Jahresschrift unserer wehrhaften Bruderschaft
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Inhaltsverzeichnis
- 1 Der letzte Große Stammeskrieg
- 2 Der Heilige Krieg
- 3 Die Heilige Schrift
- 4 Das Reich des Gesetzes
- 5 das vierundzwanzigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
- 6 das fünfundzwanzigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
- 7 das sechsundzwanzigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
- 8 das siebenundzwanzigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
- 9 das achtundzwanzigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
- 10 das neunundzwanzigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
- 11 das dreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
- 12 das einunddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
- 13 das zweiunddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
- 14 das dreiunddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
- 15 das vierunddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
- 16 das fünfunddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
- 17 das sechsunddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
- 18 das siebenunddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
- 19 das achtunddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
- 20 das neununddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
- 21 das vierzigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Der letzte Große Stammeskrieg
Einst, nachdem Die Weltväter sich in ihrem Streit zu Tode gebracht hatten, Die Götter entzweiten und dadurch die vergängliche Zeit in Bewegung gesetzt worden war, nach Botans Frevel und der Verbannung Des Feuergottes, nach der Erschaffung des Kleinen Volkes, nachdem Der Arbo seine Richtung geändert hatte und nach dem Erstehen der Orks und anderen Bestien und der Elben, als die Welt im Großen und Ganzen so geworden war, wie sie auch heute noch ist, begründete der Heilige Danason das Goldene Königreich von Gar.
Es war ein Reich des Rechts und der Tugend, wie es noch keines zuvor gegeben hatte, doch es sollte nicht bleiben. Man weiß nicht mehr, wie es im Einzelnen dazu gekommen ist, dass die Königinnen und Könige sich mit ihren Anverwandten zerstritten, sich gegenseitig vertrieben und bekämpften und welche finsteren Mächte noch im Verborgenen gewirkt haben mochten, um es zu Fall zu bringen. Doch es stürzte und in seinem Sturz entfachte es den schwelenden Hass, der zwischen den Kindern Des Natan und denen Des Ischan seit Anbeginn der Zeit gewesen war, zu neuer Glut.
Für lange Zeiten führten die Stämme immer neue Kriegerscharen gegeneinander, bis alle Freundschaft vergiftet, alle Brüderlichkeit erloschen und die Erinnerungen an gerechtere Zeiten fast vergessen waren. Einzig ein Teil der ausgedehnten Hochmoore, die wir Flutland nennen und in denen Der Arbo entspringt, blieb eine sichere Heimstatt der Kinder Ischans, sodass sie sich Flutländer nannten. Und nur ein Teil des fruchtbaren Arbotales war Natans Kindern als Zuflucht geblieben, so dass sie sich Arbonier nannten. Überall sonst, ob in den Bergen, Hügeln, Ebenen und Wäldern schlugen die Menschen einander tot. Auch die Verstoßenen, das schwindende, in die Wälder verbannte Elbenvolk, kämpften wechselnd und ohne Bundestreue auf beiden Seiten mit, um mit Schläue ihren Niedergang aufzuhalten. Selbst das Kleine Volk, dass in vielen Burgen und versteckten Tälern rund um das Flutland heimisch war und mit niemandem in Streit geraten wollte, wurde in den Krieg hineingezogen. Schließlich wussten sie keinen anderen Rat, als es zu halten wie die Elben.
So konnte es lange keinen Sieger geben, während die Früchte der Niederlagen allseits üppig gediehen. Doch dann wurde Natans edelster Nachkomme, Karoman Phadrhack, der Sohn der Phadra Rikarda Hekate aus dem Hause Rhack, zum Heerführer der Arbonier gewählt, nachdem sein Vater Hektor Karoman, der die Krieger neunzehn Jahre angeführt hatte, ruhmreich gefallen war. Karoman war so streitbar, dass Der Waffengott ihm viele Siege schenkte und die Flutländer zu wanken begannen. So kam es, dass viele von ihnen sich lieber freiwillig zum Frieden wenden wollten, als durch den Untergang dazu gezwungen zu werden.
Der Heilige Krieg
Da trafen sich, von Der Göttin Der Weisheit geführt, die Priesterinnen Canuphira, eine Tochter Natans, und Phejana, eine Ischanstochter. Sie hielten Rat und erkannten den Willen Der Götter in den alten Überlieferungen. Daher wussten sie, dass die Stämme durch die Schlichtung des gerechten, götterfürchtigen und besonnenen Kriegers, den wir den Dan zu nennen wissen, zum Frieden bewogen werden konnten. Um den Dan zu bestimmen riefen sie die Heerführer zum Fest der Freundschaft, das viele Menschenalter nicht mehr gefeiert worden war. Beim Waffenspiel obsiegte der Heerführer des Kleinen Volkes, Ferangosch anh Harog, doch er zeigte sich nicht besonnen und nur wenig götterfürchtig, als die Priester ihn prüften. Also erschlug ihn Karoman und der Frieden des Festes zerbrach.
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Doch die Arbonier warfen die Flutländer nicht nieder. Denn Canuphira und Phejana waren von Schuld und Schande unbefleckt, als sie Die Götter nach einem Zeichen baten, was mit Karoman geschehen solle, nachdem er den Frieden beim Fest der Freundschaft gebrochen hatte. Den Göttern aber gefiel es, Karoman zu entrücken und im Kreise der Nebelgeister verborgen zu halten, um ihn zum Werkzeug Ihres Willens zu machen. Ein Jahr lang wusste kein Arbonier, ob aus dem Hause Rhack oder einem anderen, was mit ihrem Herrn geschehen sei. Die Flutländer aber nutzten die Gunst der Stunde, wählten Aribor, den Sohn der Ystjarson Krul, zu ihrem neuen Heerführer und warfen die Arbonier vielerorts zurück. In dieser Not verlangten viele arbonische Herren, dass ein neuer Heerführer gewählt werden müsse. Dies wurde der Baron Volkan Sarymor, Sohn von Beru Nurynay, aus dem Hause Garesch vom Flussvolk.
Ein Jahr hielten Die Götter Zwiesprache mit Karoman. Die Himmlischen Hunde brachten ihm Das Schwert, Das Den Frevel Sühnt und Der Herr Des Feuers machte ihn zum Wächter darüber. Karoman erkannte, dass das Unglück des Brudermordes erneut über Ischan und Natan gekommen war und dass das Gesetz der Verstoßenen vielerorts gebrochen wurde. Denn in ihrer Verzweiflung hatten die Elben damit begonnen, sich Männer und Weiber der Menschen zu nehmen, um ihre Kinderlosigkeit zu lindern.
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Schließlich ging Karoman zum siegreichen Aribor und erzählte ihm davon, dass er ausersehen sei, den Frevel zu sühnen und den Stämmen Schlichtung zu bringen. Man weiß nicht, ob Aribor Karoman glaubte, aber er glaubte Phejana. Beide erkannten, dass zwischen Arboniern und Flutländern kein Frieden sein konnte, solange die Elben und das Kleine Volk in ihrer Furcht vor den zahlreichen Menschenkindern nicht davon abließen, die Zwietracht zwischen ihnen zu schüren. So ließen Karoman und Aribor die Fürsten der Zwerge und der Elben wählen: Unterwerfung oder das Schwert. Die Zwerge befragten die Omen und unterwarfen sich. Die Elben aber blieben für das Wort Der Götter taub und riefen stattdessen nach ihren Bundesgenossen. Und wie es dem Schicksal gefiel, waren das zu dieser Zeit die Arbonier.
Volkan befragte das Orakel des Flusses ob der Botschaft der Elbenfürsten, doch vergaß er, auch nach der Botschaft Karomans zu fragen. Dies wundert nicht, da er sich nun als Herr der Arbonier wähnte und gar nichts vom vorangegangenen Heerführer wissen wollte. So sagte Arbo, dass keine Lüge in der Botschaft der Verstoßenen sei und diese ihn nicht betrügen würden. Also versammelte Volkan alles Flussvolk im Süden, schickte nach den Reitern in Nord und West und zog rasch aus, um die Elben gegen ihre Feinde zu verteidigen, wie die Arbonier und auch die Flutländer es ja schon oft getan hatten.
Die Freunde der anh Rhack aber schlossen sich Karoman und Aribor an, mit ihnen gingen die anh Tarlan, die anh Casan und die anh Balik und am Erlenfels berieten die Tesch, ob ihre Treue dem alten oder dem neuen Heerführer gelten solle. Unter diesen sprachen Karomans Gefährtinnen Natascha Emendur und Gimur Batu Sarantuja für diesen und für den Glauben, aber gegen Volkan und gegen die Gewohnheit. In ungekannter Eintracht folgten alle Reiterhirten dieser Fürsprache. Nur die Argaine schienen mit dem Flussvolk ziehen zu wollen, doch so war es nicht. Ihr Baron Sairan, der Sohn von Jura Corgunath, war Karoman entgegen geritten und wollte persönlich sehen, ob dieser wirklich noch lebe. Als er fort war kam aber Volkans Heer und durchzog sein Land. In Unkenntnis des Willens ihres Herrn ließen die Argaine sie passieren.
Als Karomans Heer davon erfuhr wurde es unruhig, war ihnen doch ein rascher Sieg prophezeiht worden, nachdem es nun nicht mehr aussah. Karoman gebot den Kriegern, sich, so wie es einst die Reiter des Heiligen Danason getan hatten, das Zeichen des Kreises auf die Schilde zu malen und suchte den Kampf im Dunklen Wald. Den Göttern gefiel es, all ihre Streiter für neunundvierzig Tage zu Cirkatern zu berufen und unbesiegbar zu machen. Nach nur neunundvierzig Tagen obsiegten sie gänzlich. Aribor konnte Volkan in Gefangenschaft führen, der sich aber lieber in die Arme Der Allverzeihenden bettete, statt Schande über sich zu bringen. Da gerieten Flussvolk und Elben in Verzweiflung und konnten nicht mehr widerstehen.
Im Innern des Kreises Der Mysterien, nahe dem Herzen des Dunklen Waldes, suchten die letzten Elbenfürsten Zuflucht vor der Strafe Ischans und Natans, öffneten Den Göttern wieder ihre Ohren und beteten zur Königin Des Himmels als Beschützerin der Verfolgten. Viele weise Hexer von Natans Blut wollten noch immer nicht von ihrem Bund mit den Halbmenschen ablassen, allen voran Phadrhack Natan anh Ria, Sarymor vom Silbermeer, Rhackson Saryma anh Garesch, Gordogal Natanssohn und der junge Phosphoros, der heute Sohn der Dämmerung genannt wird. Sie wussten, dass Karomans Heer vor ihren Flüchen nicht mehr gefeit war, denn man zählte den fünfzigsten Tag des Heiligen Krieges. Also handelten sie mit Karoman und Aribor, Canuphyra und Phejana Bedingungen aus: Alle Elben, die der König von Taur Kyriad aufnehmen wollte, bekamen freies Geleit dorthin. Alle Krieger des Flussvolkes, die ihre Bande in die Heimat abbrachen und aller Rachepflichten entsagten, durften im Dunklen Walde bleiben und sollten ihrerseits von Vergeltung verschont sein. Diese Wahl trafen die Verwandten Phadrhacks, die des Phosphoros und einige mehr. Ihnen sollte es fortan obliegen, gemäß dem Gesetz der Verstoßenen über die verbleibenden Elben und Halbelben zu richten. Und um Krieg zu führen musste sich das Waldvolk von nun an die Erlaubnis sowohl der Arbonier, als auch der Flutländer einholen. Und wer ein Haus im Dunklen Wald baute, musste es den Göttern schenken und wer die Götter nicht ehrte, sollte kein Haus haben. So wurde es gesprochen und so geschah es.
Im Innern des Landes der Arbonier ordnete Karoman die Dinge in jener Weise: Alle Arbonier sollten Karoman huldigen. Die Freunde des Hauses Rhack wurden von diesen mit Ehegatten und Beute reich belohnt. Volkans Verwandten sollte vergeben werden, aber das rechte Ufer Arbos sollte fortan jenen Tesch gehören, die dort siedeln und sich das Flussvolk dort tributpflichtig machen wollten. So nahm Natascha Emendur den Norden davon und ihre Sippe benannte sich und ihr Land nach dem Erlenfels, während viele kleine Sippen den Süden nahmen und für sich die Namen der Orte wählten, an denen sie nun siedelten. Derer Edelsten waren die anh Arden. Und alle Arbonier huldigten Karoman.
Mit Aribor ordnete Karoman die Dinge in jener Weise: Alle sollten Karoman huldigen. Jedes Jahr sollte das Fest der Freundschaft gefeiert werden. Vor allen Rachetaten und jeder Fehde zwischen Flutländern und Arboniern sollte stets Schlichtung angerufen werden und Schlichtung sollte auch am Ende aller künftigen Waffentaten sein. Von den Festlanden sollten die Flutländer einen Teil des Tejadun bekommen, nämlich alles nördlich von Nordern, jedoch nichts im Süden davon. Alle Festlande südlich des Dugor Harog sollten die Arbonier unterwerfen dürfen, alle Festlande nördlich davon die Flutländer. Und im Dugor Harog sollte jede Sippe des Kleinen Volkes frei wählen dürfen, ob sie sich dem Heerführer der Arbonier oder dem Heerführer der Flutländer unterwerfen wolle. Viele vom Kleinen Volk unterwarfen sich den Flutländern. Die Übrigen huldigten Karoman und Aribor huldigte Karoman.
Den Göttern gefiel es, wie die Dinge in den trigardonischen Landen geordnet wurden. Doch zu dieser Ordnung gehört, dass der Frieden am Fest der Freundschaft nicht gebrochen werden darf. Also lehrten Sie die Stämme, dass Sterbliche, die Werkzeug Ihres Willens sind, mit Ihrem Segen alles erreichen können, ohne ihn aber nichts sind. Diesmal wählten Sie die niedrigsten Wesen als Vollstrecker Ihrer Rache aus. Sie schlugen sieben Halbelben mit Wahnsinn und gaben ihnen ein, ihr eigenes Leben zu verachten, wenn sie nur Karoman mordeten, dazu noch Canuphyra und Phejana, die beide von ihm schwanger waren, weil Die Götter nicht wünschten, dass diese Kinder geboren würden. Und so geschah es. Alle Mörder kamen auch zu Tode und ihre Namen sollen vergessen sein!
In dieser Not entschied das neue Sippenoberhaupt des Hauses Rhack, Karomans Schwesterwitwe Sarima Niloofar, Karomans zweite Witwe Arda Gimur gut zu verheiraten, die Ehe ihres Neffen Ardor, des Sohns von Rahel Cara, der im Heiligen Krieg noch ruhmreicher als Aribor gestritten hatte und Zeuge aller Friedensabschlüsse war, zu scheiden, seine Gattin Arda Deria gut zu verheiraten, ihn selbst zu heiraten und damit zum Sippenoberhaupt und Heerführer der anh Rhack zu machen. Die Söhne, Töchter und Enkel Karomans schickte sie mit weisen Lehrern zu einem geheimen Ort. Sie stärkte die Freundschaftsbande zu Karomans Gefährtinnen Natascha anh Erlenfels und Gimur anh Tesch, die einen Sohn und eine Tochter von Karoman hatten und erklärte vor Den Göttern und den Menschen, dass sie Rachepflichten für diese Kinder auf sich nehmen würde. Mit diesen beiden verabredete sie, dass Ardor mit Aribor, Phadrhack und den Fürsten des Kleinen Volkes die mit Karoman geschlossenen Verträge erneut beeiden sollten. Nur so konnte der junge Frieden im Lande bewahrt werden und den Göttern gefiel es.
Die Ordnung wurde bewahrt, denn Aribor wollte kein neues Blutvergießen. Doch er verweigerte Ardor die Huldigung. Als Ardor nun von den Edlen der Arbonier Huldigung verlangte, leisteten dies nur Wenige, nämlich nur die anh Balik, die anh Tarlan, die anh Casan, die Erlenfelser, die Nachkommen des Korgunath und wenige Andere. Da verlangte er Geiseln von allen Anderen, die er auch bekam. Dennoch wollten sie ihn nicht zum Heerführer wählen, denn sie sagten dieses: Wenn Ardor nun schon Frieden mit Aribor gemacht hatte, bräuchten die Arbonier auch keinen gemeinsamen Heerführer. Nun wusste man nicht, wie man dieses Jahr zählen sollte, in dem zum ersten Mal seit Menschengedenken die Arbonier keinen gemeinsamen Heerführer mehr hatten. Die weisen Lehrer von den Schulen des Ischan entschieden daraufhin, dass dieses erste Jahr ohne Heerführer damit wohl das nullte einer neuen Zählung sein müsse.
Die Heilige Schrift
Im Dunklen Walde baute Phadrack sein Haus und fortan nannte seine Sippe sich anh Ria. Weil er weise und kundig war, suchte alles Waldvolk, ob Arbonier, Flutländer oder Elb, seine Schlichtung und machte ihn zu ihrem Richter. Niemals wankte er dabei, die Bürde zu tragen, die Die Götter ihm als Richter des Gesetzes der Verstoßenen im Dunklen Walde auferlegt hatten. Als ihm prophezeit wurde, dass er ob seines Umgangs mit den Verstoßenen nur ein einziges Kind, gar nur mehr einen Sohn, haben würde, dankte er Den Göttern für die Gnade, überhaupt ein Kind zu haben. So fromm war er. Sein Ruhm war so groß, dass selbst Weise aus dem Süden oft und gern bei ihm zu Gast waren. Unter diesen war Sarymor vom Silbermeer und zu dessen Freunden gehörte Wastan, den wir heute den Gerechten nennen. In großer Sorge kam er ins Land der Trigardonen, weil die Stadt der Alten Könige endgültig verlassen worden war, am Arbodelta niemand mehr in der Sprache Ischans und Natans betete und alle Hoffnung verloren war, dass Anreas Königin die Linie Gars fortsetzen würde. Also fragte er in Phadrhacks Haus, ob es in Nordern dafür Hoffnung gebe.
Die Weisen und Kundigen gaben Wastan das Folgende zur Antwort: Nicht nur das Alte Gar im Süden, sondern auch die nördliche Königsstadt sei verfallen, wenngleich das Steppenvolk beider Stämme den Frieden dort um des Handels und sicherer Winterlager Willen bewahren würden. Einige Sippen hätten mit einigem Recht den Anspruch darauf, die Königswürde fortzuführen, derer Mächtigsten seien die anh Rhack, die anh Argaine und die anh Garesch, die neben der Blutlinie auch Lehen von den Alten Königen hielten. Und auch im Kleinen Volk und bei den Elben sei die Erinnerung an die Goldenen Zeiten noch wach, derentwillen sie ihre Fürstentümer die Alten Reiche nennen würden. Und sie berichteten ihm, wie Karoman alle unterworfen hatte doch gestorben sei, ehe noch das Neue Gar hatte erbaut werden können. Dennoch sei kein nennenswerter Krieg mehr, weil Karomans Vertrag eingehalten wurde, was rätselhaft sei. Es sei, als liege ein heilsamer Schlaf über dem Land. Da erkannte Wastan das Wirken Der Götter im Norden und weil er zum Priester geweiht, wollte er es ergründen und sein Leben dem Neuen Gar widmen. Und dies wollten fortan auch Phadrhack und seine Freunde.
Derweil baute Aribor zwischen den drei größten Seen des Flutlandes Der Herrin Des Wassers ein Haus und gab der Ystjarson Joscha die Aufsicht darüber. Und in Nordern baute man Dem König Des Himmels ein Haus. Und im Längstal von Arbon baute man je ein Haus für Den Herrn Des Feuers und Den Göttlichen Richter. Und das Kleine Volk sagte, dass Der Grimmige Vater kein Haus wolle, da Er Das Haus Der Häuser ist. Stattdessen fuhren sie damit fort, das Haus Der Herrin Der Vier Winde Des Himmels im Dugor Harog zu pflegen. Und den Göttern gefiel es.
Derweil siedelten sich im Tal des Derian die Montrowen an, Barbaren von den Inseln, so auch Bergische, Volk aus Anrea und Weitere. Diese alle gerieten miteinander in Streit. Und mit dem Kleinen Volk und den Arboniern. Die anh Namar, anh Caja, anh Casan und Weitere riefen ihre Verwandten vom Flussvolk und den Tesch zur Hilfe. Sie besiegten alle, doch den Montrowen gelang es, ihre Burg Fahlgen und ihre Freiheit zu verteidigen. Sie huldigten Ardor und bekamen Frieden. Dann eroberte Mavis Trebor anh Tesch das Land bei den Quellen des Derian, siedelte dort und seine Sippe nannte sich anh Quellgrund.
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Derweil sah Tandor, der ein Knecht Der Herrin Der Unterwelt ist, den ehrwürdigen Vater Sebai Juron, der in den Tagen Des Heiligen Danason Priester gewesen war. Dieser befahl Tandor zu schreiben. Und er schrieb, während er noch schlief, einen rätselhaften Pfad auf. Wenngleich er ihn nicht kannte sah er, dass er durch alle Alten Reiche führte. Weil er es nicht deuten konnte, ging er zu Phadrhacks Haus, um mit diesem und mit Wastan, Sarymor, Rhackson, Gordogal und Phosphoros Rat zu halten. Sie beschlossen, dass Sieben waffenlose Pilger dem Pfad des Sebai Juron durch die Alten Reiche folgen sollten. Denn wenn es Der Pfad Der Götter sei, würde ihnen kein Leid geschehen. Und siehe: Am Ende des Pfades hatten sie alle Alten Reiche durchwandert und waren nahe dem Anfang angekommen, wo das geheime Haus Der Schönen Göttin steht, das nur jene sehen können, denen Sie Selbst die Augen dafür öffnet.
Dort fanden sie die Heilige Schrift. Man fragte, was dies sei, was die Pilger gefunden hatten. Nur Wastan und Sarymor, die aus dem Süden stammten, wussten Antwort: Das Wissen um die verronnenen Sandkörner und der Strahlen vergangenen Lichtes sei überall bei den Kindern Ischans und Natans und in den Alten Reichen noch vorhanden. Doch es sei wie ein Klumpen Lehm, aus dem ohne Ordnung kein Haus gebaut werden könne. Die Heilige Schrift sei das Wissen um diese Ordnung. Und alle jubelten, denn wer zuvor keinen Weg kannte, sah nun einen Pfad und wer zuvor den Pfad gesehen hatte, durfte nun den Kreis schauen. Und siehe: Es war das vierzehnte Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman, Riacommon in Ewigkeit, Almarna!
Das Reich des Gesetzes
Die Weisen und Kundigen zogen aus und verbreiteten das Wort Der Götter bei den Großen der Arbonier, Flutländer und des Kleinen Volkes, sodass es nur wenige Jahre danach in allen trigardonischen Landen bekannt wurde. Doch im Innern des Kreises der Mysterien kam es zu Streit: Den Kundigen war das Haus Des Mondes offenbart worden. Phadrhack und Gordogal verlangten darum, dass alle Kundigen und alle Priester Der Göttin Des Wissens das Gelübde ablegen sollten, gemäß der Regel des Hauses unter einem gemeinsamen Meister zu leben, die Bande zu ihren Sippen abzubrechen, das geheime Wissen zu sammeln und zu ordnen und nur den Geweihten und Verschworenen des eigenen Hauses zu offenbaren und von Allen Göttern Die Königin Des Himmels am meisten zu lieben. Doch Rhackson und Sarymor wollten davon nichts wissen. Da wählten sie den Jüngsten unter sich als Schlichter und dies war Phosphoros. Dieser sagte, dass Phadrhack und Gordogal ihren Orden gründen sollten, aber nur Jene ihm angehören sollten, die ihr Gelübde gemäß Recht und Sitte mündig und freiwillig ablegen wollten und niemand sie dazu zwingen dürfe. Denn so hielten es auch die Häuser Der Anderen Götter. Da verließen viele Kundige den Dunklen Wald. Und obgleich Phosphoros hernach noch oft zu Gast in Phadrhacks Haus war, schloss er sich dem neuen Orden nicht an. Kurz darauf starb Phadrhack und sein Sohn Philonius Phadrhack folgte ihm in allen Würden nach.
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Derweil wählten die Priester Des Richtergottes Wastan zu ihrem Meister. Dieser hielt die Freundschaft zu Phadrhacks Haus wie auch zu Phosphoros, Rhackson und Sarymor und zu allen Priestern Der Sieben. Er wurde auch Freund mit Ardor und Sarima, Sairan und dessen Sohn Rikasch, Volkans Sohn Jury Cajetan und anderen arbonischen Großen, sowie Aribor und dessen Bruder Drebick, der Ystjarson Joscha Miramasiel, der Ystjarson Borgon Camupher Ba und anderen flutländischen Großen, sowie Flint, Nurippa, Bolgunn, Calinop, Mina und weiteren Sippenoberhäuptern vom Kleinen Volk. Mit all diesen sprach Wastan über das Neue Gar, wobei ihm Phadrhack, Sarymor und Weitere nach Kräften halfen. Alle wollten die Alten Könige ehren, in einem gemeinsamen Reich leben und die Priester schützen. Doch weil Mehrere die Alten Könige zu ihren Ahnen zählen konnten, sie alle aber Arbonier waren, denen Aribor nicht gerne huldigen wollte, wusste man nicht, wer der Oberherr von allen sein solle. Da sagten die Omen, dass Der Göttliche Wille so lange durch Wahl festgestellt werden solle, wie es nötig sei. Also suchte man, ein großes Thing zu versammeln.
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Die Zwerge wählten Flint zu ihrem König, wenngleich böse Lügner sagen, dass Calinop diese Ehre zugestanden hätte. Die Halblinge, Montrowen und sonstigen minderen Stämme sandten Mina. Die Priester wählten Wastan und die Kundigen Philonius zu ihren Ersten und alle Flutländer huldigten erneut Aribor. Da ging Sarima zu Sairan und schlug ihm vor, dass Ardor seinem Sohn Rikasch als Heerführer huldigen würde, wenn dieser verspräche, Lea Adalbera, die Tochter des Barons Jury, mit der Rikasch eine Tochter hatte, nicht zu heiraten. Er würde stattdessen die edelste Braut aus der Sippe Rhack erhalten, wenn Rikasch nur Ardor im Thing zum Oberherrn der Stämme wählen würde. Sairan sagte, dass es so sein solle. Und alle Arbonier huldigten Rikasch.
Sechsmal wählte das Thing, doch immer verweigerte sich Aribor Dem Göttlichen Willen. Da wurde er des Things verwiesen und Ardor wurde gewählt. Nordern huldigte Ardor, alle Großen nannten ihn ihren Größten und alle Fürsten nannten ihn ihren Höchsten. Ardor ordnete die Dinge in dieser Weise: Alle Stämme und das Waldvolk sollten ihm Tribute bringen und ihm Heerfolge leisten. Die Priester sollten seine Gesetze schreiben und die Kundigen seine Omen deuten. Das Neue Gar sollte den Namen Trigardon tragen, weil es dreifach Gar sei, was in der Sprache des Kleinen Volkes Uszcet-Gar-Dun heißt: Das Haus des dreifachen Gar. Denn ob seines südlichen Erbes, ob seiner Hoheit über die Alten Reiche und ob der Fruchtbarkeit in seinem Herzen ist es dreifach Gar, das in der Nacht war, in der Dämmerung ist und am Tage sein soll. Und sein Zeichen ist das Der Drei Götter Des Himmels.
Doch Aribor wollte aus dem Heute ein Gestern machen und führte sein Heer nach Nordern. Derweil hatte Ardor, der nicht ahnte, wie schnell sein alter Waffengefährte sich gegen ihn erheben würde, sich auf eine Reise nach Osten begeben, um Tribute einzufordern und die Freundschaft der Bergischen zu gewinnen. Doch Rikasch und Flint begegneten den Aufständischen, ehe sie bei der Stadt eintrafen. Beide Seiten kämpften tapfer, doch schließlich wandten die Flutländer sich zur Flucht. Einige von ihnen aber, die die größten Jäger aber die schlechtesten Krieger unter ihnen sind, so dass die Flutländer sie Wölfe nennen, waren nicht mit Aribor marschiert, sondern waren heimlich Ardor in den Osten gefolgt, wo sie ihn auf dem Rückweg in die Heimat mordeten. So starb Ardor, der erste dieses Namens, der erste der Hochfürsten des Neuen Gar, in den ersten Tagen des zwanzigsten Jahres nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
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Als Rikasch dies hörte, wollte er sogleich die Rachepflicht erfüllen und ritt mit seinen Getreuen in die Moore um die Mörder zu stellen. Aribor hätte dies vielleicht trotz der vorherigen Niederlage verhindern können. Doch als er hörte, was die Wölfe getan hatten, packte ihn die Abscheu und er verstieß sie. Rikasch brachte es zuwege, sie alle zu finden und zu tilgen. Als er heimkehrte erwartete Wastan den siegreichen Heerführer in Nordern. Er wollte ihn gemäß der alten Sitte, welche dem die Nachfolge Ermordeter zuspricht, der auch die Rache vollzieht, zum Hochfürsten vorschlagen. Aber so kam es nicht. Vielmehr wollte Rikasch die Schande tilgen, dass es ihm nicht gelungen war, den Hochfürsten zu beschützen. Also nahm er sein Schwert und begab sich in die Arme Der Allverzeihenden.
Nun hielt Ardors Sohn, Ardor Gimor, Sohn der Arda Deria, Rikaschs Totenrede und alle Arbonier huldigten ihm. Des Bundes zwischen ihren Häusern und seiner großen Würde wegen machte er den alternden Sairan zum ersten unter seinen Kriegsherren. Erneut wurde das Thing versammelt und Wastan, Philonius, Aribor, Ardor Gimor, Flint und Mina wählten Wastan zum Hochfürsten, um den Thron des jungen Reiches nicht lange unbesetzt zu lassen. Wastan ordnete die Dinge in jener Weise: Was Ardor gefügt hatte, sollte bestehen bleiben. Was künftig ein Hochfürst füge, sollte bestehen bleiben und selbst der Hochfürst sollte daran gebunden sein. Und um es anders zu fügen, müsse er das Reichsthing befragen. In jeder Richtung des Himmels sollte fortan ein Richter sein, der in treuem Dienst zum Hochfürsten und der Sitte gemäß Recht zu sprechen habe. Diese Richter, die wir Grafen zu nennen wissen, waren die Folgenden: Philonius im Westen, Aribor im Norden, Ardor Gimor im Süden und Ove, der Heerführer der Bergischen, im Osten. Denn auch die Bergischen wollten Teil dieses Reiches des Gesetzes sein. Den Richtern sollten die Edlen ihrer Stämme Rat und Dienst versprechen, wofür die Richter ihnen Schutz und Treue schenken sollten. Die minderen Stämme aber, die keine Grafen hatten, durften sich dem Grafen unterwerfen, den sie wählten. Das Waldvolk wählte Philonius und am Derian wählten Einige Ardor Gimor, andere Ove. Und siehe: So geschah es und es war weise und gerecht.
Nun empfing Wastan Herolde aus Equinox, von wo aus Anreas König seit dem Untergang des Alten Gar herrscht. Diese waren Asson aus dem Haus Morai und Lorn aus dem Hause Verhack. Diese verlangten, dass sich der Herr des Neuen Gar niemals zum Herrn auch des Alten ausrufen möge. Wastan versprach dies, wenn Anreas König dafür niemals die Hand nach dem Land ausstrecken würde, in dem das Alte Gar einst erbaut worden war. Diesen Vertrag schlossen sie und es war rechtens. Nun merkte das Volk, dass Wastan nur schwer mit Krieg drohen konnte. Dieser hatte sich vorgestellt, unter den Grafen auch seinen Heerführer finden zu können. Denn weil er Priester war, durfte er das Heer nicht selber führen. Doch das Heer wollte lieber einen anderen Hochfürsten, also versammelten die Großen das Reichsthing.
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Das Reichsthing wählte Rerik Gismund Karoman, den Sohn von Kahalla Kara anh Rhack, die von Karomans Töchtern die erste unter jenen gewesen war, die seiner Sippe ein Kind geschenkt hatte. Von nun an sollte er Karoman, Zweiter dieses Namens, genannt werden und Ardor Gimor wurde Ardor, Zweiter dieses Namens, genannt. Wastan, der nur nach dem Gesetz handeln wollte, beugte sich Dem Göttlichen Willen, legte nicht nur die Insignien des Hochfürsten, sondern auch die Würde des Meisters im Hause Der Dämmerung ab und begab sich ganz allein auf Wanderschaft, um pilgernd den Willen Der Götter zu ergründen. Doch er hatte die Aufgaben erfüllt, die Die Götter ihm auferlegt hatten, so dass er vor den schlimmen Taten böser Mordbuben nicht gefeit war. Sicher erkannten sie ihn nicht einmal, als sie ihn beraubten und zu Tode brachten. Man fand seinen Leichnam im Winter des einundzwanzigsten Jahres nach dem Martyrium des Heiligen Karoman und alle im Lande trauerten bis zur Schneeschmelze, allen voran der junge Hochfürst.
Karoman II. ordnete die Dinge in jener Weise: Das Reichthing sollte nicht mehr das Recht haben, den Hochfürsten abzusetzen. Alle Ritter sollten ihre Knappen zu ihm bringen, wenn sie ihre Eide leisteten und aus seiner Hand allein die Ritterwürde erhalten. Doch die Grundherren sollten den Grafen und Baronen zu Rat und Dienst verpflichtet sein, die ihnen dafür Schutz und Treue schulden sollten. Dem König der Zwerge gab er die Hoheit über alles Kleine Volk. Aribor gab er die Hoheit über den König der Zwerge. Was die Alten Könige den Baronen Sairan, Volkan und seiner eigenen Sippe gegeben hatten, gab er nun mit dem Segen seines Vetters Ardor II., den er dafür brauchte, auch den Montrowen, den Quellgrundern, den Arden und den Erlenfelsern. Entlang der Grenzen im Süden des Reiches ließ er Kastelle bauen, so dass er stets Kunde durch seine Grenzläufer erhielt. Und so geschah dies alles:
(22)
Am Unterlauf des Thalan gab es Streit zwischen dem Burgundenkönig und dem Inselvolk, das an seiner Mündung siedelt. Sie konnten sich nicht einigen, wem das Land gehören solle, das der Grafschaft Altberg gegenüber liegt. Daher rüsteten sie zum Krieg und schickten Boten zu Karoman II. um seine Freundschaft zu gewinnen. Die Montrowen wollten lieber auf der Seite des Inselvolks, die Bergischen lieber an der Seite der Burgunden kämpfen. Das Inselvolk schickte den stattlichen Kriegerfürsten Volkan, nicht zu verwechseln mit Volkan anh Garesch, dem Zweiten dieses Namens, der zur gleichen Zeit Baron in Arbon war und noch ist. Volkan vom Inselvolk wurde Freund mit Sarimor vom Silbermeer und heiratete dessen Tochter. Die Burgunden schickten einen frechen Elben Namens Jako Modelaris, der behauptete, das umstrittene Land sei sein rechtmäßiges Erbe und sein Gefolge nicht im Griff hatte, das Schmähungen gegen sowohl Aribor, als auch Ardor II. ausstieß. Da warf Karoman II. die Burgunden aus dem Land und versprach dem Inselvolk Waffenhilfe. Dies sollte sich als schlechte Wahl erweisen. Zwar blieb das Inselvolk im Kampf unbesiegt, doch es plünderte und brandschatzte das fragliche Land nur, ohne es zu halten, sodass es am Ende doch dem Burgundenkönig zufiel.
Derweil hatten die Bergischen dem Hochfürsten Heerfolge und Geleit durch ihr Land versagt. Man sagte, dass burgundisches Silber die Elenden zu ihrem Verrat bewogen hat. Falls das stimmt, müssen sie sich billig verkauft haben, wie sich später zeigte. Der Hochfürst schickte also nach seinen verbliebenen Grafen und Rittern, um die Bergischen nieder zu werfen. Doch diese waren vorbereitet, hatten die Aldburg wohl bevorratet und ausgebessert und zudem noch ein großes Söldnerheer geworben, das sie nicht bezahlen konnten, wie sich später zeigte. Statt auf dem vom Feind bereiteten Boden zu kämpfen, lockte Karoman II. sie nach Arbon und suchte die Schlacht bei Nordern, wohin die Narren ihm Beutelustig folgten. Doch zu tollkühn kämpften die Grafen von Arbon und Flutland, zu tollkühn der Hochfürst und zu feige die sogenannten Krieger des Philonius. Wenngleich sie ein Blutbad unter den Feinden anrichteten, gerieten die drei zuvor Erstgenannten in Geiselhaft, sodass das Heer den Kampf beendete und Ove scheinbar siegreich heimkehrte.
In den Jahren seit ihrem Bestehen war Fahlgen stattlich angewachsen. Viel Volk hatte sich dort niedergelassen und den montrowischen Edlen die Herrschaft über die Burg abgeschwatzt, denen hernach nur die Liegenschaften rundherum geblieben waren. Obgleich alle Karoman II. treuepflichtig waren, verwiesen die Burgbewohner ihre alten Herren der Tore, um sie den Bergischen auf ihrem Rückweg zu öffnen, die ein Gemetzel unter den Montrowen anrichteten, alles Land zwischen Fahlgen und Altberg unterwarfen und die Quellgrunder vertrieben. Caleb vom Stamm der Montowen floh mit ihren verbliebenen Kriegern zu den anh Namar, die die anh Garesch um Hilfe baten. Volkan II. ging nach Fahlgen, brannte alles nieder und tötete alle dort. Später machte Karoman II. Caleb zur Baronin von Montrowien, die die Siedlung neu erbaute und sie Caer na Dun nannte.
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Doch zuvor war der Hochfürst in Altberger Gefangenschaft. Philonius wollte sich sogleich daran machen, das Reich als letzter Graf Trigardons zu verwalten und mit Ove zu verhandeln. Doch Flint versammelte die Ritter vor dem Dan Turaljon, dem Sohn von Kara Turalja aus dem Hause Arden und klagte Philonius des Hochverrates an. Dieser floh nach Anrea, ehe er von seinem Schuldspruch hörte. Nun kaufte Flint bergische Knechte, die einer kleinen Schar von Kriegern die Tore der Aldburg öffneten. Turaljon nahm dreizehn Streiter mit sich, drang bei der Siegesfeier der Verräter ein und sagte zu Ove: Ich bin der Hagel über deiner Ernte! Dann befreiten die Helden Karoman II. und Aribor. Später machte der Hochfürst Turaljon zum Baron des Ardenufers.
Doch zuvor war Ardor II. in der Gefangenschaft des Herrn Sgeldar, den man den Wodanier nennt. Dieser hatte sich mit Ove verbündet, weil jener ihm eine Grafschaft in den trigardonischen Landen versprochen hatte. Als er merkte, dass er das Versprochene unmöglich von den Bergischen erhalten konnte, verlangte er von seiner Geisel Land gegen Freilassung. Ardor II. bot ihm an, in Altgar zu siedeln, dort Graf zu werden und ihm bei der Eroberung dieses Landes zu helfen. Damit brach Ardor II. nicht den Vertag Wastans, denn er wollte Sgeldars Huldigung gegenüber Karoman II. vermeiden. Doch dies alles wurde unbedeutend, weil König Rasim aus dem Haus Equinox den Vertag mit Wastan noch im folgenden Sommer brechen sollte. Doch zuvor wurde Ardor II. freigelassen. Mit ihm wurde Emendon, der Sohn von Rikarda Natascha aus dem Hause Erlenfels, freigelassen. Denn dieser hatte mit seinem Leib ein Geschoss aufgefangen, das ansonsten Karoman II. getroffen hätte. Obgleich er von den Bergischen nicht fortgeführt worden war, hatte er sich freiwillig in Gefangenschaft begeben, um seinem Herrn Ardor II. noch in der Geiselhaft aufwarten zu können. Später machte der Hochfürst ihn zum Baron von Erlenfels.
Derweil ermahnte Adrian, der nach Wastan zum Meister der Priester Des Besonnenen gewählt worden war, die Edlen, die Weisen, die Kundigen und alles Volk zur Buße und Rückkehr. Er wusste, dass die Ungläubigen nur deshalb den Sieg davon getragen hatten, weil das Wort Der Götter mit Irrlehren beschmutzt worden war. Also rief er zum Heiligen Konzil der Siebenfaltigkeit. Die Häuser Der Königinnen Der Vier Winde Und Der Nebelgeister, das Haus Des Königs Der Unterwelt und die Priester Der Säulen Der Erde schickten ihm Gelehrte, nur Phyrain, der Meister des Dunkelwälder Ordens und Phosphoros, der Meister des Sonnenhauses und Verwalter von Nordern, den der Hochfürst zu seinem Hofkundigen gemacht hatte, diese Beiden verweigerten sich. Dennoch suchte Adrian, die Freundschaft zu ihnen zu bewahren und machte sich mit den Übrigen daran, die Lehre zu reinigen. Auch wusste er, dass der Glaube wieder ein Schwert brauchen würde und rief die Krieger, um Demutsgelübde abzulegen. Das Haus Des Waffengottes schrieb eine Ordensregel. Der Dan war der erste, der dem Ruf folgte und Den Göttern gefiel es, dass er Das Schwert Des Richters Der Gläubigen gegen Das Schwert Des Richters Der Ungläubigen tauschte. So wurde der Orden des Heiligen Karoman in ersten Tagen des dreiundzwanzigsten Jahres nach seinem Martyrium neu gegründet.
Inzwischen pflegte Calinop fleißig Briefe mit Philonius zu schreiben und vergiftete das Herz Drebicks und mit diesem zusammen auch das Herz Aribors, als dieser heimkehrte. Erfüllt von dümmlicher Bosheit versprach er Aribor die Waffenhilfe des ganzen Kleinen Volkes, wenn er die Flutländer nach Nordern führen und Karoman II. mit Gewalt stürzen würde. Alle frommen Menschen klagen darüber, dass Calinops Schlechtigkeit gedieh. Noch vor dem Fest der Freundschaft zog das flutländische Heer aus und Karoman II. ritt ihnen entgegen. Drei Mal begehrte der Hochfürst zu verhandeln, doch Aribors Getreue verstanden diese Großzügigkeit nicht und warfen ihrem Herrn sogar Schwäche vor, als dieser darauf eingehen wollte. So war er zum Kampf gezwungen. Das Kleine Volk folgte nicht Calinop sondern Flint, der seine Treue zum höchsten Fürsten höher schätzte als seine Treue zum flutländischen Vorrang.
Turaljon erschlug Aribor und Flint erschlug Calinop. Nachdem die Flutländer niedergeworfen waren, weinte Karoman II. am Leichnam Aribors, so auch Ardor II. und Emendon und Weitere. Turaljon aber hatte, von brennendem Eifer erfüllt, damit begonnen die Gefangenen nach ihrem Glauben zu befragen. Diese sagten, dass sie für den, der sie da frug, nur einen Gott kennen würden. Damit meinten sie zwar Den Herrn Blutiger Schlachten, doch Turaljon sah nur Frevel, den er meinte tilgen zu müssen. Einen nach dem Anderen schlug er tot, bis Karoman II. ihn persönlich davon abbrachte. Danach ließ er Drebick und die Übrigen frei, ohne noch Weiteres von ihnen zu verlangen. Trogan, Drebicks Stiefsohn und Schildträger, unterwarf sich der Gnade Der Götter und legte das Gelübde vom Orden des Heiligen Karoman ab. Und die verbliebenen Flutländer huldigten Drebick.
Das Fest der Freundschaft wurde ohne Flutländer gefeiert. Ian Lure aus Onis Haus wurde Dan. Da erreichte den Hochfürsten die Kunde, dass Rasim den Vertrag mit Wastan gebrochen und Altgar erobert hatte. Und Ardor II. erreichte die Kunde, dass Sgeldar sich heimlich mit Philonius verbunden hatte, weil dieser ihm eine Baronie in den trigardonischen Landen versprach. Nach den Aufständen in Altberg und Flutland musste Karoman II. dies hinnehmen, doch er schickte Krieger in den Süden, die wenigstens die Grenze sicherten, ließ Wachtürme und Reiterkastelle bauen und verfügte, dass von nun an zu jeder Zeit Reiter und Läufer Kunde von dort bringen sollten. So geschieht es bis heute und man nennt sie die Grenzläufer. Sodann machte er sich auf zum Winninger Regenten Bernulf, der für die ledige Gräfin dieses Landes die Geschäfte führte und Zeuge von Wastans Vertrag war. Er freite die Gräfin und wollte den gerechten Bund gegen Anrea schmieden. Doch die Gräfin heiratete lieber einen Vasallen den sie liebte und bekümmerte sich nicht um den Vertragsbruch. Der Hochfürst kehrte also ohne Bund in die Heimat zurück. Er sollte nicht die Zeit für weitere Herrschertaten haben.
Unterdessen hatte Drebick in seinem Wahn befohlen, das Kleine Volk, so es denn in seiner Grafschaft ansässig war, zu vertreiben und die Flutländer richteten ein Gemetzel unter ihnen an. Flint nahm sie auf und bat Ardor II. um dessen Schutz. Dafür wurde er dessen Vasall. Derweil wurde Turaljon ermordet. Manche sagen, dass dies flutländische Wölfe getan hatten, doch man fand die Mörder nicht. Ihm folgten der Halbbruder Ardors II., Jurek und der ehrwürdige Bruder Estron als Meister vom Orden des Heiligen Karoman nach. Derweil wurde Sarymor vom Silbermeer ermordet. Man weiß nicht, wer das getan hat. Derweil hatte Philonius viele Barbarensöldner gesammelt, bewaffnete das Häuflein, das er im Waldvolk finden konnte und stellte diese alle unter Drebicks Banner, der die Flutländer zur Schlacht nach Nordern führte. Erneut zogen ihnen Karoman II. und Ardor II. entgegen. Und wieder sah es so aus, als würde der Hochfürst über seine Feinde obsiegen. Doch als die Schlacht am heftigsten tobte, gab Jurek den Leibwächtern des Hochfürsten das Signal, diesen vom Kampfe abzuschirmen, ergriff dessen Zügel und wandte sich scheinbar zur Flucht. Sie ritten eben nur so weit dass es reichte, Trogan in die Nähe des Hochfürsten zu bringen. Dieser vermeinte, Ischans Rache zu vollziehen und stach unseren Herrn nieder. So starb Karoman II. in den letzten Tagen des dreiundzwanzigsten Jahres nach dem Martyrium seines Großvaters.
Was sollte nun geschehen? Die Waffentaten endeten. Jurek und Trogan suchten Schutz im Haus Des Kriegsgottes. Drebick wurde halb tot vom Feld geführt. Ardor II. und die Arbonier waren verzweifelt und verstanden den Willen Der Götter nicht mehr. Da schlichtete Phosphoros zwischen Philonius und Ardor II. Die Drei ordneten die Dinge nur für den Moment: Dem Statthalter von Nordern sollten alle huldigen, die Aufständischen sollten begnadigt werden, nicht mehr der Hochfürst, sondern die Grafen sollten die Ritterwürde spenden und alle sollten Ardor II. Heerfolge leisten. Damit begann die Regentschaft von Erzkanzler Phosphoros.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das vierundzwanzigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann damit, dass Flint seinen bergischen Freunden empfahl, ihren Grafen aus dem Land zu werfen und dem Erzkanzler zu huldigen. Diese brachten die Botschaft, dass die Kundigen der Scola Scire in Anrea ihnen das Gleiche empfohlen hatten, nur dass sie König Rasim huldigen sollten. Philonius half mit viel Silber nach, dass sie dem Erzkanzler zu huldigen versprachen und sich Oves entledigten.
Unser Hochmeister Ardor II. trauerte. Er fragte die Arbonier, ob er nicht wieder Krieg mit den Fürstenmördern beginnen solle. Einige sagten, dass es so sein solle. Andere sagten, dass sie ihm nur dann folgen wollten, wenn er zuerst die Schande in seiner eigenen Sippe tilge. Adrian sagte ihm, dass er das nicht dürfe, da Jurek, der von Turaljon die Cirkaterwürde erhalten hatte, nicht von Sterblichen gerichtet werden könne. Doch welches Urteil Die Götter für ihn finden würden, war noch nicht ergründet. Einige sagen, Jurek zeige Anzeichen des Wahnsinns.
Immerhin zeigte sich das Urteil der Götter sehr deutlich in Flutland. Eine schwere Hungersnot brach aus und Drebick siechte das ganze Jahr vor sich hin. Die Flutländer huldigten dem Erzkanzler nicht und man fragt sich, ob sie überhaupt noch irgendwem folgen.
Auch unser Eidmeister Emendon fragte sich, was wohl der Wille Der Götter sei. Er wanderte Barfuß durch den Schnee und betete den ganzen Weg vom Erlenfels bis zu der Stelle, wo man einst Wastans Leichnam gefunden hatte. Dort hatte er eine Eingebung und sah Wastan, der lächelnd auf den Boden deutete und sprach: Erkenne die verronnenen Sandkörner! Emendon befahl zu graben und man fand unter dem Boden ein kleines Gemäuer. Darin fand er eine Urne, auf der in goldenen Lettern der Name von Königin Timora Saru geschrieben stand und dass sie im siebzehnten Herrscherjahr des zweiten Königs von Gar gestorben war. Doch nur Emendon konnte es lesen. Bei der Urne lagen Schmuck und Dolch einer Königin und ein Buch, das in den Lettern der Vergessenen Sprache eng beschrieben war. Nur Emendon konnte es lesen.
Derweil hatte Ardor II. einen Traum, in dem ihm der Heilige Karoman erschien. Und dieser berichtete unserem Hochmeister, dass der Heilige Danason in seinen Knecht Emendon eingefahren sei, wo er nicht mehr als neunundvierzig Tage verweilen dürfe. Also ging Ardor II. zu Emendon, erfuhr von dessen Fund und begehrte, dass dieser sogleich aufschreiben solle, was nur er lesen konnte.
So schrieb Emendon in neunundvierzig Tagen das Leben und die Taten des Heiligen Danason auf, so wie es einst seine jüngste Gattin Timora Saru getan hatte und bewahrte das Wissen in der Sprache, die wir heute sprechen. Währenddessen glühte er wie vom Jahansbrennen. Wenn nicht Adrian, Phosphoros und Panthea ihm gesegneten Trank und Speisen dargebracht hätten, wäre er gewiss gestorben, ohne das Werk zu vollenden. Und nachdem es vollendet war, verfiel das Buch, das man in den alten Tagen Timora Saru ins Grab gelegt hatte, zu Asche, für die wir eine Urne machten.
Im Gedenken an den Heiligen Danason wollte Ardor II. einen Orden stiften, dessen Kloster nun über dem Grab der Königin Timora Saru erbaut wird. Doch weil Danasons Orden einer von Brüdern und Schwestern des Schwertes sein muss, fragte er Sarima und Panthea, ob ein zweiter Cirkaterorden auch den Segen des Heiligen Karoman habe. Da sprach Sarima, dass Adrian und Turaljon sie dies nicht gefragt hatten, als sie den Orden des Heiligen Karoman gegründet hatten, sie ihren Segen aber gegeben hätte, wenn sie gefragt worden wäre. Wie sollte sie also ihrem Sippenoberhaupt Ardor II. diesen Segen verweigern, wo doch mit Emendon gerade ein Enkel des Heiligen Karoman vom Dan anh Son erleuchtet worden sei. Und Panthea weihte Ardor II. und Emendon zu Cirkatern.
Die beiden schrieben eine Ordensregel, drei Priester Des Sonnengottes, vier Priester Des Feuergottes und sieben Ritter legten ihr Gelübde ab und sagten, sie wollten Sonnenlicht und Feuer dienen bis sie alle fielen. Viele Weitere folgten ihnen. So wurde die Bruderschaft des Heiligen Danason am siebenten Sion der siebenten Sina gegründet und alle jubelten, allen voran die Cirkater vom Orden des Heiligen Karoman.
Die Meister beschlossen, dass unsere wehrhafte Bruderschaft eine Jahresschrift haben solle, in der geschrieben steht, wie es zur Ordensgründung gekommen ist und in die jedes Jahr in den kürzesten Tagen Neues geschrieben werde. Und siehe: Dies ist, was hier geschrieben steht.
Es wurde das Fest der Freundschaft gefeiert und Ian Lure aus dem Hause Oni wurde erneut Dan. Aber Einige sagten, dass einer vom Inselvolk nicht Dan sein könne und sie versuchten ihn zu morden. Doch Den Göttern gefiel es, sie scheitern zu lassen.
Dem Erzkanzler wurde versprochen, dass unsere wehrhafte Bruderschaft ihm Schutz und Treue gewähren würde. Wir ließen ihn nicht aus den Augen.
Die Bergischen vertrieben Ove und versprachen, dem Erzkanzler zu huldigen. Doch sein Herold kehrte nicht zurück. Dann schickte Phosphoros Jurek, Estron und Weitere nach Altberg. Bislang sind sie nicht zurück.
Phyrain, der Meister des riasinatischen Ordens, kam derweil auf Reisen zu Tode. Sein Schüler Tengyl, ein Cirkater jenes Ordens, beanspruchte die Meisterwürde seines Lehrers für sich. Aber Philonius wies ihn ob seines Versagens zurück und machte sich selber zum Meister. Unser ehrwürdiger Bruder Derias berichtete unserem Hochmeister und unserem Eidmeister, unter welch rätselhaften Umständen Phyrain zu Tode gekommen ist. Es scheint, dass sein Tod zugleich seine Reinigung durch Die Königin Des Himmels war.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das fünfundzwanzigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann mit Nachrichten des Grauens. Während der Erntezeit im vorangegangenen Jahr hatte eine Plage von ungekannter Schrecklichkeit im Verborgenen damit begonnen, Verderbnis über all jene Sippen in Montrowien zu bringen, die ihre Toten nach bergischer Sitte unverbrannt bestatten. Die Toten, gleich in welchem Grade des Verfalls, erwachten zu lästerlichem Unleben. Zugleich war ein Lockruf vor die Tore der Unterwelt gedrungen, wir wissen nicht von wem, der den hochmütigen Seelen Wiedergeburt versprach, wo nur Unleben sein konnte. Diese fuhren in Leichname ein oder wurden von perversen Daimonen, deren Neugier geweckt worden war, in wahnhafte Gestalten gekleidet, Leiber, die halb Fleisch, halb Schatten waren. Heimlich erst mordeten die Vorgenannten die Lebenden, die sie in Lebende Tote verwandelten, bis das schwärende Grauen zum Heerwurm der Schlechtigkeit gewachsen war und den offenen Kampf wagte.
Beim ersten Schneefall vernichteten sie die Ansiedlungen aller in Montrowien verbliebenen Bergischen, Quellgrunder und Montrowen, lauerten den Menschen auf, die sich halb wahnsinnig vor Furcht zur Flucht gewendet hatten, machten sie nieder und ihre Leiber zu ihrer Beute. Die Baronin fiel bei der Verteidigung von Caer na Dun, doch dessen Tore hielten stand und auch ihr Leichnam wurde nicht verdorben. Die Kriegsherrin der Lebenden Toten hatte ihr Gesicht und ihre Helmzier gezeigt, auch wenn man ihren Namen nicht erfuhr. Sie zog ihr Heer zurück um später zu kämpfen.
Vom Längstal kamen so schnell es gelang, Estron und Jurek mit einer kleinen Streitmacht vom Orden des Heiligen Karoman, um Caer na Dun zu helfen. Zusammen mit den wenigen Freiwilligen, die sich nach dem zügellosen Töten und dem Tod ihrer Herrin noch den Cirkatern anschließen wollten, verfolgten sie die Lebenden Toten. Doch sie wurden geschlagen. Mit knapper Not entkamen die Meisten, doch der ehrwürdige Vater Denubis, Adrians Stellvertreter, wurde zum Märtyrer.
Daraufhin waren die Cirkater vom Orden des Heiligen Karoman tief erschüttert. Zum Zeichen der Trauer verhüllten alle Brüder und Schwestern ihre Gesichter mit Gebetsmasken, die sie in der Farbe von Asche färbten, für Jahr und Tag. Jureks Wahnhaftigkeit wurde so groß, dass er allseits verkündete, dass nicht sein Ziehvater Sairan, sondern er selbst der erste unter den Kriegsherren Arbons sei. Auch soll er gesagt haben, er habe einen Blick auf die Tore der Unterwelt geworfen. Adrian schickte nach dem ersten Priester Der Göttlichen Heilerin, ließ Jurek binden und sie vollzogen an ihm die Große Reinigung und trieben ihm alle bösen Geister aus. Sie gingen dabei so weit, dass er sieben heilige Momente lang nicht atmete und sein Herz stehenblieb. Doch Den Göttern gefiel es, sein Leben zu verschonen. Hernach gaben Sie ihm Das Schwert, Das Den Frevel Sühnt, um es gegen die Lebenden Toten zu führen. Adrian empfahl, von nun an alle Cirkater so zu weihen.
Derweil hielt unser Hochmeister Kriegsrat und befahl das Folgende: Baruch sollte mit den schnellsten Reitern durch das montrowische Land eilen und allen dort kampflose Flucht befehlen. Er befahl ferner, dass alle ihre Toten nur noch nach siebenfaltiger Sitte bestatten mussten, auch wenn sie fremde Kulte pflegten. Denn er wusste, dass jede noch so kleine Niederlage unsererseits einen doppelten Sieg für den Feind bedeuten würde. Er versammelte ein Heer ungewöhnlicher Größe, um die Lebenden Toten in einer Woge des Lebens zu erdrücken. Ian und seine Gattin Munin aus Onis Haus riefen viele Krieger von den Inseln zur Hilfe, unter diesen auch Allastian aus Bonas Fürstenhaus von der Insel Vada, der auch schon ein Freund Karomans II. gewesen war, und Berrat von der Küste, den Fürst der Insel Yddland. Unser Hochmeister rief seine Freunde aus dem Lande König Hagens von Taëria zur Hilfe und sein Freund Sieghard, ein zarorischer Fürstensohn, schickte ebenfalls Krieger.
Nach der Schneeschmelze zog das Heer in möglichst langsamem Marsch gegen die Lebenden Toten, sodass jeder Kriegsherr stets genaue Kunde über Weg und Rast des Anderen bekam. So gelang es den Feind einzukreisen, so gut dies im Hügelland eben möglich ist. Die Götter schenkten uns den Sieg durch ein Wunder. Die Heerführerin unserer Feinde hatte ihre mächtigsten Scheußlichkeiten zum Keil geordnet, um unseren sich enger ziehenden Ring zu sprengen. Ardor II. sah seinen Plan schon scheitern. Doch als unsere Krieger den Boden verloren, der den Lebenden Toten den Ausweg eröffnet hätte, zerfielen alle Wiedergänger zu Asche, die eben diesen Boden betraten. Denn dort hatte Adrian zuvor die Asche des Heiligen Denubis verstreut. Obgleich die Schlacht manchen Ruhm brachte, wollte niemand jubeln und unser Hochmeister gab ihr keinen Namen. Dennoch siegten wir unter großen Opfern.
Man sagt, dass Philonius einigen Kundigen seines Ordens befohlen hatte, einige der Lebenden Toten, möglichst die mächtigsten Scheußlichkeiten, nicht zu vernichten sondern zu fangen, um sie zum Haus Der Mondgöttin zu bringen. Nichts davon geschah. Wir übergaben alle Überreste Dem König Der Unterwelt, Der die Verderbnis tilgte. Estron hatte Kunde davon bekommen, aber die fraglichen Kundigen bemühten Ausflüchte und flohen, ehe sie zu einem Richter davon hätten sprechen müssen.
Man fragt sich, woher die Montrowische Plage gekommen sein mag. Wir kennen nur eine Antwort darauf, dass sich nämlich die Scola Scire dieses Mittels bedient hatte, um König Rasim doch noch zum Oberherren Altbergs zu machen. Doch die Bergischen hielten gegen ihre Gewohnheit Wort und huldigten Phosphoros. Dieser setzte dort Allastian Bona zu Vada als Grafen ein und machte Munin und Ian zur Baronin und zum Baron von Montrowien, das um den Oberlauf des Derian erweitert wurde. Ardor II. verlangte aber, dass die Barone Montrowiens stets und für immer Vasallen des Grafen von Arbon sein müssten, was diese beeideten. Ardan anh Ardanshof183, ein Vasall des Philonius, der auch das Gelübde des Riasinatenordens abgelegt hat, wurde Dan. Er ordnete das Recht und schrieb ein Gesetz, das in allen trigardonischen Landen überall zugleich gelten soll. Manche sagen, damit habe Ardan sich übernommen, doch das Reichsthing beschloss, dass es so sein solle.
Phosphoros hatte sich jenseits der Mauern von Nordern, doch auf dem Boden der Freistatt, einen bescheidenen Tempel gebaut. Dieser Tempel wurde von bösen Geistern heimgesucht. Sie schlugen auch Tengyl mit Wahn, der die Priester und Cirkater, die den Tempel reinigten, schmähte und lästerliche Worte gegen die Heilige Schrift sprach. Nachdem alle sich Gewissheit verschafft hatten, dass Tengyl nicht mehr besessen sei, sprach Estron das folgende Urteil: Tengyl ist kein Cirkater mehr. Jurek pflichtete ihm bei. Unser Hochmeister pflichtete ihm bei. Unser Eidmeister184 pflichtete ihm bei. Adrian pflichtete ihm bei. Doch Philonius und Phosphoros wollten davon nichts hören und fragten, woher denn solche Sitten kämen und ob Adrian vorschwebe, dass künftig auch der Priester den Priester vom Amte bannen können solle und wo man damit hinkäme. Adrian antwortete mit dem dreihundertachtzehnten und dem dreihundertneunzehnten Vers. Und Ardan anh Ardanshof wurde Dan.
Berrat von der Küste wollte an der Seite von Heermeister Titus aus Neu-Leuenstein gegen König Heinrich von Normont ziehen. Er erbat die Hilfe des Grafen von Arbon für diesen Feldzug. Beim Kriegsrat leistete Jurek dem Fürsten von Yddland den Vasalleneid gegen den Willen seines Halbbruders. Das Tribunal sprach ihn des minderen Verrats schuldig und nahm ihm alle Würden. Adrian und Estron billigten es. Jurek ist kein Ordensmeister, kein Ritter und auch kein Cirkater mehr, wenngleich unser Hochmeister so gnädig war, ihn nicht zu verstoßen und als Sippenoberhaupt die Schande seines Halbbruders mit zu tragen.
In Neu-Leuenstein zeigte sich, dass Titus keinen gerechten Krieg gegen Heinrich kämpfen wollte und er überdies ein Feigling ist. Doch Heinrich wurde Freund mit Ardor II. und als er von der Bedrohung unserer Heimat durch die Krieger und die Kundigen aus Anrea hörte, schickte er sogleich eine stattliche Schar Ritter zu unserer Hilfe. Berrat hielt sich an Titus schadlos und nahm die Länder Tarnow und Korjak.
Unterdessen beriet der Erzkanzler mit den Weisen und Gelehrten, wie denn die Schwarzen Künste bekämpft werden sollten. Philonius wollte sich in dieser Sache zum Richter machen und Adrian wollte sich zum Richter darüber machen. Doch sie konnten sich auf nichts anderes einigen, als dass nicht Phosphoros der Richter dieser Sache sein solle, obwohl er der kundigste Mann aller trigardonischen Lande ist. Da befragte er die Omen und Der König Der Wälder gab ihm eine rätselhafte Antwort. Aus den Tiefen des Dunklen Waldes kam ein Wesen, das einem fleischgewordenen Baumgeist gleicht. Es verspottete alle, die nach seinem Namen fragten, daher nannten viele ihn mit Namen, die ihnen so in den Sinn kamen. Die einfachen Leute nennen ihn schlicht "Baum". Das Wesen sprach, dass es dem Reich dienen müsse. Da beschloss Phosphoros, dass dieser der Richter in der Angelegenheit der Schwarzen Künste sein solle und nannte ihn den hohen Kommissar der Zauberkunst. Der hohe Kommissar ernannte Weitere zu Kommissaren.
Johann der Bretonenkönig wollte das Flamenland erobern, das Phillip II. von Burgund gehört. Wir versprachen Johann Waffenhilfe. Doch als dieser die Sache scheinbar nicht ernst nahm, während die Gräfin von Winningen allseits Verbündete gegen ihn und für Phillip II. suchte, darunter auch Berrat von Yddland, verhandelte Philonius mit ihr darüber, dass ihr Bund nicht von vornherein einen König zum Feind erklären solle. Derweil versprach Ardor II. den Herolden des Burgundenkönigs, sich zum Fürsprecher des Friedens bei Johann zu machen, wenn die Burgunden dafür uns Frieden und gute Nachbarschaft versprächen. Also besiegelte Phosphoros den Bund zur Verteidigung Winningens, das niemanden zum Feind hat. Und Berrat wurde davon abgebracht, Johanns Küsten zu überfallen.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das sechsundzwanzigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann damit, dass der Rat der Höchsten und Edelsten Taërias den Dienst, der uns zuvor in der Montrowischen Plage erwiesen worden war, zurückforderte. Denn Hagens Reich hatte sich so weit ausgedehnt, dass es im Norden nun an Harnac grenzte, in dem Bestien hausen und in dem Lebende Tote wandeln. Ardor II. versprach Waffenhilfe und rüstete ein Heer, um am Herbstfeldzug teilzunehmen. Ian wurde Dan. Beim Fest der Freundschaft waren Boten aus Anrea, die nichts von Belang zu sagen hatten.
Der Feldzug in Harnac scheiterte und ein gewaltiger Anteil unserer beiden Heere wurde vernichtet. Allastian fiel und seine Witwe Amsira wurde Gräfin Altbergs. Jurek erlangte seine Ehre zurück und fiel. Wir wissen nicht, wie viele insgesamt gefallen sind. Unser Hochmeister wurde von den Kommissaren zum Kloster Der Himmelskönigin gebracht, um böse Geister auszutreiben. Der Erzkanzler sagt, Ardor II. sei so schlimm verwundet, dass sein Tod wahrscheinlich sei. Mehrere unserer Brüder wollten das Mondkloster aufsuchen, doch Die Königin Des Himmels hat es ihnen nicht offenbart. Frau Sarima und unser Eidmeister verlangten die Herausgabe unseres Hochmeisters, doch er darf nicht bewegt werden, so schlimm sind angeblich seine Wunden. Sie sprachen es nicht aus, doch ist die Kapitelversammlung in ihrem Ratschluss zu der Ansicht gekommen, dass unser Hochmeister nun Geisel des Philonius ist. Es hat sich ferner gezeigt, dass der hohe Kommissar samt und sonders Riasinaten und ein paar wenige Barbaren zu Richtern über die Schwarze Kunst berufen hat. Er sagt, er würde sonst keine kundigen Amtleute finden.
In Taëria bauen sie einen Grenzwall. Die Reste unseres Heeres haben Winterlager in einem Land aufgeschlagen, das die wenigen Bauern und Hirten, die sich uns dort unterwarfen, Ringland nennen. Der Rat der Höchsten und Edelsten von Taëria bot uns den brüderlichen Bund. Dies soll bald beeidet und besiegelt werden.
Estron sprach mit unserem Eidmeister. Der Orden des Heiligen Karoman wurde aufgelöst. Die meisten ihrer Brüder und Schwestern haben nun unser Gelübde abgelegt. Trogan Fürstenmörder ist nicht darunter, worauf unser Eidmeister auch bestanden hatte. Man hat versucht Estron zu ermorden. Die Täter waren gedungene Barbaren die niemand kannte. Sie konnten ihre Auftraggeber nicht nennen. Frau Sarima wurde feige ermordet. Man kennt die Mörder nicht, aber ohne Hexenkunst haben sie es nicht zuwege bringen können.
Baron Sairan anh Argaine wurde ermordet. Manche sagen, dies sei auch durch Hexenkunst geschehen. Aber Adrian beschützte den Mörder im Kloster Der Dämmerung. Er behauptet, der Mörder habe Sairan getötet, weil dieser sich Schwarzer Künste bedient habe. Das Tribunal kann darüber ohne den Grafen von Arbon nicht entscheiden. Auch der Graf von Flutland siecht noch immer vor sich hin. Sein erster Kriegsherr ist angeblich Trogan Fürstenmörder. Wenn dies richtig ist, könnte er im Tribunal sitzen. Doch der erste Kriegsherr der Arbonier war Sairan. Es fällt schwer, ihn einen Verräter zu nennen. Doch zumindest ebenso schwer fällt es, Adrian einen Verräter zu nennen.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das siebenundzwanzigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann damit, dass Tengyl, der in Harnac gekämpft und erneut den Tod derer überlebt hatte, die höher sind als er, noch vor der Schneeschmelze heimkehrte und behauptete, er habe Ardor II. fallen sehen. Wir glaubten ihm nicht, sondern nahmen an, dies sei der Anfang vieler Taten riasinatischer Schlechtigkeit mit dem Ziel, Zwietracht zwischen den Edlen Arbons zu schüren. Also sammelten wir unsere Streitmacht bei Nordern und boten Philonius viel Lösegeld für unseren Hochmeister. Philonius Amtleute hatten nur Ausflüchte.
Der Erzkanzler will nun unseren Schutz nicht mehr und sucht sich Leibwächter jenseits unseres Ordens.
Dann kam die Schneeschmelze und Weitere berichteten, dass unser Hochmeister in der Schlacht gefallen sei. Dies waren neben Hagens Rittern Tiray und Woronesch auch unser ehrwürdiger Bruder Derias, der auch sagte, dass in Harnac Kommissare gewesen seien, die den Leichnam so schnell wie möglich in die Heimat brachten, zur Bestattung wie er meinte. Er hatte dem zugestimmt, weil er gesehen hatte, wie die bösen Geister dieses Landes sich der Leichname der Toten bemächtigt hatten und weil die Kundigen unseren verstorbenen Herrn mit mächtigem Zauber vor dieser Schändung geschützt hatten.
So starb Ardor II., der Hochmeister der Bruderschaft des Heiligen Danason, der Sohn von Arda Gimur anh Rhack, aller Trigardonen Heerführer und Richter über Natans Stamm.
Keines seiner Kinder war alt genug zum Reiten, deren Mütter waren nicht aus seiner Sippe und seine Stiefmutter hatte man ermordet. So kam es, dass zwischen seiner Mutter und Miromei Phadrhack, der ältesten Tochter von Sarima Niloofar und mit Gimor Nias, der im vierten Grade Vetter des Heiligen Karoman ist und wie dieser in direkter Linie von den Königen von Gar abstammt, Streit um die Nachfolge ausbrach. Denn niemand konnte für sich beanspruchen, Rache für Karoman II. oder für unseren Hochmeister geübt zu haben und ohne den Leichnam Ardors II. konnte Panthea auch die Omen nicht dazu befragen, wer die Totenrede halten solle.
Den Leichnam aber wollten nun weder Philonius, noch Phosphoros herausgeben, da sie darauf beharrten, dass noch immer Reinigung von den bösen Geistern Harnacs nötig sei. Unser Eidmeister wollte nun das Lösegeld darauf verwenden, Kommissare zu bestechen, um das Deuten der Omen zu ermöglichen.
Doch Adrian erfuhr davon, dass Kundige bestochen worden seien, wusste aber nicht, von wem. Also verhinderte er die Herausgabe des Leichnams. Schon griffen die Verwandten von Arda, Gimor und Miromei zu den Waffen, so auch Weitere, nämlich die, die nicht glauben wollten, dass unser Hochmeister wirklich gefallen sei.
In dieser Stunde der Not rief unser Eidmeister alle Brüder und Schwestern, die dem Hause Rhack angehörten, in unser Kloster und erlegte ihnen Buße auf. Derweil machte er sich mit den anderen Brüdern und Schwestern auf und setzte auf allen Burgen und größeren Höfen der Baronie Rhack Friedenswächter ein. Und so verfuhr er auch in der Baronie Argaine, wo ebenfalls die Erbfolge Sairans unklar war.
Zwischen Arda, Miromei und und Gimor fügte er folgende Schlichtung: Jeder sollte fortan Oberhaupt der eigenen Linie sein, die Lehen, die Ardor II. ihnen gegeben hatte, halten und das Eigenland darin nach Gutdünken in ihren Linien vererben, ohne darin durch das Wort eines anderen Sippenoberhauptes eingeschränkt zu sein. Die Rechte des Barons aber sollte keiner erben, der nicht den Zuspruch aller habe. Im Geheimen vereinbarte er auch mit ihnen, dass kein anh Rhack sich beim Stammesthing zeigen solle, wenn der neue Graf von Arbon gewählt würde. Denn das dies nun geschehen müsse, war allen Edlen klar.
Derweil sammelten Emendon und Adrian Zeugen und wogen ab, ob Sairan ein Verräter war oder nicht. Dabei zeigte sich, dass der erste Kriegsherr sich über mehrere Jahre schon Schwarzer Künste bedient hatte, um sich zu verjüngen. Manche sagten, er hätte im Geheimen den Riasinaten gedient, andere meinen, eine noch schlechtere, geheime Sekte habe sich seiner bedient. Man kann nicht mehr sagen, was nun stimmt. Aber ein Verräter war er. Es ist aber unbestritten, dass sein Sohn Rikasch die Schande des Hauses getilgt hat. Unser Eidmeister beschloss gemeinsam mit Adrian, erst die Erbangelegenheiten zu regeln, ehe sie dies alles bekannt machen würden, da zu befürchten sei, dass sonst sich Phosphoros einmischen würde. Nun war Rikasch nicht der einzige Sohn Sairans gewesen, sondern dieser hatte einen zweiten Sohn, der bei Flint aufgewachsen und erzogen worden war. Dieser ist Mythram anh Argayne, den sie nun holten und ihm die Sache schilderten. Dieser beschloss sogleich, unser Gelübde abzulegen und die Sache seiner Erbschaft Den Göttern zum Urteil zu überlassen. Daher schickten wir Friedensrichter auf die Burg und zu den Höfen von Argaine und nahmen Friedensgeiseln der Reiterhirten in unser Kloster auf.
Nun kamen die arbonischen Vasallen zur Heerversammlung und hielten Thing. Auf dem Weg dorthin wurde der Baron Karoman Turaljon, der Sohn und Erbe des Turaljon anh Arden, feige ermordet. Man sagt, dass dies Flutländer gewesen seien. Doch wissen wir nicht, wer sie gedungen hat. Seine jüngere Schwester Kara ist Priesterin Des Feuergottes. Dies hindert sie zwar nicht daran, zu erben. Doch entschied sie sich, ihr Erbrecht Den Göttern zu überlassen und fortan nur noch Ihnen zu gehören. Sogleich mischte sich natürlich der Erzkanzler ein.
Die Vasallen aus Argaine schauten zu, wie Mythram das Ornat anlegte und sagte, dass man Emendon huldigen solle. So huldigten die Vasallen aus Argaine Emendon. Volkan II. ließ sich von seinen Vasallen huldigen und erwartete nun, sich im Streit der Vasallen aus Rhack als Schlichter zu zeigen. Von den Vasallen aus Rhack waren aber nur Jene von den kleinen Häusern gekommen. Sie sagten, sie würden dem Sieger huldigen, so auch die Vasallen aus Arden und Montrowia. Die Vasallen aus Erlenfels huldigten Emendon. Flint und das Kleine Volk huldigten Emendon. Also wurde erneut gewählt und alle huldigten Emendon.
Da mischte der Erzkanzler sich ein. Er verlangte nun von unserem Eidmeister, ihm den Vasalleneid zu leisten. Emendon widersprach und sagte, dass der Graf von Arbon sich dem Hochfürsten allein unterwerfe. Der Erzkanzler stimmte dem zu, sagte aber, dass unser Eidmeister nach alter Sitte nur zum Heerführer der Arbonier gewählt worden sei. Das Recht bestimme aber, dass der Hochfürst die Grafen ernennt. Unser Eidmeister fragte, wo denn der Hochfürst sei, der ihn zum Grafen ernennen solle, der Erzkanzler sei nur mehr Vogt des Throns. Da ernannte der Erzkanzler unseren Eidmeister ohne Vasalleneid zum Vogt von Arbon. Aber alle Arbonier nennen ihn stattdessen den designierten Grafen.
Doch unser Eidmeister musste zugeben, dass er nicht Graf von Arbon ist. Daher machte der Erzkanzler sich zum Walter von Karas Erbrecht und verkündete, dass er einen neuen Baron bald finden würde. Doch unser Eidmeister bat sogleich alle Priester seines Stammes um Hilfe, für alle Rechte in der Baronie Arden Zeugen zu finden, doppelt so viele wie nötig, und für jedes Recht von jedem noch so kleinen Haushalt eine Urkunde zu machen, damit der Erzkanzler dem, den er zum Baron ernennen wolle, auch eine gute Übersicht über dieses Land geben könne.
Derweil hatte sich Theodus von Norvenja, ein Fürstensohn von den Inseln, zum guten Freund des Erzkanzlers gemacht. Gemeinsam mit diesem beschlossen wir, die Mündung des Tinarischen Kanals den Bestien abzunehmen. Und so geschah es.
Beim Fest der Freundschaft wurde kein Reichsthing versammelt, obwohl manche es behaupten. Daher wurde auch nichts rechtens gefügt, obwohl manche sagen, dass nun das Reichsthing die Rechte des Tribunals wahrnehme. Dies ist Unsinn wie so viel Anderes, was darüber gesagt wird. Ardan wurde Dan. Tengyl hatte wieder einen Anfall von Wahn und schmähte ihn und wollte am Fest der Freundschaft Blut vergießen. Als der Erzkanzler seinen neuen Leibwächtern, die ihm von den Riasinaten gegeben worden waren, befahl, Tengyl in Gewahrsam zu nehmen, befahl Tengyl ihnen etwas anderes. Phosphoros sucht wieder neue Leibwächter. Tengyl sucht eine neue Bleibe, denn Philonius verstieß ihn. Trogan Fürstenmörder behauptet, Phosphoros habe Tengyl an diesem Tag zur Vogelfreiheit verurteilt. Doch das ist Unsinn. Dennoch kommt er sich sehr mutig dabei vor, ihm Schutz zu gewähren. Die Flutländer sollten sich wegen Beider des dreihundertneunzehnten Verses erinnern.
Der Frieden des Festes wurde jedoch von Anderen gestört. Ein Reiter mit gänzlich schwarzer Maske, die einer Gebetsmaske ohne Zeichen gleicht, kam bewaffnet zu Ardan und verlangte eine Reliquie von ihm, die er nicht herausgeben wollte. Da rief der Reiter Bestien aus dem Wald herbei und wollte sie sich mit Gewalt nehmen. Man brachte ihn und seine Orkbrut um. Man würde lieber davon schweigen, so kurz nach der Montrowischen Plage. Zum ersten Mal seit den Tagen des Heiligen Danason streifen wieder Menschtiere durch das Trigardonenland.
Es scheint, als habe das Volk dem Reiter einen sehr, sehr schlecht gewählten Namen gegeben. Doch er ging von Mund zu Ohr in allen Landen. Man nennt ihn den Schwarzen Cirkater. Einige behaupten, er könne nicht getötet werden, weil er nun schon an zwei verschiedenen Orten niedergemacht, aber immer wieder erschienen sei. Dies ist natürlich Unsinn. Doch die Wahnsinnigen unter den schwarzen Masken preisen den Vermessenen wie eine Gottheit und das allein verbreitet Angst und Schrecken.
In Taëria half eine Schar unserer Brüder und Schwestern unter Derias und Victor, einen Aufstand in der Grafschaft Ostmark niederzukämpfen. Die Aufständischen bedienten sich Schwarzer Künste. Es heißt, der Sieg habe teuer erkauft werden müssen.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das achtundzwanzigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann damit, dass Phosphors im Dunklen Wald eine Tochter Aribors gefunden hat, die ledig, kinderlos und kaum siebzehn Jahre alt ist, die der Erzkanzler zur Gräfin von Flutland ernannte. Trogan sagte, der Erzkanzler könne wen er wolle Graf von Flutland nennen, aber die Ystjarson Krul ist nicht ledig und kinderlos. Immerhin ist sie wehrhaft und es huldigten ihr, die sich Marsiane Aribor nennt, einige flutländische Reiterhirten und jene Kinder von Ischans Blut, die im Dunklen Wald leben. Und kein Priester schimpft auf sie. Drebick siecht noch immer vor sich hin.
Theodus kämpfte sich den Tinarischen Kanal hinab und erreichte das Tinarische Meer. Um ihn zu ehren, wurde das Danturnier in der neuen Provinz ausgefochten.
Unser Bruder Rikasch anh Arden wurde Dan. Es gab beim Fest der Freundschaft schlechte Omen. Viele träumten davon, wie dem Heiligen Danason Kunde von der Gismundsfeder gebracht wurde und einige träumten, wie unserem verstorbenen Hochmeister Ketten angelegt wurden.
Curgan anh Woronesch ist vom Erzkanzler zum Baron von Arden ernannt worden. Doch der Baron von Arden leistete dem designierten Grafen von Arbon den Vasalleneid.
Die sogenannten Schwarzen Cirkater und ihre Tiermenschen überfielen vier abgelegene Höfe und vernichteten die Winterlager einiger Hirten. Sie töteten alle und schändeten die Leichen. Es zeigten sich Hinweise dafür, dass es seit einiger Zeit schon einen lästerlichen Kult gibt, der im Geheimen finstere Ziele verfolgt und den Vermessenen als Gottheit verehrt. Manche sagen, dass die sogenannten Schwarzen Cirkater Helfer bei den Riasinaten haben, weil sie gut darin sind, das Auftauchen der Kommissare vorherzusehen.
Unser Eidmeister beriet sich mit Priestern über die Kommissare. Es hat sich gezeigt, dass sie Todesurteile vollstrecken, ohne dass das Gesetz es ihnen erlaubt. Auch gab es Kundige, die in Verdacht gerieten und nach peinlicher Befragung als frei von Schuld sich erwiesen. Doch sind sie nun mit Wahn geschlagen, weil die Kommissare sich in ihren Riten und die Geister in ihren Diensten nicht zügelten. Nun verbreitete Philonius das Wort, dass Kundigen seines Ordens so etwas nicht geschehe. Natürlich legten daraufhin einige mehr das Gelübde der Riasinaten ab.
Die Tempel und Klöster der Arbonier und Flutländer sagten unserem Eidmeister zu, dass alle Kundigen, die in diesen Häusern leben wollten, auch ohne Gelübde den Schutz Der Götter genießen sollten. Und Adrian verkündete für alle sogenannte Rechtsprechung des Erzkanzlers und des hohen Kommissars ein Tabu in den Häusern Der Götter. Damit nicht dennoch Gewalt geschehe, schickten wir Cirkater zu jedem Tempel und jedem Kloster in Arbon und Flutland. Trogan billigte es.
Der Erzkanzler begutachtete die Fertigstellung der Festungsanlagen von Nordern. Die Freistätte hat nun sieben Tore, wie einst das Alte Gar.
In diesem Jahr konnte leider kein Knappe die Ritterwürde erhalten, weil es keinen Grafen von Arbon gibt.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das neunundzwanzigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann mit dem erstaunlichen Versprechen des Philonius an die Sippen der anh Rhack, dass sie ihre Totenreden vor dem Fest der Freundschaft würden halten könnten.
Jureks Leichnam wurde in Prozession zum Hochtempel Des Kriegsgottes gebracht. Aber unser Hochmeister nicht. Weder Arda, noch Gimor, noch Miromei wollten die Totenrede halten, also musste Estron das tun. Panthea wollte seine Asche nicht behüten. Unser Eidmeister fand es angemessen, Trogan die Urne aufzubürden.
Doch nun mussten die Kommissare eingestehen, dass der Leichnam Ardors II. von den Schwarzen Cirkatern geraubt worden sei. Dies sei mit Hilfe von Verrätern gelungen. Daraufhin erklärte Adrian seine Mitschuld. Er hätte den Kommissaren nicht den Leichnam überlassen dürfen. Und er legte seine Würden ab, um nun einsam pilgernd den Willen Der Götter zu ergründen.
Er hatte wohl gehofft, auch Phosphoros, Philonius und den hohen Kommissar zu beschämen, was gelang. Doch keiner von ihnen wollte etwas von eigener Schuld wissen.
Die Kommissare hatten gewarnt, dass die Schwarzen Cirkater das Danturnier stören würden. Also beschloss Phosphoros, dieses Jahr kein Danturnier auszurichten. Nun sagten sofort einige Lästerer, dass unser Bruder Rikasch ab dem Fest der Freundschaft nicht mehr Dan wäre. Das ist Unsinn.
Jurek erschien einigen Edlen und Priestern. Denen sagte er, dass Ardor II. zum Wiedergänger gemacht worden sei. Arda streute sich Asche auf ihr Haupt und klagte neunundvierzig Tage. Und Gimor stritt es gänzlich ab.
Nun sagten einige Vasallen, dass das Reich verdorben werde, wenn man Philonius und Phosphoros so weiter walten lassen würde. Und sie erbaten von unserem Eidmeister Rettung durch das Schwert. Wir wissen, dass sie ehrenhaft in Sorge um Recht und Sitte sind. Aber wir wissen auch, dass es einigen Anderen nur zu gut gefallen würde, Neid und Zwietracht zwischen den Arboniern zu sähen.
Emendon gab das Folgende zur Antwort: Er wolle dafür kämpfen, das Recht und Sitte wieder gepflegt werden. Doch er könne nur nach dem Gesetz handeln. Kein Dan und Tribunal und auch kein Reichsthing habe ihm den Willen Der Götter übermittelt, um einen Thron zu kämpfen, der ihm auch nicht von Karoman II. überlassen worden sei. Als Graf von Arbon könne er Recht setzen, Gesetze geben, die Sitten pflegen und all dies mit dem Schwerte verteidigen. Doch es reiche nicht, nur dem Wesen nach Graf zu sein, sondern er müsse vom Hochfürsten auch so genannt werden. Und die Großen hatten sich darauf geeinigt, dass der Erzkanzler die hochfürstlichen Worte spreche, auch wenn er nicht der Hochfürst ist.
In diesem Jahr konnte leider kein Knappe die Ritterwürde erhalten, weil es keinen Grafen von Arbon gibt.
Im Jahr zuvor hatten die Flutländer den Bestien eine ferne Küste im Westen abgenommen. Auch dieses Jahr gefiel es den Göttern, Ischans Kindern den Sieg über die Menschtiere zu schenken.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das dreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann damit, dass die Vasallen erneut unseren Eidmeister befragten. Sie fragten ihn, warum der Moment, für den sich die Großen nach Karomans II. Tod geeinigt hatten, nun schon fünf Jahre alt sei. Unser Eidmeister sagte, dass nur Die Götter darauf die Antwort kennen würden. Sie sollten dem Heiligen Timor gedenken und Den Göttern danken und die, die frei von Schuld und Schande sind, denen würde der Göttliche Wille auch offenbar. Da sagten die Vasallen, dass Emendon dem Erzkanzler den Vasalleneid schwören soll. Doch er solle die Worte an den Hochfürsten, nicht an Phosphoros richten.
Und so geschah es am Fest der Freundschaft.
Emendon fügte die Dinge in jener Weise: Von nun an sollte immer der edelste Sohn von Weltvater Natan zugleich auch Graf von Arbon sein. Von nun an sollte die Würde des Alten Gar, wenn sie nicht beim Hochfürsten liege, beim Grafen von Arbon liegen. Von nun an sollten die gleichen Gesetze in der Grafschaft Arbon, wie auch in den Klöstern und Tempeln auf arbonischem Boden gelten. Vor den Klostermauern sollten er und seine Vasallen, dahinter die Priester Richter sein. Wenn Arbonier der Schwarzen Kunst beklagt würden, sollten arbonische Priester ihre Richter sein. Emendon bekannte sich zu den Gesetzen Ardors, Wastans und Karomans II. und legte seinen Richtern nahe, auch Ardans Gesetze anzuwenden, wenn dies nicht der Sitte widerspräche. Alle Knappen sollten nur vom Grafen die Ritterwürde erhalten. Emendon schenkte sie all jenen, die sie zuvor nicht erhalten konnten. Alle Vasallen leisteten oder erneuerten den Eid und Emendon versprach allen Schutz und Treue. Und alle Arbonier, das ganze Kleine Volk und die Stämme Montrowiens huldigten ihm.
Unser Bruder Beretryl wurde Dan. Die sogenannten Schwarzen Cirkater zeigten sich nicht. Philonius schwor der Zauberkunst ab und gab sich demütig wie ein Mönch. Doch Meister der Riasinaten und Graf des Dunklen Waldes blieb er.
Derweil war Berrat nun schon seit zwei Jahren nicht mehr gesehen worden, nachdem er mit einem Schiff von Yddland nach Norwenja hatte reisen wollen, wo er nie ankam. Der Vertrag, den er mit unserem Erzkanzler ausgehandelt hatte, hatte ihm die Heerfolge der Trigardonen zugesichert, aber Phosphoros zum Verwalter seines Erbes gemacht. Dieser ernannte zwei Statthalter für Yddland.
Derweil hatte Marsiane einen Barbaren geheiratet und sich den Namen Ystjarson Krul gegeben. Trogan huldigte ihr und alle Flutländer huldigten ihr. Marsiane machte Trogan zu ihrem Sohn.
Derweil hatte Theodus in Norwenja um sein Erbe gekämpft und zugleich die Grenzen der neuen Ostprovinz ausgeweitet. Der Erzkanzler ernannte ihn zum Grafen dieser Provinz.
Im ganzen Jahr hatten sich keine Schwarzen Cirkater gezeigt und die Bestien hatten keine Höfe und keine Winterlager überfallen.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das einunddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann damit, dass Theodus doch nicht Graf in den trigardonischen Landen sein, sondern sich lieber um Norwenja kümmern wollte. Der Erzkanzler ernannte Algonkin zum Statthalter.
Derweil setzte er einen der Statthalter Yddlands ab und machte den anderen, Tassilo, zum Statthalter der ganzen Insel.
Beim Fest der Freundschaft wurde wieder unser Bruder Beretryl Dan.
Aus Harnac kehrte unser Totgeglaubter Bruder Ephraym zurück. Dieser war mit einer Schar, die das Banner unseres Hochfürsten Ardor einst stolz nach Harnac getragen hatte, endlich heimgekehrt. Fünf Jahre hatten sie in dem verfluchten Lande ausgeharrt und waren durch ein Wunder errettet worden. Doch sagen sie, unser Hochmeister sei es gewesen, der sie diesen Sommer gerettet habe.
Beretryl war ihnen begegnet. Doch Ephraym erschlug ihn im Zorn, als der Dan ihm sagte, dass es nicht Ardor II. gewesen sein könne, der sie gerettet habe. Manche sagen, dies sei ein Schicksalsentscheid darüber gewesen, wer die Wahrheit sagte. Das ist Unsinn.
Ephraym behauptete, dass der Erzkanzler und Philonius Lügenmärchen über den Tod Ardors II. und den Raub seines Leichnams erzählen würden. Sie sagen ferner, dass unser Hochmeister bis vor zwei Jahren von den Kommissaren gekerkert worden sei und nun zurückkehre, um den Thron zu fordern, der ihm in der Nachfolge Karomans II. rechtmäßig zustehe.
Als unser Eidmeister dazu erneut die Zeugen vom Tode unseres Hochmeisters und auch die Omen befragte, erreichte uns die Nachricht, dass Ephraym den Kastellan Gimor und auch die Besatzung von Burg Bärenfels von seiner Sache überzeugt habe. Die Hüterinnen der Grabflamme hätten die Wahl gehabt, die Urne des Heiligen Karoman zurückzulassen, oder Geiseln auf der Burg zu werden. Sie entschieden sich für Letzteres.
Die Zeugen waren ohne Fehl und die Omen klar. Ephraym ist einer Täuschung erlegen. Der Graf von Arbon schickte Syreano, um die Festung zu belagern. Wir beten, dass kein Blut vergossen werden muss. Man sagt, dass Gedungene sich Adrians und Miramasiels bemächtigt hätten. Ferner gibt es keine Kunde von ihnen.
Die Geschichte von Ephraym wird auch in Flutland und Arbon erzählt. Der Graf sagte allen Priestern, dass dies Täuschung und Lüge ist. Die Priester sagten es den Stämmen.
In diesem Jahr haben Bestien wieder Reisende überfallen. Die sogenannten Schwarzen Cirkater blieben aber ungesehen.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das zweiunddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann damit, dass der Erzkanzler zum Reichsthing lud. Die Priester wählten Mylan zu ihrem Sprecher, der hohe Kommissar war für die Kundigen erschienen und die Statthalter Yddlands und der Ostprovinz wurden zu Ratsherren gemacht. Philonius hatte Amsira dazu überredet, Ardan für sie sprechen zu lassen. Marsiane hatte dem Erzkanzler gehuldigt. Es war das erste Reichsthing in der Zeit der Kanzlerherrschaft, das den Namen verdient. Sie fügten die Dinge in der folgenden Weise: Das Tribunal bestehe aus dem Hochfürsten oder seinem Vertreter, einem Priester und einem Kundigen und den Grafen von Flutland und Arbon. Und siehe: Das Tribunal war gefügt, wie die Heilige Schrift es befiehlt. Wenn der Dan sterben sollte oder aus irgendwelchen Dingen kein Dan gefunden wird, ist der letzte Dan der neue Dan. Der Graf von Arbon möge Kriegsherr aller Grenzläufer auch in Altberg und im Dunklen Walde sein.
Als dies gefügt war, begehrte Algonkin die Wahl eines neuen Hochfürsten, da sonst das Reich im Krieg ertrinken würde. Denn Algonkin kannte Ephraym. Nun verkündeten Marsiane und Emendon ihre Verlobung. Nun wählte das Reichsthing sie zum Hochfürsten und zur Hochfürstin. Nun benannte unser Eidmeister all die Zeugen und die Schriften, die er im Winter und zuvor auch Adrian gesammelt hatte und fragte Philonius das Folgende: Ob er Drebick, Jurek und Weitere mit Schwarzer Kunst an seinen Willen gebunden habe, um Karoman II. zu stürzen. Ob diese beiden und Weitere daher ein Dasein als Wiedergänger hätten fristen müssen. Er hatte Berichte über weitere Missetaten, doch jene waren die schwersten und Ausflüchte kaum zu finden. Philonius gestand.
Beim Fest der Freundschaft wurde Mythram Dan. Das Tribunal verurteilte den Grafen des Dunklen Waldes zur Vogelfreiheit und nahm ihm alle Würden. Philonius floh. Auch der hohe Kommissar verließ das Land. Phosphoros war so voller Verzweiflung über die Verbrechen, die zu seiner Regentschaft geführt hatten, dass er seine Würden ablegte und eine Reise zur Ergründung der Mysterien antrat. Drebick verstarb endlich und wurde bestattet.
Nun war aber der Aufstand nicht beendet, sondern wurde schlimmer. Flint wollte Marsiane nicht huldigen, sondern in seiner Verzweiflung lieber darauf hoffen, dass Ardor II. doch noch lebendig sei und zurückkehren würde. Er sprengte ohne Warnung die Belagerung von Burg Bärenfels am Fest der Freundschaft. Und die Sippe von Gimor Nias anh Rhack und deren Freunde schlossen sich ihm und Ephraym an. Doch die Sippe von Arda Gimur und von Miromei blieben dem Hochfürsten treu, so auch die anh Tarlan, anh Balik und die anh Casan. So blieb das Längstal von Waffentaten frei, aber im ganzen Dugor Harog hatten sich die Edlen und das Volk erhoben und wollten daran glauben, dies im Namen unseres Hochmeisters zu tun.
Derweil hatte Philonius Tassilo gegen die Hochfürsten aufgewiegelt und blendete Algonkin mit Hexenkunst. So wollte er die Provinzen und das Waldvolk dazu bringen, Gewalt zu lieben und das Recht zu hassen. Ihnen geriet sogar die Hochfürstin in die Hände, die sie nach Vinland verbannten. Doch Trogan erhielt davon Kenntnis, holte sie zurück und versicherte dem Hochfürsten flutländische Waffenhilfe. Den Göttern sei gedankt, dass es dazu nicht kam. Stattdessen traf Philonius der Schlag und er verstarb, das Waldvolk erhob sich nicht und Algonkin erneuerte seine Treue.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das dreiunddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann damit, dass Tassilo sich der Gnade der Hochfürsten unterwarf. In ihrer Gnade zeigten sie sich großzügig und ernannten ihn zum Grafen Yddlands und Markgraf von Berrats Festlandsbesitzungen.
Ogrym anh Tassay wurde Dan. Marsiane verkündete, dass Philonius ihr vor seinem Tode den Dunkelwälder Grafentitel vererbt hatte. Emendon sagte, der Vogelfreie habe kein Recht mehr, etwas zu vererben. Sie einigten sich darauf, Marsiane den Grafentitel zu geben, Mythram aber als Senneschall des Dunklen Waldes die Häuser des Philonius und seiner Vasallen, die samt und sonders flohen, zu zählen und der Vernunft gemäß Arbon oder Flutland zuzusprechen. Die Waffenträger unter den Riasinaten, die sogenannten Schattengardisten, wurden aus ihrem Dienst entlassen.
Viele Riasinaten flohen, einige unterwarfen sich der Gnade der Hochfürsten.
Die Aufständischen gaben Burg Bärenfels auf, nahmen keine priesterliche Geisel und auch den Sohn des Hochfürsten nicht mit. Dafür ist nun das Haus Der Allverzeihenden in ihrer Hand. Doch niemand behauptet, Ardor II. sei erneut gesehen worden, selbst die Aufständischen nicht. Mögen Die Götter ihre Augen öffnen!
Der Hochfürst verkündete seinen Willen, die Mutter seines Ältesten heiraten zu wollen. Die Hochfürstin gab darauf keine Antwort.
In diesem und im vorangegangenen Jahr haben Bestien wieder Reisende und Hirtenlager überfallen. Einige wollen auch den sogenannten Schwarzen Cirkater gesehen haben.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das vierunddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann damit, dass Boronwar, der oberste Fürst Krakants, den lästerlichen Herrschern Torog Nais den Krieg vor ihre Türe tragen wollte. Er erbat die Durchfahrt auf dem Tinarischen Kanal und die Hochfürstin schloss sich mit vielen ihrer Reiter und einigen unserer Brüder der gerechten Sache an. Sie stritten siegreich und eroberten die Mündung eines Flusses und umliegendes Land, das von nun an Thurons Wacht genannt wird.
Unserem Hochfürsten oblag es, gegen die Aufständischen zu kämpfen. Flints Vasallen wurden aus dem Hügelland vertrieben. Dabei gelang es, ihn gefangen zu nehmen. Doch die Aufständischen hörten nicht auf zu kämpfen. Der Hochfürst ließ eine Straße bauen, um das Hügelland zu halten.
Unseren Hochfürsten erreichte Kunde aus Okostria. Der wahnsinnige Thronräuber Vladimir de Vries habe das Land mit der Hilfe der Lebenden Toten unterworfen. Der letzte rechtmäßige Fürst, Johann von Retraris war verstorben und hatte in seiner Verzweiflung Emendon zu seinem Erben eingesetzt, weil er in ihm einen Glaubensbruder sah. Denn in Okostria nennen sie Den Himmelskönig Riasolaris.
Unseren Hochfürst erreichte auch die Kunde von Modrias und Ariane anh Rhack, die aus dem einst selbstgewählten Exil zurückgekehrt waren und sich nun dem Aufstand anschließen wollten, es sei denn, der Hochfürst mache sie zur Baronin und zum Baron von Rhack.
Ogrym wurde erneut Dan. Das Fest der Freundschaft feierte der Hochfürst gemeinsam mit der Hochfürstin in Flutland. Dort gab es schlechte Omen und schlechte Zeichen. Ehemalige Schattengardisten versuchten Mordtaten. Böse Geister erschienen und störten das Fest. Die Kommissare wurden gefragt, was es damit auf sich habe. Diese gaben das Folgende zur Antwort: Nach der Montrowischen Plage hatte der Hohe Kommissar mit Phosphoros im Kreis der Mysterien ein Gewerk errichtet, in welches die Zwillingsgeister und Weitere gebannt worden seien, die zuvor nur diesen Kreis behütet hatten, nun aber überall sein konnten, wo man sie hingeschickt hatte. Auf diese Weise hatte das Reich einen Schild gegen Angriffe aus der Geisterwelt gehabt. Doch wie ein Damm nicht ewig halten kann, wenn man dem Wasser keinen Weg lässt, habe auch der Schild irgendwann brechen und die Geister einer angestauten Flut gleich entlassen müssen. Als die Hochfürsten dies hörten, sagten sie, dass ein solcher Damm, der nur zum Zerbrechen errichtet sei, gefährlicher Irrsinn sei. Und Narren jene, die ihn nicht zu pflegen verstanden. Und sie entließen alle Kommissare aus ihrem Dienst. Sodann hielten sie Reichsthing um neue Gesetze zu machen. Sie fügten die Dinge in folgender Weise: Kommissare der Zauberkunst sollte es nunmehr nicht wieder geben. Jeder Graf, Baron, jede Ystjarson und alle Statthalter sollten sich bemühen, einen fähigen Hofkundigen in den Dienst zu nehmen. Und diesen möge im Ratschluss mit den Priestern obliegen, Zauberkunde zu erlauben oder zu verbieten. Doch für alle Erlaubnis sollten sie auch Bürge sein, alle Verbote sollten die Danasonbrüder streng verfolgen. Das Reichsthing begann auch damit, Ardans Gesetz in jener Weise neu zu ordnen, wie es die Priester vorschlugen.
Die Hochfürstin verstieß ihren vinländischen Gatten und gab ihre Schwangerschaft bekannt.
Erneut schlugen Bestien zu. Ihre Herren sah man nicht.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das fünfunddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann damit, dass die Hochfürstin Zwillinge, einen Sohn und eine Tochter, gebar. Alle jubeln.
Unser Bruder Elias anh Arden wurde Dan.
Die Aufständischen unterwarfen sich nicht. Die Straße im Hügelland wurde ausgebaut. Nun nennt man sie den ehernen Pfad.
Im Dunklen Wald kam es zu Unruhen unter denen, die sich der Hochfürstin nicht unterwerfen wollen. Dort haben die Orks mehr gewütet als anderswo. Viele haben den sogenannten Schwarzen Cirkater gesehen.
Unser Hochfürst ließ sein Erbrecht auf den okostrischen Fürstentitel prüfen. Die Priester Des Göttlichen Richters sagten, Emendon müsse geloben, den gerechten Krieg in dieses Land zu tragen. Nur dann sei er berechtigt, diesen Titel vorläufig zu tragen. Der Hochfürst schickte Boten nach Okostria, die prüfen sollten, wer dem rechtmäßigen Fürsten, wer aber dem wahnsinnigen Thronräuber huldigen wolle.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das sechsunddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann damit, dass Marsiane wahnsinnig wurde. Sie beschuldigte Emendon aberwitziger Verbrechen und rief dazu auf, ihn zu ermorden, wenngleich sie dies einen Richtspruch nannte. Mehrfach fragten Boten, ob die Vorwürfe wirklich erhoben worden waren. Es zeigte sich, dass einige Gefolgsleute den Geist des Philonius hatten sprechen hören. Darüber hinaus nannte die Hochfürstin plötzlich die Sache von Ephraym eine gerechte Sache und sprach Modrias Erbrechte an den Titeln Ardors II. zu. Man sagt sogar, Trogan, der Schüler zweier Wiedergänger, habe sich zu Ardors II. Knecht gemacht. Natürlich ist dies Unsinn, weil unser Hochmeister nicht mehr lebt. Doch man sagt, dass ausgerechnet Trogan, der vier Jahre zuvor noch einen seiner flutländischen Cirkaterbrüder getötet hatte, weil dieser Ephrayms Sache gerecht genannt hatte, ausgerechnet Trogan Fürstenmörder, dem Jureks Urne aufgebürdet wurde, als nicht mal Gimor Nias anh Rhack sie hatte pflegen wollen, ausgerechnet dieser also sei von Ardor II. beauftragt worden, unter den Flutländern eine Botschaft zu verlesen, in denen er angeblich auf alles verzichtete und Modrias stattdessen das Haupt der Sippe Rhack nannte. Diese schlechte Lüge glaubten nicht mal die Aufständischen im Gebirge. Doch die Wahrheit in dieser Lüge ist das Folgende: Das Modrias nämlich sich mit Marsiane gegen die Arbonier verbündet hatte. Gewiss wollen die Beiden es so aussehen lassen, als würde der Bund erneuert, den einst Aribor mit dem Heiligen Karoman schloss. Doch Marsiane ist nicht ihr Vater und die Kinder und Enkel des Heiligen Karoman tadeln Modrias Anmaßung mit schreiendem Schweigen. Manche behaupten, in ihren schwachen Stunden würden sie gar darüber lachen.
Diese Neuigkeiten besprach unser Hochfürst mit seiner Geisel Flint. Dieser erkannte, wie er getäuscht worden war und versprach, das Kleine Volk in den Schoß des Rechts zurückzuführen. Er sollte die Vergebung des Hochfürsten finden. Der König des Kleinen Volkes huldigte dem Hochfürsten und die Seinen huldigten ihm. Denn das Kleine Volk liebte Ardor II. für den Schutz, den er ihnen vor den Flutländern gewährt hatte. Diesen Schutz versprachen nun nicht mehr Ephraym und die abtrünnigen Rhack, die sich lieber Marsiane angedient hatten, sondern allein der Hochfürst.
Die übrigen Aufständischen flohen, unterwarfen sich freiwillig oder wurden festgesetzt. Einige, darunter Gimor Nias, entsagten dem Kriegshandwerk und legten Demutsgelübde ab. Andere schmähten den Hochfürst bis zuletzt. Die Allverzeihende spendete ihnen die Gnade, die der Hochfürst ihnen nicht geben konnte. Emendon zog die Lehen und den Grundbesitz der Verräter ein und gab einen Teil davon der Sippe Miromeis und der Sippe Ardas.
Daraufhin setzte er schweren Herzens sein Heer in Marsch und baute von Nordern bis Burg Bärenfels Wachtürme und Kastelle, gleich denen der Grenzläufer. Damit wollte er die Gefolgsleute der Hochfürstin davon abschrecken, einen sinnlosen Krieg vom Zaun zu brechen. Bislang verstehen sie es.
Nachdem dies geschehen war, hatte unser Hochfürst einen Traum, in dem ihm der Geist der Insel264 erschien. Dieser sagte, Berrat habe sein Fürstentum dem Volk von Yddland, nicht Phosphoros geschenkt. Daher entließ Emendon Tassilo großzügig aus seinem Eid und sagte dem Inselvolk, es müsse den Geist der Insel nach Berrats Nachfolge befragen. Alle sagen, dass es in diesem Fall als Zustimmung zu werten ist, dass keine Antwort kam.
Als Amsira davon erfuhr, dass sie dem Hochfürsten vielleicht bald Waffentreue gegen die Hochfürstin würde leisten müssen, erbat sie von Emendon die Entlassung aus ihrer Vasallität. Denn sie sollte ihrem Schwiegervater auf den Thron der Insel Vada folgen. Der Hochfürst zog ihr trigardonisches Lehen ein und entließ sie aus ihrem Eid.
Nun hatten die Bergischen keine Gräfin mehr, wollten aber nicht in flutländische Knechtschaft geraten. Also fragten sie den Hochfürst, was zu tun sei. Der Hochfürst ging mit einem Heer nach Altberg, sicherte es gegen Norden und ließ die bergischen Edlen ihren Heerführer wählen. Dies ist Adalbert von Katernberg. Diesen machte der Hochfürst zu seinem Marschall für dieses Land und trug ihm auf, die gräfliche Gerichtsbarkeit der Bergischen verwaltend auszuüben.
Gleiches fügte er in der Ostprovinz: Algonkin den Normonter machte er zu seinem Senneschall für dieses Land. Diesen und Riane ernannte er auch zu Baron und Baronin der nördlichen, Said vom Morgenland und Sophie anh Quellgrund zu Baron und Baronin der südlichen Mündung des Tinarischen Kanals. Und zur Freude des Flussvolks machte er unseren Bruder Narek anh Garesch zum Senneschall von Arbon.
Als dies alles gefügt und die Türme und Kastelle der Grenzläufer erneuert worden waren, reiste unser Hochfürst zur Hochzeit des Christian von Blankenberg mit Askara von Hammerfest. Diese sind Freunde und Statthalter des Burgundenkönigs Phillip II. Mit ihnen vereinbarte der Hochfürst gegenseitige Huldigung der beiden Herrscher. Dies hatte er auch mit seinem alten Freund König Hagen erneuert. Und auch mit König Heinrich, König Richard, Königin Sophie Viviane, Fürst Wilmar, Fürst Janal, Fürst Heinrich dem Avarier, Fürst Johann dem Vexiner, Fürst Xarxon und Weiteren.
Der Hochfürst feierte das Fest der Freundschaft ohne Flutländer. Unser Bruder Estron wurde Dan.
Am Ende dieses Jahres gelang es unserem Herrn, einige Bestien, die aus dem Dunklen Wald gekommen waren, zu Tode zu hetzen. Dies war gewiss das Werk der sogenannten Schwarzen Cirkater, die Emendon davon abbringen wollten, auf Canuphers Wacht Brandweih zu halten. Doch seine Nichte Rykarda war während des Ritus der Heilige Jahan. Die Reiter unseres Herrn verfolgten die Bestien bis in den Dunklen Wald hinein und töteten alle.
Man feierte Brandweih und die zweite Sonnenwende und es wurde
das siebenunddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Erneut wurde unser Bruder Estron Dan.
Es zeigten sich keine Bestien und auch keine der sogenannten Schwarzen Cirkater in Arbon. Doch man sagt, dass es im Dunklen Wald noch immer Unruhen gibt.
Die Flutländer brachen keinen Krieg vom Zaun. Doch Tassilo rüstet zum Krieg mit Heinrich. Unser Hochfürst fürchtet, dass dies eine ungerechte Sache ist.
Im Jahr zuvor war in Dros Rock ein Wunder geschehen. Böse Geister hatten einen Drachen geknechtet. Baron Laertes Borund vom Grontenfelser Stamm, der das Land Dros Rock seit langer Zeit bewohnt, vertrieb die Bösen Geister und rettete den Drachen. Manche sagen, dieser Drache sei ein Abkömmling von jenem, der auch der Schutzgeist des Heiligen Karoman gewesen ist.
In diesem Jahr ließ der weise Laertes durch unseren Bruder Narek erklären, dass Emendon in Okostria eine gerechte Sache verfolge und er seine Freundschaft gewinnen wolle. Auch der Hochfürst sagte, er wolle Freund des Laertes werden.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das achtunddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann damit, dass der Hochfürst wieder das Heer versammelte. Denn es hatte Kunde gegeben, dass die Flutländer den offenen Krieg beginnen wollten. Doch die Kunde erwies sich als falsch.
Unsere Schwester Deria anh Tarlan wurde Dan. Sogleich sandte der Hochfürst sie in Begleitung des Senneschals der Ostprovinz und des Senneschals von Arbon zu König Heinrich.
Zwar wurde der Dan von einem Anverwandten Heinrichs brüskiert, doch Heinrich empfing sie mit um so größeren Ehren. Er versprach, dass von nun an alle Geistlichen Der Sieben, die sich in seinem Lande auf den Schutz des Hochfürsten beriefen, auch nur unseren Hochfürsten zum Richter haben sollten. Heinrich und Emendon berieten das Folgende: Tassilo solle von den Priestern dazu aufgerufen werden, von seiner ungerechten Sache abzulassen. Sollte er dennoch gegen den Willen Der Sieben Krieg führen, würde Algonkin Heinrich mit Schiffen helfen.
Derweil war Phillip II. heldenhaft gefallen. Ihm folgte seine Schwester Adelheid auf den Thron. Sie machte ihren Gatten Heinrich den Brabanter zu ihrem König.
Unser Hochfürst tauschte Gesten der gegenseitigen Huldigung mit König Hector, der einen gerechten Krieg im Lande Thaskar kämpft. Dies geschah auch zwischen unserem Hochfürsten und Fürst Helmbrecht. Die Beiden erklärten, dass die Sache unseres Hochfürsten in Okostria gerecht ist.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das neununddreißigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann damit, dass Laertes seinen Freund, den Grafen Eichenwall, der ein Vasall von König Rasim ist, dazu überredete, sein Ohr für die gerechte Sache unseres Hochfürsten in Altgar zu öffnen. Dieser und Emendon schickten Boten in Laertes Haus. Es zeigte sich, dass König Rasim dies seinem Vasallen weder erlaubt, noch verboten hat.
Erneut wurde unsere Schwester Deria Dan.
Beim Erntefest kam Eichenwalls Bote Elgar von Klammenstein. Der Hochfürst empfing ihn nicht, doch gewährte er, dass Andere ihn empfingen. Said und Sophie und unser Bruder Narek versprachen Eichenwall im Namen des Hochfürsten, ihn niemals ohne Ehrenfrist anzugreifen. Er versprach Emendon das Umgekehrte. Zum Pfand dieses Bundes soll an der Grenze zwischen Altberg und Eichenwall eine Marktburg errichtet werden, die beide Seiten zu gleichen Teilen verwalten sollen. Dort soll alles so gefügt sein, als ob Frieden zwischen beiden Ländern sei. Der Hochfürst gab dazu nicht seine Erlaubnis, aber er verbot es auch nicht. Ferner versprach Elgar, fromme trigardonische Pilger nicht von der Tür Klammensteins, seinem Lehen in Altgar, zu verweisen. Sie besprachen auch Weiteres.
Die Flutländer brachen, wie auch in den vier Jahren zuvor, keinen Krieg vom Zaun.
Es zeigten sich, wie auch im Jahr zuvor, keine Bestien und auch keine der sogenannten Schwarzen Cirkater.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das vierzigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann damit, dass unser Bruder Ephraym von Der Allverzeihenden in Ihre Arme geschlossen wurde. Der Dorec gab ihm ein, in den Süden zu pilgern, denn dort wolle er ihm Göttliche Einsichten offenbaren. Als unserem Bruder seine Täuschung offenbart wurde, richtete er sich selbst.
Der Hochfürst stiftete Freundschaft zwischen Sophie und Volkan II.
Herr Jardomer Dahan anh Marheb wurde Dan.
Im Lande der Lesath geschah ein Wunder. Varda, Statthalterin Des Göttlichen Richters, heilte Mut und Wunden ihres von den Bestien zuvor zerschlagenen Heeres allein mit der Macht Ihrer Stimme, sodass es den Feind niederwerfen konnte. Viele sagen, dass es eine fromme und gerechte Sache sei, den Kreiszug zur Bastion der Lichtbrüder im Lande der Lesath anzutreten.
Beim Herbstfest versammelte der Freund unseres Hochfürsten, Sieghard, viele Edle und Herolde und auch einige Fürsten im Hause seines Bruders Wilmar. Diese schlossen einen Bund gegenseitiger Huldigung und Hilfe, den wir Hanse zu nennen wissen. Unser Hochfürst tauschte Gesten der gegenseitigen Huldigung mit Königin Adelheid. Doch aufgrund der Natur dieses des Bundes kam es zwischen dem Freund unseres Hochfürsten, Fürst Xarxon, und einigen seiner Vasallen, die durch die Versprechen ihres Herrn zu Schaden kommen mögen, zu Streit, was Emendon besorgt.
Uns erreichte grauenhafte Kunde vom frankonischen Stamm. Dessen Land Luhenburg, welches dem Lande König Hagens, dem Lande König Hectors und auch Okostria benachbart ist, ereilte ein Elend, welches die Montrowische Plage in ihrem Schrecken noch übersteigen soll. Der Frankonenfürst Helmbrecht, den Freundschaft mit unserem Hochfürsten verbindet, ist dabei ums Leben gekommen. Zornige Geister sollen mit Brand, Sturm, Flut und Dürre zugleich alles verdorben haben. Perverse Daimonen sollen Wahn und Verderben in jeden Winkel dieses Landes getragen haben, welches nun allseits gemieden werden muss. Es heißt, die Frankonen hätten die Strafe für die Missetaten ihrer Ahnen ertragen müssen. Ferner heißt es, dass die Omen ihnen geweissagt hätten, welches Schicksal sie ereilen würde. Doch es heißt auch, dass sie es ohne Furcht und ohne Klage hingenommen, ja herbeigesehnt hätten, um ihre Nachkommen von den Flüchen der Vorfahren zu erlösen. So starb Helmbrecht von Meinertzhagen, Herzog von Luhenburg und Richter seines ganzen Stammes.
Zuvor schon hatte Helmbrechts Tochter Mariamne, die Weiseste unter den frankonischen Kundigen, unserem Herrn berichtet was geschehen müsse. Emendon hatte darum Helmbrecht das Ringland verpachtet und Hagen seinem fliehenden Volk freies Geleit durch sein Land gewährt. In allen Tempeln und Klöstern soll für sie gebetet werden. Möge uns nach der Schneeschmelze tröstlichere Kunde erreichen.
Die Flutländer brachen keinen Krieg vom Zaun.
Man feierte die zweite Sonnenwende