Von der götterfürchtigen Handhabung der Zauberkunst

Aus Trigardon
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Verfasst im Hochtempel des Riasion, der Freistatt Nordern im Hochfürstentum Trigardon am 7. Sion der 11. Sina im Jahre 34 nach dem Martyrium des Heiligen Karoman von Bruder Linhart, Akoluth des Riasion.


Wie alles was ist

so ist auch die Magie durch die Götter. Denn so sie es nicht wäre, so müssten wir sagen "sie ist nicht". Da sie aber ist, muss sie folglich durch die Götter sein.

Die Magie kann demnach auch nicht, wie im Volk oft fälschlich angenommen nur von einem Gott oder einer Göttin sein, denn sonst wäre ihr Sein unvollständig und nicht den Sieben gefällig. Was aber den Sieben nicht gefiele, das wäre nicht, und da es ist, muss es den Sieben gefallen.

So es also von den Sieben ist, so ist es auch von jedem der Sieben, denn alles ist in ihnen Eins, so wie alles aus ihnen ist.

Die Magie ist also die Gabe und der Wille aller Götter.

Durch Natan den Stammvater kam die Zauberkunst in die Welt und es waren die Kinder des Natan, welche sie erlernten und nutzten. Sie brachten Heilung und taten Gutes damit, wie gleich auch ihre Brüder als Kinder des Ischan mit den ihnen gegebenen Mitteln Gutes taten.

Aus der Heiligen Schrift lernen wir, dass jedoch so wie das Schwert des Ischan einst beim Bruderzwist, auch die Zauberkunde, die Gabe Natans, durch Botan zu bösen Zwecken missbraucht wurde.

Dies ist nur logisch und war zu erwarten. Denn so wie die Götter dem Ischan nur ein Werkzeug gaben, welches er nach seinem Sinne nutzen konnte, so ist auch Natans Gabe in gutem und schlechten Sinne nutzbar. Das keines von beidem obsiegen kann zeigt das "Duell und Tod der Väter" in Vers 47 bis 62 der heiligen Schrift.

So verwerflich der Aufstieg Botans auch war, so sehr dürfen wir ihn nicht mit abergläubischer Furcht verdrängen, sondern müssen eine Lehre daraus ziehen! Denn das ist wahre Weisheit: Wenn aus dem größten Übel noch der Keim für das Gute gewonnen werden kann.

Und so wie Botan durch seine eigenen Waffen geschlagen wurde (Vers 105), so zeigt sich darin, dass die Magie an sich, also jene oft als unsichtbare Macht bezeichnete Sache, kein sterbliches Wesen besitzt, da sie keines ist, sondern nur sichtbare Auswirkung von und Kunde über unsichtbare Mächte, als solches eine Sache und in diesem Sinne gleich dem Schwerte.

So wie die Hand die das Schwert führt entscheidet wofür die Klinge geführt wird, so entscheidet auch die Hand der Hexe und des Hexers, welche Tat ausgeführt wird und ob es sich um Gutes oder Schlechtes handelt.


Wie also ist die Zauberkunde zu handhaben? Wie mit ihr umzugehen?

Seit langer Zeit gibt es die Schulen des Ischan, in denen neben dem Umgang mit dem Schwerte und anderen Waffen auch Geist und Charakter geschult werden. Der Charakter des Schülers entscheidet, ob ein starker Schwertarm für das Trigardonenreich und zur Freude Der Sieben Großen Und Herrlichen Götter erzogen wird, oder lediglich ein stumpfer Wüterich, bereit leichtfertig zu morden.

Desgleichen empfiehlt es sich somit die Schulen des Natan zu gründen, in denen in gleicher Weise Geist und Charakter gefestigt werden, auf dass das "Schwert des Natan", also Natanskunst und Zauberkunde, zu Lob und Ehren der Götter und zum Wohle des Reiches geschwungen werde.

Doch genau wie es in jeder Bauernhütte einen genagelten Knüppel und einen Dolch gibt, so ist auch die Zauberkunde an vielen Ecken verbreitet und dies auch bei denen, deren Charakter nicht die erforderliche Reife und Festigkeit hat. Und genau wie nur die Waffenprächtigen das Schwert tragen und die Waffen der Reiter führen und mit ihnen umzugehen lernten, so sollte auch nur eine kleine Gruppe von denen, welche Natans Begabung in sich tragen, privilegiert sein, dies offiziell zu tun.

Jenen Anderen aber muss es verboten werden und bei Strafe untersagt, denn sie besitzen nicht die Reife und die Weisheit, um mit den Kräften der Geister zum Wohle des Reiches und zum Lob der Götter umzugehen.


Wer aber, so fragt sich, soll die Schulen des Natan anführen

dort lehren und die Tugenden vermitteln, nach denen sich ein Zögling zu richten habe?

Es ergibt sich, dass nur rechtschaffende und Götterfürchtige Leute dafür in Frage kommen können, denn das Erbe des Natan kommt direkt von den Sieben und es zu verwalten ist keines Geringen Aufgabe. Hohe Charakterfestigkeit, Tugendhaftigkeit und Treue zum Hochfürsten sind unabdingbare Voraussetzungen, um ein solches Amt zu bekleiden.

Welches die Dinge der Tugend sind, lehrt uns die Heilige Schrift. Und keine geringeren Anforderungen sollen an einen Kundigen, der den Schulen des Natan vorsteht oder dort lehrt oder die Natanskunst und die Zauberkunde im Amf des Hofkundigen ausübt, gestellt werden.

So sollten die Kundigen in den Sieben heiligen Tugenden der Götter geprüft werden. Diese sind:

Die Wahrheit

Das Wissen

Die Leidenschaft

Die Weisheit

Die Demut

Die Vergebung

Die Gerechtigkeit

Wie es sich mit den Prüfungen der Tugenden ergibt, so ist zu empfehlen, dass eine solche Prüfung von den Priestern durchgeführt wird, denn wie eingangs ausgeführt, ist die Zauberkunde von Den Sieben Großen Und Herrlichen Göttern gegeben und somit stets auch Angelegenheit der Priesterschaft.

Es mag sich fügen, dass sich ein Kundiger oder eine Kundige zu einer Gottheit mehr hingezogen fühlt, als zu einer Anderen, weil dies dem Wesen der Hexen entspricht.

Es darf dabei jedoch nicht vergessen werden, dass erst die Gemeinschaft der Götter, das Riacommon, den Kreis, die Perfektion bilden. So sollte die Prüfung der Tugendhaftigkeit unbedingt von Sieben Priestern gestellt werden, einem von jeder Gottheit. Wenn nämlich das Wesen des Prüflings dem Wesen des Priesters entgegenkommt, so kann sich ein Übergewicht auf einer der Tugenden bildet, welches die anderen Vernachlässigt. Und so wie man zwar niemals einer Tugend zu viel huldigen kann, so kann man doch manchen Tugenden zu wenig huldigen.

Dies zu verhindern erfordert eine Prüfung durch alle Priester des Riacommon.

So dies alles getan wird, so die Meister Tugendhaft und ihre Zöglinge in gutem Geiste gelehrt werden, so wollen wir darauf hoffen, dass Die Sieben uns in Ihrer Gnade und Herrlichkeit segnen und das Geschenk Natans sich stets nur zur Ehre Der Sieben und zum Wohle des Reiches entfaltet.