länger gebraucht würden.
Zeile 337: Zeile 380:
 
Timor, der König des „Volkes der kriegerischen Bauern“ (ein inzwischen verschwundener arbonischer Teilstamm) wird immerhin namentlich erwähnt. Im „großen Gleichnis“ erklärt er den Menschen, wie sie fromm leben sollen: In dem sie für Glück danken, anstatt ihr Unglück zu beklagen, welches sie durch Freveltaten selbst über sich brachten.
 
Timor, der König des „Volkes der kriegerischen Bauern“ (ein inzwischen verschwundener arbonischer Teilstamm) wird immerhin namentlich erwähnt. Im „großen Gleichnis“ erklärt er den Menschen, wie sie fromm leben sollen: In dem sie für Glück danken, anstatt ihr Unglück zu beklagen, welches sie durch Freveltaten selbst über sich brachten.
  
Beim „Gesetz der Verstoßenen“ kennt die mündliche Überlieferung unterschiedliche menschliche Vermittler, die Heilige Schrift legt sich auf keinen bestimmten fest. Hier verfügen die Götter, dass die Menschen nicht mehr mit den Unfruchtbaren unter ihnen schlafen sollen, sondern sie aus ihrer Gemeinschaft verstoßen müssen, um ihre Gesunden von der Kinderlosigkeit zu heilen.  
+
Beim „Gesetz der Verstoßenen“ kennt die mündliche Überlieferung unterschiedliche menschliche Vermittler, die Heilige Schrift legt sich auf keinen bestimmten fest. Hier verfügen die Götter, dass die Menschen nicht mehr mit den Unfruchtbaren unter ihnen schlafen sollen, sondern sie aus ihrer Gemeinschaft verstoßen müssen, um ihre Gesunden von der Kinderlosigkeit zu heilen. Die Unfruchtbaren sollten in die Wälder gehen und sich verstecken. Zum Ausgleich für ihre Kinderarmut schenkten ihnen die Götter ihren Schutz und wundersame Langlebigkeit. So entstanden die Elben, die man auch „die Verstoßenen“ nennt.
</div>
+
 
Die Unfruchtbaren sollten in die Wälder gehen und sich verstecken. Zum Ausgleich für ihre Kinderarmut schenkten ihnen die Götter ihren Schutz und wundersame Langlebigkeit. So entstanden die Elben, die man auch „die Verstoßenen“ nennt.
+
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
+
<div class="mw-collapsible-content">
+
 
In der Heiligen Schrift geben die Götter diese Ratschläge und Anweisungen in schlimmen Zeiten, in denen es nur wenige Menschen gibt, die sich mühsam gegen bedrohliche Menschtiere behaupten müssen und dabei stets in Gefahr sind, vom Pfad der Tugend abzukommen. In diesen Rahmenbedingungen sind auch viele der älteren Heldensagen angesiedelt. Sie beschreiben eine Epoche grausiger Orkkriege.
 
In der Heiligen Schrift geben die Götter diese Ratschläge und Anweisungen in schlimmen Zeiten, in denen es nur wenige Menschen gibt, die sich mühsam gegen bedrohliche Menschtiere behaupten müssen und dabei stets in Gefahr sind, vom Pfad der Tugend abzukommen. In diesen Rahmenbedingungen sind auch viele der älteren Heldensagen angesiedelt. Sie beschreiben eine Epoche grausiger Orkkriege.
 
</div>
 
</div>
Zeile 348: Zeile 388:
  
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
Von den Geschichten über diese Ära sind die Sagen um den Heiligen Danason und die Entstehung des Königreichs von Altgar am einflussreichsten. Man glaubt heute sogar, ein noch aus dieser Zeit selbst stammendes schriftliches Zeugnis in einem jüngst geschehenen Wunderereignis offenbart bekommen zu haben. Die „Geschichte vom Leben und den Taten des Heiligen Danason“ entspricht im Wesentlichen der mündlichen Überlieferung, hebt aber den Titelhelden als Heilsbringer mit halbgöttlichem Blut ganz besonders hervor. In diesem Sagenkreis formen die Königinnen und Könige aus dem Geschlecht der Phadra (einem – ebenso wie die kriegerischen Bauern von Timors Volk – inzwischen verschwundenen arbonischen Teilstamm) ein erfolgreiches Kriegsbündnis gegen die Menschtiere. Es besteht aus vielen kleinen arbonischen, flutländischen, zwergischen und sonstigen (sogenannten „barbarischen“) Königreichen und Volksgruppen in einer Region, die sich über Teile der heutigen Länder Trigardon, Anrea und Winningen erstreckt. Am Ende von Danasons Wirken wird es zum „goldenen Königreich von Gar“ vereinigt.
 
 
<div class="mw-collapsible-content">
 
<div class="mw-collapsible-content">
 +
Von den Geschichten über diese Ära sind die Sagen um den Heiligen Danason und die Entstehung des Königreichs von Altgar am einflussreichsten. Man glaubt heute sogar, ein noch aus dieser Zeit selbst stammendes schriftliches Zeugnis in einem jüngst geschehenen Wunderereignis offenbart bekommen zu haben. Die „Geschichte vom Leben und den Taten des Heiligen Danason“ entspricht im Wesentlichen der mündlichen Überlieferung, hebt aber den Titelhelden als Heilsbringer mit halbgöttlichem Blut ganz besonders hervor. In diesem Sagenkreis formen die Königinnen und Könige aus dem Geschlecht der Phadra (einem – ebenso wie die kriegerischen Bauern von Timors Volk – inzwischen verschwundenen arbonischen Teilstamm) ein erfolgreiches Kriegsbündnis gegen die Menschtiere. Es besteht aus vielen kleinen arbonischen, flutländischen, zwergischen und sonstigen (sogenannten „barbarischen“) Königreichen und Volksgruppen in einer Region, die sich über Teile der heutigen Länder Trigardon, Anrea und Winningen erstreckt. Am Ende von Danasons Wirken wird es zum „goldenen Königreich von Gar“ vereinigt.
 +
 
Der endgültige Sieg über die Orks wurde aber wohl erst im Bund mit den Verstoßenen errungen. Diese Zusammenarbeit stand jedoch unter keinem guten Stern. Es heißt, die Götter hätten das Zweckbündnis nur widerstrebend gebilligt, da sie eigentlich keinen Kontakt zwischen Menschen und Elben wünschen. Nach der Vernichtung der Menschtiere kam es zum befürchteten Zwist zwischen den Völkern. Die Schrift über den Heiligen Danason weiß von hochmütigen Elbenfürsten und gebrochenen Verträgen zu berichten, in einer Fülle anderer Erzählungen geht es um Kinderraub durch die Verstoßenen, der Heiligen Schrift reicht der Bruch des Gesetzes der Verstoßenen bei einer Siegesfeier als Erklärung für den Streit völlig aus. Man kennt auch ein paar bruchstückhafte elbische Überlieferungen, die ebenfalls von unerwünschtem sexuellen Umgang mit Menschen berichten.
 
Der endgültige Sieg über die Orks wurde aber wohl erst im Bund mit den Verstoßenen errungen. Diese Zusammenarbeit stand jedoch unter keinem guten Stern. Es heißt, die Götter hätten das Zweckbündnis nur widerstrebend gebilligt, da sie eigentlich keinen Kontakt zwischen Menschen und Elben wünschen. Nach der Vernichtung der Menschtiere kam es zum befürchteten Zwist zwischen den Völkern. Die Schrift über den Heiligen Danason weiß von hochmütigen Elbenfürsten und gebrochenen Verträgen zu berichten, in einer Fülle anderer Erzählungen geht es um Kinderraub durch die Verstoßenen, der Heiligen Schrift reicht der Bruch des Gesetzes der Verstoßenen bei einer Siegesfeier als Erklärung für den Streit völlig aus. Man kennt auch ein paar bruchstückhafte elbische Überlieferungen, die ebenfalls von unerwünschtem sexuellen Umgang mit Menschen berichten.
  
Zeile 355: Zeile 396:
 
Der darauf folgende Krieg sollte grausam und mühselig werden, den Menschen schreckliche Opfer abverlangen und ihnen kaum weltlichen Nutzen bringen, war er doch ebenso für sie als Strafe gedacht. Dennoch blieben sie vorwiegend siegreich im Kampf gegen die Verstoßenen.
 
Der darauf folgende Krieg sollte grausam und mühselig werden, den Menschen schreckliche Opfer abverlangen und ihnen kaum weltlichen Nutzen bringen, war er doch ebenso für sie als Strafe gedacht. Dennoch blieben sie vorwiegend siegreich im Kampf gegen die Verstoßenen.
  
Man weiß erstaunlich wenig über das weitere Schicksal des Königreichs von Altgar. Die meisten Erzählungen beschreiben es als einen idealen Staat des Rechts und der Tugend, ohne viele Details zu verraten. Schon bei den tradierten Königs- und Königinnenlisten ist nicht immer bekannt, ob es sich um Gesamtherrscher oder Potentaten kleinerer Teilreiche handelt, in die das Reich offenbar nach einer Weile zerfiel.
+
Man weiß erstaunlich wenig über das weitere Schicksal des Königreichs von Altgar.  
 
+
</div>Die meisten Erzählungen beschreiben es als einen idealen Staat des Rechts und der Tugend, ohne viele Details zu verraten. Schon bei den tradierten Königs- und Königinnenlisten ist nicht immer bekannt, ob es sich um Gesamtherrscher oder Potentaten kleinerer Teilreiche handelt, in die das Reich offenbar nach einer Weile zerfiel.
 +
</div>
 +
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 +
<div class="mw-collapsible-content">
 
Welche entscheidenden Gründe zu seinem Untergang führten und ob er sich eher als langsamer Verfall oder als plötzlicher Zusammenbruch entfaltete, ist unklar. Die Heilige Schrift berichtet davon, dass inmitten von Wohlstand und Sicherheit der Müßiggang zum Sittenverfall führte. Dies gab schlechten Menschen Gelegenheit, „Hass zu säen, um Macht zu ernten“, was einen neuerlichen Krieg zwischen Ischans und Natans Stamm herbeiführte. In Flutland erzählt man sich Geschichten, nach denen die Arbonier aus Gier und Bosheit alle Flutländer aus dem Königreich vertrieben hätten. Kundige berichten auch von Flüchen, die verschiedene Angehörige des Königsgeschlechts aufgrund ihres Hochmutes auf sich gezogen hätten, was zu Kinderarmut, komplizierten Erbfolgeregelungen und schließlich zu Thronkämpfen führte.
 
Welche entscheidenden Gründe zu seinem Untergang führten und ob er sich eher als langsamer Verfall oder als plötzlicher Zusammenbruch entfaltete, ist unklar. Die Heilige Schrift berichtet davon, dass inmitten von Wohlstand und Sicherheit der Müßiggang zum Sittenverfall führte. Dies gab schlechten Menschen Gelegenheit, „Hass zu säen, um Macht zu ernten“, was einen neuerlichen Krieg zwischen Ischans und Natans Stamm herbeiführte. In Flutland erzählt man sich Geschichten, nach denen die Arbonier aus Gier und Bosheit alle Flutländer aus dem Königreich vertrieben hätten. Kundige berichten auch von Flüchen, die verschiedene Angehörige des Königsgeschlechts aufgrund ihres Hochmutes auf sich gezogen hätten, was zu Kinderarmut, komplizierten Erbfolgeregelungen und schließlich zu Thronkämpfen führte.
  
Zeile 399: Zeile 443:
  
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
Folgt man den religiösen Vorstellungen, nach denen es im Kampf zwischen Ischan und Natan natürlicher Weise keinen Sieger geben kann, dann konnte erst göttliches Eingreifen ein Ende des Krieges bewirken. <div class="mw-collapsible-content"> Dieses Eingreifen begegnet zuerst in Gestalt von zwei Priesterinnen der Riaranjoscha: Canuphyra vom Stamm der Arbonier und Phejana vom Stamm der Flutländer riefen die Anführer der Menschen und Zwerge zum Fest der Freundschaft nach Nordern. Dieses Fest soll zwar schon in den Tagen Altgars dazu gedient haben, Frieden zwischen den Stämmen zu stiften, stellte nun aber etwas grundlegend Neues dar. Nicht nur sollten die Kriegsherren überhaupt zu Friedensgesprächen zusammenkommen. Sie sollten auch im Wettstreit ihrer besten Kämpfer einen Schlichter (den „Dan“) bestimmen, vor dem künftiger Streit unblutig verhandelt werden sollte. Man betrachtet es als Wunderereignis, dass es wirklich zu dieser Versammlung kam, obwohl die Arbonier seit einigen Jahren durchweg Siege errungen hatten. Der Frieden aber wurde damit noch nicht erreicht.
+
Folgt man den religiösen Vorstellungen, nach denen es im Kampf zwischen Ischan und Natan natürlicher Weise keinen Sieger geben kann, dann konnte erst göttliches Eingreifen ein Ende des Krieges bewirken.  
 +
<div class="mw-collapsible-content">  
 +
Dieses Eingreifen begegnet zuerst in Gestalt von zwei Priesterinnen der Riaranjoscha: Canuphyra vom Stamm der Arbonier und Phejana vom Stamm der Flutländer riefen die Anführer der Menschen und Zwerge zum Fest der Freundschaft nach Nordern. Dieses Fest soll zwar schon in den Tagen Altgars dazu gedient haben, Frieden zwischen den Stämmen zu stiften, stellte nun aber etwas grundlegend Neues dar. Nicht nur sollten die Kriegsherren überhaupt zu Friedensgesprächen zusammenkommen. Sie sollten auch im Wettstreit ihrer besten Kämpfer einen Schlichter (den „Dan“) bestimmen, vor dem künftiger Streit unblutig verhandelt werden sollte. Man betrachtet es als Wunderereignis, dass es wirklich zu dieser Versammlung kam, obwohl die Arbonier seit einigen Jahren durchweg Siege errungen hatten. Der Frieden aber wurde damit noch nicht erreicht.
  
 
Ferangosch, ein Krieger des Kleinen Volkes, erstritt zum Missfallen der Arbonier und Flutländer den Sieg beim Waffenspiel. Doch um Dan der Stämme zu werden, musste er sein Herz durch drei Fragen der Priester prüfen lassen. Phejana und Canuphyra erkannten ihn für unwürdig. Als das Stammesoberhaupt der Arbonier, Caroman Phadrhack anh Rhack, von dem Ergebnis der Danprüfung erfuhr, fühlte er sich an den Festfrieden nicht mehr gebunden und tötete Ferangosch noch während des nächtlichen Gelages. Als daraufhin Arybor anh Crul, das flutländische Stammesoberhaupt, seine Gefolgsleute zu den Waffen rief, flohen die Sippenoberhäupter des Kleinen Volkes im Schutz der Dunkelheit. Auch wenn alle Seiten schließlich ohne größeres Blutvergießen auseinander gingen, sah es nicht so aus, als ob es zu einem weiteren Fest der Freundschaft kommen würde.
 
Ferangosch, ein Krieger des Kleinen Volkes, erstritt zum Missfallen der Arbonier und Flutländer den Sieg beim Waffenspiel. Doch um Dan der Stämme zu werden, musste er sein Herz durch drei Fragen der Priester prüfen lassen. Phejana und Canuphyra erkannten ihn für unwürdig. Als das Stammesoberhaupt der Arbonier, Caroman Phadrhack anh Rhack, von dem Ergebnis der Danprüfung erfuhr, fühlte er sich an den Festfrieden nicht mehr gebunden und tötete Ferangosch noch während des nächtlichen Gelages. Als daraufhin Arybor anh Crul, das flutländische Stammesoberhaupt, seine Gefolgsleute zu den Waffen rief, flohen die Sippenoberhäupter des Kleinen Volkes im Schutz der Dunkelheit. Auch wenn alle Seiten schließlich ohne größeres Blutvergießen auseinander gingen, sah es nicht so aus, als ob es zu einem weiteren Fest der Freundschaft kommen würde.
Zeile 415: Zeile 461:
  
 
Doch Caroman sollte die Früchte seines Sieges nicht mehr selber ernten. Ein paar überlebende Verstoßene sannen auf Rache und töteten ihn, Canuphyra und Phejana bei einem nächtlichen Gelage. Die Verträge zwischen Flutländern und Arboniern aber wurden nicht gebrochen und ab dem nächsten Jahr feierte man jedes Jahr das Fest der Freundschaft. Zuvor war eine Jahreszählung anhand der Herrscherjahre des jeweiligen Stammesoberhauptes üblich gewesen. Als der Frieden zwischen Arboniern und Flutländern hielt, setzte sich eine neue Zeitrechnung durch.  
 
Doch Caroman sollte die Früchte seines Sieges nicht mehr selber ernten. Ein paar überlebende Verstoßene sannen auf Rache und töteten ihn, Canuphyra und Phejana bei einem nächtlichen Gelage. Die Verträge zwischen Flutländern und Arboniern aber wurden nicht gebrochen und ab dem nächsten Jahr feierte man jedes Jahr das Fest der Freundschaft. Zuvor war eine Jahreszählung anhand der Herrscherjahre des jeweiligen Stammesoberhauptes üblich gewesen. Als der Frieden zwischen Arboniern und Flutländern hielt, setzte sich eine neue Zeitrechnung durch.  
</div>Heute zählt man die Jahre von Caromans Tod an fortlaufend: Das Jahr nach seinem Tod nennt man das erste, das gegenwärtige Jahr (2018) das „43. Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Caroman“. Obwohl man die Tat von Caromans Mördern als verdammungswürdig einstuft, sieht man in ihrem Gelingen den Vollzug des Schicksals, welches zwar den göttlichen Werkzeugen selbst zum Verhängnis wurde, aber den letzten großen Stammeskrieg beendete und den Weg für ein neues Reich der Tugend und des Rechts ebnete.
+
</div>
 +
Heute zählt man die Jahre von Caromans Tod an fortlaufend: Das Jahr nach seinem Tod nennt man das erste, das gegenwärtige Jahr (2018) das „43. Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Caroman“.
 +
</div>
 +
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 +
<div class="mw-collapsible-content">
 +
Obwohl man die Tat von Caromans Mördern als verdammungswürdig einstuft, sieht man in ihrem Gelingen den Vollzug des Schicksals, welches zwar den göttlichen Werkzeugen selbst zum Verhängnis wurde, aber den letzten großen Stammeskrieg beendete und den Weg für ein neues Reich der Tugend und des Rechts ebnete.
 
</div>
 
</div>
  
 
=== Der Aufstieg des Klerus ===
 
=== Der Aufstieg des Klerus ===
 
+
[[Datei:Thisbe_maske_der_riadugora.jpg|links|thumb|180px|]]
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
Die Stämme der Arbonier, Flutländer und des Kleinen Volkes pflegen eine Erinnerungskultur, die den Rhythmus der Geschichte in Erfolg und Misserfolg großer Führergestalten, der Tugend oder Untugend von Völkern und Stämmen sowie dem gelegentlichen Eingreifen göttlicher Schicksalsmächte zu erkennen glaubt. Diese Geschichtswahrnehmung verstellt den Blick auf die prozesshaften Veränderungen, zu denen es rund um den Beginn der neuen Zeitrechnung gekommen ist. Dennoch hat man ein Bewusstsein dafür; schließlich muss man in Trigardon noch nicht alt sein, um Kindern davon erzählen zu können, was es in der eigenen Jugend alles noch nicht gegeben hat.
 
 
<div class="mw-collapsible-content">
 
<div class="mw-collapsible-content">
 +
Die Stämme der Arbonier, Flutländer und des Kleinen Volkes pflegen eine Erinnerungskultur, die den Rhythmus der Geschichte in Erfolg und Misserfolg großer Führergestalten, der Tugend oder Untugend von Völkern und Stämmen sowie dem gelegentlichen Eingreifen göttlicher Schicksalsmächte zu erkennen glaubt. Diese Geschichtswahrnehmung verstellt den Blick auf die prozesshaften Veränderungen, zu denen es rund um den Beginn der neuen Zeitrechnung gekommen ist. Dennoch hat man ein Bewusstsein dafür; schließlich muss man in Trigardon noch nicht alt sein, um Kindern davon erzählen zu können, was es in der eigenen Jugend alles noch nicht gegeben hat.
 +
 
Nicht nur neue politische, militärische und religiöse Ideen, sondern auch neue Architektur, neue Anbautechniken und die Verfügbarkeit von Luxusartikeln wie etwa Papier und Glas haben fast alle Lebensbereiche fast aller trigardonischen Regionen beeinflusst. Wann und auf welchem Weg sich diese schönen Dinge verbreitet haben, ist oft schwer zu sagen. Die größte Bedeutung wird dabei dem Siegeszug der Schriftkultur beigemessen.
 
Nicht nur neue politische, militärische und religiöse Ideen, sondern auch neue Architektur, neue Anbautechniken und die Verfügbarkeit von Luxusartikeln wie etwa Papier und Glas haben fast alle Lebensbereiche fast aller trigardonischen Regionen beeinflusst. Wann und auf welchem Weg sich diese schönen Dinge verbreitet haben, ist oft schwer zu sagen. Die größte Bedeutung wird dabei dem Siegeszug der Schriftkultur beigemessen.
  
Zeile 435: Zeile 487:
 
</div>
 
</div>
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
Zur dominierenden spirituellen Autorität wurde der Klerus aber erst, als er damit begann, die religiösen Lehren zu verschriftlichen. Die Heilige Schrift entstand. Für dieses Werk zeichnet kein einzelner Autor oder Prophet verantwortlich. Hinter seinem „unbekannten Verfasser“ verbergen sich unzählige Priester und Kundige, die über mehrere Jahrzehnte hinweg Überlieferungen der Stämme sammelten, die am weitesten verbreiteten und am wenigsten strittigen Erzählungen auswählten, sie in eine chronologische Reihenfolge setzten, in Kurzform nacherzählten und mit moralischen Belehrungen versahen. Wer zu welchem Zeitpunkt die letztgültige Form davon verfasste, weiß tatsächlich niemand und man legt großen Wert darauf, dass das auch keine Rolle spielt. Im 14. Jahr der neuen Zeitrechnung wurde dieser Text dann, von Wunderereignissen begleitet, „aufgefunden“. Es ist natürlich allgemein bekannt, dass die Heilige Schrift ein von Menschenhand geschaffenes, erst in jüngster Zeit entstandenes Werk ist. Das steht aber keinesfalls im Widerspruch dazu, in ihr eine göttliche Offenbarung zu sehen. Es ist vielmehr ein Beispiel dafür, dass die Götter durch ihre Priester wirken.
+
Zur dominierenden spirituellen Autorität wurde der Klerus aber erst, als er damit begann, die religiösen Lehren zu verschriftlichen. Die Heilige Schrift entstand. Für dieses Werk zeichnet kein einzelner Autor oder Prophet verantwortlich. Hinter seinem „unbekannten Verfasser“ verbergen sich unzählige Priester und Kundige, die über mehrere Jahrzehnte hinweg Überlieferungen der Stämme sammelten, die am weitesten verbreiteten und am wenigsten strittigen Erzählungen auswählten, sie in eine chronologische Reihenfolge setzten, in Kurzform nacherzählten und mit moralischen Belehrungen versahen.  
 
<div class="mw-collapsible-content">
 
<div class="mw-collapsible-content">
 +
Wer zu welchem Zeitpunkt die letztgültige Form davon verfasste, weiß tatsächlich niemand und man legt großen Wert darauf, dass das auch keine Rolle spielt. Im 14. Jahr der neuen Zeitrechnung wurde dieser Text dann, von Wunderereignissen begleitet, „aufgefunden“. Es ist natürlich allgemein bekannt, dass die Heilige Schrift ein von Menschenhand geschaffenes, erst in jüngster Zeit entstandenes Werk ist. Das steht aber keinesfalls im Widerspruch dazu, in ihr eine göttliche Offenbarung zu sehen. Es ist vielmehr ein Beispiel dafür, dass die Götter durch ihre Priester wirken.
 +
 
Das 14. Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Caroman ist im kollektiven Gedächtnis ein Symboljahr für Vielerlei. Damals sollen die angesehensten Gelehrten dieser Zeit die göttliche Inspiration zur Gründung Trigardons erhalten haben. Es gilt als das Jahr, in dem die Kunst des Lesens und Schreibens sich unaufhaltsam über das ganze Land auszubreiten begann. Inzwischen, drei Jahrzehnte später, ist es für Edle nicht mehr absonderlich, ihre Kinder auch dann darin unterweisen zu lassen, wenn sie gar nicht für eine geistliche Laufbahn vorgesehen sind. In manchen Regionen soll im Jahr 14 der schwere Wendepflug aus Altberg übernommen, eine Fruchtfolge aus Roggen und Hafer eingeführt, Sklavenhandel und Menschenopfer eingestellt oder die Jugend von frommen Ritteridealen erfasst worden sein. Die Setzlinge all dieser Neuerungen trieben in den vier Jahrzehnten rund um das Martyrium des Heiligen Caroman aus, was auch keinen Trigardonen verwundert, wenn er bewusst darüber nachdenkt. Doch Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur verlangen die Verknüpfung all dieser Entwicklungen mit einem Symboljahr. Es ist das Jahr des religiösen Erwachens, in dem die Götter die Sterblichen für die Einhaltung von Recht und Frieden belohnten.
 
Das 14. Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Caroman ist im kollektiven Gedächtnis ein Symboljahr für Vielerlei. Damals sollen die angesehensten Gelehrten dieser Zeit die göttliche Inspiration zur Gründung Trigardons erhalten haben. Es gilt als das Jahr, in dem die Kunst des Lesens und Schreibens sich unaufhaltsam über das ganze Land auszubreiten begann. Inzwischen, drei Jahrzehnte später, ist es für Edle nicht mehr absonderlich, ihre Kinder auch dann darin unterweisen zu lassen, wenn sie gar nicht für eine geistliche Laufbahn vorgesehen sind. In manchen Regionen soll im Jahr 14 der schwere Wendepflug aus Altberg übernommen, eine Fruchtfolge aus Roggen und Hafer eingeführt, Sklavenhandel und Menschenopfer eingestellt oder die Jugend von frommen Ritteridealen erfasst worden sein. Die Setzlinge all dieser Neuerungen trieben in den vier Jahrzehnten rund um das Martyrium des Heiligen Caroman aus, was auch keinen Trigardonen verwundert, wenn er bewusst darüber nachdenkt. Doch Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur verlangen die Verknüpfung all dieser Entwicklungen mit einem Symboljahr. Es ist das Jahr des religiösen Erwachens, in dem die Götter die Sterblichen für die Einhaltung von Recht und Frieden belohnten.
  
Zeile 455: Zeile 509:
 
Die Riasinaten wagten nicht, sich offen gegen die herrschende Meinung zu stellen und stimmten der Ächtung einiger ihrer Schriften zu. Doch Gesten und Versprechungen vermochten das Vertrauen in ihre moralische Integrität nicht wieder herzustellen.  
 
Die Riasinaten wagten nicht, sich offen gegen die herrschende Meinung zu stellen und stimmten der Ächtung einiger ihrer Schriften zu. Doch Gesten und Versprechungen vermochten das Vertrauen in ihre moralische Integrität nicht wieder herzustellen.  
 
</div>
 
</div>
 +
 +
 +
  
 
=== Die frühen Jahre Trigardons ===
 
=== Die frühen Jahre Trigardons ===
 +
[[Datei:Himmlische-Hunde-und-Triskele.jpg|thumb|420px|]]
  
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
Die Erinnerung an das alte Königreich von Gar hatte sich schon während des letzten großen Stammeskrieges als überaus langlebig erwiesen. Als sich danach eine einheitliche Religionslehre mit dazugehörender Geschichtsphilosophie herauszubilden begann, erschien es den Geistlichen und Kundigen folgerichtig, nun auch ein neues Gar zu gründen. Fassbar wurde dieser Gedanke dadurch, dass nach Caromans Martyrium wieder Kontakte in das zuvor abgeschottete Anrea aufgenommen wurden, in dem sich viel vom zivilisatorischen Segen des goldenen Zeitalters erhalten hatte. Die südlichen Lande waren in der Vergangenheit nicht mehr als ein Ziel gelegentlicher Raubzüge für risikobereite arbonische Kriegsherren gewesen, ein Quell exotischer Güter, die man daheim nicht besaß. In den ersten beiden Jahrzehnten der neuen Zeitrechnung setzte aber wieder zaghafter Handel und damit ein Ideentransfer von Süden nach Norden ein.
+
Die Erinnerung an das alte Königreich von Gar hatte sich schon während des letzten großen Stammeskrieges als überaus langlebig erwiesen. Als sich danach eine einheitliche Religionslehre mit dazugehörender Geschichtsphilosophie herauszubilden begann, erschien es den Geistlichen und Kundigen folgerichtig, nun auch ein neues Gar zu gründen.  
<div class="mw-collapsible-content">Dementsprechend orientierte sich die trigardonische Rechtsordnung später an den Vorstellungen, die man sich damals von Anrea machte: Ein gerechter oberster Fürst, der von einem „Hohen Rat“ der Weisen und Kundigen beraten wurde, sollte im Sinne und Auftrag der Götter durch von ihm ernannte Richter („Grafen“) über das Land herrschen.
+
<div class="mw-collapsible-content">
 +
Fassbar wurde dieser Gedanke dadurch, dass nach Caromans Martyrium wieder Kontakte in das zuvor abgeschottete Anrea aufgenommen wurden, in dem sich viel vom zivilisatorischen Segen des goldenen Zeitalters erhalten hatte. Die südlichen Lande waren in der Vergangenheit nicht mehr als ein Ziel gelegentlicher Raubzüge für risikobereite arbonische Kriegsherren gewesen, ein Quell exotischer Güter, die man daheim nicht besaß. In den ersten beiden Jahrzehnten der neuen Zeitrechnung setzte aber wieder zaghafter Handel und damit ein Ideentransfer von Süden nach Norden ein.
 +
Dementsprechend orientierte sich die trigardonische Rechtsordnung später an den Vorstellungen, die man sich damals von Anrea machte: Ein gerechter oberster Fürst, der von einem „Hohen Rat“ der Weisen und Kundigen beraten wurde, sollte im Sinne und Auftrag der Götter durch von ihm ernannte Richter („Grafen“) über das Land herrschen.
 
Es waren aber gewiss nicht nur kluge Ideen frommer Gelehrter, die die Reichsgründung herbeiführten, sondern auch handfeste strategische Erwägungen. Im ersten Jahrzehnt wurden die Arbonier und das Kleine Volk nämlich mit dem Auftauchen eines neuen Stammes konfrontiert, der sich im Tal des Derian festzusetzen begann. Die Montrowen hatten ihre alte Heimat auf den Inseln des Weltmeeres verlassen und waren den Thalan hinauf gefahren, um auf dem Kontinent zu siedeln.
 
Es waren aber gewiss nicht nur kluge Ideen frommer Gelehrter, die die Reichsgründung herbeiführten, sondern auch handfeste strategische Erwägungen. Im ersten Jahrzehnt wurden die Arbonier und das Kleine Volk nämlich mit dem Auftauchen eines neuen Stammes konfrontiert, der sich im Tal des Derian festzusetzen begann. Die Montrowen hatten ihre alte Heimat auf den Inseln des Weltmeeres verlassen und waren den Thalan hinauf gefahren, um auf dem Kontinent zu siedeln.
  
Zeile 525: Zeile 585:
 
Im Jahr darauf zog Ardor II. mit großem Kriegsgefolge dorthin. Das trigardonisch-taërianische Bündnisheer wurde jedoch vernichtend geschlagen, wobei Ardor II., Allastian und unzählige Weitere zu Tode kamen. König Hagen war nunmehr gezwungen, sein Reich durch miteinander verbundene Festungen, den „Harnacwall“, gegen die Mächte der Verderbnis zu sichern.
 
Im Jahr darauf zog Ardor II. mit großem Kriegsgefolge dorthin. Das trigardonisch-taërianische Bündnisheer wurde jedoch vernichtend geschlagen, wobei Ardor II., Allastian und unzählige Weitere zu Tode kamen. König Hagen war nunmehr gezwungen, sein Reich durch miteinander verbundene Festungen, den „Harnacwall“, gegen die Mächte der Verderbnis zu sichern.
 
</div>
 
</div>
 
  
 
=== Emendons Reich ===
 
=== Emendons Reich ===
 +
[[Datei:emendon.jpg|links|thumb|850|]]
  
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
Zeile 542: Zeile 602:
  
 
Die Antwort auf diese Frage verweist auf die Rivalität zwischen Geistlichen und Sippenoberhäuptern, die in Folge des religiösen Wandels aufgetreten war. Eine Generation zuvor konnten sich die Oberhäupter der Adelshäuser im Zentrum ihrer jeweiligen Ahnenkulte noch als wichtigste spirituelle Autoritäten fühlen. Die größere Betonung der Hauptgötter und die Verbreitung der Heiligen Schrift hatten das geändert. In den Zwanzigerjahren war es selbstverständlich geworden, dass Geistliche unabhängig von ihrer Sippenzugehörigkeit in erster Linie den Göttern zu dienen hatten und sich damit in vielen Bereichen des Lebens der Autorität ihrer Sippenoberhäupter entziehen konnten. So lange sich die Macht der Priesterschaft vorwiegend auf moralisch-religiöse und intellektuelle Bereiche erstreckte, führte die Veränderung nur zu einzelnen persönlichen Konflikten innerhalb der Sippenverbände, die sich meist mit Augenmaß und Kreativität lösen ließen.
 
Die Antwort auf diese Frage verweist auf die Rivalität zwischen Geistlichen und Sippenoberhäuptern, die in Folge des religiösen Wandels aufgetreten war. Eine Generation zuvor konnten sich die Oberhäupter der Adelshäuser im Zentrum ihrer jeweiligen Ahnenkulte noch als wichtigste spirituelle Autoritäten fühlen. Die größere Betonung der Hauptgötter und die Verbreitung der Heiligen Schrift hatten das geändert. In den Zwanzigerjahren war es selbstverständlich geworden, dass Geistliche unabhängig von ihrer Sippenzugehörigkeit in erster Linie den Göttern zu dienen hatten und sich damit in vielen Bereichen des Lebens der Autorität ihrer Sippenoberhäupter entziehen konnten. So lange sich die Macht der Priesterschaft vorwiegend auf moralisch-religiöse und intellektuelle Bereiche erstreckte, führte die Veränderung nur zu einzelnen persönlichen Konflikten innerhalb der Sippenverbände, die sich meist mit Augenmaß und Kreativität lösen ließen.
 
  
 
Doch angesichts der Unruhen unter Caroman II. begann der Klerus damit, sich zu bewaffnen. Das Heilige Konzil der Siebenfaltigkeit stattete den Orden des Heiligen Caroman aus, woraufhin die Riasinaten sich dazu gedrängt sahen, die Schattengarde aufzustellen. Zuvor hatten nur einzelne prominente Kriegergestalten wie der Heilige Caroman und Arybor Cirkaterstatus zugewiesen bekommen. Spätestens mit dem Zulauf, den die bewaffneten Orden nach der Montrowischen Plage bekamen, wurde daraus ein eigener, gut organisierter und schwer bewaffneter Stand, der auch auf jene Ritter und Reiter große Anziehungskraft ausübte, die sich in rebellischen Lebensphasen der Bevormundung ihrer Familien entziehen wollten.
 
Doch angesichts der Unruhen unter Caroman II. begann der Klerus damit, sich zu bewaffnen. Das Heilige Konzil der Siebenfaltigkeit stattete den Orden des Heiligen Caroman aus, woraufhin die Riasinaten sich dazu gedrängt sahen, die Schattengarde aufzustellen. Zuvor hatten nur einzelne prominente Kriegergestalten wie der Heilige Caroman und Arybor Cirkaterstatus zugewiesen bekommen. Spätestens mit dem Zulauf, den die bewaffneten Orden nach der Montrowischen Plage bekamen, wurde daraus ein eigener, gut organisierter und schwer bewaffneter Stand, der auch auf jene Ritter und Reiter große Anziehungskraft ausübte, die sich in rebellischen Lebensphasen der Bevormundung ihrer Familien entziehen wollten.
Zeile 557: Zeile 616:
  
 
Die erfolgreiche Vereinigung geistlicher Reformkräfte mit dem Traditionalismus der edlen Sippenoberhäupter sorgte für die nötige Geschlossenheit, dank der die Arbonier unter Emendons Führung langsam wieder den politischen Vorrang erlangten, der dem größten und reichsten Stamm mit dem stärksten Heer der trigardonischen Lande zukommt. Doch bis dahin mussten noch viele Krisen gemeistert werden, in denen die Arbonier vielfach Gefahr liefen, an sich selbst zu scheitern.  
 
Die erfolgreiche Vereinigung geistlicher Reformkräfte mit dem Traditionalismus der edlen Sippenoberhäupter sorgte für die nötige Geschlossenheit, dank der die Arbonier unter Emendons Führung langsam wieder den politischen Vorrang erlangten, der dem größten und reichsten Stamm mit dem stärksten Heer der trigardonischen Lande zukommt. Doch bis dahin mussten noch viele Krisen gemeistert werden, in denen die Arbonier vielfach Gefahr liefen, an sich selbst zu scheitern.  
</div>
+
 
 
Emendon war als Oberhaupt der mächtigsten Sippe des Tejadun, den Erlenfelsern, kein Unbekannter in der trigardonischen Politik. Doch fehlte seinem Haus die Ahnenreihe, die es mit den alten Königen von Gar verband.
 
Emendon war als Oberhaupt der mächtigsten Sippe des Tejadun, den Erlenfelsern, kein Unbekannter in der trigardonischen Politik. Doch fehlte seinem Haus die Ahnenreihe, die es mit den alten Königen von Gar verband.
Ihm kam jedoch zugute, dass seine Großmutter eine Gefährtin des Heiligen Caroman gewesen war und ihre Sippe schon damals zu den engsten Verbündeten der anh Rhack gehörte. Der Sohn, den sie von Caroman bekam, war Emendons Vater.
+
Ihm kam jedoch zugute, dass seine Großmutter eine Gefährtin des Heiligen Caroman gewesen war und ihre Sippe schon damals zu den engsten Verbündeten der anh Rhack gehörte. Der Sohn, den sie von Caroman bekam, war Emendons Vater. Diese Abstammung wird im Rückblick als ebenbürtig zur Abstammung der Sippenoberhäupter der anh Rhack, anh Argaine und anh Garesch angesehen.  
</div>
+
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
+
<div class="mw-collapsible-content">Diese Abstammung wird im Rückblick als ebenbürtig zur Abstammung der Sippenoberhäupter der anh Rhack, anh Argaine und anh Garesch angesehen.  
+
 
Reichsweite Bekanntheit erlangte Emendon für seine beispielhafte ritterliche Treue gegenüber Ardor II., dem er während des altbergischen Aufstandes freiwillig in die Kriegsgefangenschaft folgte.
 
Reichsweite Bekanntheit erlangte Emendon für seine beispielhafte ritterliche Treue gegenüber Ardor II., dem er während des altbergischen Aufstandes freiwillig in die Kriegsgefangenschaft folgte.
 +
 
Zwei Jahre später wurde er kurzzeitig zum Gefäß für den Geist des Heiligen Danason, der die Übersetzung seiner Lebensgeschichte aus der Vergessenen Sprache verlangte. Dieses Wunder inspirierte den Grafen von Arbon zur Gründung der Bruderschaft des Heiligen Danason.
 
Zwei Jahre später wurde er kurzzeitig zum Gefäß für den Geist des Heiligen Danason, der die Übersetzung seiner Lebensgeschichte aus der Vergessenen Sprache verlangte. Dieses Wunder inspirierte den Grafen von Arbon zur Gründung der Bruderschaft des Heiligen Danason.
  
 
Im Jahr 27, als der Tod Ardors II. öffentlich wurde, fiel es dann mit einer gewissen Selbstverständlichkeit dem neuen Ordensmeister der Danason-Brüder zu, den Streit zwischen den verschiedenen Zweigen der Sippe Rhack zu schlichten. Da keines der relevanten Familienoberhäupter sich der Autorität eines der anderen beugen wollte, wurde die Sippe in drei Verbände mit jeweils eigenem Sippenoberhaupt aufgeteilt. De facto war damit der Anspruch der anh Rhack, das arbonische Stammesoberhaupt zu stellen, erloschen. Beim folgenden arbonischen Stammesthing wurde Emendon zum neuen Grafen gewählt.
 
Im Jahr 27, als der Tod Ardors II. öffentlich wurde, fiel es dann mit einer gewissen Selbstverständlichkeit dem neuen Ordensmeister der Danason-Brüder zu, den Streit zwischen den verschiedenen Zweigen der Sippe Rhack zu schlichten. Da keines der relevanten Familienoberhäupter sich der Autorität eines der anderen beugen wollte, wurde die Sippe in drei Verbände mit jeweils eigenem Sippenoberhaupt aufgeteilt. De facto war damit der Anspruch der anh Rhack, das arbonische Stammesoberhaupt zu stellen, erloschen. Beim folgenden arbonischen Stammesthing wurde Emendon zum neuen Grafen gewählt.
 +
 
Doch der Erzkanzler war nicht geneigt, das Ergebnis dieser Wahl sofort anzuerkennen. Wastans Reformen hatten die Stammesoberhäupter zu Vasallen des Hochfürsten gemacht und Phosphoros verlangte als dessen rechtlicher Vertreter Emendons Treueeid und Unterwerfung, was jener unter Verweis auf die Stellvertreternatur des Erzkanzlers verweigerte. Der Erzkanzler verweigerte seinerseits Emendons Anerkennung als Graf von Arbon und erklärte, es sei nur ein „Vogt von Arbon“ gewählt worden.
 
Doch der Erzkanzler war nicht geneigt, das Ergebnis dieser Wahl sofort anzuerkennen. Wastans Reformen hatten die Stammesoberhäupter zu Vasallen des Hochfürsten gemacht und Phosphoros verlangte als dessen rechtlicher Vertreter Emendons Treueeid und Unterwerfung, was jener unter Verweis auf die Stellvertreternatur des Erzkanzlers verweigerte. Der Erzkanzler verweigerte seinerseits Emendons Anerkennung als Graf von Arbon und erklärte, es sei nur ein „Vogt von Arbon“ gewählt worden.
  
Zeile 586: Zeile 645:
 
Emendon seinerseits verlor nach seiner Bestätigung als Graf keine Zeit, mit seiner eigenen schriftlichen Fassung arbonischen Rechts aufzuwarten. Sein Ständeedikt basierte zwar im Wesentlichen auf dem von Caroman II., erklärte nun aber wie selbstverständlich vormals hochfürst-liche Rechte zu denen des Grafen von Arbon. Schon im Prolog machte er deutlich, dass er, weil es keinen Hochfürsten gab, sich als einziger legitimer Rechtsnachfolger der Könige von Altgar ansieht und seine Stellung nicht etwa vom Erzkanzler verliehen, sondern von den Göttern gegeben sei. Arbons Adel und Klerus erhoben keinerlei Einwände.
 
Emendon seinerseits verlor nach seiner Bestätigung als Graf keine Zeit, mit seiner eigenen schriftlichen Fassung arbonischen Rechts aufzuwarten. Sein Ständeedikt basierte zwar im Wesentlichen auf dem von Caroman II., erklärte nun aber wie selbstverständlich vormals hochfürst-liche Rechte zu denen des Grafen von Arbon. Schon im Prolog machte er deutlich, dass er, weil es keinen Hochfürsten gab, sich als einziger legitimer Rechtsnachfolger der Könige von Altgar ansieht und seine Stellung nicht etwa vom Erzkanzler verliehen, sondern von den Göttern gegeben sei. Arbons Adel und Klerus erhoben keinerlei Einwände.
  
In den letzten beiden Jahren der Kanzlerherrschaft,  
+
In den letzten beiden Jahren der Kanzlerherrschaft,</div>als Emendon und Marsiane sich als Anführer ihrer Stämme etabliert hatten, hatten sie auch ein jeweils spezifisch flutländisches und arbonisches Herrschaftsverständnis verwurzelt. Mit diesen Ideologien ausgestattet konnten beide dauerhaft keinen anderen Herrscher über sich dulden, wenngleich sie die gemeinsamen Reichsinstitutionen durchaus erhalten wollten.  
</div>
+
als Emendon und Marsiane sich als Anführer ihrer Stämme etabliert hatten, hatten sie auch ein jeweils spezifisch flutländisches und arbonisches Herrschaftsverständnis verwurzelt. Mit diesen Ideologien ausgestattet konnten beide dauerhaft keinen anderen Herrscher über sich dulden, wenngleich sie die gemeinsamen Reichsinstitutionen durchaus erhalten wollten.  
+
 
</div>
 
</div>
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
<div class="mw-collapsible-content">Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet die fehlende Bestattung Ardors II. den all die Jahre ausgebliebenen Aufstand gegen die Kanzlerherrschaft in Gang setzte – wenngleich er von gänzlich unerwarteter Seite begonnen wurde: Eine im Harnac-Feldzug verscholle Schar Reiter und Stammeskrieger unter der Führung des Danason-Bruders Ephraym anh Dorec kehrte im Herbst des Jahres 31 in die Heimat zurück. Sie behaupteten, Ardor II. lebendig gesehen zu haben und nun für seinen legitimen Thronanspruch einzutreten. Völlig überraschend besetzten sie Burg Bärenfels. Unter ihrem Kastellan Gimor Nias anh Rhack, dem Sippenoberhaupt der Rhack der Batruschan-Linie, schloss sich die Burgbesatzung und kurz darauf auch die Sippe des Kastellans Ephraym an.
+
<div class="mw-collapsible-content">
 +
 
 +
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet die fehlende Bestattung Ardors II. den all die Jahre ausgebliebenen Aufstand gegen die Kanzlerherrschaft in Gang setzte – wenngleich er von gänzlich unerwarteter Seite begonnen wurde: Eine im Harnac-Feldzug verscholle Schar Reiter und Stammeskrieger unter der Führung des Danason-Bruders Ephraym anh Dorec kehrte im Herbst des Jahres 31 in die Heimat zurück. Sie behaupteten, Ardor II. lebendig gesehen zu haben und nun für seinen legitimen Thronanspruch einzutreten. Völlig überraschend besetzten sie Burg Bärenfels. Unter ihrem Kastellan Gimor Nias anh Rhack, dem Sippenoberhaupt der Rhack der Batruschan-Linie, schloss sich die Burgbesatzung und kurz darauf auch die Sippe des Kastellans Ephraym an.
  
 
Es folgte ein zäher Aufstand, der erst fünf Jahre später beendet wurde, wenngleich er nie große Erfolgsaussichten hatte und militärisch gänzlich auf das Umland des Dugor Harog beschränkt blieb. Ephrayms Parteigänger hatten vermutlich von vornherein keine Chance darauf, moralisch-politische Deutungshoheit über die hochfürstliche Nachfolgeproblematik zu erlangen.
 
Es folgte ein zäher Aufstand, der erst fünf Jahre später beendet wurde, wenngleich er nie große Erfolgsaussichten hatte und militärisch gänzlich auf das Umland des Dugor Harog beschränkt blieb. Ephrayms Parteigänger hatten vermutlich von vornherein keine Chance darauf, moralisch-politische Deutungshoheit über die hochfürstliche Nachfolgeproblematik zu erlangen.
Zeile 652: Zeile 711:
  
 
In der Ostprovinz gestaltete sich die politische Gemengelage ähnlich. Auch hier erschien der regionalen Elite eine Zugehörigkeit zum arbonischen Reichsteil als sinnvoll. Emendon bestätigte dem Statthalter (nun „Seneschall“ genannt) die gräflichen Befugnisse seines Amtes und definierte gemäß Algonkins Vorschlägen zwei Baronien in der Ostprovinz, die er diesem und seinem ehemaligen Knappen als Lehen gab.
 
In der Ostprovinz gestaltete sich die politische Gemengelage ähnlich. Auch hier erschien der regionalen Elite eine Zugehörigkeit zum arbonischen Reichsteil als sinnvoll. Emendon bestätigte dem Statthalter (nun „Seneschall“ genannt) die gräflichen Befugnisse seines Amtes und definierte gemäß Algonkins Vorschlägen zwei Baronien in der Ostprovinz, die er diesem und seinem ehemaligen Knappen als Lehen gab.
</div>
+
 
 
Mit Ausnahme Yddlands, das sich vorerst Marsianes Reich anschloss, gehörten Emendons Reich nun alle trigardonischen Territorien an, in denen sich flächendeckend regionale Ordnungsprinzipien auf der Basis von Grundherrschaft entwickelt hatten. Die Legitimität dieser Ordnungsprinzipien hing von lehnsrechtlichen Konstruktionen ab, deren Quelle nunmehr überall in seinem Reich der Hochfürst war. Im flutländischen Reichsteil war das nur ansatzweise oder gar nicht der Fall. Insbesondere nach Yddlands Unabhängigkeitserklärung, die nur wenige Monate nach der Reichsteilung erfolgte, spielten dort grundherrschaftliche Organisationsformen und Lehnsverträge kaum noch eine Rolle.  
 
Mit Ausnahme Yddlands, das sich vorerst Marsianes Reich anschloss, gehörten Emendons Reich nun alle trigardonischen Territorien an, in denen sich flächendeckend regionale Ordnungsprinzipien auf der Basis von Grundherrschaft entwickelt hatten. Die Legitimität dieser Ordnungsprinzipien hing von lehnsrechtlichen Konstruktionen ab, deren Quelle nunmehr überall in seinem Reich der Hochfürst war. Im flutländischen Reichsteil war das nur ansatzweise oder gar nicht der Fall. Insbesondere nach Yddlands Unabhängigkeitserklärung, die nur wenige Monate nach der Reichsteilung erfolgte, spielten dort grundherrschaftliche Organisationsformen und Lehnsverträge kaum noch eine Rolle.  
</div>
+
 
<div class="mw-collapsible mw-collapsed" style="width:100%">
+
Das Verhältnis zwischen den Teilreichen bedurfte natürlich früher oder später der Klärung. Auch wenn Beide ihre inneren Angelegenheiten augenscheinlich selbst regeln konnten, oftmals besser als zuvor, gehörten sie dem Namen nach als Hochfürstentum Trigardon zusammen und die Geistlichkeit legte Wert darauf, dass diese Tatsache nicht in Vergessenheit geriet. Auch waren Emendon und Marsiane offiziell immer noch verheiratet.
<div class="mw-collapsible-content">Das Verhältnis zwischen den Teilreichen bedurfte natürlich früher oder später der Klärung. Auch wenn Beide ihre inneren Angelegenheiten augenscheinlich selbst regeln konnten, oftmals besser als zuvor, gehörten sie dem Namen nach als Hochfürstentum Trigardon zusammen und die Geistlichkeit legte Wert darauf, dass diese Tatsache nicht in Vergessenheit geriet. Auch waren Emendon und Marsiane offiziell immer noch verheiratet.
+
  
 
</div>Im Jahr 41 war es dann Trogan, der Emendon die Hand zum Frieden ausstreckte, was dieser mit Vorsicht, aber ohne Zögern annahm.</div>  
 
</div>Im Jahr 41 war es dann Trogan, der Emendon die Hand zum Frieden ausstreckte, was dieser mit Vorsicht, aber ohne Zögern annahm.</div>  
Zeile 674: Zeile 732:
 
In diesem Jahr der Versöhnung und des Ruhms, sechs mal sieben Jahre nach Caromans Martyrium, bewiesen die Götter dem arbonischen Reich ihre Gunst. Seine Bewohner blickten auf eine wechselhafte Vergangenheit zurück, in der es an Demütigungen nicht gemangelt hatte. Noch immer waren viele riasinatische Verbrechen ungesühnt, Ardor II. unbestattet und viele finstere Machenschaften, etwa die Herkunft der Montrowischen Plage oder die Absichten der Schwarzen Cirkater, nicht aufgeklärt, würden sich vielleicht nie aufklären lassen. Doch Emendons Untertanen lebten in einem Gemeinwesen, das die Wunden der Vergangenheit mit Mut und Weisheit zu heilen verstand und die Ahnen mit Stolz erfüllte. Es war ein Reich, das Recht und Sitte gegen alle Verschwörungen und Schicksalsschläge zu bewahren gelernt und darin den Schlüssel zum Sieg gefunden hatte.
 
In diesem Jahr der Versöhnung und des Ruhms, sechs mal sieben Jahre nach Caromans Martyrium, bewiesen die Götter dem arbonischen Reich ihre Gunst. Seine Bewohner blickten auf eine wechselhafte Vergangenheit zurück, in der es an Demütigungen nicht gemangelt hatte. Noch immer waren viele riasinatische Verbrechen ungesühnt, Ardor II. unbestattet und viele finstere Machenschaften, etwa die Herkunft der Montrowischen Plage oder die Absichten der Schwarzen Cirkater, nicht aufgeklärt, würden sich vielleicht nie aufklären lassen. Doch Emendons Untertanen lebten in einem Gemeinwesen, das die Wunden der Vergangenheit mit Mut und Weisheit zu heilen verstand und die Ahnen mit Stolz erfüllte. Es war ein Reich, das Recht und Sitte gegen alle Verschwörungen und Schicksalsschläge zu bewahren gelernt und darin den Schlüssel zum Sieg gefunden hatte.
 
</div>
 
</div>
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
 +
== Bräuche und Sitten ==
 +
 +
 +
"''Erlange Vergebung auf deinem letzten Pfad. Denn siehe: Schuld und Schande sind der Unterwelt fremd. So wie du sie nur unbefleckt betreten darfst, nimmst du von dort nichts mit dir, wenn du geboren wirst.''"
 +
 +
 +
=== Rituale im Lebenszyklus – Geburt, Hochzeit, Bestattung ===
 +
 +
 +
Dingsbums
 +
 +
=== Kalenderfeste ===
 +
 +
Wintersonnenwende – Fest der Wünsche – Fest der Freundschaft – Erntefest
 +
 +
Bestandteile von Feiertagen: Orkhatz – Waffenspiel – Evörrsnächte - Sonstiges
 +
 +
=== Alltagsriten ===
 +
 +
Morgengebet – Mahlzeiten – Abendgebet
 +
 +
=== Zeichen für Status und soziale Beziehungen ===
 +
 +
Sittsame Anrede, symbolische Gesten, Namenskonventionen, Initiations- und Weiheriten
 +
 +
=== Gastfreundschaft, Herdsegen, Thing und sonstige Versammlungen ===
 +
 +
Blubb
 +
 +
=== Sexualmoral ===
 +
 +
pubertäres Kichern
 +
 +
=== Mode, Aberglaube und Populäres ===
 +
 +
Statussymbole, Tracht, Glücksbringer, Redewendungen, Elbenfurcht, Die 8

Aktuelle Version vom 12. Januar 2018, 00:12 Uhr

 [Ausklappen

Das Hochfürstentum Trigardon ist ein fiktives Land in der Mittellande-Kampagne, welches als Hintergrund für eine low-fantasy Larp-Kampagne mit mittelalterlichen Elementen dient.


Das Szenario

 [Ausklappen

Vor langer, langer Zeit, am Ende dunkler Jahrhunderte oder kurz danach, als man das Alte noch höher schätzte als das Neue aber schon wusste, dass es sich im Heute besser leben lässt als im Gestern, lag einsam, von der Seidenstraße vergessen, Arbons Edoras am Rand des Hindukusch, unweit des Schwarzen Meeres. Wollte man von hier aus das Camelot der Hochfürsten erreichen, ohne sich in den sibirischen Nebeln des flutländischen Hochmoors zu verirren, folgte man einfach der Donau bis zu ihrer Mündung am Baikalsee. Das Ziel lag an der Stelle, wo der Kaukasus auf das Karpatenbecken stößt. Diese Gegend nannte man Trigardon.

In diesem Land verband man nichts mit den Namen von Atlantis, Gondolin, Jerusalem und Valinor. Weder Ahnengeister, noch Zwerge oder Hobbit kannten Geschichten darüber und die Elben fragte man nicht. Die Trigardonen hatten noch nie vom Untergang Numenors oder Roms gehört und konnten sich auch nicht vorstellen, dass es ein Weltreich wie das des Dschingis Khan jemals geben würde. Stattdessen erhofften sie sich eine Wiederkehr der goldenen Tage des alten Gar, ersehnten den Anbruch der immerwährenden Tagnacht, erträumten in den Heldengeschichten der Vorfahren ihre eigene ruhmreiche Zukunft...

Triskelenreihe.jpg


Herrschaftsform und Recht

Achte die Gesetze, denn sie geben dem Recht Bestand. Denn siehe: Gesetze zwingen einen Jeden zu gerechten Taten und Gerechtigkeit unter den Menschen lässt die Harmonie der Seelen erklingen.

WappenArbonundTrigardon.jpg
 [Ausklappen


An der Spitze des Reiches stehen die Hochfürsten, die durch eine Mischform aus Wahl- und Erbrecht bestimmt werden. Hochfürst Emendon anh Erlenfels ist zugleich das Oberhaupt des größ-ten trigardonischen Stammes, der Arbonier. Deswegen spricht man von seinem Reich auch als dem „arbonischen Reichsteil“, während man das Reich von Hochfürstin Marsiane anh Crul nach dem zweitgrößten Stamm den „flutländischen Reichsteil“ nennt.

So gut wie alle Einwohner von Arbon, Altberg und der Ostprovinz gehören einem von fünf Stämmen an, die eine jeweils eigene politische Identität und eigene lokale Rechtstraditionen pflegen.

 [Ausklappen

Die trigardonische Rechtsprechung verlässt sich nicht auf einen umfassenden Gesetzeskorpus. Die geschriebenen Gesetze nimmt man durchaus sehr ernst. Sie haben aber nicht den Anspruch, jeden möglichen Streitfall mit einer Regel zu versehen, sondern sind eher als grobmaschiges Netz zur Klärung von Zuständigkeiten zu verstehen. Glaube und Überlieferung sagen den Menschen, was Recht und Sitte ist. Als eigentliche Quelle der Rechtsprechung dienen traditionale, mündlich überlieferte Rechtsnormen in Verbindung mit dem religiösen Gerechtigkeitsbegriff.

 [Ausklappen


Geografie und Wirtschaft

"Entsage dem Neid, denn er führt zu Zwietracht. Bekämpfe das Unrecht, denn es führt zu Neid. Lasse ab vom Müßiggang, denn er ist aller Laster Anfang. Siehe: Die Gunst ist mit den Danken-den, nicht mit den Fordernden."

Landkarte der Stammlande


 [Ausklappen

„Die trigardonischen Lande“ sind kein zusammenhängendes Gebiet. Arbon, Altberg, Flutland und der Dunkle Wald bilden gemeinsam das Kernland (auch „die Stammlande“ genannt), die Ostpro-vinz und der flutländische Westport sind weit entfernte überseeische Küstenprovinzen, Ringland und Okostria liegen in relativer Nähe östlich der östlichen Nachbarländer.

Das Kernland liegt zwischen drei bedeutenden Verkehrsräumen: Den Flüssen Thalan und Winning im Osten und im Westen, die weiter nördlich ins Weltmeer münden, und dem Silbermeer, einem gewaltigen Binnensee im Süden, in das sich der größte trigardonische Fluss, der Arbo, ergießt. Geografische und politische Grenzen verhindern jedoch eine direkte Anbindung Trigardons an diese Wasserwege.

 [Ausklappen

Zu den wirtschaftlichen Mittelpunkten Trigardons gehört natürlich das Längstal von Arbon mit den größten Klöstern, Tempeln, Festungen und Adelshaushalten des Landes. Es stellt zugleich den Brotkorb und die pulsierende Hauptverkehrsader des Kernlandes dar.

 [Ausklappen

Insgesamt ist die Wirtschaft agrarisch geprägt. Handel und Handwerk werden zwar als wichtige Sektoren wahrgenommen, aber fast alle Marktteilnehmer betreiben Subsistenzwirtschaft. Sieht man von Salz und wenigen anderen Ausnahmen ab, ist man nicht darauf angewiesen, alltägliche Verbrauchsgüter kaufen zu müssen. Auch Lohnarbeit ist nur in wenigen Nischen des Erwerbsle-bens bestimmend. Marktwirtschaft und hoheitliche Abgabenerhebung finden damit vorwiegend auf Basis agrarischer Überschüsse statt.





Mentalität und Zusammenleben

"Meide die Verstoßenen und steche die Bestien. Behüte deine Kinder vor ihnen, denn siehe: Deine Kinder sind alles, was von deinen Taten übrig bleibt. Bleibst du aber kinderlos, dann führe das demütige Leben der Verstoßenen."

Urne Maroon.jpg


 [Ausklappen

Das Hochfürstentum ist insgesamt eher dünn besiedelt und der nomadische Lebensstil nichts Exotisches, wenngleich nur in Flutland und im Tejadun wirklich dominant. Doch nicht nur dort sind die Menschen auf ihre Mitmenschen angewiesen. Überall begreift man sich selbst immer als Teil einer Gruppe, die wichtiger ist als der oder die Einzelne. Gruppenbindungen, etwa an Haushalt, Sippe und Heerverband, sind wichtiger als das Verhältnis von Einzelpersonen. Von Haushalt, Sippe und Heerverband hängen Leben, Wohlstand, Glück und "Freiheit" ab. Weder der beste Freund, noch die große Liebe haben solche Bedeutung.

 [Ausklappen

Größte Bedeutung weisen die Trigardonen ihrer Abstammung, Sippen- und Stammeszugehörigkeit zu. Die Stämme der Arbonier und Montrowen sowie das Kleine Volk leben in Sippenverbänden. Die Sippe ist eine Gruppe verwandter Großfamilien mit gemeinsamem Ahnenkult, Oberhaupt, Erbrecht und homogenem Geburtsstand (eine Sippe ist entweder edel oder nicht; es sind nie Teile edel und Teile nicht). Sippenoberhäupter bestimmen über die Vergabe von Pächter- und Lehrlingsstellen und arrangieren die Ehen ihrer Angehörigen; sie legen das Erbrecht und seine alltäglichen Konsequenzen aus und organisieren die Altenversorgung. Ackerland, Werkstätten, Viehbestände, Waffen und auch Adelstitel werden in verschiedenen Spielarten des Senioratsprinzips weiter gegeben. Dabei erbt das Sippenoberhaupt den wertvollsten in der Sippe zur Verfügung stehenden Besitz (oder den höchsten Titel), weitere Ressourcen werden absteigend nach Macht und Ansehen an die erbrecht-lich näher stehenden Verwandten weiter verteilt.

 [Ausklappen

Je reicher und angesehener ein Haushalt ist, desto eher wird Kriegsdienst dort als etwas höchst Ehrenhaftes empfunden. Die Wohlhabenden ziehen nicht nur freiwillig, sondern unter Umständen sogar gerne an der Seite ihrer Grundherren in den Krieg, um Beute und Ruhm zu erlangen. Daher verfügt Emendons Reich über ein größeres Reiterheer, als wenn es sich nur aus dem Stand der Edlen rekrutieren würde.

 [Ausklappen






Religion

"Erkenne Die Götter und preise Ihre Namen. Siehe: Jeder Gott kann deiner Verehrung, du aber keines Gottes Gunst entbehren."

Riacommon mit Symbolen.jpg


 [Ausklappen

Die Siebenfaltigkeit ist die traditionelle spirituelle Vorstellung der trigardonischen Stämme. Sie ist die dominante Religion in allen trigardonischen Landen und in der yddländischen Oberschicht. Sie verbindet die Ursprungsmythen der Stämme der Arbonier und der Flutländer mit einer Kosmologie, die die Welt als vom Streit zwischen den „Sieben Großen und Herrlichen Göttern“ bestimmt sieht.

Die zentralen Forderungen der Glaubenslehre an die Gläubigen bestehen darin, dem Neid zu wiederstehen und dankbar für das zu sein, was dem Einzelnen vom Schicksal beschieden wurde, statt nach mehr zu streben. Das Schlechte stellt man sich zumeist nicht als antagonistische Kraft zum Guten vor, sondern als Mangel an Gerechtigkeit und Harmonie. Um nach der "Harmonie der Seele" zu streben, gibt es „die Sieben Pfade zur Tagnacht“ und ein Tugendsystem aus 14 entgegengesetzten, den Göttern zugeordneten Tugenden, zwischen denen man "den gerechten Ausgleich" finden soll.

 [Ausklappen

Der Klerus in seiner heutigen Form ist eine sehr junge Institution. Ein Großteil des spirituellen Lebens basiert auf den alten mündlichen Überlieferungen. Erst vor ein bis zwei Generationen entwickelte sich eine systematische Ausbildung des betenden Standes und eine Glaubenslehre auf schriftlicher Basis. Sippenoberhäupter, Hexen und die wichtigsten politischen Anführer haben sich eine große Bedeutung im religiösen Leben Trigardons bewahrt.

Die Hauptgötter der Siebenfaltigkeit sind:

 [Ausklappen

Die in Trigardon bekanntesten Nebengötter sind:

 [Ausklappen

Die im arbonischen Reichsteil wichtigsten Heiligen sind:

 [Ausklappen

Die bekannteste Version der Sieben Pfade zur Tagnacht lautet:

 [Ausklappen

Eine weit verbreitete Variante der Lehre von den Vierzehn Tugenden ist:

 [Ausklappen


Magie und Geisterwelt

Strebe nach der Harmonie der Seele, anstatt Den Göttern nachzueifern. Denn siehe: So du auch eins mit Ihnen bist, so sind Sie doch verschieden von dir.


 [Ausklappen

Lebenserfahrung und Überlieferung zeigen den Trigardonen, dass so gut wie alle nennenswerten Natur- und Kulturerscheinungen, seien es Bäche oder Bäume, Berge, Täler, das heimatliche Herdfeuer, Burgen, Schiffe und dergleichen mehr, von Geistern beseelt sind. Alle Erscheinungen und Effekte der sichtbaren Welt sind auf ihr Handeln zurückzuführen, auch wenn ungeschulte Sinne das nicht immer wahrnehmen müssen. Der innere Zusammenhang von Wirkung und Ursache, Schöpfungen und Schaffenden, Wahrnehmung und Erkenntnis, lässt sich oft nur durch den Blick auf das Unsichtbare erschließen; durch den Austausch mit den Wesen der Geisterwelt.

In dieser Weltsicht haben die „Kundigen“, in den Belangen der Geisterwelt besonders begabte und geschulte Personen, große spirituelle Bedeutung. Die Legenden weisen ihnen gefährliche und mühsame Aufgaben im Kampf gegen Verderbnis und pervertierte Mächte zu. Demnach müs-sen sie bereit sein, Feuer mit Feuer zu bekämpfen ohne dabei vom Pfad seelischer Harmonie abzukommen.

 [Ausklappen


Mythos und Geschichte

"Gedenke der Ahnen, denn ihr Schicksal offenbart den Göttlichen Pfad. Siehe: Die Brücke zur Zukunft heißt Vergangenheit."


Das Werden der Völker

 [Ausklappen

Trigardonen neigen dazu, die in den Sagen ihrer Vorfahren beschriebenen Ereignisse für historische Fakten zu halten. Daher beginnt die Weltgeschichte für sie mit den mythischen Vorgängen, die den Zyklus von Tag und Nacht in Gang setzten, dem „Anbeginn der Zeit“. Der zuvor gewesene paradiesische Ursprungszustand, die „immerwährende Tagnacht“, wurde durch Streit unter den Menschen, der schließlich auf die Götter übergriff, unterbrochen. Dieser Zustand wird unweigerlich eines Tages wiederkehren. Einzig, ob die Menschheit Teil dieser vollkommenen Harmonie sein kann, bzw. welche schrecklichen Strafen sie auf dem Weg dahin noch auf sich ziehen mag, ist offen.

Das alte Gar

 [Ausklappen Die meisten Erzählungen beschreiben es als einen idealen Staat des Rechts und der Tugend, ohne viele Details zu verraten. Schon bei den tradierten Königs- und Königinnenlisten ist nicht immer bekannt, ob es sich um Gesamtherrscher oder Potentaten kleinerer Teilreiche handelt, in die das Reich offenbar nach einer Weile zerfiel.
 [Ausklappen

Nicht nur die Zerstörungen im Zuge endloser Kriege und das Abreißen der Schriftkultur in Arbon und Flutland legten einen Schleier von Unwissen über das goldene Zeitalter. Späteren Generationen wurde der Zugang zur Vergangenheit auch dadurch erschwert, dass die Vorfahren in der heute so genannten „vergessenen Sprache“ sprachen und schrieben.

 [Ausklappen

Der letzte große Stammeskrieg

 [Ausklappen

Die letzten erzählenden Verse der Heiligen Schrift erscheinen zugleich wie eine Ermahnung an gerechtere Zeiten und als programmatischer Zukunftsentwurf. Im Angesicht der anbrechenden finsteren Epoche geben die Götter den Stämmen von Ischan und Natan ein letztes Mal Gesetze für ein gerechtes Zusammenleben. Dass die Sterblichen dafür wieder einmal taub blieben, muss im Text nicht mehr eigens erwähnt werden. Erst Generationen später, als die Heilige Schrift verfasst wurde, sollten sich spirituelle Autoritäten wieder erfolgreich auf diese göttlichen Gebote berufen. Zuvor aber kam es zu einer Abfolge von bewaffneten Auseinandersetzungen unterschiedlicher Reichweite, Intensität und Dauer, die man heute als „den letzten großen Stammeskrieg“ zusammenfasst.

Damals fand zwar keine Geschichtsschreibung statt, doch es wurden lange Abfolgen von Lobreden auf die verstorbenen Sippenoberhäupter tradiert (um die 20 bei den ältesten arbonischen Häusern), von denen viele später zum Stoff für Heldenlieder wurden. Daneben ist man davon überzeugt, in bestimmten Ritualen unmittelbar mit den Geistern der Ahnen kommunizieren und auf ausschnitthafte Erinnerungen aus den Vorleben von Hexen und Schamanen zurückgreifen zu können. Und hinter dem Bild idealisierter (eigener) und verdammter (gegnerischer) Führer, hinter den Waffentaten, Überfällen, Verschleppungen, Versklavungen und gelegentlichen Massenmorden werden im Ahnengedenken auch die verwischten Spuren langfristiger Veränderungsprozesse sichtbar.

 [Ausklappen

Der Heilige Caroman

 [Ausklappen

Folgt man den religiösen Vorstellungen, nach denen es im Kampf zwischen Ischan und Natan natürlicher Weise keinen Sieger geben kann, dann konnte erst göttliches Eingreifen ein Ende des Krieges bewirken.

Heute zählt man die Jahre von Caromans Tod an fortlaufend: Das Jahr nach seinem Tod nennt man das erste, das gegenwärtige Jahr (2018) das „43. Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Caroman“.

 [Ausklappen

Der Aufstieg des Klerus

Thisbe maske der riadugora.jpg
 [Ausklappen

Bis in die letzten Jahrzehnte des letzten großen Stammeskriegs hinein war es unter den Stämmen und Sippen noch Gang und Gäbe, die Schamanen besiegter Gruppen zu verschleppen und sie als privilegierte Beutestücke unter die Haushalte der eigenen Verwandten und Gefolgsleute zu verteilen. Darüber hinaus hatten die Kundigen und Geistlichen selber das Verlangen nach Austausch, was sie dazu veranlasste, im Geheimen verschiedene Sekten und Lehrzirkel zu gründen. So trafen sich Kundige beider Stämme regelmäßig unter dem Schutz der Elben im Kreis der Mysterien und einige Einsiedler gründeten im Hochland des Dugor Harog unter dem Schutz des Zwergenkönigs das Kloster der Riadugora.

Mit den Jahren entstand über Stammeszugehörigkeit und Verwandtschaft hinaus ein Gemeinschaftsbewusstsein der Gelehrten. Zunehmend gelang es ihnen mittels drastischer Fluchan-drohungen, die Unverletzlichkeit der Schamanen zu erwirken. Ohne diese Entwicklung hätten Canuphyra und Phejana sicher nicht den Einfluss gehabt, die Stämme zum Fest der Freundschaft zu rufen. Die älteren Geistlichen und Kundigen erinnern sich zwar noch sehr gut an die Geschichten ihrer Lehrer über diese schweren Zeiten. Ihr historisches Selbstbildnis tendiert jedoch dazu, diesen mühseligen Emanzipationskampf zu verschweigen. Stattdessen prangert man lieber allgemein die Unmoral der finsteren Kriegszeiten an. Die Überlieferungen lassen es oft so aussehen, als ob neben den Sippenoberhäuptern schon immer ein weiterer allseits geachteter Stand von Vermittlern zwischen den Sterblichen und den Göttern und Geistern bestanden hätte.

Nach Caromans Martyrium entwickelten sie sich immer schneller zum schreibenden Stand, von dessen wachsendem Selbstbewusstsein die damals entstandenen Kloster- und Tempelbauten stolzes Zeugnis ablegen.

 [Ausklappen

Zur dominierenden spirituellen Autorität wurde der Klerus aber erst, als er damit begann, die religiösen Lehren zu verschriftlichen. Die Heilige Schrift entstand. Für dieses Werk zeichnet kein einzelner Autor oder Prophet verantwortlich. Hinter seinem „unbekannten Verfasser“ verbergen sich unzählige Priester und Kundige, die über mehrere Jahrzehnte hinweg Überlieferungen der Stämme sammelten, die am weitesten verbreiteten und am wenigsten strittigen Erzählungen auswählten, sie in eine chronologische Reihenfolge setzten, in Kurzform nacherzählten und mit moralischen Belehrungen versahen.



Die frühen Jahre Trigardons

Himmlische-Hunde-und-Triskele.jpg
 [Ausklappen

Die Erinnerung an das alte Königreich von Gar hatte sich schon während des letzten großen Stammeskrieges als überaus langlebig erwiesen. Als sich danach eine einheitliche Religionslehre mit dazugehörender Geschichtsphilosophie herauszubilden begann, erschien es den Geistlichen und Kundigen folgerichtig, nun auch ein neues Gar zu gründen.

Ob das neue Gar eher als sakrales Imperium mit Schicksalsauftrag oder mehr als Stammesbund mit gemeinsamen militärischen Interessen zu verstehen ist, war schon bei seiner Gründung um-stritten. Kluge politische Führer verstehen sich mittlerweile darauf, je nach Situation beide Vorstellungen zu aktivieren. Doch die Mehrdeutigkeit des Reichsgedankens blieb stets vorhanden, als sei sie die Begleitmusik zu den vielen, teils erbittert ausgetragenen inneren Kämpfen der Folgezeit. Aus dem Blickwinkel der Oberschicht könnte man die trigardonische Geschichte als wilden Ritt durch von Aufständen, Skandalen und hitzigen Religionsdebatten zerfurchtes Gelände verstehen, in dem das Reich von einer Verfassungskrise in die nächste stolperte.

 [Ausklappen

Doch die Mehrheit nimmt es anders wahr: Auf lange Sicht sind Bevölkerung und allgemeiner Wohlstand deutlich gewachsen, wenngleich in regional sehr unterschiedlichem Tempo (so merkt man in Flutland nur wenig davon). Zwar hat Trigardon in dem knappen Vierteljahrhundert seines Bestehens insgesamt nicht mehr als sechs ganze Friedensjahre gehabt. Diese Rechnung geht aber nur dann auf, wenn man alle Feldzüge in die Fremde, alle nennenswerten Aufstände sowie die Eroberung und Verteidigung sämtlicher Regionen zusammennimmt. Die meisten seiner Bewohner verbinden das Reich mit der Zunahme von Frieden und Sicherheit.

Emendons Reich

Emendon.jpg
 [Ausklappen als Emendon und Marsiane sich als Anführer ihrer Stämme etabliert hatten, hatten sie auch ein jeweils spezifisch flutländisches und arbonisches Herrschaftsverständnis verwurzelt. Mit diesen Ideologien ausgestattet konnten beide dauerhaft keinen anderen Herrscher über sich dulden, wenngleich sie die gemeinsamen Reichsinstitutionen durchaus erhalten wollten.
 [Ausklappen

Überraschend erklärten Marsiane und Emendon ihre Verlobung und verkündeten ihren gemeinsamen Anspruch auf den Thron, der einstimmig bestätigt wurde.

 [Ausklappen

Dennoch konnten Teilerfolge und gemeinsame Interessen nicht überbrücken, dass der Hochfürst und die Hochfürstin füreinander keine politischen Wunschpartner waren, egal wie gern manche Geistliche ihre Verbindung als symbolische Versöhnung der Weltväter werteten.

 [Ausklappen

Statt eines neuen Bürgerkrieges kam es zur Aufteilung der Grafschaften und Provinzen in einen flutländischen und einen arbonischen Reichsteil, die sich die folgenden fünf Jahre über misstrauisch beäugten.

 [Ausklappen Im Jahr 41 war es dann Trogan, der Emendon die Hand zum Frieden ausstreckte, was dieser mit Vorsicht, aber ohne Zögern annahm.
 [Ausklappen








Bräuche und Sitten

"Erlange Vergebung auf deinem letzten Pfad. Denn siehe: Schuld und Schande sind der Unterwelt fremd. So wie du sie nur unbefleckt betreten darfst, nimmst du von dort nichts mit dir, wenn du geboren wirst."


Rituale im Lebenszyklus – Geburt, Hochzeit, Bestattung

Dingsbums

Kalenderfeste

Wintersonnenwende – Fest der Wünsche – Fest der Freundschaft – Erntefest

Bestandteile von Feiertagen: Orkhatz – Waffenspiel – Evörrsnächte - Sonstiges

Alltagsriten

Morgengebet – Mahlzeiten – Abendgebet

Zeichen für Status und soziale Beziehungen

Sittsame Anrede, symbolische Gesten, Namenskonventionen, Initiations- und Weiheriten

Gastfreundschaft, Herdsegen, Thing und sonstige Versammlungen

Blubb

Sexualmoral

pubertäres Kichern

Mode, Aberglaube und Populäres

Statussymbole, Tracht, Glücksbringer, Redewendungen, Elbenfurcht, Die 8