Arbonische Sexualmoral in 10 Sprichwörtern

Aus Trigardon
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Das Fruchtbarkeitsgebot und seine Konsequenzen: "Und die, die keine Kinder bringen, die stoßet aus und paart euch nicht mehr mit ihnen!"

Dieses Sprichwort subsummiert die Verse 217 und 218 der Heiligen Schrift und den Kontext, in dem sie stehen, das Gesetz der Verstoßenen. Daraus leitet sich nicht nur ein Großteil der Elbenfeindlichkeit, sondern auch der wichtigste Teil der trigardonischen Sexualmoral ab. Es sind darin die einzigen Forderungen enthalten, die die Siebenfaltigkeit an die Sexualität der Gläubigen stellt. Neben der Feststellung, dass Partnerwahl und Geschlechtsverkehr einvernehmlich zu erfolgen haben und dem Rat der Götter, sich als ideale Partner Personen auszusuchen, die in sich möglichst die Eigenschaften beider Weltväter vereinen sollen, wird Kinderlosigkeit stark diskriminiert. In der Praxis geht das so weit, dass die Gesetze in Arbon die Forderung aufstellen, dass eine Ehe, die nach sieben Jahren noch unfruchtbar ist, geschieden werden soll. Frauen, die mit Mitte Dreissig noch keinen Nachwuchs vorzuweisen haben, werden zu Aussenseitern und kommen auch nicht mehr unbedingt für politische Ämter, Titel, Lehen oder die Führung eines eigenen Haushaltes in Betracht. Aber auch kinderlose Männer haben es mit zunehmendem Alter immer schwerer, noch ernst genommen zu werden. Daher wird an Frauen die Forderung gerichtet, über die Vaterschaft ihrer Kinder stets Auskunft geben zu können. Können sie das nicht, gelten sie als unzuverlässig, triebgesteuert und unreif. Männer, die nicht darüber Auskunft geben können, welcher Kinder Vater sie sind, gelten dementsprechend ebenfalls als unzuverlässig, triebgesteuert und unreif, zusätzlich aber auch als dumm, leicht zu betrügen oder schwächlich. Umgekehrt bedeutet die Ablehnung von Kinderlosigkeit aber nicht, dass besonderer Kinderreichtum gefordert wird. Kinderreichtum wird zwar als Glück betrachtet, aber auch Paare, die nur ein einziges Kind haben, erfüllen die moralische Forderung.

Soziale Kontrolle, soziale Verantwortung: "Sagt Mutter nein, dann lass es sein!"

Mit diesem Sprichwort wird zum Ausdruck gebracht, dass heterosexueller Verkehr keine reine Privatsache ist. Sex wird erstmal als Bestandteil einer langfristigen Bindung betrachtet. Es gilt als anständig, den Partner oder die Partnerin dem Haushaltsvorstand vorzustellen, dessen Autorität man unterliegt. Für die meisten Menschen ist das die eigene Mutter oder das Sippenoberhaupt, weshalb hier "Mutter" stellvertretend für alle anderen Personen steht, die diese Funktion noch ausfüllen können. Die Mutter gibt mit mehr oder weniger subtilen Zeichen (z. B. im Rahmen eines gemeinsamen Mahles) ihr Wohlwollen oder Missfallen bekannt. Sippenoberhäupter fragen rituell ihre Ahnen um Erlaubnis und diese rituelle Befragung kann auch das Veto einer Mutter dieser Sippe außer Kraft setzen. Überspringt ein Pärchen den Schritt, das Wohlwollen der Mutter einzuholen, gilt der Sex als einmalige Sache, für die man sich wenigstens im Nachhinein bei den beteiligten Haushaltsvorständen zu entschuldigen hat. Wie verzeihlich sowas ist, hängt nicht nur von der Beziehung zwischen Kind und Mutter, sondern auch von der Beziehung der Mütter miteinander ab. Die Mütter können befreundet oder verfeindet, liberal oder restriktiv sein. Aber auf jeden Fall wird ihnen immer eine Mitschuld am Liebesunglück ihrer Kinder gegeben – entweder, sie waren zu liberal, oder zu restriktiv, haben sich zu viel, oder zu wenig eingemischt, haben zu viel, oder zu weinig soziale Kontrolle auf ihre Kinder ausgeübt. Ist so eine Situation erst aufgetreten, liegt die Versuchung nahe, die jeweils andere Mutter für das Unglück verantwortlich zu machen und Zwietracht ist vorprogrammiert. All das spricht dafür, dass eine Mutter sich sehr genau über die Liebschaften ihrer Kinder informiert.

Homosexualität: "Was Brüder tun, kümmert die Schwester nicht – was Schwestern tun, kümmert den Bruder nicht!"

Dies bedeutet, dass aller homosexueller Verkehr als reine Privatangelegenheit gilt, die selbst Ehepartner und Sippenoberhäupter nicht zu verdammen haben. Dass von "Schwestern" und "Brüdern" die Rede ist, nicht von "Weibern" und "Männern", lässt sich so verstehen, dass Homosexualität eher als ein Phänomen jüngerer Lebensphasen angesehen wird und man sich vorstellt, dass Menschen mit zunehmendem Alter immer heterosexueller werden. So ist es nicht selten, dass Trigardonen ihre ersten intimen Erfahrungen mit gleichgeschlechtlichen Partnern machen.

Anstand bei heimlichen Liebschaften und bei Verkehr mit Prostituierten: "Schürst du das Feuer nur eine Nacht, wird mit Geschenken aufgewacht!"

Jeder heterosexueller Geschlechtsverkehr, der nicht von den Müttern des Pärchens mit mehr oder weniger subtilen Signalen abgesegnet wurde, gilt als einmalige Episode. Schwangerschaften sind dabei per se unerwünscht, wobei Mädchen in Trigardon noch vor der Pubertät viele relativ wirksame Methoden zur Schwangerschaftsverhütung gelehrt werden. Nach einer solchen Episode ist es angebracht, dass die Partner Geschenke austauschen. Auf diese Weise kaufen sie sich symbolisch aus der sozialen Verantwortung heraus, die sie eigentlich füreinander wahrnehmen müssten. Es gilt als höflich, der eigenen Mutter dieses Geschenk als Zeichen der Entschuldigung zu übergeben, die es dann als Zeichen der Vergebung zurückgeben kann. Das Ausbleiben eines solchen Geschenkes ist ein drastisches Zeichen extremer Ablehnung und nicht weit entfernt von dem Vorwurf "Du hast mir Gewalt angetan!" Das Ablehnen eines solchen Geschenkes ist eine grobe Beleidigung. Da dann das Geschenk des Ablehnenden ja einseitig ist, bedeutet es nichts Geringeres als "Ich habe dich gekauft wie ein Tier, deine Lust und deine Leidenschaft kümmern mich nicht!" Es ist üblich, in diesem Austausch von Geschenken auch die Bezahlung der Dienste von Freudenmädchen und Lustknaben unterzubringen, indem die Geschenke sehr unsymmetrisch ausfallen, etwa ein Holzschmuck gegen eine Silbermünze. Aber auch hier ist es eine grobe Beleidigung, wenn Freier die Geschenke von Lustknaben und Freudenmädchen ablehnen. Eine Beleidigung, die nach Möglichkeit mit massiver Rufschädigung geahndet wird. Die Nähe zur Prostitution ist beim Geschenketausch aber nicht generell gegeben. Für die meisten Menschen sind diese Geschenke wertvolle Erinnerungsstücke an aussergewöhnlich schöne Stunden mit hochgeschätzten Freunden. Es soll auch vorkommen, dass schwerst verliebte Pärchen Morgen für Morgen Geschenke austauschen, weil sie sich nicht trauen, sich bei der Mutter des Anderen mal zum Abendessen sehen zu lassen.

Sexuelles Leitbild des idealen Haushaltsvorstandes: "Ist das Ehebett kalt, so ist es auch das Herdfeuer!"

Ein Haushalt sollte von einem erprobten Pärchen in einer stabilen Verbindung geführt werden. Dieses Pärchen soll dazu in der Lage sein, sich gegenseitig sexuell zu befriedigen, wobei Aphrodisiaka und andere Hilfsmittel zum Einsatz kommen dürfen. Problematisch ist es aber, wenn die Hilfe Dritter dafür in Anspruch genommen wird, denn die eigenen Partner befriedigen zu können, gilt nicht nur als eine Frage des Egos, sondern auch des Ansehens. Personen, die das Fremdgehen ihrer Partner sichtbar tolerieren, gelten als hässlich, leidenschaftslos oder schwächlich. Wer es sich leisten kann, baut sich ein verschließbares Schlafzimmer (mit Tür) in sein Haus ein, denn eine demonstrativ verschlossene Schlafzimmertür ist für den ganzen Haushalt ein gutes Zeichen. Wird es dagegen offenkundig, dass im Ehebett "nichts läuft", gilt der ganze Haushalt als glücklos. Je nachdem, als wie warm oder kalt das Ehebett eingeschätzt wird, ist Ehebruch (sofern es 'rauskommt) mehr oder weniger verzeihlich. Wenn die Wärme des Ehebettes ohnehin schon in Zweifel stand, ist ein Ehebruch doppelt schlimm.

Ausnahmefall - Mehrere Ehepartner: "Das Blut macht den Namen, nicht der Name das Blut!"

Durch dieses Sprichwort wird eine seltene Ausnahme von der sonst üblichen Einehe zum Ausdruck gebracht. Wenn jemand verwitwet, der oder die nur in ihre oder seine Sippe eingeheiratet hat, statt darin geboren zu sein, wird man ihn oder sie mit einem Sippenmitglied neuverheiraten wollen, das auch als Sippenmitglied geboren wurde. Besonders dann, wenn noch keine erwachsenen Kinder da sind, die den Haushalt des Witwers oder der Witwe bewirtschaften können, legt man darauf Wert. Sollte sich aber kein passender Partner finden, der noch ledig ist, akzeptiert man auch die Neuverheiratung mit einem schon verheirateten Partner. Auf diese Weise ist entweder eine Frau Geschäftsführerin von zwei zusammengelegten Haushalten mit jeweils einem Mann (bei Sesshaften sehr selten, weil eigentlich jeder Haushalt eine stets anwesende Geschäftsführerin braucht, zugleich auch die einzige Variante, in der die Vaterschaft von Kindern nicht eindeutig geklärt werden muss, da die Kinder dann einfach zwei Väter haben), oder ein Mann lebt abwechselnd in zwei Haushalten mit jeweils einer Geschäftsführerin (auch sehr selten, war aber besonders nach den schweren Kriegsverlusten am Ende des letzten Großen Krieges etwas üblicher). Auch in solchen Ehen gelten noch die Normen, die durch "ist das Ehebett kalt, so ist es auch das Herdfeuer", zum Ausdruck gebracht werden. Aber das Fremdgehen des Zweit-Ehegatten oder der Zweit-Ehegattin wird so lange als Kavaliersdelikt behandelt, so lange daraus kein Nachwuchs entsteht und es sich nicht um eine dauerhafte Affäre handelt, die in Frage stellen könnte, um wessen Haushalt es sich eigentlich handelt. Von der Person, die zwei Partner hat, wird zwar immernoch erwartet, wenigstens Missfallen über die Affären des Zweit-Partners auszudrücken, wenn das Gespräch darauf kommt. Sie muss aber nicht fürchten, als hässlich, leidenschaftslos oder schwächlich zu gelten, wenn sie es unausgesprochen toleriert. Wirklich daran Anstoß zu nehmen hieße, sich lächerlich zu machen. Einzig dann, wenn eine noch kinderlose Witwe mit einem schon verheirateten Mann neuverheiratet wird, unterliegt sie bis zur Geburt ihres ersten Kindes einer strengen sozialen Kontrolle durch ihre Sippe. Die Möglichkeit der flutländischen Sippenoberhäupter, bis zu sechs Ehepartner zugleich zu haben, wird zwar respektiert, aber die Arbonier sehen es als ziemlich großkotzig und überheblich an, wenn diese Möglichkeit wirklich voll ausgeschöpft wird. Von der eher theoretischen Möglichkeit, mehr als einen Ehepartner zu haben, leiteten der Heilige Karoman und Ardor der Erste für besonders tugendhafte und glückreiche Personen (sich selbst also) das Recht ab, neben oder anstatt einer Ehefrau (beim Heiligen Karoman sogar zwei) auch mehrere offizielle Konkubinen zu haben, zumeist Priesterinnen, deren Kinder als legitime Erben gehandelt werden. Wer heute von dieser Möglichkeit Gebrauch macht, stellt sich damit symbolisch auf eine Stufe mit diesen herausragenden Stammesführern. Beim Hochfürsten wird das natürlich geduldet, aber in letzter Zeit scheinen auch Barone dieses Recht für sich in Anspruch nehmen zu wollen.

Ausnahmefall - Jungfrauenverheiratung: "Der König im Stammbaum bringt sichere Ernte!"

Mit diesem Sprichwort wird zum Ausdruck gebracht, dass Adelige mit ganz besonders guten Ahnen durchaus jungfräulich in Ehen geschickt werden, die schon in der Kindheit arrangiert worden sein können. Der Sinn dabei ist nicht, dass in Jungfräulichkeit irgend ein Vorteil gesehen wird, sondern im Gegenteil, dass man es nicht nötig hat, Fruchtbarkeit und Potenz vor der Ehe zu beweisen. Die Ahnen werden schon dafür sorgen, dass die Ehe glücklich und fruchtbar wird. Das mitunter etwas unglaubwürdige Postulat, es würde sich um eine Liebesheirat handeln, selbst wenn das Paar sich kaum kennt, rundet das Bild der glückbringenden Ahnen ab. Durch Jungfrauenheirat kann man man sich von der breiten Masse der Bevölkerung abheben, bei der es gern gesehen wird, wenn ein Paar erst dann heiratet, wenn es schon ein Kind hat.

Priesterliche Ausnahme: "Die Götter liegen bei wem sie wollen!"

Dieses Sprichwort wird manches Mal im Zorn, manches Mal auch voll Furcht und Schrecken ausgesprochen. Es ist das Totschlagargument für Priester, warum sie sich bezüglich ihrer Sexualität keinen Regeln ausser denen des Glaubens ("und die, die keine Kinder bringen...") unterwerfen müssen. Natürlich stimmt das nicht ganz, denn sie stehen mehr als Andere in der Verantwortung, den sozialen Frieden zu wahren und zu begünstigen und da ist es selten ratsam, sich offen mit bewährten Traditionen anzulegen. Aber die Priester gelten in Angelegenheiten von Lust und Liebe als erheblich liberaler, als der Rest der Gesellschaft. Von den Normgebern der traditionellen Moral – dem Adel und den reichen Sippenoberhäuptern – werden sie deshalb manchmal misstrauisch beäugt. Aber von jeder Regel gibt es Ausnahmen und man sollte sich nicht wundern, wenn sich ein Priester bezüglich der Sexualmoral plötzlich als erzkonservativ entpuppt – besonders wenn der Priester adelig oder ein Sippenoberhaupt ist. Das die Götter liegen, bei wem sie wollen, ist eine Gewissheit, die auch die Begründung dafür liefert, dass bei manchen orgiastischen religiösen Feiern die sonst gültigen Normen zeitweise ausser Kraft gesetzt werden. Solche Kulthandlungen lassen sich auch von den Traditionalisten nicht als "neumodische Dekadenz" verleumden, denn es gibt sie seit Menschengedenken.

Richtlinie für sittsames Flirten: "Ein Wort der Liebe ist ein Funke, tausend Liebesworte sind bloß Rauch!"

Dieses Sprichwort lehrt die Trigardonen, dass nach dem dritten, spätestens aber nach dem siebten Date auch was laufen sollte und es nicht sittsam ist, Monate- oder gar Jahrelang nur mit jemandem herum zu flirten und von Liebe bloß zu reden. "Eine Dichterzunge sollte auch liebkosen können!" ist ein alternatives Sprichwort, um das Auszudrücken. Im höfischen Kontext bedeutet das, dass keusche Minnespielchen höchstens etwas für verheiratete Herren und Edelfrauen sind, die Dichtung um der Dichtung willen betreiben. Ledige Edle machen sich mit sowas lächerlich.

Enthaltsamkeitsgebot im militärischen Kontext: "Bis die Schlacht geschlagen ist, gehört alle Leidenschaft Riamodan allein!"

Dieses Sprichwort drückt das strikte Verbot von allen sexuellen Handlungen im militärischen Kontext aus, das selbst für Eheleute und sogar für homosexuellen Verkehr gilt. Der Gedanke dahinter ist, dass alle Leidenschaft einer strikten Disziplin unterworfen werden soll, bis sie auf dem Schlachtfeld gleich einem Pfeil entladen wird. Nach siegreicher Schlacht kann es dann aber sein, dass das Heer eine orgiastische religiöse Feier abhält, bei der die sonst gültigen Normen ausser Kraft gesetzt werden.