Canuphers Wacht: Unterschied zwischen den Versionen
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Zu den Naturalien, die dem Herrn zustehen, gehört ein Schaf alle drei Jahre von allen Pächterhöfen und ein Schaf im Jahr von jedem Bauernhaushalt mit Grundbesitz. Der Herr der Wacht bekam auf diese Weise eine ansehnliche Herde beisammen, die zu einen Großteil seines Reichtums wurde. Aber man hatte auch häufig Schafsbraten auf der Wacht. Nicht, weil Canupher oder Hector zu dumm waren, den Wert von Wolle zu kennen, sondern weil den Bauern erlaubt wurde, Tiere, die sich den Hals gebrochen hatten, von Raubtieren gerissen oder am Alter gestorben waren, als Abgabe zu liefern. Damit hat Parastir Schluss gemacht. Die Pächter des Herrn verhandelten aber mit Jura, dass sie einen Ausgleich für die lebenden Schafe bekommen sollten. Dass die Pacht, die dem Herrn als Grundbesitzer zusteht, völlig unabhängig ist von den Abgaben, die ihm als Grundherrn zustehen, geht wohl nur Wenigen in den Kopf. | Zu den Naturalien, die dem Herrn zustehen, gehört ein Schaf alle drei Jahre von allen Pächterhöfen und ein Schaf im Jahr von jedem Bauernhaushalt mit Grundbesitz. Der Herr der Wacht bekam auf diese Weise eine ansehnliche Herde beisammen, die zu einen Großteil seines Reichtums wurde. Aber man hatte auch häufig Schafsbraten auf der Wacht. Nicht, weil Canupher oder Hector zu dumm waren, den Wert von Wolle zu kennen, sondern weil den Bauern erlaubt wurde, Tiere, die sich den Hals gebrochen hatten, von Raubtieren gerissen oder am Alter gestorben waren, als Abgabe zu liefern. Damit hat Parastir Schluss gemacht. Die Pächter des Herrn verhandelten aber mit Jura, dass sie einen Ausgleich für die lebenden Schafe bekommen sollten. Dass die Pacht, die dem Herrn als Grundbesitzer zusteht, völlig unabhängig ist von den Abgaben, die ihm als Grundherrn zustehen, geht wohl nur Wenigen in den Kopf. | ||
+ | Die Ablösung Yddlands von Trigardon und der damit einhergehende Rückgang der Einfuhr von Yddländischer Schafswolle hat in Canuphers Wacht die Hoffnung angestoßen, dass sich mit dem Wollhandel nun mehr Gewinn erzielen lässt und sich die Situation der Wacht verbessern wird. | ||
== Bevölkerung == | == Bevölkerung == |
Version vom 30. April 2012, 10:03 Uhr
Canuphers Wacht wurde im Dezember 2011 auf der Veranstaltung "Arbon II – Brandweihe auf Canuphers Wacht" auf der Winterburg dargestellt. Es handelt sich dabei um ein fiktionales Ritterlehen, dessen Hintergrund bislang der am genauesten ausgearbeitete Teil Trigardons ist. Weil es als Schauplatz eines Gesindecons einen lebendigen, bespielten Haushalt hat, lohnte es sich, hier etwas mehr Textarbeit zu leisten. Dadurch ist es aber auch zu einer Art Modellfall eines trigardonischen Rittergutes geworden. Obwohl es kein "durchschnittliches" Lehen ist (aber gibt es so etwas überhaupt?), sind darin viele Klischees enthalten, die im ganzen Landeshintergrund immer wieder auftauchen. Dazu gehören vor Allem:
- Was keine Figur weiß, existiert im Spiel nicht. Was keine Figur wichtig findet, ist nicht wichtig. Das gilt insbesondere für Informationen, die sich nur statistisch erfahren lassen.
- Der ökonomische und politische Spielraum der Herrschaft, in ihrem Lehen nachhaltige Veränderungen zu erreichen, ist sehr gering und auch selten ihr Hauptinteresse.
- Die Geldwirtschaft ist allgemein bekannt, aber im Alltag bedeutungslos.
- Die Schriftkultur ist allgemein bekannt, aber im Alltag fast bedeutungslos.
- Viele Lebensbereiche sind von einem friedlichen Wechselspiel zwischen sesshaften Bauern und nomadischen Hirten bestimmt.
- Die Einkünfte der Herrschaft kommen zum Teil aus Abgaben der Untertanen, ein weiter Teil kommt aus eigener landwirtschaftlicher Produktion.
- Die real erinnerte Geschichte beginnt erst vor etwa zwei Generationen.
- Kriegstaten legetimier(t)en Herrschaft und Besitzverhältnisse. Auch bei den Untertanen, nicht nur im Adel.
- Der soziale Frieden ist das Wichtigste im Lehen. Viele Konflikte werden dem Harmoniebedürfnis untergeordnet, notfalls mit sozialem Druck.
- Die unterste Ebene der Herrschaft ist einvernehmlich. Rücksichtslose Gewaltherrschaft existiert höchstens als zeitlich eng begrenztes Geschehen.
Inhaltsverzeichnis
Allgemein
Canuphers Wacht liegt ganz im Westen der Grafschaft Arbon, in der Baronie Erlenfels, wo das Tejadun in den Dunklen Wald ausläuft. Früher, in den Zeiten der Großeltern, war hier eine nennenswerte, wachsende Ansiedlung, die aber im Verlauf von Norderns Aufschwung bald stagnierte. Heutzutage leben hier nur noch dann Viele, wenn die Steppenbewohner beim ersten Schneefall ihre Winterlager aufschlagen (sofern sie es nicht in Nordern tun).
Die Siedlung besteht aus dem Haushalt des Herren, genannt "die Wacht" und einem Dorf in unmittelbarer Nähe, genannt "das Dorf". In letzterem lebt auf wenigen Höfen eine einzige freie Sippe mit ihren Hörigen. Das Oberhaupt dieser Sippe, die Witwe Mira Rikasch, war mit dem Dorfpriester verheiratet. Seit dessen Tod vor ein paar Jahren wartet das Dorf auf einen neuen Seelenhirten und ist von Wanderpriestern abhängig.
Der jetzige Herr der Wacht, Hektor Natan anh Erlenfels, ein Ritter der Danason-Brüder, ist zwar hier geboren worden, aber selten daheim. Sein Vater Canupher Liam anh Erlenphels (gestorben bei der Brandweihe im Winter 36 n. K.) war vor ihm der Grundherr. Beide sind Angehörige der Erlenfelser Sippe, wenngleich erbrechtlich weit entfernt von der Kernfamilie. Als deren Sippenhaupt Emendon zu Macht und Reichtum gelangte, änderte sich das Leben auf Canuphers Wacht nicht.
Die Gattin von Herrn Hektor, Lea Tumen anh Erlenfels (geboren als anh Tesch), die eigentliche Herrin von Canuphers Wacht, lebt erst seit dem Tode ihres Schwiegervaters nicht mehr bei ihren Eltern, sondern im Haushalt ihres Ehemannes. Es wurde bekannt dass sie guter Hoffnung ist und daher nun fest nach Canuphers Wacht zurückgekehrt ist.
Geschichte
Es heißt, die Könige von Gar hätten die Wacht einst errichten lassen und dass der Dan anh Son auch von hier aus sein Reich gegen die Menschtiere verteidigt hätte. Aber das sind Legenden, die man zwar sehr glaubwürdig findet, jedoch ihrer Natur gemäß unpräzise sind.
Die exakte Geschichte der Siedlung beginnt geschätzte Jahrhunderte später: Am siebzehnten Tag des fünften Mondes im dritten Jahre Karoman anh Rhacks Heerführerschaft über den Stamm der Arbonier (9 v. K. in der heutigen Zeitrechnung) eroberte Canupher Liam anh Erlenfels die Wacht zurück, die kurz vorher von den Flutländern besetzt worden war. Danach war es Canuphers Wacht und so heißt sie bis heute. Am Ende des Letzten Großen Stammeskrieges hatte sie noch eine militärische Bedeutung, die heute längst verloren gegangen ist. Damals waren die Befestigungsanlagen ausgedehnter. In Canuphers Wacht stehen viel mehr Häuser aus Stein, als in anderen Dörfern vergleichbarer Größe, aber nur weil die Leute auch genug Steine finden, die früher nämlich auf viel mehr Häuser und eine größere Wacht verteilt gewesen waren. Ob nun die Verlagerung des Handels nach Nordern Schuld am allmählichen Niedergang des Lehens hat, oder ob nun einfach der Krieg der Vater dieser Siedlung war, die im Frieden verfallen musste, ist Gegenstand von Disputen der Alten am Feuer. Aber nach der Brandweihe erhofft man sich nun eine Wende zum Besseren.
Im dem Jahr, als Karoman anh Rhack verschwunden war (1 v. K. in heutiger Zeitrechnung), gab es hier zum letzten Mal erbitterte Kämpfe mit den Flutländern, die Canupher aber für sich entscheiden konnte. Seine Sippe, die sich bald nur noch "anh Erlenfels" nannte, hatte keinen Schaden durch ihre Entscheidung, im unmittelbar darauf folgenden Heiligen Krieg auf Seiten Karomans zu kämpfen. Die Wacht aber hatte dabei nur die Rolle eines Heerlagers. Die wichtigen Dinge im Stamm wurden bald gänzlich zwischen den Häusern Rhack und Argaine verhandelt. Die Erlenfelser waren mit beiden verbündet und stiegen zur mächtigsten Sippe auf, die es zwischen den Territorien der Beiden gab. So vergingen die Jahre und es entspann sich der fragile Friede des Heilsamen Schlafes, bis im Jahr 19 n. K. das Trigardonische Reich gegründet wurde.
Was Canupher vom Krieg verstand, fehlte ihm jedoch an bäuerlicher Kunst. Seine Frau, Hecate Natascha anh Erlenfels, starb 13 n. K. bei der Geburt des Erben, der ihr zu Ehren Hector Natan genannt wurde. Es war Jura, die Tochter der Mara, welche danach als Canuphers Konkubine Dorf und Wacht mit sicherem Verstand und genauem Wissen über Vorzüge und Schwächen der Bauern zu einer Lebensgemeinschaft formte. Noch heute, unter dem Jungen Herrn, ist es ihre Verantwortung, die Pacht der Höfe einzuziehen, die auf dem Grundbesitz des Lehnsherrn liegen.
Canuphers Irrer Bastard Torben (gestorben kurz vor der Brandweihe im Jahr 36 n. K.), ein gewalttätiger Wüterich, der fast sein ganzes Leben lang gekerkert werden musste, hätte den Jungen Hector einst fast umgebracht. Danach verbannte der Alte Herr alle Kinder von der Wacht und Hector wurde von da an im gerade neu gegründeten Kloster des Heiligen Danason erzogen. Kurz nach dessen einundzwanzigstem Geburtstag wurde er zum Ritter geschlagen und heiratete Lea Tumen aus dem Adel der nomadischen Nachbarschaft. Zu diesem Anlass gab Canupher sein Lehen an Emendon "zurück", der es dann an Hector gab. Für die Bewohner wirkt dies, als habe Canupher seine Herrschaft vererbt, obwohl es rein juristisch in Trigardon keine Erbrechte für Ritterlehen gibt.
Wirtschaft und Verwaltung
Unter Canupher lag die Verwaltung der Lehensgeschäfte vor allem in den Händen von zwei Personen, seiner Konkubine Jura und seinem Kastner Beretryl. Den hatte Der Hochtempel Des Riasion im nahe gelegenen Nordern ihm auf seine Bitte nach einem Verwalter geschickt, der Rechnen, Lesen und Schreiben konnte. Er führte sogar ein Buch, in dem er Verwaltungsdinge aufschrieb und nun von seinem Sohn Parastir und Herrn Hector (der als Danason-Bruder ebenfalls Lesen und Schreiben kann) übernommen wurde. Die Summen darin werden im gleichen Maße kleiner, wie sich die wunderschönen, geschwungenen Buchstaben der Tempelschrift des alternden Beretryl in zittrige Tintenzweige verwandeln.
In Nordern kauft man Jahr für Jahr mehr Wolle (das wichtigste handelbare Gut des Lehens), aber inzwischen kann man dort kaum noch Tauschhandel betreiben, obwohl dies für die Haushalte in Canuphers Wacht häufig nützlich wäre. Man braucht bares Geld für den Markt. Einen Teil der Wolle, den die Nomaden gemeinsam mit ihrer eigenen dort hin bringen, tauschen die Lehensbewohner gegen eben diesen Dienst ein. So profitieren die Nomaden als Zwischenhändler von Norderns Aufschwung und wachsender Nachfrage, nicht aber das Lehen.
Vier Fünftel der Bauern sind Pächter, davon ein Drittel bei Myra Rikasch, zwei Drittel beim Herrn. Die Pachten zieht Jura in Form von Hafer, Dinkel, Weizen oder Roggen ein. Schön wäre es, die Pacht in Geld zu bekommen, wie man es von fremden Ländern gehört hat (da nennt man das "Steuer" oder "Ruder" oder so). In Trigardon ist das völlig unrealistisch. Der Grundherr hat zwar ein Interesse, die Pacht nur noch in Hafer einzuziehen (Hafer lässt sich an Vermögende verkaufen, man kann Geld damit machen), aber solche Vorstöße sind mit frustrierenden, sich ständig wiederholenden Verhandlungen mit den Bauern verbunden.
Zu den Naturalien, die dem Herrn zustehen, gehört ein Schaf alle drei Jahre von allen Pächterhöfen und ein Schaf im Jahr von jedem Bauernhaushalt mit Grundbesitz. Der Herr der Wacht bekam auf diese Weise eine ansehnliche Herde beisammen, die zu einen Großteil seines Reichtums wurde. Aber man hatte auch häufig Schafsbraten auf der Wacht. Nicht, weil Canupher oder Hector zu dumm waren, den Wert von Wolle zu kennen, sondern weil den Bauern erlaubt wurde, Tiere, die sich den Hals gebrochen hatten, von Raubtieren gerissen oder am Alter gestorben waren, als Abgabe zu liefern. Damit hat Parastir Schluss gemacht. Die Pächter des Herrn verhandelten aber mit Jura, dass sie einen Ausgleich für die lebenden Schafe bekommen sollten. Dass die Pacht, die dem Herrn als Grundbesitzer zusteht, völlig unabhängig ist von den Abgaben, die ihm als Grundherrn zustehen, geht wohl nur Wenigen in den Kopf.
Die Ablösung Yddlands von Trigardon und der damit einhergehende Rückgang der Einfuhr von Yddländischer Schafswolle hat in Canuphers Wacht die Hoffnung angestoßen, dass sich mit dem Wollhandel nun mehr Gewinn erzielen lässt und sich die Situation der Wacht verbessern wird.
Bevölkerung
Im Stammeskrieg hatte Canupher neben zwei dutzend Schützenreitern der Nomaden auch die Fußkämpfer der Sippe angeführt, die heute die einzige Sippe freier Stammesleute ist, die das Lehen bewohnen. In den Jahren 2 und 3 n. K. wurde von bösen Geistern, welche die Maul- und Klauenseuche gebracht hatten, die Existenz vieler Nomaden vernichtet. Zwei ihrer Sippen hatten sich daraufhin in den Schutz des Herrn der Wacht geflüchtet. Auch besaß Herr Canupher manche Sippenlose aus vieler Herren Länder, denn damals war es noch eine Selbstverständlichkeit, dass Verschleppte wie bewegliches Gut behandelt wurden. Über die Jahre verschmolzen alle Freien und Freigelassenen in Ermangelung anderer Ehepartner zu einer einzigen Sippe, denn für die Nomaden wurde das Einheiraten wirtschaftlich immer unattraktiver. Häufig verliert das Lehen durch eine Hochzeit nach Aussen einen Einwohner. Die Hochzeit des Sippenhauptes Myra Rykasch mit dem Dorfpriester konzentrierte die Macht im Lehen auf schließlich nur noch zwei Schwerpunkte.
Persönlichkeiten
Myra Rycasch, Haupt ihrer Sippe
Nury Synaherz, Tochter der Naeljav
Jurec der Zweite, Cater der Wacht
bitte ergänzen