32/5/30 Stimme des Herolds

Aus Trigardon
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Bürgerkrieg in Trigardon?

Neues Hochfürstenpaar übernimmt die Herrschaft. Totgeglaubter Dynast kehrt zurück. Grafen in Aufruhr wegen Vorwurf der Götterlästerung und des Verrats.

Nach neun Jahren Kanzlerregierung hat sich der Hohe Rat Trigardons auf die Krönung eines neuen Hochfürsten verständigt. Auf dem Reichsthing am 24. Sion der 3. Sina dieses Jahres gaben der Graf von Arbon, Emendon anh Erlenfels und die Gräfin von Flutland, Marsiane Aribor Ystyarson Krul, überraschend ihre Verlobung bekannt und formulierten ihren gemeinsamen Anspruch auf den Thron. Da sowohl ihre religiöse Legitimation, als auch ihre Rolle als größte Truppensteller des Reiches für diese Lösung sprächen, stimmten alle anwesenden Ratsherren diesem Begehren zu.

Für die traditionell verfeindeten Stämme der Arbonier und Flutländer ist dieses Bündnis allerdings noch sehr gewöhnungsbedürftig. Tatsächlich ist eine solche Verbindung kaum früher möglich gewesen, weil beide Grafen ihre Titel erst seit kurzer Zeit innehaben und ihre Autorität in den eigenen Reihen festigen mussten.

Nun könnte diese Eheschließung und die damit verbundene Krönung durchaus zu einer langen und stabilen Herrschaft führen. Immerhin hatte die Gegnerschaft Arbons und Flutlands in der Vergangenheit für beide Seiten mehr Nach- als Vorteile. Durch die personale Verbindung der beiden Stammgrafschaften mit der Krone wird zusätzlich die Rivalität zwischen Hochfürstlicher Autorität und dem Machtbestreben der wichtigsten Adligen des Reiches entschärft.

Doch obwohl der Erzkanzer die Übergabe der Regierungsgeschäfte zum Fest der Freundschaft dieses Jahres bestätigt hat, hört man noch nichts von Vorbereitungen zu offiziellen Krönungsfeierlichkeiten. Zwar haben auch in der Vergangenheit trigardonische Hochfürsten schon vor diesem symbolischen Akt die Herrschaft als Souveräne ausgeübt. Aber stets war dies Ausdruck eines schnellen und unvorhergesehenen Personenwechsels auf dem Thron. Da die Trigardonen aber neun Jahre Zeit hatten, sich auf eine Krönung vorzubereiten, darf man von der Zurückhaltung des zukünftigen Hochfürstenpaares erstaunt sein.

Es zeigt sich allerdings, dass die Aussichten der beiden Stammgrafen nicht so sonnig sind, wie es erscheint. Auch ist ihr Thronanspruch nicht der einzige im Land. Ardor II., aus dem Herrschergeschlecht der anh Rhack, leitet sein Erbrecht von seinem Vater, Ardor anh Rhack, dem ersten Hochfürsten Trigardons, sowie von seinem Vetter, Karoman anh Rhack II., dem bislang letzten Hochfürsten Trigardons, ab. Auch hielt er den arbonischen Grafen- und den trigardonischen Herzogstitel, bis er vor fünf Jahren bei einem Feldzug verschwand und man ihn für tot erkannte. Nun häufen sich Zeugenaussagen, nach denen Ardor II. lebendig gesehen und mit ihm gesprochen worden sei. Der Hohe Rat vertritt den Standpunkt, bei diesem Mann handle es sich um einen blasphemischen Widergänger, der in jeder rechtlichen und moralischen Hinsicht für tot zu gelten habe. Die Anhänger Ardors II. erwiedern den Vorwurf der Götterlästerung und bezichtigen den Erzkanzler und seinen engsten Vertrauten, den Grafen von Dunkelwald, der Schwarzen Magie, der Verschwörung und des Verrats. Die Beiden sollen den Tod Ardors II. nur inszeniert haben.

Für weitere Verwirrung sorgte die Nachricht, dass die Grafen von Flutland und Arbon den Grafen von Dunkelwald nun ebenfalls der Schwarzen Magie bezichtigt haben und ihm mit Fehde drohen. Sie bleiben jedoch dabei, dass Ardor II. vor fünf Jahren gefallen sei.

Natürlich könnten Graf Emendon und Gräfin Marsiane nicht gänzlich die Augen vor der Wahrheit verschließen, sagte uns ein Getreuer Ardors II. Diese Anklage aber richte sich nur gegen einen der beiden Männer, die den letzten Hochfürsten ermorden und seine Erben hätten verschwinden lassen. Auch sei das vielgepriesene Bündnis zwischen Arbon und Flutland in Wahrheit Arbons Niederlage, da das dynastische Prestige der Gräfin Marsiane unvergleichlich höher sei als das des Grafen Emendon. Zudem erlaube das flutländische Eherecht dem Stammesherrscher eine Vielzahl von Gatten, die in Erbangelegenheiten völlig übergangen werden könnten. Emendon sei nicht mehr als eine Hure der Macht und erhalte zum Lohn für seine Dienste flutländische Söldner, die er jederzeit gegen den eigenen Stamm einsetzen könne.

Unter den Vertrauten des Grafen von Arbon scheint man solche Schmähungen gelassen entgegen zu nehmen. Die Angelegenheit werde früher oder später ohnehin mit Waffen entschieden werden müssen, da es nur einen Kompromiss zwischen den Lebenden und den Toten gebe – eine würdige Bestattung.