Fest der Wünsche
Einmal im Jahr, zur Tagundnachtgleiche im Frühjahr wird der Morgendunst, der über dem großen Arbostrom liegt, von tausenden Lichtern erhellt. An diesem Tag ist es Brauch - im Flutland wie auch bei den Menschen des Flussvolks - dass kleine Schiffe über das Wasser fahren. Diese Schiffe tragen mit Bitten an die Götter beschriebene Segel und eine kleine brennende Kerze an Bord, um die Geister auf sich aufmerksam zu machen.
Das Ganze Drumherum hat einen Volksfestcharakter, ist zugleich aber auch eine uralte Tradition, mit der die Trigardonen das Frühjahr begrüßen und den Segen der Götter erbitten. Oft sind das essentielle Dinge wie der Wunsch für eine gute Ernte, für reichhaltigen Fischfang, für gutes Wetter. Es gehört zum guten Ton, dass man Boote, die sich im Ufergras verfangen haben wieder auf den Fluss hinaus schiebt und oft wandern die Familien ein Stück weit mit, um die Fahrt zu begleiten. Dabei wird meist viel getrunken und so manch einer musste nass nach Hause laufen.
Zwischen den einzelnen Familien, ja ganzen Sippen, herrscht ein regelmäßiger freundlicher Wettstreit, wer das größte und schönste Boot baut. Manch ein Boot ist so groß, dass sogar ein Mensch darin Platz hätte und die Sippen arbeiten während der Wintermonate viele Tage und Nächste an den kunstvollen Objekten. Früher fuhren diese Schiffe den Arbo entlang, bis sie im altgarschen Land an die Ufer geholt wurden, um dort von den Königen rituell verbrannt zu werden. Heutzutage, wo das alte Land von Anrea besetzt ist, geschieht das auf dem alten Riamodansturm, der einmal im Jahr für einen Tag und eine Nacht das Land hell erleuchtet und ein Zeichen ist für das, was einst geschah. "Möge das Feuer, dass in ihren Herzen brannte uns Fackel sein" ist ein gern gesagter Spruch der Priester, die das Volk mahnen und an die alte Zeit erinnern. Und daran, dass der Todfeind im Süden noch nicht besiegt ist.