Jahresschrift unserer wehrhaften Bruderschaft
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Inhaltsverzeichnis
Der letzte Große Stammeskrieg
Einst, nachdem Die Weltväter sich in ihrem Streit zu Tode gebracht hatten, Die Götter entzweiten und dadurch die vergängliche Zeit in Bewegung gesetzt worden war, nach Botans Frevel und der Verbannung Des Feuergottes, nach der Erschaffung des Kleinen Volkes, nachdem Der Arbo seine Richtung geändert hatte und nach dem Erstehen der Orks und anderen Bestien und der Elben, als die Welt im Großen und Ganzen so geworden war, wie sie auch heute noch ist, begründete der Heilige Danason das Goldene Königreich von Gar.
Es war ein Reich des Rechts und der Tugend, wie es noch keines zuvor gegeben hatte, doch es sollte nicht bleiben. Man weiß nicht mehr, wie es im Einzelnen dazu gekommen ist, dass die Königinnen und Könige sich mit ihren Anverwandten zerstritten, sich gegenseitig vertrieben und bekämpften und welche finsteren Mächte noch im Verborgenen gewirkt haben mochten, um es zu Fall zu bringen. Doch es stürzte und in seinem Sturz entfachte es den schwelenden Hass, der zwischen den Kindern Des Natan und denen Des Ischan seit Anbeginn der Zeit gewesen war, zu neuer Glut.
Für lange Zeiten führten die Stämme immer neue Kriegerscharen gegeneinander, bis alle Freundschaft vergiftet, alle Brüderlichkeit erloschen und die Erinnerungen an gerechtere Zeiten fast vergessen waren. Einzig ein Teil der ausgedehnten Hochmoore, die wir Flutland nennen und in denen Der Arbo entspringt, blieb eine sichere Heimstatt der Kinder Ischans, sodass sie sich Flutländer nannten. Und nur ein Teil des fruchtbaren Arbotales war Natans Kindern als Zuflucht geblieben, so dass sie sich Arbonier nannten. Überall sonst, ob in den Bergen, Hügeln, Ebenen und Wäldern schlugen die Menschen einander tot. Auch die Verstoßenen, das schwindende, in die Wälder verbannte Elbenvolk, kämpften wechselnd und ohne Bundestreue auf beiden Seiten mit, um mit Schläue ihren Niedergang aufzuhalten. Selbst das Kleine Volk, dass in vielen Burgen und versteckten Tälern rund um das Flutland heimisch war und mit niemandem in Streit geraten wollte, wurde in den Krieg hineingezogen. Schließlich wussten sie keinen anderen Rat, als es zu halten wie die Elben.
So konnte es lange keinen Sieger geben, während die Früchte der Niederlagen allseits üppig gediehen. Doch dann wurde Natans edelster Nachkomme, Karoman Phadrhack, der Sohn der Phadra Rikarda Hekate aus dem Hause Rhack, zum Heerführer der Arbonier gewählt, nachdem sein Vater Hektor Karoman, der die Krieger neunzehn Jahre angeführt hatte, ruhmreich gefallen war. Karoman war so streitbar, dass Der Waffengott ihm viele Siege schenkte und die Flutländer zu wanken begannen. So kam es, dass viele von ihnen sich lieber freiwillig zum Frieden wenden wollten, als durch den Untergang dazu gezwungen zu werden.
Der Heilige Krieg
Da trafen sich, von Der Göttin Der Weisheit geführt, die Priesterinnen Canuphira, eine Tochter Natans, und Phejana, eine Ischanstochter. Sie hielten Rat und erkannten den Willen Der Götter in den alten Überlieferungen. Daher wussten sie, dass die Stämme durch die Schlichtung des gerechten, götterfürchtigen und besonnenen Kriegers, den wir den Dan zu nennen wissen, zum Frieden bewogen werden konnten. Um den Dan zu bestimmen riefen sie die Heerführer zum Fest der Freundschaft, das viele Menschenalter nicht mehr gefeiert worden war. Beim Waffenspiel obsiegte der Heerführer des Kleinen Volkes, Ferangosch anh Harog, doch er zeigte sich nicht besonnen und nur wenig götterfürchtig, als die Priester ihn prüften. Also erschlug ihn Karoman und der Frieden des Festes zerbrach.
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Doch die Arbonier warfen die Flutländer nicht nieder. Denn Canuphira und Phejana waren von Schuld und Schande unbefleckt, als sie Die Götter nach einem Zeichen baten, was mit Karoman geschehen solle, nachdem er den Frieden beim Fest der Freundschaft gebrochen hatte. Den Göttern aber gefiel es, Karoman zu entrücken und im Kreise der Nebelgeister verborgen zu halten, um ihn zum Werkzeug Ihres Willens zu machen. Ein Jahr lang wusste kein Arbonier, ob aus dem Hause Rhack oder einem anderen, was mit ihrem Herrn geschehen sei. Die Flutländer aber nutzten die Gunst der Stunde, wählten Aribor, den Sohn der Ystjarson Krul, zu ihrem neuen Heerführer und warfen die Arbonier vielerorts zurück. In dieser Not verlangten viele arbonische Herren, dass ein neuer Heerführer gewählt werden müsse. Dies wurde der Baron Volkan Sarymor, Sohn von Beru Nurynay, aus dem Hause Garesch vom Flussvolk.
Ein Jahr hielten Die Götter Zwiesprache mit Karoman. Die Himmlischen Hunde brachten ihm Das Schwert, Das Den Frevel Sühnt und Der Herr Des Feuers machte ihn zum Wächter darüber. Karoman erkannte, dass das Unglück des Brudermordes erneut über Ischan und Natan gekommen war und dass das Gesetz der Verstoßenen vielerorts gebrochen wurde. Denn in ihrer Verzweiflung hatten die Elben damit begonnen, sich Männer und Weiber der Menschen zu nehmen, um ihre Kinderlosigkeit zu lindern.
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Schließlich ging Karoman zum siegreichen Aribor und erzählte ihm davon, dass er ausersehen sei, den Frevel zu sühnen und den Stämmen Schlichtung zu bringen. Man weiß nicht, ob Aribor Karoman glaubte, aber er glaubte Phejana. Beide erkannten, dass zwischen Arboniern und Flutländern kein Frieden sein konnte, solange die Elben und das Kleine Volk in ihrer Furcht vor den zahlreichen Menschenkindern nicht davon abließen, die Zwietracht zwischen ihnen zu schüren. So ließen Karoman und Aribor die Fürsten der Zwerge und der Elben wählen: Unterwerfung oder das Schwert. Die Zwerge befragten die Omen und unterwarfen sich. Die Elben aber blieben für das Wort Der Götter taub und riefen stattdessen nach ihren Bundesgenossen. Und wie es dem Schicksal gefiel, waren das zu dieser Zeit die Arbonier.
Volkan befragte das Orakel des Flusses ob der Botschaft der Elbenfürsten, doch vergaß er, auch nach der Botschaft Karomans zu fragen. Dies wundert nicht, da er sich nun als Herr der Arbonier wähnte und gar nichts vom vorangegangenen Heerführer wissen wollte. So sagte Arbo, dass keine Lüge in der Botschaft der Verstoßenen sei und diese ihn nicht betrügen würden. Also versammelte Volkan alles Flussvolk im Süden, schickte nach den Reitern in Nord und West und zog rasch aus, um die Elben gegen ihre Feinde zu verteidigen, wie die Arbonier und auch die Flutländer es ja schon oft getan hatten.
Die Freunde der anh Rhack aber schlossen sich Karoman und Aribor an, mit ihnen gingen die anh Tarlan, die anh Casan und die anh Balik und am Erlenfels berieten die Tesch, ob ihre Treue dem alten oder dem neuen Heerführer gelten solle. Unter diesen sprachen Karomans Gefährtinnen Natascha Emendur und Gimur Batu Sarantuja für diesen und für den Glauben, aber gegen Volkan und gegen die Gewohnheit. In ungekannter Eintracht folgten alle Reiterhirten dieser Fürsprache. Nur die Argaine schienen mit dem Flussvolk ziehen zu wollen, doch so war es nicht. Ihr Baron Sairan, der Sohn von Jura Corgunath, war Karoman entgegen geritten und wollte persönlich sehen, ob dieser wirklich noch lebe. Als er fort war kam aber Volkans Heer und durchzog sein Land. In Unkenntnis des Willens ihres Herrn ließen die Argaine sie passieren.
Als Karomans Heer davon erfuhr wurde es unruhig, war ihnen doch ein rascher Sieg prophezeiht worden, nachdem es nun nicht mehr aussah. Karoman gebot den Kriegern, sich, so wie es einst die Reiter des Heiligen Danason getan hatten, das Zeichen des Kreises auf die Schilde zu malen und suchte den Kampf im Dunklen Wald. Den Göttern gefiel es, all ihre Streiter für neunundvierzig Tage zu Cirkatern zu berufen und unbesiegbar zu machen. Nach nur neunundvierzig Tagen obsiegten sie gänzlich. Aribor konnte Volkan in Gefangenschaft führen, der sich aber lieber in die Arme Der Allverzeihenden bettete, statt Schande über sich zu bringen. Da gerieten Flussvolk und Elben in Verzweiflung und konnten nicht mehr widerstehen.
Im Innern des Kreises Der Mysterien, nahe dem Herzen des Dunklen Waldes, suchten die letzten Elbenfürsten Zuflucht vor der Strafe Ischans und Natans, öffneten Den Göttern wieder ihre Ohren und beteten zur Königin Des Himmels als Beschützerin der Verfolgten. Viele weise Hexer von Natans Blut wollten noch immer nicht von ihrem Bund mit den Halbmenschen ablassen, allen voran Phadrhack Natan anh Ria, Sarymor vom Silbermeer, Rhackson Saryma anh Garesch, Gordogal Natanssohn und der junge Phosphoros, der heute Sohn der Dämmerung genannt wird. Sie wussten, dass Karomans Heer vor ihren Flüchen nicht mehr gefeit war, denn man zählte den fünfzigsten Tag des Heiligen Krieges. Also handelten sie mit Karoman und Aribor, Canuphyra und Phejana Bedingungen aus: Alle Elben, die der König von Taur Kyriad aufnehmen wollte, bekamen freies Geleit dorthin. Alle Krieger des Flussvolkes, die ihre Bande in die Heimat abbrachen und aller Rachepflichten entsagten, durften im Dunklen Walde bleiben und sollten ihrerseits von Vergeltung verschont sein. Diese Wahl trafen die Verwandten Phadrhacks, die des Phosphoros und einige mehr. Ihnen sollte es fortan obliegen, gemäß dem Gesetz der Verstoßenen über die verbleibenden Elben und Halbelben zu richten. Und um Krieg zu führen musste sich das Waldvolk von nun an die Erlaubnis sowohl der Arbonier, als auch der Flutländer einholen. Und wer ein Haus im Dunklen Wald baute, musste es den Göttern schenken und wer die Götter nicht ehrte, sollte kein Haus haben. So wurde es gesprochen und so geschah es.
Im Innern des Landes der Arbonier ordnete Karoman die Dinge in jener Weise: Alle Arbonier sollten Karoman huldigen. Die Freunde des Hauses Rhack wurden von diesen mit Ehegatten und Beute reich belohnt. Volkans Verwandten sollte vergeben werden, aber das rechte Ufer Arbos sollte fortan jenen Tesch gehören, die dort siedeln und sich das Flussvolk dort tributpflichtig machen wollten. So nahm Natascha Emendur den Norden davon und ihre Sippe benannte sich und ihr Land nach dem Erlenfels, während viele kleine Sippen den Süden nahmen und für sich die Namen der Orte wählten, an denen sie nun siedelten. Derer Edelsten waren die anh Arden. Und alle Arbonier huldigten Karoman.
Mit Aribor ordnete Karoman die Dinge in jener Weise: Alle sollten Karoman huldigen. Jedes Jahr sollte das Fest der Freundschaft gefeiert werden. Vor allen Rachetaten und jeder Fehde zwischen Flutländern und Arboniern sollte stets Schlichtung angerufen werden und Schlichtung sollte auch am Ende aller künftigen Waffentaten sein. Von den Festlanden sollten die Flutländer einen Teil des Tejadun bekommen, nämlich alles nördlich von Nordern, jedoch nichts im Süden davon. Alle Festlande südlich des Dugor Harog sollten die Arbonier unterwerfen dürfen, alle Festlande nördlich davon die Flutländer. Und im Dugor Harog sollte jede Sippe des Kleinen Volkes frei wählen dürfen, ob sie sich dem Heerführer der Arbonier oder dem Heerführer der Flutländer unterwerfen wolle. Viele vom Kleinen Volk unterwarfen sich den Flutländern. Die Übrigen huldigten Karoman und Aribor huldigte Karoman.
Den Göttern gefiel es, wie die Dinge in den trigardonischen Landen geordnet wurden. Doch zu dieser Ordnung gehört, dass der Frieden am Fest der Freundschaft nicht gebrochen werden darf. Also lehrten Sie die Stämme, dass Sterbliche, die Werkzeug Ihres Willens sind, mit Ihrem Segen alles erreichen können, ohne ihn aber nichts sind. Diesmal wählten Sie die niedrigsten Wesen als Vollstrecker Ihrer Rache aus. Sie schlugen sieben Halbelben mit Wahnsinn und gaben ihnen ein, ihr eigenes Leben zu verachten, wenn sie nur Karoman mordeten, dazu noch Canuphyra und Phejana, die beide von ihm schwanger waren, weil Die Götter nicht wünschten, dass diese Kinder geboren würden. Und so geschah es. Alle Mörder kamen auch zu Tode und ihre Namen sollen vergessen sein!
In dieser Not entschied das neue Sippenoberhaupt des Hauses Rhack, Karomans Schwesterwitwe Sarima Niloofar, Karomans zweite Witwe Arda Gimur gut zu verheiraten, die Ehe ihres Neffen Ardor, des Sohns von Rahel Cara, der im Heiligen Krieg noch ruhmreicher als Aribor gestritten hatte und Zeuge aller Friedensabschlüsse war, zu scheiden, seine Gattin Arda Deria gut zu verheiraten, ihn selbst zu heiraten und damit zum Sippenoberhaupt und Heerführer der anh Rhack zu machen. Die Söhne, Töchter und Enkel Karomans schickte sie mit weisen Lehrern zu einem geheimen Ort. Sie stärkte die Freundschaftsbande zu Karomans Gefährtinnen Natascha anh Erlenfels und Gimur anh Tesch, die einen Sohn und eine Tochter von Karoman hatten und erklärte vor Den Göttern und den Menschen, dass sie Rachepflichten für diese Kinder auf sich nehmen würde. Mit diesen beiden verabredete sie, dass Ardor mit Aribor, Phadrhack und den Fürsten des Kleinen Volkes die mit Karoman geschlossenen Verträge erneut beeiden sollten. Nur so konnte der junge Frieden im Lande bewahrt werden und den Göttern gefiel es.
Die Ordnung wurde bewahrt, denn Aribor wollte kein neues Blutvergießen. Doch er verweigerte Ardor die Huldigung. Als Ardor nun von den Edlen der Arbonier Huldigung verlangte, leisteten dies nur Wenige, nämlich nur die anh Balik, die anh Tarlan, die anh Casan, die Erlenfelser, die Nachkommen des Korgunath und wenige Andere. Da verlangte er Geiseln von allen Anderen, die er auch bekam. Dennoch wollten sie ihn nicht zum Heerführer wählen, denn sie sagten dieses: Wenn Ardor nun schon Frieden mit Aribor gemacht hatte, bräuchten die Arbonier auch keinen gemeinsamen Heerführer. Nun wusste man nicht, wie man dieses Jahr zählen sollte, in dem zum ersten Mal seit Menschengedenken die Arbonier keinen gemeinsamen Heerführer mehr hatten. Die weisen Lehrer von den Schulen des Ischan entschieden daraufhin, dass dieses erste Jahr ohne Heerführer damit wohl das nullte einer neuen Zählung sein müsse.
Die Heilige Schrift
Im Dunklen Walde baute Phadrack sein Haus und fortan nannte seine Sippe sich anh Ria. Weil er weise und kundig war, suchte alles Waldvolk, ob Arbonier, Flutländer oder Elb, seine Schlichtung und machte ihn zu ihrem Richter. Niemals wankte er dabei, die Bürde zu tragen, die Die Götter ihm als Richter des Gesetzes der Verstoßenen im Dunklen Walde auferlegt hatten. Als ihm prophezeit wurde, dass er ob seines Umgangs mit den Verstoßenen nur ein einziges Kind, gar nur mehr einen Sohn, haben würde, dankte er Den Göttern für die Gnade, überhaupt ein Kind zu haben. So fromm war er. Sein Ruhm war so groß, dass selbst Weise aus dem Süden oft und gern bei ihm zu Gast waren. Unter diesen war Sarymor vom Silbermeer und zu dessen Freunden gehörte Wastan, den wir heute den Gerechten nennen. In großer Sorge kam er ins Land der Trigardonen, weil die Stadt der Alten Könige endgültig verlassen worden war, am Arbodelta niemand mehr in der Sprache Ischans und Natans betete und alle Hoffnung verloren war, dass Anreas Königin die Linie Gars fortsetzen würde. Also fragte er in Phadrhacks Haus, ob es in Nordern dafür Hoffnung gebe.
Die Weisen und Kundigen gaben Wastan das Folgende zur Antwort: Nicht nur das Alte Gar im Süden, sondern auch die nördliche Königsstadt sei verfallen, wenngleich das Steppenvolk beider Stämme den Frieden dort um des Handels und sicherer Winterlager Willen bewahren würden. Einige Sippen hätten mit einigem Recht den Anspruch darauf, die Königswürde fortzuführen, derer Mächtigsten seien die anh Rhack, die anh Argaine und die anh Garesch, die neben der Blutlinie auch Lehen von den Alten Königen hielten. Und auch im Kleinen Volk und bei den Elben sei die Erinnerung an die Goldenen Zeiten noch wach, derentwillen sie ihre Fürstentümer die Alten Reiche nennen würden. Und sie berichteten ihm, wie Karoman alle unterworfen hatte doch gestorben sei, ehe noch das Neue Gar hatte erbaut werden können. Dennoch sei kein nennenswerter Krieg mehr, weil Karomans Vertrag eingehalten wurde, was rätselhaft sei. Es sei, als liege ein heilsamer Schlaf über dem Land. Da erkannte Wastan das Wirken Der Götter im Norden und weil er zum Priester geweiht, wollte er es ergründen und sein Leben dem Neuen Gar widmen. Und dies wollten fortan auch Phadrhack und seine Freunde.
Derweil baute Aribor zwischen den drei größten Seen des Flutlandes Der Herrin Des Wassers ein Haus und gab der Ystjarson Joscha die Aufsicht darüber. Und in Nordern baute man Dem König Des Himmels ein Haus. Und im Längstal von Arbon baute man je ein Haus für Den Herrn Des Feuers und Den Göttlichen Richter. Und das Kleine Volk sagte, dass Der Grimmige Vater kein Haus wolle, da Er Das Haus Der Häuser ist. Stattdessen fuhren sie damit fort, das Haus Der Herrin Der Vier Winde Des Himmels im Dugor Harog zu pflegen. Und den Göttern gefiel es.
Derweil siedelten sich im Tal des Derian die Montrowen an, Barbaren von den Inseln, so auch Bergische, Volk aus Anrea und Weitere. Diese alle gerieten miteinander in Streit. Und mit dem Kleinen Volk und den Arboniern. Die anh Namar, anh Caja, anh Casan und Weitere riefen ihre Verwandten vom Flussvolk und den Tesch zur Hilfe. Sie besiegten alle, doch den Montrowen gelang es, ihre Burg Fahlgen und ihre Freiheit zu verteidigen. Sie huldigten Ardor und bekamen Frieden. Dann eroberte Mavis Trebor anh Tesch das Land bei den Quellen des Derian, siedelte dort und seine Sippe nannte sich anh Quellgrund.
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Derweil sah Tandor, der ein Knecht Der Herrin Der Unterwelt ist, den ehrwürdigen Vater Sebai Juron, der in den Tagen Des Heiligen Danason Priester gewesen war. Dieser befahl Tandor zu schreiben. Und er schrieb, während er noch schlief, einen rätselhaften Pfad auf. Wenngleich er ihn nicht kannte sah er, dass er durch alle Alten Reiche führte. Weil er es nicht deuten konnte, ging er zu Phadrhacks Haus, um mit diesem und mit Wastan, Sarymor, Rhackson, Gordogal und Phosphoros Rat zu halten. Sie beschlossen, dass Sieben waffenlose Pilger dem Pfad des Sebai Juron durch die Alten Reiche folgen sollten. Denn wenn es Der Pfad Der Götter sei, würde ihnen kein Leid geschehen. Und siehe: Am Ende des Pfades hatten sie alle Alten Reiche durchwandert und waren nahe dem Anfang angekommen, wo das geheime Haus Der Schönen Göttin steht, das nur jene sehen können, denen Sie Selbst die Augen dafür öffnet.
Dort fanden sie die Heilige Schrift. Man fragte, was dies sei, was die Pilger gefunden hatten. Nur Wastan und Sarymor, die aus dem Süden stammten, wussten Antwort: Das Wissen um die verronnenen Sandkörner und der Strahlen vergangenen Lichtes sei überall bei den Kindern Ischans und Natans und in den Alten Reichen noch vorhanden. Doch es sei wie ein Klumpen Lehm, aus dem ohne Ordnung kein Haus gebaut werden könne. Die Heilige Schrift sei das Wissen um diese Ordnung. Und alle jubelten, denn wer zuvor keinen Weg kannte, sah nun einen Pfad und wer zuvor den Pfad gesehen hatte, durfte nun den Kreis schauen. Und siehe: Es war das vierzehnte Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman, Riacommon in Ewigkeit, Almarna!
Das Reich des Gesetzes
Die Weisen und Kundigen zogen aus und verbreiteten das Wort Der Götter bei den Großen der Arbonier, Flutländer und des Kleinen Volkes, sodass es nur wenige Jahre danach in allen trigardonischen Landen bekannt wurde. Doch im Innern des Kreises der Mysterien kam es zu Streit: Den Kundigen war das Haus Des Mondes offenbart worden. Phadrhack und Gordogal verlangten darum, dass alle Kundigen und alle Priester Der Göttin Des Wissens das Gelübde ablegen sollten, gemäß der Regel des Hauses unter einem gemeinsamen Meister zu leben, die Bande zu ihren Sippen abzubrechen, das geheime Wissen zu sammeln und zu ordnen und nur den Geweihten und Verschworenen des eigenen Hauses zu offenbaren und von Allen Göttern Die Königin Des Himmels am meisten zu lieben. Doch Rhackson und Sarymor wollten davon nichts wissen. Da wählten sie den Jüngsten unter sich als Schlichter und dies war Phosphoros. Dieser sagte, dass Phadrhack und Gordogal ihren Orden gründen sollten, aber nur Jene ihm angehören sollten, die ihr Gelübde gemäß Recht und Sitte mündig und freiwillig ablegen wollten und niemand sie dazu zwingen dürfe. Denn so hielten es auch die Häuser Der Anderen Götter. Da verließen viele Kundige den Dunklen Wald. Und obgleich Phosphoros hernach noch oft zu Gast in Phadrhacks Haus war, schloss er sich dem neuen Orden nicht an. Kurz darauf starb Phadrhack und sein Sohn Philonius Phadrhack folgte ihm in allen Würden nach.
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Derweil wählten die Priester Des Richtergottes Wastan zu ihrem Meister. Dieser hielt die Freundschaft zu Phadrhacks Haus wie auch zu Phosphoros, Rhackson und Sarymor und zu allen Priestern Der Sieben. Er wurde auch Freund mit Ardor und Sarima, Sairan und dessen Sohn Rikasch, Volkans Sohn Jury Cajetan und anderen arbonischen Großen, sowie Aribor und dessen Bruder Drebick, der Ystjarson Joscha Miramasiel, der Ystjarson Borgon Camupher Ba und anderen flutländischen Großen, sowie Flint, Nurippa, Bolgunn, Calinop, Mina und weiteren Sippenoberhäuptern vom Kleinen Volk. Mit all diesen sprach Wastan über das Neue Gar, wobei ihm Phadrhack, Sarymor und Weitere nach Kräften halfen. Alle wollten die Alten Könige ehren, in einem gemeinsamen Reich leben und die Priester schützen. Doch weil Mehrere die Alten Könige zu ihren Ahnen zählen konnten, sie alle aber Arbonier waren, denen Aribor nicht gerne huldigen wollte, wusste man nicht, wer der Oberherr von allen sein solle. Da sagten die Omen, dass Der Göttliche Wille so lange durch Wahl festgestellt werden solle, wie es nötig sei. Also suchte man, ein großes Thing zu versammeln.
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Die Zwerge wählten Flint zu ihrem König, wenngleich böse Lügner sagen, dass Calinop diese Ehre zugestanden hätte. Die Halblinge, Montrowen und sonstigen minderen Stämme sandten Mina. Die Priester wählten Wastan und die Kundigen Philonius zu ihren Ersten und alle Flutländer huldigten erneut Aribor. Da ging Sarima zu Sairan und schlug ihm vor, dass Ardor seinem Sohn Rikasch als Heerführer huldigen würde, wenn dieser verspräche, Lea Adalbera, die Tochter des Barons Jury, mit der Rikasch eine Tochter hatte, nicht zu heiraten. Er würde stattdessen die edelste Braut aus der Sippe Rhack erhalten, wenn Rikasch nur Ardor im Thing zum Oberherrn der Stämme wählen würde. Sairan sagte, dass es so sein solle. Und alle Arbonier huldigten Rikasch.
Sechsmal wählte das Thing, doch immer verweigerte sich Aribor Dem Göttlichen Willen. Da wurde er des Things verwiesen und Ardor wurde gewählt. Nordern huldigte Ardor, alle Großen nannten ihn ihren Größten und alle Fürsten nannten ihn ihren Höchsten. Ardor ordnete die Dinge in dieser Weise: Alle Stämme und das Waldvolk sollten ihm Tribute bringen und ihm Heerfolge leisten. Die Priester sollten seine Gesetze schreiben und die Kundigen seine Omen deuten. Das Neue Gar sollte den Namen Trigardon tragen, weil es dreifach Gar sei, was in der Sprache des Kleinen Volkes Uszcet-Gar-Dun heißt: Das Haus des dreifachen Gar. Denn ob seines südlichen Erbes, ob seiner Hoheit über die Alten Reiche und ob der Fruchtbarkeit in seinem Herzen ist es dreifach Gar, das in der Nacht war, in der Dämmerung ist und am Tage sein soll. Und sein Zeichen ist das Der Drei Götter Des Himmels.
Doch Aribor wollte aus dem Heute ein Gestern machen und führte sein Heer nach Nordern. Derweil hatte Ardor, der nicht ahnte, wie schnell sein alter Waffengefährte sich gegen ihn erheben würde, sich auf eine Reise nach Osten begeben, um Tribute einzufordern und die Freundschaft der Bergischen zu gewinnen. Doch Rikasch und Flint begegneten den Aufständischen, ehe sie bei der Stadt eintrafen. Beide Seiten kämpften tapfer, doch schließlich wandten die Flutländer sich zur Flucht. Einige von ihnen aber, die die größten Jäger aber die schlechtesten Krieger unter ihnen sind, so dass die Flutländer sie Wölfe nennen, waren nicht mit Aribor marschiert, sondern waren heimlich Ardor in den Osten gefolgt, wo sie ihn auf dem Rückweg in die Heimat mordeten. So starb Ardor, der erste dieses Namens, der erste der Hochfürsten des Neuen Gar, in den ersten Tagen des zwanzigsten Jahres nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
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Als Rikasch dies hörte, wollte er sogleich die Rachepflicht erfüllen und ritt mit seinen Getreuen in die Moore um die Mörder zu stellen. Aribor hätte dies vielleicht trotz der vorherigen Niederlage verhindern können. Doch als er hörte, was die Wölfe getan hatten, packte ihn die Abscheu und er verstieß sie. Rikasch brachte es zuwege, sie alle zu finden und zu tilgen. Als er heimkehrte erwartete Wastan den siegreichen Heerführer in Nordern. Er wollte ihn gemäß der alten Sitte, welche dem die Nachfolge Ermordeter zuspricht, der auch die Rache vollzieht, zum Hochfürsten vorschlagen. Aber so kam es nicht. Vielmehr wollte Rikasch die Schande tilgen, dass es ihm nicht gelungen war, den Hochfürsten zu beschützen. Also nahm er sein Schwert und begab sich in die Arme Der Allverzeihenden.
Nun hielt Ardors Sohn, Ardor Gimor, Sohn der Arda Deria, Rikaschs Totenrede und alle Arbonier huldigten ihm. Des Bundes zwischen ihren Häusern und seiner großen Würde wegen machte er den alternden Sairan zum ersten unter seinen Kriegsherren. Erneut wurde das Thing versammelt und Wastan, Philonius, Aribor, Ardor Gimor, Flint und Mina wählten Wastan zum Hochfürsten, um den Thron des jungen Reiches nicht lange unbesetzt zu lassen. Wastan ordnete die Dinge in jener Weise: Was Ardor gefügt hatte, sollte bestehen bleiben. Was künftig ein Hochfürst füge, sollte bestehen bleiben und selbst der Hochfürst sollte daran gebunden sein. Und um es anders zu fügen, müsse er das Reichsthing befragen. In jeder Richtung des Himmels sollte fortan ein Richter sein, der in treuem Dienst zum Hochfürsten und der Sitte gemäß Recht zu sprechen habe. Diese Richter, die wir Grafen zu nennen wissen, waren die Folgenden: Philonius im Westen, Aribor im Norden, Ardor Gimor im Süden und Ove, der Heerführer der Bergischen, im Osten. Denn auch die Bergischen wollten Teil dieses Reiches des Gesetzes sein. Den Richtern sollten die Edlen ihrer Stämme Rat und Dienst versprechen, wofür die Richter ihnen Schutz und Treue schenken sollten. Die minderen Stämme aber, die keine Grafen hatten, durften sich dem Grafen unterwerfen, den sie wählten. Das Waldvolk wählte Philonius und am Derian wählten Einige Ardor Gimor, andere Ove. Und siehe: So geschah es und es war weise und gerecht.
Nun empfing Wastan Herolde aus Equinox, von wo aus Anreas König seit dem Untergang des Alten Gar herrscht. Diese waren Asson aus dem Haus Morai und Lorn aus dem Hause Verhack. Diese verlangten, dass sich der Herr des Neuen Gar niemals zum Herrn auch des Alten ausrufen möge. Wastan versprach dies, wenn Anreas König dafür niemals die Hand nach dem Land ausstrecken würde, in dem das Alte Gar einst erbaut worden war. Diesen Vertrag schlossen sie und es war rechtens. Nun merkte das Volk, dass Wastan nur schwer mit Krieg drohen konnte. Dieser hatte sich vorgestellt, unter den Grafen auch seinen Heerführer finden zu können. Denn weil er Priester war, durfte er das Heer nicht selber führen. Doch das Heer wollte lieber einen anderen Hochfürsten, also versammelten die Großen das Reichsthing.
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Das Reichsthing wählte Rerik Gismund Karoman, den Sohn von Kahalla Kara anh Rhack, die von Karomans Töchtern die erste unter jenen gewesen war, die seiner Sippe ein Kind geschenkt hatte. Von nun an sollte er Karoman, Zweiter dieses Namens, genannt werden und Ardor Gimor wurde Ardor, Zweiter dieses Namens, genannt. Wastan, der nur nach dem Gesetz handeln wollte, beugte sich Dem Göttlichen Willen, legte nicht nur die Insignien des Hochfürsten, sondern auch die Würde des Meisters im Hause Der Dämmerung ab und begab sich ganz allein auf Wanderschaft, um pilgernd den Willen Der Götter zu ergründen. Doch er hatte die Aufgaben erfüllt, die Die Götter ihm auferlegt hatten, so dass er vor den schlimmen Taten böser Mordbuben nicht gefeit war. Sicher erkannten sie ihn nicht einmal, als sie ihn beraubten und zu Tode brachten. Man fand seinen Leichnam im Winter des einundzwanzigsten Jahres nach dem Martyrium des Heiligen Karoman und alle im Lande trauerten bis zur Schneeschmelze, allen voran der junge Hochfürst.
Karoman II. ordnete die Dinge in jener Weise: Das Reichthing sollte nicht mehr das Recht haben, den Hochfürsten abzusetzen. Alle Ritter sollten ihre Knappen zu ihm bringen, wenn sie ihre Eide leisteten und aus seiner Hand allein die Ritterwürde erhalten. Doch die Grundherren sollten den Grafen und Baronen zu Rat und Dienst verpflichtet sein, die ihnen dafür Schutz und Treue schulden sollten. Dem König der Zwerge gab er die Hoheit über alles Kleine Volk. Aribor gab er die Hoheit über den König der Zwerge. Was die Alten Könige den Baronen Sairan, Volkan und seiner eigenen Sippe gegeben hatten, gab er nun mit dem Segen seines Vetters Ardor II., den er dafür brauchte, auch den Montrowen, den Quellgrundern, den Arden und den Erlenfelsern. Entlang der Grenzen im Süden des Reiches ließ er Kastelle bauen, so dass er stets Kunde durch seine Grenzläufer erhielt. Und so geschah dies alles:
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Am Unterlauf des Thalan gab es Streit zwischen dem Burgundenkönig und dem Inselvolk, das an seiner Mündung siedelt. Sie konnten sich nicht einigen, wem das Land gehören solle, das der Grafschaft Altberg gegenüber liegt. Daher rüsteten sie zum Krieg und schickten Boten zu Karoman II. um seine Freundschaft zu gewinnen. Die Montrowen wollten lieber auf der Seite des Inselvolks, die Bergischen lieber an der Seite der Burgunden kämpfen. Das Inselvolk schickte den stattlichen Kriegerfürsten Volkan, nicht zu verwechseln mit Volkan anh Garesch, dem Zweiten dieses Namens, der zur gleichen Zeit Baron in Arbon war und noch ist. Volkan vom Inselvolk wurde Freund mit Sarimor vom Silbermeer und heiratete dessen Tochter. Die Burgunden schickten einen frechen Elben Namens Jako Modelaris, der behauptete, das umstrittene Land sei sein rechtmäßiges Erbe und sein Gefolge nicht im Griff hatte, das Schmähungen gegen sowohl Aribor, als auch Ardor II. ausstieß. Da warf Karoman II. die Burgunden aus dem Land und versprach dem Inselvolk Waffenhilfe. Dies sollte sich als schlechte Wahl erweisen. Zwar blieb das Inselvolk im Kampf unbesiegt, doch es plünderte und brandschatzte das fragliche Land nur, ohne es zu halten, sodass es am Ende doch dem Burgundenkönig zufiel.
Derweil hatten die Bergischen dem Hochfürsten Heerfolge und Geleit durch ihr Land versagt. Man sagte, dass burgundisches Silber die Elenden zu ihrem Verrat bewogen hat. Falls das stimmt, müssen sie sich billig verkauft haben, wie sich später zeigte. Der Hochfürst schickte also nach seinen verbliebenen Grafen und Rittern, um die Bergischen nieder zu werfen. Doch diese waren vorbereitet, hatten die Aldburg wohl bevorratet und ausgebessert und zudem noch ein großes Söldnerheer geworben, das sie nicht bezahlen konnten, wie sich später zeigte. Statt auf dem vom Feind bereiteten Boden zu kämpfen, lockte Karoman II. sie nach Arbon und suchte die Schlacht bei Nordern, wohin die Narren ihm Beutelustig folgten. Doch zu tollkühn kämpften die Grafen von Arbon und Flutland, zu tollkühn der Hochfürst und zu feige die sogenannten Krieger des Philonius. Wenngleich sie ein Blutbad unter den Feinden anrichteten, gerieten die drei zuvor Erstgenannten in Geiselhaft, sodass das Heer den Kampf beendete und Ove scheinbar siegreich heimkehrte.
In den Jahren seit ihrem Bestehen war Fahlgen stattlich angewachsen. Viel Volk hatte sich dort niedergelassen und den montrowischen Edlen die Herrschaft über die Burg abgeschwatzt, denen hernach nur die Liegenschaften rundherum geblieben waren. Obgleich alle Karoman II. treuepflichtig waren, verwiesen die Burgbewohner ihre alten Herren der Tore, um sie den Bergischen auf ihrem Rückweg zu öffnen, die ein Gemetzel unter den Montrowen anrichteten, alles Land zwischen Fahlgen und Altberg unterwarfen und die Quellgrunder vertrieben. Caleb vom Stamm der Montowen floh mit ihren verbliebenen Kriegern zu den anh Namar, die die anh Garesch um Hilfe baten. Volkan II. ging nach Fahlgen, brannte alles nieder und tötete alle dort. Später machte Karoman II. Caleb zur Baronin von Montrowien, die die Siedlung neu erbaute und sie Caer na Dun nannte.
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Doch zuvor war der Hochfürst in Altberger Gefangenschaft. Philonius wollte sich sogleich daran machen, das Reich als letzter Graf Trigardons zu verwalten und mit Ove zu verhandeln. Doch Flint versammelte die Ritter vor dem Dan Turaljon, dem Sohn von Kara Turalja aus dem Hause Arden und klagte Philonius des Hochverrates an. Dieser floh nach Anrea, ehe er von seinem Schuldspruch hörte. Nun kaufte Flint bergische Knechte, die einer kleinen Schar von Kriegern die Tore der Aldburg öffneten. Turaljon nahm dreizehn Streiter mit sich, drang bei der Siegesfeier der Verräter ein und sagte zu Ove: Ich bin der Hagel über deiner Ernte! Dann befreiten die Helden Karoman II. und Aribor. Später machte der Hochfürst Turaljon zum Baron des Ardenufers.
Doch zuvor war Ardor II. in der Gefangenschaft des Herrn Sgeldar, den man den Wodanier nennt. Dieser hatte sich mit Ove verbündet, weil jener ihm eine Grafschaft in den trigardonischen Landen versprochen hatte. Als er merkte, dass er das Versprochene unmöglich von den Bergischen erhalten konnte, verlangte er von seiner Geisel Land gegen Freilassung. Ardor II. bot ihm an, in Altgar zu siedeln, dort Graf zu werden und ihm bei der Eroberung dieses Landes zu helfen. Damit brach Ardor II. nicht den Vertag Wastans, denn er wollte Sgeldars Huldigung gegenüber Karoman II. vermeiden. Doch dies alles wurde unbedeutend, weil König Rasim aus dem Haus Equinox den Vertag mit Wastan noch im folgenden Sommer brechen sollte. Doch zuvor wurde Ardor II. freigelassen. Mit ihm wurde Emendon, der Sohn von Rikarda Natascha aus dem Hause Erlenfels, freigelassen. Denn dieser hatte mit seinem Leib ein Geschoss aufgefangen, das ansonsten Karoman II. getroffen hätte. Obgleich er von den Bergischen nicht fortgeführt worden war, hatte er sich freiwillig in Gefangenschaft begeben, um seinem Herrn Ardor II. noch in der Geiselhaft aufwarten zu können. Später machte der Hochfürst ihn zum Baron von Erlenfels.
Derweil ermahnte Adrian, der nach Wastan zum Meister der Priester Des Besonnenen gewählt worden war, die Edlen, die Weisen, die Kundigen und alles Volk zur Buße und Rückkehr. Er wusste, dass die Ungläubigen nur deshalb den Sieg davon getragen hatten, weil das Wort Der Götter mit Irrlehren beschmutzt worden war. Also rief er zum Heiligen Konzil der Siebenfaltigkeit. Die Häuser Der Königinnen Der Vier Winde Und Der Nebelgeister, das Haus Des Königs Der Unterwelt und die Priester Der Säulen Der Erde schickten ihm Gelehrte, nur Phyrain, der Meister des Dunkelwälder Ordens und Phosphoros, der Meister des Sonnenhauses und Verwalter von Nordern, den der Hochfürst zu seinem Hofkundigen gemacht hatte, diese Beiden verweigerten sich. Dennoch suchte Adrian, die Freundschaft zu ihnen zu bewahren und machte sich mit den Übrigen daran, die Lehre zu reinigen. Auch wusste er, dass der Glaube wieder ein Schwert brauchen würde und rief die Krieger, um Demutsgelübde abzulegen. Das Haus Des Waffengottes schrieb eine Ordensregel. Der Dan war der erste, der dem Ruf folgte und Den Göttern gefiel es, dass er Das Schwert Des Richters Der Gläubigen gegen Das Schwert Des Richters Der Ungläubigen tauschte. So wurde der Orden des Heiligen Karoman in ersten Tagen des dreiundzwanzigsten Jahres nach seinem Martyrium neu gegründet.
Inzwischen pflegte Calinop fleißig Briefe mit Philonius zu schreiben und vergiftete das Herz Drebicks und mit diesem zusammen auch das Herz Aribors, als dieser heimkehrte. Erfüllt von dümmlicher Bosheit versprach er Aribor die Waffenhilfe des ganzen Kleinen Volkes, wenn er die Flutländer nach Nordern führen und Karoman II. mit Gewalt stürzen würde. Alle frommen Menschen klagen darüber, dass Calinops Schlechtigkeit gedieh. Noch vor dem Fest der Freundschaft zog das flutländische Heer aus und Karoman II. ritt ihnen entgegen. Drei Mal begehrte der Hochfürst zu verhandeln, doch Aribors Getreue verstanden diese Großzügigkeit nicht und warfen ihrem Herrn sogar Schwäche vor, als dieser darauf eingehen wollte. So war er zum Kampf gezwungen. Das Kleine Volk folgte nicht Calinop sondern Flint, der seine Treue zum höchsten Fürsten höher schätzte als seine Treue zum flutländischen Vorrang.
Turaljon erschlug Aribor und Flint erschlug Calinop. Nachdem die Flutländer niedergeworfen waren, weinte Karoman II. am Leichnam Aribors, so auch Ardor II. und Emendon und Weitere. Turaljon aber hatte, von brennendem Eifer erfüllt, damit begonnen die Gefangenen nach ihrem Glauben zu befragen. Diese sagten, dass sie für den, der sie da frug, nur einen Gott kennen würden. Damit meinten sie zwar Den Herrn Blutiger Schlachten, doch Turaljon sah nur Frevel, den er meinte tilgen zu müssen. Einen nach dem Anderen schlug er tot, bis Karoman II. ihn persönlich davon abbrachte. Danach ließ er Drebick und die Übrigen frei, ohne noch Weiteres von ihnen zu verlangen. Trogan, Drebicks Stiefsohn und Schildträger, unterwarf sich der Gnade Der Götter und legte das Gelübde vom Orden des Heiligen Karoman ab. Und die verbliebenen Flutländer huldigten Drebick.
Das Fest der Freundschaft wurde ohne Flutländer gefeiert. Da erreichte den Hochfürsten die Kunde, dass Rasim den Vertrag mit Wastan gebrochen und Altgar erobert hatte. Und Ardor II. erreichte die Kunde, dass Sgeldar sich heimlich mit Philonius verbunden hatte, weil dieser ihm eine Baronie in den trigardonischen Landen versprach. Nach den Aufständen in Altberg und Flutland musste Karoman II. dies hinnehmen, doch er schickte Krieger in den Süden, die wenigstens die Grenze sicherten, ließ Wachtürme und Reiterkastelle bauen und verfügte, dass von nun an zu jeder Zeit Reiter und Läufer Kunde von dort bringen sollten. So geschieht es bis heute und man nennt sie die Grenzläufer. Sodann machte er sich auf zum Winninger Regenten Bernulf, der für die ledige Gräfin dieses Landes die Geschäfte führte und Zeuge von Wastans Vertrag war. Er freite die Gräfin und wollte den gerechten Bund gegen Anrea schmieden. Doch die Gräfin heiratete lieber einen Vasallen den sie liebte und bekümmerte sich nicht um den Vertragsbruch. Der Hochfürst kehrte also ohne Bund in die Heimat zurück. Er sollte nicht die Zeit für weitere Herrschertaten haben.
Unterdessen hatte Drebick in seinem Wahn befohlen, das Kleine Volk, so es denn in seiner Grafschaft ansässig war, zu vertreiben und die Flutländer richteten ein Gemetzel unter ihnen an. Flint nahm sie auf und bat Ardor II. um dessen Schutz. Dafür wurde er dessen Vasall. Derweil wurde Turaljon ermordet. Manche sagen, dass dies flutländische Wölfe getan hatten, doch man fand die Mörder nicht. Ihm folgten der Halbbruder Ardors II., Jurek und der ehrwürdige Bruder Estron als Meister vom Orden des Heiligen Karoman nach. Derweil wurde Sarymor vom Silbermeer ermordet. Man weiß nicht, wer das getan hat. Derweil hatte Philonius viele Barbarensöldner gesammelt, bewaffnete das Häuflein, das er im Waldvolk finden konnte und stellte diese alle unter Drebicks Banner, der die Flutländer zur Schlacht nach Nordern führte. Erneut zogen ihnen Karoman II. und Ardor II. entgegen. Und wieder sah es so aus, als würde der Hochfürst über seine Feinde obsiegen. Doch als die Schlacht am heftigsten tobte, gab Jurek den Leibwächtern des Hochfürsten das Signal, diesen vom Kampfe abzuschirmen, ergriff dessen Zügel und wandte sich scheinbar zur Flucht. Sie ritten eben nur so weit dass es reichte, Trogan in die Nähe des Hochfürsten zu bringen. Dieser vermeinte, Ischans Rache zu vollziehen und stach unseren Herrn nieder. So starb Karoman II. in den letzten Tagen des dreiundzwanzigsten Jahres nach dem Martyrium seines Großvaters.
Was sollte nun geschehen? Die Waffentaten endeten. Jurek und Trogan suchten Schutz im Haus Des Kriegsgottes. Drebick wurde halb tot vom Feld geführt. Ardor II. und die Arbonier waren verzweifelt und verstanden den Willen Der Götter nicht mehr. Da schlichtete Phosphoros zwischen Philonius und Ardor II. Die Drei ordneten die Dinge nur für den Moment: Dem Statthalter von Nordern sollten alle huldigen, die Aufständischen sollten begnadigt werden, nicht mehr der Hochfürst, sondern die Grafen sollten die Ritterwürde spenden und alle sollten Ardor II. Heerfolge leisten. Damit begann die Regentschaft von Erzkanzler Phosphoros.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das vierundzwanzigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann damit, dass Flint seinen bergischen Freunden empfahl, ihren Grafen aus dem Land zu werfen und dem Erzkanzler zu huldigen. Diese brachten die Botschaft, dass die Kundigen der Scola Scire in Anrea ihnen das Gleiche empfohlen hatten, nur dass sie König Rasim huldigen sollten. Philonius half mit viel Silber nach, dass sie dem Erzkanzler zu huldigen versprachen und sich Oves entledigten.
Unser Hochmeister Ardor II. trauerte. Er fragte die Arbonier, ob er nicht wieder Krieg mit den Fürstenmördern beginnen solle. Einige sagten, dass es so sein solle. Andere sagten, dass sie ihm nur dann folgen wollten, wenn er zuerst die Schande in seiner eigenen Sippe tilge. Adrian sagte ihm, dass er das nicht dürfe, da Jurek, der von Turaljon die Cirkaterwürde erhalten hatte, nicht von Sterblichen gerichtet werden könne. Doch welches Urteil Die Götter für ihn finden würden, war noch nicht ergründet. Einige sagen, Jurek zeige Anzeichen des Wahnsinns.
Immerhin zeigte sich das Urteil der Götter sehr deutlich in Flutland. Eine schwere Hungersnot brach aus und Drebick siechte das ganze Jahr vor sich hin. Die Flutländer huldigten dem Erzkanzler nicht und man fragt sich, ob sie überhaupt noch irgendwem folgen.
Auch unser Eidmeister Emendon fragte sich, was wohl der Wille Der Götter sei. Er wanderte Barfuß durch den Schnee und betete den ganzen Weg vom Erlenfels bis zu der Stelle, wo man einst Wastans Leichnam gefunden hatte. Dort hatte er eine Eingebung und sah Wastan, der lächelnd auf den Boden deutete und sprach: Erkenne die verronnenen Sandkörner! Emendon befahl zu graben und man fand unter dem Boden ein kleines Gemäuer. Darin fand er eine Urne, auf der in goldenen Lettern der Name von Königin Timora Saru geschrieben stand und dass sie im siebzehnten Herrscherjahr des zweiten Königs von Gar gestorben war. Doch nur Emendon konnte es lesen. Bei der Urne lagen Schmuck und Dolch einer Königin und ein Buch, das in den Lettern der Vergessenen Sprache eng beschrieben war. Nur Emendon konnte es lesen.
Derweil hatte Ardor II. einen Traum, in dem ihm der Heilige Karoman erschien. Und dieser berichtete unserem Hochmeister, dass der Heilige Danason in seinen Knecht Emendon eingefahren sei, wo er nicht mehr als neunundvierzig Tage verweilen dürfe. Also ging Ardor II. zu Emendon, erfuhr von dessen Fund und begehrte, dass dieser sogleich aufschreiben solle, was nur er lesen konnte.
So schrieb Emendon in neunundvierzig Tagen das Leben und die Taten des Heiligen Danason auf, so wie es einst seine jüngste Gattin Timora Saru getan hatte und bewahrte das Wissen in der Sprache, die wir heute sprechen. Währenddessen glühte er wie vom Jahansbrennen. Wenn nicht Adrian, Phosphoros und Panthea ihm gesegneten Trank und Speisen dargebracht hätten, wäre er gewiss gestorben, ohne das Werk zu vollenden. Und nachdem es vollendet war, verfiel das Buch, das man in den alten Tagen Timora Saru ins Grab gelegt hatte, zu Asche, für die wir eine Urne machten.
Im Gedenken an den Heiligen Danason wollte Ardor II. einen Orden stiften, dessen Kloster nun über dem Grab der Königin Timora Saru erbaut wird. Doch weil Danasons Orden einer von Brüdern und Schwestern des Schwertes sein muss, fragte er Sarima und Panthea, ob ein zweiter Cirkaterorden auch den Segen des Heiligen Karoman habe. Da sprach Sarima, dass Adrian und Turaljon sie dies nicht gefragt hatten, als sie den Orden des Heiligen Karoman gegründet hatten, sie ihren Segen aber gegeben hätte, wenn sie gefragt worden wäre. Wie sollte sie also ihrem Sippenoberhaupt Ardor II. diesen Segen verweigern, wo doch mit Emendon gerade ein Enkel des Heiligen Karoman vom Dan anh Son erleuchtet worden sei. Und Panthea weihte Ardor II. und Emendon zu Cirkatern.
Die beiden schrieben eine Ordensregel, drei Priester Des Sonnengottes, vier Priester Des Feuergottes und sieben Ritter legten ihr Gelübde ab und sagten, sie wollten Sonnenlicht und Feuer dienen bis sie alle fielen. Viele Weitere folgten ihnen. So wurde die Bruderschaft des Heiligen Danason am siebenten Sion der siebenten Sina gegründet und alle jubelten, allen voran die Cirkater vom Orden des Heiligen Karoman.
Die Meister beschlossen, dass unsere wehrhafte Bruderschaft eine Jahresschrift haben solle, in der geschrieben steht, wie es zur Ordensgründung gekommen ist und in die jedes Jahr in den kürzesten Tagen Neues geschrieben werde. Und siehe: Dies ist, was hier geschrieben steht.
Es wurde das Fest der Freundschaft gefeiert und Ian Lure aus dem Hause Oni wurde der Dan. Aber Einige sagten, dass einer vom Inselvolk nicht Dan sein könne und sie versuchten ihn zu morden. Doch Den Göttern gefiel es, sie scheitern zu lassen.
Dem Erzkanzler wurde versprochen, dass unsere wehrhafte Bruderschaft ihm Schutz und Treue gewähren würde. Wir ließen ihn nicht aus den Augen.
Die Bergischen vertrieben Ove und versprachen, dem Erzkanzler zu huldigen. Doch sein Herold kehrte nicht zurück. Dann schickte Phosphoros Jurek, Estron und Weitere nach Altberg. Bislang sind sie nicht zurück.
Phyrain, der Meister des riasinatischen Ordens, kam derweil auf Reisen zu Tode. Sein Schüler Tengyl, ein Cirkater jenes Ordens, beanspruchte die Meisterwürde seines Lehrers für sich. Aber Philonius wies ihn ob seines Versagens zurück und machte sich selber zum Meister. Unser ehrwürdiger Bruder Derias168 berichtete unserem Hochmeister und unserem Eidmeister, unter welch rätselhaften Umständen Phyrain zu Tode gekommen ist. Es scheint, dass sein Tod zugleich seine Reinigung durch Die Königin Des Himmels war.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde
das fünfundzwanzigste Jahr nach dem Martyrium des Heiligen Karoman.
Das Jahr begann mit Nachrichten des Grauens. Während der Erntezeit im vorangegangenen Jahr hatte eine Plage von ungekannter Schrecklichkeit im Verborgenen damit begonnen, Verderbnis über all jene Sippen in Montrowien zu bringen, die ihre Toten nach bergischer Sitte unverbrannt bestatten. Die Toten, gleich in welchem Grade des Verfalls, erwachten zu lästerlichem Unleben. Zugleich war ein Lockruf vor die Tore der Unterwelt gedrungen, wir wissen nicht von wem, der den hochmütigen Seelen Wiedergeburt versprach, wo nur Unleben sein konnte. Diese fuhren in Leichname ein oder wurden von perversen Daimonen, deren Neugier geweckt worden war, in wahnhafte Gestalten gekleidet, Leiber, die halb Fleisch, halb Schatten waren. Heimlich erst mordeten die Vorgenannten die Lebenden, die sie in Lebende Tote verwandelten, bis das schwärende Grauen zum Heerwurm der Schlechtigkeit gewachsen war und den offenen Kampf wagte.
Beim ersten Schneefall vernichteten sie die Ansiedlungen aller in Montrowien verbliebenen Bergischen, Quellgrunder und Montrowen, lauerten den Menschen auf, die sich halb wahnsinnig vor Furcht zur Flucht gewendet hatten, machten sie nieder und ihre Leiber zu ihrer Beute. Die Baronin fiel bei der Verteidigung von Caer na Dun, doch dessen Tore hielten stand und auch ihr Leichnam wurde nicht verdorben. Die Kriegsherrin der Lebenden Toten hatte ihr Gesicht und ihre Helmzier gezeigt, auch wenn man ihren Namen nicht erfuhr. Sie zog ihr Heer zurück um später zu kämpfen.
Vom Längstal kamen so schnell es gelang, Estron und Jurek mit einer kleinen Streitmacht vom Orden des Heiligen Karoman, um Cear na Dun zu helfen. Zusammen mit den wenigen Freiwilligen, die sich nach dem zügellosen Töten und dem Tod ihrer Herrin noch den Cirkatern anschließen wollten, verfolgten sie die Lebenden Toten. Doch sie wurden geschlagen. Mit knapper Not entkamen die Meisten, doch der ehrwürdige Vater Denubis169, Adrians Stellvertreter, wurde zum Märtyrer.
Daraufhin waren die Cirkater vom Orden des Heiligen Karoman tief erschüttert. Zum Zeichen der Trauer verhüllten alle Brüder und Schwestern ihre Gesichter mit Gebetsmasken, die sie in der Farbe von Asche färbten, für Jahr und Tag. Jureks Wahnhaftigkeit wurde so groß, dass er allseits verkündete, dass nicht sein Ziehvater Sairan, sondern er selbst der erste unter den Kriegsherren Arbons sei. Auch soll er gesagt haben, er habe einen Blick auf die Tore der Unterwelt geworfen. Adrian schickte nach dem ersten Priester170 Der Göttlichen Heilerin, ließ Jurek binden und sie vollzogen an ihm die Große Reinigung und trieben ihm alle bösen Geister aus. Sie gingen dabei so weit, dass er sieben heilige Momente lang nicht atmete und sein Herz stehenblieb. Doch Den Göttern gefiel es, sein Leben zu verschonen. Hernach gaben Sie ihm Das Schwert, Das Den Frevel Sühnt, um es gegen die Lebenden Toten zu führen. Adrian empfahl, von nun an alle Cirkater so zu weihen.
Derweil hielt unser Hochmeister171 Kriegsrat und befahl das Folgende: Baruch172 sollte mit den schnellsten Reitern durch das montrowische Land eilen und allen dort kampflose Flucht befehlen. Er befahl ferner, dass alle ihre Toten nur noch nach siebenfaltiger Sitte bestatten mussten, auch wenn sie fremde Kulte pflegten. Denn er wusste, dass jede noch so kleine Niederlage unsererseits einen doppelten Sieg für den Feind bedeuten würde. Er versammelte ein Heer ungewöhnlicher Größe, um die Lebenden Toten in einer Woge des Lebens zu erdrücken. Ian und seine Gattin Munin173 aus Onis Haus riefen viele Krieger von den Inseln zur Hilfe, unter diesen auch Allastian174 aus Bonas Fürstenhaus175 von der Insel Vada176, der auch schon ein Freund Karomans II. gewesen war, und Berrat von der Küste177, den Fürst der Insel Yddland178. Unser Hochmeister rief seine Freunde aus dem Lande König Hagens179 von Taëria180 zur Hilfe und sein Freund Sieghard181, ein zarorischer182 Fürstensohn, schickte ebenfalls Krieger.
Nach der Schneeschmelze zog das Heer in möglichst langsamem Marsch gegen die Lebenden Toten, sodass jeder Kriegsherr stets genaue Kunde über Weg und Rast des Anderen bekam. So gelang es den Feind einzukreisen, so gut dies im Hügelland eben möglich ist. Die Götter schenkten uns den Sieg durch ein Wunder. Die Heerführerin unserer Feinde hatte ihre mächtigsten Scheußlichkeiten zum Keil geordnet, um unseren sich enger ziehenden Ring zu sprengen. Ardor II. sah seinen Plan schon scheitern. Doch als unsere Krieger den Boden verloren, der den Lebenden Toten den Ausweg eröffnet hätte, zerfielen alle Wiedergänger zu Asche, die eben diesen Boden betraten. Denn dort hatte Adrian zuvor die Asche des Heiligen Denubis verstreut. Obgleich die Schlacht manchen Ruhm brachte, wollte niemand jubeln und unser Hochmeister gab ihr keinen Namen. Dennoch siegten wir unter großen Opfern.
Man sagt, dass Philonius einigen Kundigen seines Ordens befohlen hatte, einige der Lebenden Toten, möglichst die mächtigsten Scheußlichkeiten, nicht zu vernichten sondern zu fangen, um sie zum Haus Der Mondgöttin zu bringen. Nichts davon geschah. Wir übergaben alle Überreste Dem König Der Unterwelt, Der die Verderbnis tilgte. Estron hatte Kunde davon bekommen, aber die fraglichen Kundigen bemühten Ausflüchte und flohen, ehe sie zu einem Richter davon hätten sprechen müssen.
Man fragt sich, woher die Montrowische Plage gekommen sein mag. Wir kennen nur eine Antwort darauf, dass sich nämlich die Scola Scire dieses Mittels bedient hatte, um König Rasim doch noch zum Oberherren Altbergs zu machen. Doch die Bergischen hielten gegen ihre Gewohnheit Wort und huldigten Phosphoros. Dieser setzte dort Allastian Bona zu Vada als Grafen ein und machte Munin und Ian zur Baronin und zum Baron von Montrowien, das um den Oberlauf des Derian erweitert wurde. Ardor II. verlangte aber, dass die Barone Montrowiens stets und für immer Vasallen des Grafen von Arbon sein müssten, was diese beeideten. Ardan anh Ardanshof183, ein Vasall des Philonius, der auch das Gelübde des Riasinatenordens abgelegt hat, wurde Dan. Er ordnete das Recht und schrieb ein Gesetz, das in allen trigardonischen Landen überall zugleich gelten soll. Manche sagen, damit habe Ardan sich übernommen, doch das Reichsthing beschloss, dass es so sein solle.
Phosphoros hatte sich jenseits der Mauern von Nordern, doch auf dem Boden der Freistatt, einen bescheidenen Tempel gebaut. Dieser Tempel wurde von bösen Geistern heimgesucht. Sie schlugen auch Tengyl mit Wahn, der die Priester und Cirkater, die den Tempel reinigten, schmähte und lästerliche Worte gegen die Heilige Schrift sprach. Nachdem alle sich Gewissheit verschafft hatten, dass Tengyl nicht mehr besessen sei, sprach Estron das folgende Urteil: Tengyl ist kein Cirkater mehr. Jurek pflichtete ihm bei. Unser Hochmeister pflichtete ihm bei. Unser Eidmeister184 pflichtete ihm bei. Adrian pflichtete ihm bei. Doch Philonius und Phosphoros wollten davon nichts hören und fragten, woher denn solche Sitten kämen und ob Adrian vorschwebe, dass künftig auch der Priester den Priester vom Amte bannen können solle und wo man damit hinkäme. Adrian antwortete mit dem dreihundertachtzehnten und dem dreihundertneunzehnten Vers185.
Berrat von der Küste wollte an der Seite von Heermeister Titus186 aus Neu-Leuenstein187 gegen König Heinrich188 von Normont189 ziehen. Er erbat die Hilfe des Grafen von Arbon für diesen Feldzug. Beim Kriegsrat leistete Jurek dem Fürsten von Yddland den Vasalleneid gegen den Willen seines Halbbruders. Das Tribunal sprach ihn des minderen Verrats schuldig und nahm ihm alle Würden. Adrian und Estron billigten es. Jurek ist kein Ordensmeister, kein Ritter und auch kein Cirkater mehr, wenngleich unser Hochmeister so gnädig war, ihn nicht zu verstoßen und als Sippenoberhaupt die Schande seines Halbbruders mit zu tragen.
In Neu-Leuenstein zeigte sich, dass Titus keinen gerechten Krieg gegen Heinrich kämpfen wollte und er überdies ein Feigling ist. Doch Heinrich wurde Freund mit Ardor II. und als er von der Bedrohung unserer Heimat durch die Krieger und die Kundigen aus Anrea hörte, schickte er sogleich eine stattliche Schar Ritter zu unserer Hilfe. Berrat hielt sich an Titus schadlos und nahm die Länder Tarnow190 und Korjak191.
Unterdessen beriet der Erzkanzler mit den Weisen und Gelehrten, wie denn die Schwarzen Künste bekämpft werden sollten. Philonius wollte sich in dieser Sache zum Richter machen und Adrian wollte sich zum Richter darüber machen. Doch sie konnten sich auf nichts anderes einigen, als dass nicht Phosphoros der Richter dieser Sache sein solle, obwohl er der kundigste Mann aller trigardonischen Lande ist. Da befragte er die Omen und Der König Der Wälder192 gab ihm eine rätselhafte Antwort. Aus den Tiefen des Dunklen Waldes kam ein Wesen, das einem fleischgewordenen Baumgeist gleicht. Es verspottete alle, die nach seinem Namen fragten, daher nannten viele ihn mit Namen, die ihnen so in den Sinn kamen. Die einfachen Leute nennen ihn schlicht Baum193. Das Wesen sprach, dass es dem Reich dienen müsse. Da beschloss Phosphoros, dass dieser der Richter in der Angelegenheit der Schwarzen Künste sein solle und nannte ihn den hohen Kommissar der Zauberkunst. Der hohe Kommissar ernannte Weitere zu Kommissaren.
Johann194 der Bretonenkönig195 wollte das Flamenland196 erobern, das Phillip II.197 von Burgund gehört. Wir versprachen Johann Waffenhilfe. Doch als dieser die Sache scheinbar nicht ernst nahm, während die Gräfin von Winningen allseits Verbündete gegen ihn und für Phillip II. suchte, darunter auch Berrat von Yddland, verhandelte Philonius mit ihr darüber, dass ihr Bund nicht von vornherein einen König zum Feind erklären solle. Derweil versprach Ardor II. den Herolden des Burgundenkönigs, sich zum Fürsprecher des Friedens bei Johann zu machen, wenn die Burgunden dafür uns Frieden und gute Nachbarschaft versprächen. Also besiegelte Phosphoros den Bund zur Verteidigung Winningens, das niemanden zum Feind hat. Und Berrat wurde davon abgebracht, Johanns Küsten zu überfallen.
Man feierte die zweite Sonnenwende und es wurde