Tod, Trauer und Bestattungsriten

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Wenn ein Arbonier stirbt, ist es seit jeher üblich, die Leiche zu verbrennen, um die Seele des Verstorbenen auf den Weg in Riadugoras Reich zu schicken. Die Ausnahme bilden hierbei die Altberger, bei denen Erdbestattungen vorgenommen werden.

Wenn dies nicht möglich ist, verbrennt man verschiedene persönliche Gegenstände oder wenn auffindbar Haare oder Blut des Verstorbenen für eine Geisteranrufung, auf dass die Ahnengeister des Toten aufmerksam werden und nach dem neuen Mitglied in ihren Reihen suchen, das sich verirrt hat, und helfen, diesem den Weg in Riadugoras Reich zu weisen. Sowohl bei der Feuerbestattung als auch bei der Ahnenanrufung wird selbstverständlich ein Opfer an Riadugora dargebracht.

Haar- Glücksbringer haben auf dieser Weise eine weitere Funktion: Derjenige, der jemandem als Glücksbringer Haare von sich selbst schenkt, möchte nicht nur, dass die eigenen Ahnen über den Träger wachen, sondern erhofft sich von diesem auch Hilfe, falls man selbst unter unglücklichen Umständen stirbt, in denen eine "ordentliche" Feuerbestattung nicht möglich ist.

Blut für denselben Zweck kann auf einem Stück Stoff aufbewahrt werden, auch ein alter Verband oder ein blutbeflecktes Kleidungsstück würde genügen.

Nach dem Tod nimmt man an, dass die Seele nicht sofort in Riadugoras Reich ein eingeht, sie tritt zunächst nur die Reise dorthin an. Dabei kommt dem Rauch des Grabfeuers eine Bedeutung zu. Man hält die Seele für angekommen, wenn der Wind, der den Rauch bei Entzünden des Feuers fortträgt, die Richtung wechselt oder einschläft. In dieser Phase weht der Geist des Toten über die Erde und kommt irgendwann an. Ein Sonderfall ist die seltene völlige Windstille während der Beerdigung, bei der der Rauch gerade nach oben aufsteigt - dies ist ein Glücksfall, denn der Weg für die Seele ist dann weniger weit. In den Erscheinungen, die die Familienmitglieder und Freunde des Toten (ob unter Opiumeinwirkung oder nicht) in den Flammen des Grabfeuers oder in den aufsteigenden Rauchschwaden sehen, kann der fähige arbonische Priester vielleicht letzte Nachrichten des Toten an seine Lieben ausmachen, wenn es nicht von der Person direkt erkannt wird.

In dieser Zeit hält man verschiedene Abschiedsriten ab: Der bekannteste Brauch ist wohl das je nach Stand mehr oder weniger üppige Abschiedsmahl der Familie des Toten, bei dem die frisch befüllte neue Urne noch mit auf dem Tisch der Familie steht. Doch genauso gut kann man z.B. mit seinem Freund aus Jugendtagen eine letzte Jagd reiten, in einer langen Nacht bei Gesang und Geschichten die letzte Wolle spinnen. Die Möglichkeiten sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst.

Je nach Brauch der Sippe wird die Urne des Verstorbenen nach Ankunft der Seele im Jenseits in eine Gruft überführt oder aber von Kundigen, Priestern oder Familienmitgliedern in deren Haushalt aufbewahrt. Die im Spiel wohl bekannteste Gruft befindet sich auf Burg Bärenfels, wo sie von der Schwesternschaft der Hüterinnen der Grabflamme gepflegt wird, doch auch auf größeren Wehrgehöften wie Gut Yerigar oder heiligen Stätten wie dem Hügel der Geister im Tejadun gibt es solche Orte.

Wenn es Riaranjoscha und Riadugora für nötig halten, der Seele auf dem Weg in Riadugoras Reich noch eine Aufgabe zukommen zu lassen, wird die Seele ein Nebelgeist, der mit seinesgleichen zieht und diese Aufgabe erfüllt bevor er in Riadugoras Reich eingelassen wird oder auch ein Nebelgeist bleiben kann. Dies kann zum einen Unglück bedeuten (eine rastlose Seele, die erst mal nicht wiedergeboren werden kann), zum anderen aber auch, dass die Sippe einen der Ihren unter den Nebelgeistern hat, der die Sippe vor Schaden bewahren kann.

In der Zeit in der man annimmt, dass sich die Seele auf der Reise befindet, tragen die Familienmitglieder des Verstorbenen Trauer. Trauerkleidung in Arbon ist meist in sehr gedeckten Farben oder Schwarz, Grau und Weiß gehalten. Diese kann abgelegt werden, wenn nach der Bestattung der Wind dreht. Je nach persönlicher Nähe zum Verstorbenen, Traditionen der Sippe und Omen kann sie jedoch auch länger getragen werden. Nach dem Vermögen der Trauernden fällt diese natürlich mehr oder weniger umfangreich aus. Frisch Verwitwete tragen den Ehering des Partners oft an einer Kette um den Hals, wenn dieser nicht explizit (z.B. an das älteste Kind) vererbt wird. Die Trauerzeit für den Ehepartner und die Kinder kann je nach Omen unterschiedlich ausfallen, sie ist jedoch nicht kürzer als 49 Tage.